die Diskussionen um die Problematik gab es schon, aber wir sind noch zu
keinem
wirklich konsensualen Resultat gekommen. Insoferne ist Schweigen die
nichtadäquate
Reaktion.
So wie ich sehe gibt es immer noch zwei scheinbar diametral
entgegengesetzte Positionen
in Oekonux (obwohl sich die nie wirklich extrem äußern)
Die eine Position setzt auf die "Nichtknappheit materieller Güter durch
Produktivkraftentwicklung". Dazu paßt die Suche nach
Automationstechnologien
wie Fabber etc. - nennen wir sie einfach "Freie Produktion".
Die Position hat viel für sich, denn tatsächlich ist das Potential
materieller
Produktion durch Wissenschaft und Technik enorm gewachsen. DAs hat immer
weniger mit stofflichem Output zu tun, immer mehr auch mit der Ressource
n-
effizienz. Wir erleben es handgreiflich, daß die Produkte selber immer
billiger
werden, weil die gesellschaftliche Durchschnittsproduktivität steigt. D
As
Resultat
ist, daß zunehmend künstliche Differenzierungen an den Produkten
hergestellt
werden, die Kids an Marken gewöhnt werden etc.
Die andere Position, die ich dezidiert vertrete, setzt auf die
"Verbreitung freier
Baupläne" und auf die Dezentralisierung der Produktion. NAtürlich nic
ht
der
Waschmaschine, aber sozusagen als Generalthema. Maschinen sollen möglic
hst
dezentrale Stoffkreisläufe am Laufen halten, die sich selbst "ernähre
n",
dann
ist auch die Unterhaltung globaler Städte als Inkubatoren und Supporter
solcher
Prozesse kein Problem mehr. Aber zunehmend werden MAschinen mit Hilfe von
Maschinen gebaut, und eine rationelle Produktion würde weniger auf
Kaffemaschinen
und Waschmaschinen beruhen als auf der Produktion von Modulen (z.B.
Motoren,
Rührwerken, Mahlwerken) die sich lokal zusammenbauen und kombinieren
lassen.
Hinter dieser Position steht auch die Einsicht, wie viel an der zentralen
Produktion
auf Verarmung und Verelendung der Peripherien beruht, auf die regelrechte
Abschaffung jeder Subsistenzmöglichkeit als Voraussetzung der
unbeschränkten
Erpressungsverastaltung, die sich Weltwirtschaft nennt.
DAs Schöne ist daß die Positionen eben nur scheinbar diametral
entgegengesetzt
sind, mir hat das Posting von Stefan Merten mit den Containern unlängst
sehr
gut gefallen. Die Lösung ist sicher in der Mitte, daß die Monopolisie
rung
zentraler
und kooperativer Ressourcen als ein gewaltiger Irrweg erkannt werden wird
und in einem Gegenschlag zum Neoliberalismus sich eine neue Strömung in
der Gesellschaft herausbilden wird. Nur wird diese Strömung eben nicht
mehr
von nationalstaatlichen Strukturen und Denkweisen ausgehen können. Der
Nationalstaat und die Form des Politischen sind Auslaufmodelle, sie haben
bei
der Organisation kooperativer Ressourcen historisch versagt.
Wir sind momentan in einer verdammt blöden Situation, denn auf der
Makroebene
zeichnen sich keine wirklich brauchbaren Strukturen ab. Auch die Freie
Software ist noch nicht an dem Punkt angelangt, den sich viele wünschen.
Aber das war immer so vor Revolutionen. Als sich die Bürger versammelte
n,
nannten sie sich "der Dritte Stand" und definierten sich in bezug auf die
anderen
gesellschaftlichen Kräfte. Heute heißt das eben der "Dritte Sektor".
Jenseits
von Markt und Staat, wie damals jenseits von Kirche und König.
Aber das war eine Abschweifung. Du siehst, wir wissen relativ wenig übe
r
die
Form wie sich kooperative Ressourcen in Zukunft organisieren lassen. Du
selbst
mit Deinen Beiträgen bist ein Teil der Lösung. Ergreife Partei für
eine
der beiden
Positionen, schaffe eine dritte, zeige kleine gute Beispiele auf die sich
verallgemeinern
lassen. Erst am Ende wird alles so ausschauen, als sei es immer schon
prädeterminiert
gewesen.
Franz Nahrada
PS: ot: mir fällt grad auf, daß der größte Wahnwitz der Geschicht
e ist,
daß der
Neoliberalismus es geschafft hat, die Totalmonopolisierung kooperativer
Ressourcen
als "Entmonopolisierung" zu bezeichnen. Aber jeder hat sich eben als
kleiner
Bill Gates gesehen und als Teilhaber der New Economy und so fiel der
Wahnsinn
nicht weiter auf. Heute wissen wir: eine derartige Verarmung und Beraubun
g
hat es
in der gesamten Geschichte nicht gegeben - nicht nur absolut, sondern auc
h
und vor allem im Vergleich zur Entwicklung der Produktivkräfte. Der
Neoliberalismus
steht zunehmend nackt und ohne Kleider da, und wenn es jemand wagt über
diese "Entmonopolisierung" zu lachen, dann wird sich dieses Lachen zu ein
em
Donner verdichten.
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