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[ox] Re: Herrschaft in den Protokollen



liste oekonux.de - stefan mn - schreibt:
Soweit mal wieder zu diesem Komplex. Für Kommentare,
Richtigstellungen, Erweiterungen, Falsifizierungen, Verifizierungen
etc. bin ich im Interesse einer Weiterentwicklung des Ausgebreiteten
wie immer dankbar.

Habe mich nicht wirklich in diesen Thread eingelesen, aber möchte eine
kritische Einwendung machen.

Die Feststellung "Herrschaft gibts überall" ist sehr billig zu haben,
die Frage ist, was sie uns wirklich bringt. Welche Handlungsanleitungen
sollen wir aus der Wiederfindung einer dünnen Abstraktion gewinnen,
die ihre Plausibilität nur durch die Vorstellung vom Chaos gewinnt?
Was hilft es uns weiter wenn Du uns drauf stößt, daß wir eine 
affirmative Stellung zum Begriff der Herrschaft einnehmen sollen?
Wir wissen deswegen kein iota mehr, was zu tun ist.

Herrschaft übersetzt Du in willentliche Festsetzung von Normen und
das Beharren auf Garantien ihrer Einhaltung.
Dabei zitierst Du die Straßenverkehrsordnung etc.

Dabei fällt mir schon auf, daß Du den Gewaltcharakter von Herrschaft,
ihr prinzipielles Unabhängig-Machen vom Einzelwillen, unter den Tisch
fallen läßt. Das fällt für Dich unter die Rubrik "Mißbrauch".

Für mich ist gerade diese Unterscheidung wesentlich: wie sehen Normen
aus, die nicht letztich auf ihre gewaltsame Gültigkeit rekurrieren müssen?

Du machst die Unterscheidung ja auch und sehr prinzipiell:

Die Debatte über Technik die Du andernthreads losgetreten hast und die
StefanMz m.E. ein wenig mißverstanden hat, ist ja eine nach akzeptablen
Normen. Die Entdeckung ist atemberaubend, daß Technikgestaltung selbst
*normativ* ist. Ich finde diesen Hinweis total OK, aber ich glaube es
genügt
nicht festzustellen "es gibt immer Normen und wir kommen um sie nicht
rum", sondern auch umgekehrt zu fragen: "wem nützen diese Normen" und
"welche Normen sollen gelten?". Das tust Du praktisch und irgendwie ist
das nichts anderes als die alte Idee vom herrschaftsfreien Diskurs.

Franz



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