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[ox] TELEPOLIS: "Free Software Matters"



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"Free Software Matters"

Brigitte Zarzer   04.06.2003 

Der Rechtswissenschaftler Eben Moglen über Meinungskontrolle und die 
Vision einer freien Gesellschaft durch Freie Software 

Eben Moglen [1] ist Professor für Recht an der Columbia University in 
New York und Mitglied des Vorstandes der Free Software Foundation. 
Morgen wird er an der Konferenz Open Cultures [2] teilnehmen und über 
"Free Software, Free Culture: After the dotCommunist Manifesto" 
sprechen. Zwei Tage lang werden in Wien Experten aus Wissenschaft, 
Kunst und Kultur über den freien Zugang zu Information, freie Software, 
Patente, Alternativen zu Wissensmonopolen, kabellose Community 
Networks, offene Distributionskanäle und neue künstlerische 
Ausdrucksformen referieren und diskutieren. 

 In Ihrer Kolumne Free Software and the Broadcast Media II [3] 
schreiben Sie über die Geschichte des Rundfunks: "Seit den späten 20er 
Jahren haben die Regierungen überall das elektromagnetische Spektrum 
unter der Vorstellung der Verwaltung, der öffentlichen Treuhandschaft 
oder des öffentlichen Eigentums kontrolliert." Wie hat sich dieses 
Kontrollmodell auf die öffentliche Meinung ausgewirkt? 

   Eben Moglen: Als ein Modell zur Schaffung der öffentlichen Meinung. 
In den Ländern, in denen der staatliche Rundfunk dominant ist, 
manipuliert die Regierungsmacht die Meinung in Formen, die vor dem 
Zeitalter des Rundfunks nicht möglich waren. Deutschland, Italien und 
Russland in den 30er Jahren hatten Regierungen, die das Radio auf diese 
Weise nutzten, und die Ereignisse im Balkan und in Ruanda in den 90er 
Jahren zeigen ebenfalls diese Gefahr. In Ländern, in denen private 
Unternehmen das Fernsehen entweder in Form eines Oligopols oder direkt 
in der eines Monopols besitzen, können ähnliche oder sogar noch ein 
wenig subtilere Auswirkungen entstehen. Im gegenwärtigen Italien zeigt 
sich die eine Pathologie, in den USA die andere.   

 Sie unterstützen GNU und sagen "Free Software Matters". Warum und wie? 

   Eben Moglen: Freie Software stellt das überaus wichtige Fundament 
bereit, das bestimmt, wie das Netzwerk um uns herum in einer Form 
"funktioniert", so dass Benutzer es individuell und kollektiv verändern 
und gemeinsam besitzen können. Das bedeutet, dass die Technologie des 
Netzwerks ihren Benutzern dient und sich entsprechend ihren 
Bedürfnissen entwickelt, anstatt von denjenigen kontrolliert zu werden, 
die sie manipulieren. Freie Software betreibt ein Netz, das nicht die 
Benutzer überwacht, weil diese den Lauschcode entfernen können. Sie 
zensiert nicht die Benutzer, weil diese die Blockaden entfernen können. 
Und so weiter. Freie Software bedeutet, ein Netzwerk zu haben, das in 
Freiheit von den Menschen und für sie gestaltet wird. 

Viele Organisationen in den USA kritisieren den Digital Millennium 
Copyright Act (DMCA). Was denken Sie darüber?   

   Eben Moglen: Der DMCA ist ein technologisches Kontrollgesetz, das 
versucht, eine sichere Gesellschaft nur für die Hersteller der 
kommerziellen Massenkultur zu schaffen.   

 Haben Sie eine Zukunftsvision für die Befreiung durch die Medien? 

   Eben Moglen: Im 21. Jahrhundert müssen wir eine Gesellschaft 
aufbauen, in der Computerhardware billig und allgegenwärtig ist, wie 
dies in den USA, aber nicht in Europa der Fall ist. Wir brauchen 
Software, die alles macht, was Menschen benötigen, und die frei 
kopiert, verändert und weiter gegeben werden kann. Das hat die Bewegung 
für Freie Software grundsätzlich ermöglicht. Wir müssen allen Menschen 
in den Entwicklungsländern gleiches Recht zur Kommunikation im Netz 
über die Benutzung von Funktechnologien geben, die auf einem 
elektromagnetischen Sprektrum basiert, das öffentliches Eigentum ist. 
Die Menschen müssen imstande sein, jeden an jedem Ort und zu jeder Zeit 
zu erreichen, ebenso sollen alle dem kostenlos zuhören oder zusehen 
können, was wir sagen oder zeigen wollen. Es sollte ein Geburtsrecht 
für einen gleichen Anteil an der Bandbreite des Spektrums geben. Das 
ist technisch möglich, aber der Kampf hat gerade erst begonnen, das 
soziale, politische und legale System daraufhin umzustellen.   

Links 

[1] http://moglen.law.columbia.edu/
[2] http://opencultures.t0.or.at/
[3] http://moglen.law.columbia.edu/publications/lu-26.pdf

Telepolis Artikel-URL: 
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/14937/1.html 

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