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[ox] Begriffsbildung (war: Die Schlauch-Seil-Inkontingenz)



Hallo liebe Freunde der Begriffsbildung,

leider hatte ich letzten Monat keine Zeit in Eure interessante
Diskussion einzusteiegn, aber das kann sich ja nun aendern. Als
Hegelianer (siehe http://kai.froeb.net/hegel.html) interessiert mich
Eure Diskussion besonders, da es anscheinend um die hegelsche Logik
geht.

Vorweg ein paar vielleicht hilfreiche Links:

Ein kleines Mini-tutorial Begriffsbildung fuer
Anfaenger/Nicht-Hegelianer:
http://hegel-werkstatt.de/artikel/logik/begriff.htm

Gute Buchtipps zur hegelschen Logik:
http://hegel-werkstatt.de/resourcen/buecher/index.htm#2.%20zu%20Hegels%2
0Logik


Speziell fuer das Elefantenbeispiel moechte ich noch auf mein etwas
abeichende Benutzung des Beispieles hinweisen (haengt aber natuerlich
alles 
zusammen), unter: http://hegel-werkstatt.de/english/pluralism.htm

Hier stehen die verschiedenen Sichtweisen des Elefanten fuer all die
verschiendenen "Aspekte"/Blickwinkel/Erfahrungen/Theorien zu dem
Elefanten und aus dem gesuchten Begriff des Elefanten sollten diese 
erklaerbar sein.

Dementsprechend ist auf den Einwand 


Aber auch der Elefant ist ja nicht der Weisheit letzter Schluss. Der
Elefant kann ja als Teil einer Herde betrachtet werden und dann ist er
wieder nur Bestandteil einer Gesetzmäßigkeit: Viele Elefanten kommen auf
einem räumlich stark begrenzten, aber dennoch wechselnden Gebiet vor.
<<<<

zu sagen, dass auch dies (z.B.: den Elefanten "sozial", "oekologisch",
generell: im Zusammenhang) zu betrachten, auch eine weitere Sichtweise
ist, die eben in der Begriffsbildung einzugehen hat, wenn sie als
Sichtweise einmal vorhanden ist.

Bevor ich noch auf einige einzelne Punkte der letzten Mail von Stefan
Merten 
eingehe, noch eine Vorbemerkung zu seienm abschliessenden Absatz


Um Oekonux als Beispiel zu nehmen: Wenn ich da einen Einführungsvortrag
halte, dann stelle ich mich auch nicht erst eine Stunde hin und erkläre
die Mechanik einer Mailing-Liste - was ich eigentlich müsste, da dies
der hiesige Prozess der Begriffsbildung ist. Nein, ich präsentiere in
einer knappen Stunde o.ä., die Konzentrate unseres gemeinsamen
Erkenntnisprozesses. Dadurch gehen die anderen Teile nicht weg - sie
sind nur gerade nicht im Fokus. <<<

a)
IMHO ist es sinnvoll, hier zwei Ebenen zu unterscheiden:
das technische Mittel der Diskussion, die Mailinglisten, und
theoretische
Grundlagen eienr Diskussion, wie etwa
Logik/Begriffsbildung/Wissenschaftstheorie 
etc.

Wenn wir im Beispiel der bekannten ISO-7-Schichten-Modell der
Netzwerkkommunikation spraechen, dann waere die Begriffsbildung auf
Ebene der (unteren) Anwendungsschicht, die Mailingliste irgendwo weiter
unten bei der Transportschicht.

b)
Dagegen koennte man durchaus sinnvoll dafuer argumentieren, dass man
sich doch statt
mit solchen "Meta-Ebenen" wie der Begriffsbildung, Wuissenschaftstheorie
usw doch lieber 
mit dem Thema selbst befassen sollte.

Das ist in der Tat richtig, wie Hegel am Anfang seiner Enzyklopaedie
(Ende von
Paragraph 2) schreibt:


Dergleichen Behauptung käme mit der überein, daß wir nicht eher essen
könnten, als bis wir uns die Kenntnis der chemischen, botanischen oder
zoologischen Bestimmungen der Nahrungsmittel erworben, und wir mit der
Verdauung warten müßten, bis wir das Studium der Anatomie und
Physiologie absolviert hätten. Wenn dem so wäre, würden diese
Wissenschaften in ihrem Felde, wie die Philosophie in dem ihrigen,
freilich sehr an Nützlichkeit gewinnen, ja ihre Nützlichkeit wäre zur
absoluten und allgemeinen Unentbehrlichkeit gesteigert; vielmehr aber
würden sie alle, statt unentbehrlich zu sein, gar nicht existieren. 
<<<

Da wir bei praktisch allem was wir tun und reden, auch denken (oder uns
etwas dabei
gedacht haben -und sei es nur, dass man sich hierbei nichts besonders
denken muss, 
oder jemand anders sich etwas dabei gedacht hat - naeheres zu der
dahinter stehenden Psychologie in Hegels Theorie vom Subjektiven Geist,
am Anfang des 3.Buches der Enzyklopaedie), so kaemen wir in der tat zu
garnichts wenn wir bei jeder betaetigung unseres Geistes zunaechst diese
Grundlagen klaeren muessten.

Aristoteles sagt an einer Stelle sinngemass "Das staunen/wundern ist der
Anfang der Wisenschaft", da ja das offensichtliche keienr Wissenschaft
bedarf (da stimmt ja
die Erscheinung mit dem Wesen ueberein, genauer: es gibt kein Grund
diese Unterscheidung ueberhaupt vorzunehmen).

Dementsprechend wird man sich erst dann den Begriffen zuwenden, wenn
Probleme, Uneinigkeit usw. auftauchen, dann ist das allerdings durchaus
sinnvoll.

Aber natuerlich kann man sich auch, weil solche Situationen immer wieder
in der Praxis vorkommen, einmal dem Thema explizit fuersich widmen.

OK, nun ist es doch 1:46 (nachts) geworden, so das ich vorerst doch
nicht "auf einige einzelne Punkte der letzten Mail von Stefan Merten"
eingehen kann, aber vielleicht ist ja auch mit dem oben ausgefuehrten
schon ein Anfang gemacht.

HTH & alles Gute,
Kai

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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