[ox] TELEPOLIS: Einbrecher-Werkzeug oder DMCA-Sargnagel?
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- Date: Wed, 4 Dec 2002 12:14:39 +0100
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Einbrecher-Werkzeug oder DMCA-Sargnagel?
Janko Röttgers 04.12.2002
Elcomsoft-Prozess beginnt mit ersten Zeugenvernehmungen
Gestern hat vor einem kalifornischen Gericht der Prozess gegen die
russische Firma Elcomsoft begonnen. Am ersten Verhandlungstag wurden
bereits zwei Zeugen vernommen, der Ebook-Hacker Dmitry Sklyarov gehörte
jedoch noch nicht dazu.
Zur Eröffnung des Prozesses erklärte Staatsanwalt Scott Frewing,
[1]Elcomsoft habe sich an dem Verkauf eines Einbrecher-Werkzeugs
bereichert. Gemeint ist damit das umstrittene Advanced
Ebook-Processor-Programm, das sich zum Umgehen der Kopierschutzsperren
des Adobe Ebook-Formats nutzen lässt. Elcomsoft-Anwalt Joseph Burton
erklärte dazu vor Gericht, das Programm sei lediglich dazu gedacht
gewesen, Besitzern von Ebooks mehr Flexibilität zu bieten. Außerdem
habe man in den USA insgesamt nur fünf Exemplare des Programms
verkauft.
Nach den einleitenden Statements beider Parteien kam es zur ersten
Anhörung zweier Zeugen der Anklage. Der berühmteste aller Zeugen wurde
aber am Dienstag noch nicht geladen: Dmitry Sklyarov soll als
ehemaliger Elcomsoft-Mitarbeiter sowohl von der Anklage als auch der
Verteidigung in den Zeugenstand berufen werden. Sklyarov war im Juli
2001 in New York wegen seiner Beteiligung an der Programmierung des
Ebook-Processors verhaftet worden ( [2]Dmitry Sklyarov angeklagt). Nach
einigen Wochen Haft wurde er auf Kaution entlassen. Seinen Heimweg
konnte er erst antreten, als er den russischen Behörden Kooperation bei
der Klage gegen Elcomsoft versprach ( [3]Russischer Programmierer
frei).
Testfall für den DMCA
Besondere Beachtung findet der Prozess gegen Elcomsoft auch deshalb,
weil er ein erster Testfall für den 1998 verabschiedeten Digital
Millenium Copyright Act (DMCA) ist, der das Umgehen von
Kopierschutzmaßnahmen unter Strafe stellt. So bekommt Elcomsoft
Unterstützung von der Electronic Frontier Foundation ( [4]EFF). Die EFF
möchte den Fall dazu nutzen, den DMCA für unkonstitutionell zu
erklären.
Der Prozess konnte erst mit Verzögerung beginnen, da Sklyarov und der
Elcomsoft-CEO Alexander Katalov im Oktober kein Visum für ihre Reise in
die USA bekommen hatten. Am heutigen Mittwoch wird er mit der Anhörung
weiterer Zeugen fortgesetzt. Die Verteidigung möchte neben zahlreichen
Adobe-Mitarbeitern auch Kunden von Elcomsoft in den Zeugenstand
berufen, um sie nach ihren Beweggründen für den Kauf des
Ebook-Processors zu fragen. Insgesamt wird mit bis zu fünf
Verhandlungstagen gerechnet.
Links
[1] http://www.elcomsoft.com
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/9427/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11340/1.html
[4] http://www.eff.org
Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/13725/1.html
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