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Re: Re(2): [ox] Knast fuers MP3 tauschen



Am 23. August 02 15:10 schrieb PILCH Hartmut:

Hallo Hartmut,
ich finde die Begriffe "Schmarotzer" und "Trittbrettfahrer" nicht nur 
moralisch abwertend, sondern in diesem Diskussionszusammenhang auch
verletzend für jene, die Deine nur moralisch begründete Meinung nicht teilen 
und deshalb "potentielle" Sch... + Tri...  sein könnten.

Nach Deiner Definition wären kleine Kinder jahrelang  Sch.. + Tri... . Sie 
konsumieren  und kopieren pausenlos... .
Viele Leute finden das sehr gut. Ich auch.
Manchmal geht dabei aber auch etwas schief....
Dann erzeugen Schuldgefühle eine Haltung, die das Annehmen von Leistungen
ohne unmittelbare Gegenleistung moralisch verwerflich findet

Ich wünsche mir jetzt eine andere Gesinnung oder ein anderes Thema.

Frieder
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Ich weiß keinen Grund warum ich mich in Zeiten digitaler
Kooperationsmöglichkeiten noch für einen Begriff von Urheberrecht
stark machen sollte, der ...

So weit muss man ja nicht gehen.  Es ging nur um die Feststellung, dass
MP3-Tauschen der beschriebenen Art Schmarotzen ist.

Obwohl es sehr viele Modelle gibt (openculture, digitalcommons)
diesen Übergang zu bewältigen, werden diese politisch nicht
wahrgenommen und kulturelle Produktion wird ins marktwirtschaftliche
Korsett gepresst.

Das stimmt wohl.

manchen linken Gruppen der Spruch kursiert haben: "Wir respektieren
das Eigentum, solange es es gibt - aber das hindert uns nicht daran, an
seiner Abschaffung und Ersetzung durch einen konkreteren Bezug der
Menschen auf ihre Existenzgrundlagen zu arbeiten". An diesem Spruch
kann ich nichts Falsches entdecken.

So sehe ich das auch beim Urheberrecht.
Es repräsentiert keine Verteilungsgerechtigkeit, aber zumindest bei den
Musik- und Filmwerken gibt es keine Ausrede für die Nichtrespektierung.
Nichtrespektierung ist und bleibt Schmarotzen, und wer Disney böse findet,
kann Disney boykottieren, indem er nicht runterlädt, nicht hinschaut und
freie Alternativen schafft.

Das alles bedeutet nicht, dass zur Bekämpfung des Schmarotzertums jedes
Mittel recht sein und jeder Preis bezahlt werden muss.  Man kann auch aus
pragmatischen Gründen auf die Bekämpfung verzichten, so wie man oft in
dieser Welt auf Tugendterror verzichtet.  Den Weg zu dieser Einicht
versperrt man allerdings, wenn man das Schmarotzertum zu rechtfertigen
versucht.  Durch windige Apologetik stachelt man die Tugendwächter nur
noch mehr an.  Sie müssen dann den Terror einführen, um ihrem
Tugendempfinden den Ausdruck zu verleihen, den die Apologeten ihm
völlig sinnloserweise verweigert haben.

Ein letzter Punkt noch: welche "Möglichkeit/Freiheit" nimmt wer wem,
wenn er/sie MP3s kopiert?? Und welche Möglichkeit/Freiheit wird
umgekehrt genommen?

Die Freiheit, einen nicht-gemeinnützigen Verein zu gründen, dessen
Mitglieder Gebühren zahlen und dafür etwas bekommen, woran externe
Trittbrettfahrer nicht herankommen.  Diese Freiheit könnte für die
Produktion von Kulturgütern und damit auch für das Gemeinwohl wichtig
sein.

Gib mal eine materiale Rechtsgüterabwägung raus, so ähnlich wie bei
der Schwarzarbeit, deren positive Seiten ja auch mal erwähnt werden
sollten!!

Ein guter Vergleich.
Wahrscheinlich hat das unerlaubte Kopieren auch ein paar positive
Wirkungen, und die Besteuerung der Arbeit ist in der Tat eine
zweifelhafte Errungenschaft.

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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