Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?
- From: "Franz J. Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
- Date: Mon, 02 Jun 2003 20:20:49 +0200
nur eine Anmerkung
liste oekonux.de (Stefan Meretz) writes:
Du kannst dir Selbstentfaltung als massenhaftes kollektives
Handlungsmuster, als konkrete Allgemeinheit, als Art und Weise der
Vergesellschaftung nicht vorstellen - lese ich dich so richtig?
Nein.
Ich sehe bloß nicht ein warum sich dieses Handlungsmuster nicht im
"Modus der dritten Person beschreiben" läßt.
Wenn Du so willst, gibt es eine ganze Soziologie der GPL - Gesellschaft.
Wenn ich öfters gegen Soziologie argumentiere, dann deshalb, weil
es mir um die Spezifika von Gesellschaftsformationen geht, nicht des-
wegen, weil die Beschreibung sozialen Handelns dieses automatisch
verdinglicht.
Vielleicht haben wir auch eine Differenz, wenn es um den Begriff der
Selbstentfaltung geht. Ich würde die Sache, um die es nicht nur in
Öekonux, sondern weltweit geht, einfach so beschreiben:
Durch die massenhafte Verbreitung von Automatisierungstechnologien
ist das industrielle Kopierverfahren weitgehend obsolet geworden.
Stattdessen ist der gemeinsame Einsatz für die Verbesserung und
Effektivierung produktiver Algorithmen unbeschränkt lohnend
geworden, die zusammen mit realisierender Technologie einen
weit größeren Grad menschlicher Selbstbestimmung erlauben.
Aus dem aus industriellen Lohnverhältnissen zunehmend heraus-
fallenden freien Produzenten entwickeln sich assoziierte und
zunehmend kreislaufförmige Kooperationszusammenhänge, die
einen Bereich der gesellschaftlichen Produktion nach dem anderen
zu dominieren beginnen. Industrielles Kapital verwandelt sich
zunehmend in strategisches Bezollungskapital, das gemeinsam mit
dem Staatsapparat durch gezieltes Lizensieren von Handlungs-
erlaubnissen die Produktion und ihren Mehrwert unter Kontrolle
zu halten versucht etc. etc.
Das sind doch alles Sätze im "Modus dritter Person" oder?
Das ist der erste Teil meiner Anmerkung. Der zweite zieht noch
eine recht radikale Folgerung, die sich explizit in Gegensatz
zu Deiner Folgerung stellt (dh wir müssen diesen gegensatz auflösen):
Ich stimme der Tendenz anderer Postings zu, daß es bei der Selbst-
entfaltung gerade nicht um die Trennung von Selbst und Natur-
Technologie geht. Gesellschaft ist doch gerade über die physische
Realität vermittelte Form des Zusammenwirkens von Menschen!!
Und eine Bewußtseinsform, in der nur mehr die erste Person
vorkommt, scheint mir ganz im Gegenteil hochideologisch,
weil und insoferne sie einen Zustand widerspiegelt, in dem
die gesellschaftliche Form vollends sich hermetisch
dem Urteil und Eingriff der Mitglieder der Gesellschaft ent-
zieht. Sie ist ein Produkt der Vollendung subjektloser Herrschaft.
Es gibt, um es polemisch zu sagen, nur mehr "Iche",
eine gemeinsam gestaltete Objektivität
ist im Rasen der Globalisierung verschwunden.
Das ist der Moment, in dem der Imperator gefahrlos
das Spielfeld betreten kann....
Folgerung:
Wir müssen also ganz im Gegenteil diese gemeinsame Objektivität
auf Basis der neuen Möglichkeiten der Technologie und Kommunikation
wieder zurückgewinnen!
das aber ist im Modus erster Person nicht möglich....
Franz
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