Message 05392 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05392 Message: 1/1 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Eindrücke von -Transkapitalistischer Neustart-




-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: "Ego Elektrikergenossenschaft" <ego bluewin.ch>
Gesendet: Donnerstag, 12. September 2002 12:11
Betreff: Transkapitalistischer Neustart




Claudia von Werlhof in Winterthur

Nach dem Auftakt vom 6./7. September  tritt die Werkstätte für einen
transkapitalistischen
Neustart am Wochenende des 20. bis 22. Sept. in die konstruktive
Phase.
Der Blick zurück, den Klaus Theweleit und Robert Kurz auf ihre je
eigene Art
vermittelten,
war jedoch nicht nur eine Pflichtübung. Die Play Station Cordoba zum
Beispiel ist seit 800
Jahren in Betrieb. War es damals das Zusammenspiel
fundamentalistischer
Muslims mit
ebenso fundamentalistischen Katholiken, das das liberale Regime des
Kalifen
von Cordoba zu
Fall brachte, so wurden heute mit der gleichen Methode Yugoslawien
oder
Afghanistan
geknackt. Klaus Theweleit beschrieb jenen allzu bekannten
Mechanismus, mit
dem
lebenslustige, gemischte Gesellschaften entmischt und in die
Barbarei
getrieben werden. Das
Tragische daran ist, dass den Akteuren meist nicht klar ist, was sie
da tun.
So werden immer
wieder bäuerische Bevölkerungen dazu missbraucht, multikulturelle
städtische
Gesellschaften
zu zerstören. Wem aber dienen diese permanenten Krisen? Robert Kurz
hatte
hier Antworten.
Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus haben den Zweck
traditionelle
Gesellschaften
aufzubrechen und sie für die kapitalistische Verwertungslogik reif
zu
machen. Gemäss ihm
liegt der Ursprung des Industriekapitalismus in der frühen Neuzeit,
als
Territorialfürsten
Waffenindustrien (Kanonen) aufbauten, um sich gegeneinander
behaupten zu
können. Diese
Logik führte zur Monetarisierung der Wirtschaft, zum
Akkumulationszwang, zur
Entwicklung des Bergbaus und zum Aufbau erster Manufakturen. Der
Kapitalismus entstand
so zufällig und nebenbei, ein historischer Betriebsunfall sozusagen.
Gemäss
Kurz hat er nun
seine maximale Ausbreitung gefunden und muss kollabieren.
Betriebswirtschaftliche
Rationalität (immer mehr mit immer weniger Arbeitskraft produzieren)
gerät
in Widerspruch
zur Aufnahmefähigkeit der Märkte. Daher häufen sich die
Zusammenbruchssymptome.
Allerdings stimmt das Ende des Kapitalismus Robert Kurz keineswegs
optimistisch: es droht
vielmehr eine Periode allgemeiner Anomie, eine Art globaler
Bürgerkriegszustand. Mögliche
Ansätze zu Alternativen sieht er noch am ehesten am Rande von
Protestbewegungen (gegen
Rassismus, gegen Niedriglohnsysteme), in Form von „Einrichtungen“,
die sich
vom Markt
abkoppeln (Volksküchen).
Beide Abende in der  Hard (Bus 2 ab Bahnhof Winterthur bis Härti,
dann fünf
Minuten lang
der Kantonsstrasse entlang!) lösten angeregte Diskussionen bis in
die frühen
Morgenstunden
aus. Diese Diskussionen sind zuhanden des zweiten Wochenendes
protokolliert
worden und
werden für weitere TeilnehmerInnen zur Verfügung stehen.
Dieses wird mit einem Vortrag von Claudia von Werlhof eröffnet.
Claudia von
Werlhof
gehört zum Kreis der Bielefelder SubsistenztheoretikerInnen
(Veronika
Bennholt-Thomson,
Maria Mies) und hat sich seit Jahren aktiv in der
Antiglobalisierungsbewegung engagiert. Bei
der Subsistenzperspektive geht es darum, Lebensweisen zu entwickeln,
die
nachhaltig
unkapitalistisch sind. Ausgangspunkt ist die agrarische
Selbstversorgung,
die allerdings auch
mit industrieller Produktion ergänzt wird. Ihr Referat ist aber nur
der
Ausgangspunkt für die
weitere Arbeit mit den Ökologen und Geographen Peter Baccini, Armin
Reller,
Gabor Doka
und Philipp Klaus, die am Samstag um 17 Uhr beginnen wird. Hier wird
es
darum gehen
handfeste Alternativen zu entwickeln, die wirklich nachhaltig und
lebenswert
sind.
Die Veranstalter waren über die Teilnehmerzahl am ersten Wochenende
etwas
enttäuscht und
hoffen, dass am 20. bis 22. September mehr Leute die einmalige
Chance
benützen werden,
sich mit kompetenten Fachleuten zusammen Gedanken über unsere
Zukunft zu
machen.Es ist
keine Weltreise zur Hard bei Winterthur!
P.M.


Grüsse Kurt Hillmann

E g o Elektrikergenossenschaft
Hard 4
8408 Winterthur


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT05392 Message: 1/1 L0 [In index]
Message 05392 [Homepage] [Navigation]