Message 04120 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT04120 Message: 1/1 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] TELEPOLIS: Der Privacy-Hack



Dieser TELEPOLIS Artikel wurde Ihnen
von Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> gesandt.

----------------------------------------------------------------------
Eine nett subversive Aktion. Nachahmungswürdig.

----------------------------------------------------------------------
 Der Privacy-Hack
 
 Christiane Schulzki-Haddouti   01.12.2001 
 
 Wie Cyberrechtsorganisationen zu Spenden kommen 
 
  23202 Punkte - etwa 460 Mark hat der Bielefelder Cyberrechtsverein 
Foebud bereits mit seinem Privacy-Hack eingenommen. Ausgerechnet das 
durch den Big-Brother-Preis geächtete Rabatt-Unternehmen Payback 
verhalf den Netzaktivisten zu mehr Geld. Doch nicht unbedingt 
freiwillig.  
 
 Schon im Frühjahr 2001 kreierten die Bielefelder die Privacy-Card. Sie 
wird in allen Geschäften akzeptiert, wo auch die Payback-Karten 
akzeptiert werden. Alle mit ihr erzeugten Payback-Rabattpunkte kommen 
aber nicht dem Nutzer, sondern Foebud zugute. Pro Einkauf werden 
zwischen ein und drei Prozent Rabatt gewährt - und das unter anderem 
bei real, Galeria-Kaufhof, der Tankstellenkette DEA, Apollo, dem 
Online-Börsenhändler Consors, dem Autoverleiher Europcar, dem 
Online-Dienst AOL, dem dm-Drogerie Markt und seit neuestem auch beim 
Baumarkt OBI. 
 
 Bei der Privacy-Card handelt es sich um den Klon einer Payback-Karte, 
der genau tausend Mal repliziert und inzwischen gegen ein Briefkuvert 
samt 5 Mark etwa 800 mal ausgegeben wurde. Nicht nur der Barcode, sogar 
der Magnetstreifen wurde dupliziert. Jede Privacy-Card verfügt damit 
über ein und dieselbe Kundennummer. Auf diese Weise werden auf einem 
einzigen Profil die Bewegungen von 800 Nutzern gespeichert - und 
natürlich werden die Rabatterlöse auch nur auf ein Konto überwiesen: 
nämlich dem von Foebud. 
 
 Die Karte sieht anders aus als die normalen Payback-Karten: Jeder der 
sie benutzt, weiß sofort, was mit der Karte angestellt wird: Groß und 
breit steht auf ihr "Privacy Card". Auf der [1]Foebud-Website wird 
jeden Tag, ganz unauffällig, der Punktestand angezeigt. Der Rabatt wird 
dann von Payback auf ein Sonderkonto des Vereins überwiesen. 
 
 Foebud wirbt allerdings nicht in der Presse, sondern nur im Freundes- 
und Bekanntenkreis für die Karte. Zu viel Aufmerksamkeit ist nicht 
erwünscht, schließlich soll das Projekt möglichst lange, ungestört von 
möglichen juristischen Attacken, funktionieren. Und so geht es: 
 
 "Sie legen die Privacy-Card bei Ihren Einkäufen vor oder geben die 
Nummer bei Telefon- und Onlinebestellungen an. Die Firmen müssen nun 
den Rabatt registrieren. Ihre Einkäufe und Ihre Rabattpunkte werden nun 
auf eine "natürliche Person" registriert, die alle so gesammelten 
Gutschriften an den Foebud-Verein weitergibt. Ihre Rabattpunkte dienen 
nun einem guten Zweck, da sich der Foebud e.V. um Daten- und 
Verbraucherinteressen in der vernetzten Gesellschaft kümmert." 
 
 Auf die Idee kamen Rena Tangens und padeluun vom Foebud-Verein, 
nachdem auf den dienstäglichen Bielefelder Treffen die Mitglieder immer 
ihre Karten untereinander ausgetauscht hatten, um eine genaue 
Profilerstellung zu verhindern. Ein Berliner Mitglied schlug dann vor, 
Aufkleber auszudrucken und auf die Tauschkarten zu kleben. Dies führte 
dann gleich zu der Frage: Warum nicht gleich die ganze Karte machen? 
 
 Vorsichtshalber ließ der Verein die Privacy-Card samt den Allgemeinen 
Geschäftsbedingungen von Payback juristisch prüfen. Die Rechtsexperten 
kamen zu dem Schluss, dass der Einsatz "völlig legal" ist. Für Payback 
gibt es "keine Möglichkeit wieder rauszukommen und die Rabattzahlungen 
zu verweigern," freut sich Organisator padeluun. "Denn bei der Karte 
handelt es sich um eine Zweitbenutzungskarte." 
 
 Ein Missbrauch findet, so ist padeluun überzeugt, nicht statt. Im 
Gegenteil: Die Läden, die Payback-Karten akzeptieren, werden von den 
Karten-Inhabern nicht boykottiert, sondern sogar gezielt angesteuert. 
In der Szene kommt die Privacy-Card gut an: "Endlich mal ein Hack, der 
Geld bringt." 
 
 Links 
 
 [1] http://www.foebud.org
 
 Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/11253/1.html 
 
----------------------------------------------------------------------
  Copyright © 1996-2001 All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten
 Verlag Heinz Heise, Hannover    
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT04120 Message: 1/1 L0 [In index]
Message 04120 [Homepage] [Navigation]