[ox] Identitaet, Namen, Dekonstruktion und Oekonux
- From: "Tereza" <electricdragon gmx.net>
- Date: Sun, 13 Oct 2002 01:00:16 +0200
Heute erhielt ich von Stefan Meretz folgendes Mail. Er betrifft meine Beteiligung an der
Oekonux Konferenz im November.
Hi Rehzi,
es gab anläßlich deiner Mail zu deinem Namen eine Debatte im Orga-Team.
Hier stoßen verschiedene Kulturen aufeinander: Bei Oekonux ist es
ziemlich üblich, mit vollem Namen für eigene Beiträge zu stehen.
Pseudonyme sind nicht gerne gesehen. Mir persönlich ist das ziemlich
wurscht.
Trotzdem die Frage: Macht es dir was aus, deine Veranstaltung auf der
Oekonux mit dem vollem Namen zu kennzeichnen? Damit machst du einige Leute
glücklich, denen das wichtig ist bzw. andere, die sich darum nicht
streiten wollen.
Ciao,
Stefan
Ich moechte diesen Prozess transparent machen, weil ich eine Entscheidung/einen Vorgang
dieser Art nicht privat auskungeln moechte.
Meine Stellungnahme lautet wie folgt:
Ich bin nicht bereit, mir vorschreiben zu lassen, unter meinem mir staatlich- und
elterlicherseits auferzwungenen Namen aufzutreten. Das hat verschiedene persoenliche
Gruende, die ich hier aufzulisten nicht geeignet finde bzw. es die meisten Menschen auch
nichts angeht.
Ich wuerde das Projekt "Rehzi//HexenkuechenSyndikat" als Identitaetsprojekt sehen. Dies
entspricht in etwa der Situation, in der sich das, was unter meinem Koerper und Geist
subsumiert ist, gerade befindet. Rehzi ist auch ein geschlechtsunspezifischer und ein
nicht-biodeutsch-zuordenbarer Name, auch wenn er ausgesprochen einer bayrischen Kurzform
von Tereza angeliehen ist. Die Verwirrung und Uneindeutigkeit sind erwuenscht und gewollt.
"Rehzi//HexenkluechenSyndikat" und "Rehzi" sowie "Tereza" "Treezagreen" und andere sind
nicht einfach "unvollstsaendige" Namen oder simple "Pseudonyme", sondern ein Schritt in
Richtung Selbstverwirklichung, Selbstentfaltung und Ausbruch aus einer buergerlichen
Zwangsidentitaet. Sie sind vor allem mehr ein Teil von "mir" als mein buergerlicher Name.
Ich nehme mir das Recht, unter dem Namen aufzutreten, mit dem ICH mich identifizieren,
wohlfuehle und VOR ALLEM: den ICH fuer MICH gewaehlt habe.
Damit stelle ich mich nicht nur auf die Seite all derer, die ausgezogen sind, nicht nur
die Welt zu revolutionieren, sondern auch sich selbst darin neu zu erschaffen: Alles
veraendert sich, auch wenn Du Dich veraenderst;
es ist auch eine Solidaritaets- und Empathiebekundung an alle meine Brueder und Schwestern
in den Identitaetsbaustellen an der Queer//Genderfront: DECONSTRUCT!
Und Dekonstruktion will mehr als "nur" Zweigeschlechtlichkeit aufheben. Es geht darum,
jeder Form von herrschendem Diskurs die Maske abzureissen und die Hosen auszuziehen. Und
wenn es "nur" das ist, dass ich eine buergerliche Existenz verweigere. Leute, desertiert!
[special shout out to Hardt/Negri!]
Sollte es Menschen geben, die meine Entscheidung zu respektieren nicht bereit sind, so
weiss ich ihnen nicht zu helfen.
Zumal: wie albern, sich als Organisationsteam einer Konferenz ueber die Moeglichkeiten von
freier Kooperation und mehr in eine solch herrschaftliche Rolle zu begeben, anderen
Menschen Vorschriften irgendwelcher Art - und dann auch noch so persoenlicher Art - machen
zu wollen.
Respekt macht wiederum mich gluecklich ... ;-)
Aloha und mit einem lauten Deconstruct!
bunte Gruesse
Rehzi // Hexenkuechen Syndikat
PS.: Die Mail geht als Kopie an die Hoppetosse, zur Diskussion ueber Identitaet anregen
wollend, mit einem Kuss an Donna San Floriante//Neolin II//Das Flori , Espi//Esperanza//SP
12 , Flixy//Felidae und alle anderen Identitaetsschneckal. >*< Die meisten von Euch sind
ja eh auch auf der Konferenz, vielleicht machen wir im Open Space was zu Identitaet und
Dekonstruktion?? Yippieh!
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de