[ox] Freiwilligenarbeit im Dienste der neoliberalen Dampfwalze
- From: cr iac-research.ch (Christoph Reuss)
- Date: Thu, 14 Feb 2002 17:12:10 +0100
Das UNO-"Jahr der Freiwilligenarbeit" (2001) ist m.E. ein trauriges Beispiel
dafür, wie es die neoliberale Dampfwalze versteht, Freiwilligenarbeit in
ihre Dienste zu stellen und für ihre Ziele zu instrumentalisieren:
Die Dampfwalze hat erkannt, dass in Zeiten der zunehmenden Verschärfung des
Rattenrennens, des abnehmenden Idealismus' und des Abbaus sozialer Dienste
der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft verfällt. Um dem entgegen zu
wirken, ohne aber die Profite zu schmälern (sondern sie weiter zu erhöhen),
erklärt man Freiwilligenarbeit zum "politisch korrekten" Verhalten und
belohnt sie durch formelle "Arbeitszeugnisse", welche den "Wert auf dem
Arbeitsmarkt" der "Freiwilligen" erhöhen (irgendwann kriegt man
wahrscheinlich dann keinen Job mehr, ohne entsprechende "Freiwilligen-
Punkte" vorweisen zu können). An die Stelle der (im Zuge der
Amerikanisierung verschwindenden) echt freiwilligen/idealistischen
Freizeittätigkeit tritt also ein berechnendes (und berechnetes)
Punktesystem von Gratis-Arbeit, die gesellschaftlich die klaffenden
Lücken des neoliberalen Systems füllen soll: D.h. Jobs, für die
kein Geld da ist, die aber gesellschaftlich nötig sind, werden von
"punkte-schindenden" Gratis-Arbeitenden übernommen.
Der Vortragstitel eines Weltbankvertreters am UNO-"Symposium on
Volunteering" letzten November brachte das Konzept in enthüllender
Weise auf den Punkt: "Volunteer Capital: A New Source of Growth and
Empowered Globalization".
Die UNO plant also so ziemlich das Gegenteil der GPL-Gesellschaft...
Grüsse,
Christoph
P.S.: Offizielle Websites dazu:
http://www.iyv2001.org
http://www.unv.org
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Organisation: projekt oekonux.de