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Re: [ox] Text Holloway



Hi Stefan und Liste,

At Mittwoch, 5. März 2003 you wrote:

Alle diese Begriffe beziehen sich
auf eine Verhärtung des Lebens, eine Eindämmung des gesellschaftlichen 
Handlungsflusses, eine Schließung von Möglichkeiten. 

SM> Hier scheint das auf, was wir im H.-Thread ähnlich thematisiert haben.
SM> Dort wurde es dann auch als Organisation oder interindividuelle
SM> Regulation bezeichnet. Auch dies sind "Eindämmungen des
SM> gesellschaftlichen Handlungsflusses", "Schließung von Möglichkeiten".
SM> Das ist ja gerade das Ziel von Organisation, in die unendliche
SM> Vielfalt von Möglichkeiten eine Struktur zu bringen, die diese
SM> Vielfalt handhabbar macht.

SM> Diese Schließung von Möglichkeiten ist sowohl auf individueller Ebene
SM> als auch auf gesellschaftlicher Ebene der Beginn allen sinnvollen
SM> Handelns. Ohne diese Schließung von Möglichkeiten gäbe es gar keine
SM> Grundlage, auf der Handlung aufbauen könnte. Bei der großen
SM> Infrastruktur sind das z.B. Standards. Erst die Schließung der
SM> Möglichkeiten von Spurweiten bei der Eisenbahn macht ein Eisenbahnnetz
SM> überhaupt erst denkbar. Erst TCP/IP hat das Internet ermöglicht. Eine
SM> Schließung von Möglichkeiten gegen andere Standards, die durchaus
SM> existiert haben.

Sorry, wenn ich den Text mal kurzerhand aus dem Zusammenhang reisse,
aber hier liegt irgendwo (IMHO), jedenfalls zum Teil, der Hase im Pfeffer,
in der Schließung von Möglichkeiten.
Bis vor kurzem war ich durchaus der Meinung, daß sich Chaos oder das
Nichteinhalten von Standards in gewisser Hinsicht selbst regulieren
kann. Als Beispiel mal nicht Bombay ;-) sondern Neapel. Als ich vor
Jahren mal dort war, hatte ich vorher kein solches Chaos im Verkehr
angetroffen. Ampeln und sonstige Verkehrszeichen wurden schlicht nicht
beachtet, Beulen in den Autos der Normalfall, haben dort
wahrscheinlich nicht den gleichen Prestigecharakter als hier.
Trotz allem funktionierte der Verkehr, da die Leute es nicht anders
gewohnt sind.
Andererseits scheint es mir ohne Grundlagen, also völlig ohne
Symbole und ihrer Bedeutung (Standard) auch nicht zu gehen.
Als Beispiel die Schulschrift bei Grundschülern.
Mittlerweile schreiben 70 % die lateinische Ausgangsschrift, der Rest
vereinfachte Ausgangsschrift und ein paar nur noch Druckschrift.
Das wird von den jeweiligen Schulen einfach als Standard ausgesucht.
Ich habe noch nie so viele Kinder mit Problemen bei der Schrift
gesehen, da die Eltern anders schreiben, die Bücher in verschiedenen
Schreibschriften erscheinen etc.
(Will jetzt nicht im Web nach Beweisen suchen, das sind reale Probleme,
mit denen ich mich auseinanderzusetzen habe)
Haben die Menschen als Ausgangspunkt also keinen Standard, scheint es für
sie unheimlich schwer, sich zu orientieren.
Gleichzeitig tendiert Standard zu H.
Hat sich erstmal eine genügend große Basis daran gewöhnt, gibt es so
gut wie kein zurück.
Hier stellt sich nun die Frage inwieweit reguliert werden sollte und
ab wann der Machtmißbrauch einsetzt, z. B. das gewaltsame Erzwingen
von Standards, Gurtpflicht bei Autofahrern etc.
Es scheint so ein nebeneinander zwischen Chaos und Struktur durchaus
im Rahmen des Möglichen, je nachdem wo H. hin tendiert und vor allen
Dingen wer den Standard vorgibt, Kultur, Volksvertreter, Kapital, TÜV
oder jeder für sich etc.

AAAber, sind die Grundlagen oder von mir aus der Kern, unausgegoren, wird
alles andere ebendieses.
Es sollte vielleicht überlegt werden, an welchen Orten Standards
sinnvoll sind und wo dem Chaos eine Chance gegeben werden sollte,
spüre ich bei GNU/Linux schöne Tendenzen dazu.

Ich tendiere zu der Meinung, daß elementare Dinge wie Sprache,
Rechnen, das Beschaffen von Nahrungsmitteln, eben Grundlagen,
einheitlich sein sollten, folgendes aber weit gestreut werden
dürfte.
Lasse ich jetzt mal, so auf die Schnelle getippt, stehen,
ein weites Feld :-)

Grüße
Uli Holz

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