Re: [ox] Re: Interesse als Abstraktion
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Sat, 31 May 2003 17:47:32 +0200
On Friday 23 May 2003 23:04, Matthias Schulz wrote:
nur kurz ein Gedanke der mir gerade zufiel.
Ist das Interesse nicht eine Abstraktion (Verallgemeinerung) der
Handlungsgründe konkreter Menschen?
IMHO nein, aber trotzdem gute Idee.
Danke ;-)
Wenn du abstrahierst, siehst du von etwas ab. Oder noch deutlicher:
du ziehst etwas ab, nämlich das je individuell für den Handlungsgrund
relevante.
Genau, und das Interesse sieht doch vom je individuellen Handlungsgrund
ab. Z.B. sieht das Gruppeninteresse von den konkreten Gründen ab,
weshalb sich die Individuen überhaupt zur Gruppe zusammengeschlossen
haben. Ist das Interesse damit nicht abstrakt-allgemein?
So gesehen: ja!
Deswegen kann eine Verallgemeinerung der Handlungsgründe
konkreter Menschen (also erster Person) nicht ausschliessend,
abstrahierend, sondern nur einschliessend formuliert sein.
Genau, das Interesse ist ja auch nicht erster Person.
"einschliessend formuliert" --> meint doch, die Besonderheiten der
Elemente des Ganzen nicht weglassen sondern gerade als wesentlich
anzuerkennen. Ist es dann konkret-allgemein?
Das würde ich meinen, ja!
Daher ist für mich die Verallgemeinerung der je individuellen
Handlunsgründe der _Möglichkeitsraum_: Es ist der Raum der möglichen
Gründe je meiner Handlungen. Das bedeutet und ist IMHO das
Interessante: Meine Gründe können potenziell auch deine Gründe sein.
Darin liegt die Verallgemeinerung: Ich kann auch so handeln wie x,
denn es ist objektiv (ha!) eine Möglichkeit, weil x das tut.
Ok, der Möglichkeitsraum ist auch eine Verallgemeinerung, der die je
individuellen Handlungsgründe mit einschliesst. Damit bist du auch
schon beim konkret-allgemeinen.
Ja. Ich bin aber nicht über das abstrakt-allgemeine "gegangen".
Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen, nämlich dass das Interesse
nur eine Abstraktion ist, und man weiter gehen muss zum Konkreten.
Wozu brauchst du das abstrakt-allgemeine, das Interesse?
Geht der Weg für dich so "Handlungsgründe --> Interesse -->
Möglichkeitsraum"?
IMHO sind es zwei verschiedene Erkenntnisbereiche: Abstrakt-allgemein kann
man nur etwas über ein abstrakt-allgemeines Individuum sagen (meinetwegen
über die angesprochene Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme), nichts aber
über die Handlungen eines konkreten Menschen. Das geht im Modus der
dritten Person.
Konkret-allgemein können sich Menschen über ihre Handlungsgründe
verständigen und konkret-allgemein den Raum der Möglichkeiten bestimmen.
Das geht nur im Modus der ersten Person, interindividuell.
Btw.
meine ich auch, das sich die Gesellschaft gerade vom abstrakten zum
konkreten entwickelt.
Was meinst du damit?
Ciao,
Stefan
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