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die Solidaritaet (war: Re: [ox] Die Entdeckung des Nordwestens)



Die Solidaritaet,

sie sollte nicht vergessen werden, wenn es vorwaerts gehen soll, in der Diskussion zwischen Benni und Jobst gibts aber - scheint mir - ein Missverstaendnis:

At 22:23 30.09.02 [PHONE NUMBER REMOVED], Jobst wrote:
>> Mehr Solidarität? Auf jeden Fall, ein klares Ja. Mag sein, dass
>> irgendwann auch zuviel Solidarität zu Problemen führen könnte, doch
>> davon sind wir noch ganz weit weg.
(benni:)
> Ich sag nur "uneingeschränkte Solidarität" oder gar "Nationale
> Solidarität" und und und, ich denke es gibt genausoviele Beispiele von
> falscher Solidarität wie von falscher Konkurrenz. Aber da haben wir
> dann vielleicht schlicht eine andere Auffassung.
(jobst:)
Jeder Begriff kann mißbraucht werden, das ist doch nichts neues.

Jobst, ich glaube nicht, dass du weitverbreitete Missbraeuche von Begriffen so einfach wegwischen kannst, wie du es hier tust. Spaeter argumentierst du dann sogar 'ad personam':

Irgendwie tust du mir
leid, dass du anscheinend immer nur Forderungen nach Solidarität
kennengelernt hast und nie Solidarität selbst.

Das habe ich schonmal gehoert in der Version: "wenn du Gott nur einmal gesehen haettest (so wie ich), dann wuesstest du, dass er existiert und wie wundervoll es ist ihn zu sehen". Das ist in seiner internen Logik unschlagbar aber leider nicht ueberzeugend. Statt mitleidig zu sein, schlage ich vor zur Kenntnis zu nehmen, dass andere Anderes anders meinen koennten.

Bennis 'wohlverstandener Selbstenfaltungsegoismus'

> der die Selbstentfaltung des anderen zur
> Vorraussetzung der eigenen Selbstentfaltung macht.

ist naemlich gar nicht so weit entfernt von einer einstmals weitverbreiteten Definition von Solidaritaet, die leider in der Tat heutzutage haeufig missbraucht wird.

Der Unterschied zwischen Mildtaetigkeit und Solidaritaet ist ihr zufolge, dass bei letzterem Hilfe geleistet wird aus einem wohlverstandenen Eigeninteresse heraus - nenn es meinetwegen Egoismus. Geld fuer die Armen der Welt zu sammeln kann beides sein. Im Fall praktischer Solidaritaet wird aber angenommen, dass die Armen der Welt irgendein Interesse mit dem Spendenden objektiv gemeinsam haben, z.B. die Gegnerschaft gegen das Kapital. Insofern sind sie im Idealfall gleichberechtigte KampfgenossInnen und nicht etwa passive EmpfaengerInnen. Nichts gegen Mildtaetigkeit, aber Solidaritaet ist was Anderes. Insofern leitet sich falsche Solidaritaet - wie Benni schreibt - tatsaechlich aus falschen 'wirs' ab ('wir Deutschen sitzen im gleichen Boot') und echte Solidaritaet ist nicht nur als das Gegenteil von Konkurrenz unmittelbar erfahrbar. Anders als Benni wuerde ich aber auch ungern den Begriff Solidaritaet gleich ganz in die Tonne treten. Weiss gar nicht so recht warum. Vielleicht weil sie sich - praktisch erfahren - tatsaechlich so geil anfuehlt, die Solidaritaet.

thomas be

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