[ox] TELEPOLIS: Der Privacy-Hack
- From: stefan.meretz hbv.org (Stefan Meretz)
- Date: Mon, 3 Dec 2001 10:45:32 +0100
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Eine nett subversive Aktion. Nachahmungswürdig.
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Der Privacy-Hack
Christiane Schulzki-Haddouti 01.12.2001
Wie Cyberrechtsorganisationen zu Spenden kommen
23202 Punkte - etwa 460 Mark hat der Bielefelder Cyberrechtsverein
Foebud bereits mit seinem Privacy-Hack eingenommen. Ausgerechnet das
durch den Big-Brother-Preis geächtete Rabatt-Unternehmen Payback
verhalf den Netzaktivisten zu mehr Geld. Doch nicht unbedingt
freiwillig.
Schon im Frühjahr 2001 kreierten die Bielefelder die Privacy-Card. Sie
wird in allen Geschäften akzeptiert, wo auch die Payback-Karten
akzeptiert werden. Alle mit ihr erzeugten Payback-Rabattpunkte kommen
aber nicht dem Nutzer, sondern Foebud zugute. Pro Einkauf werden
zwischen ein und drei Prozent Rabatt gewährt - und das unter anderem
bei real, Galeria-Kaufhof, der Tankstellenkette DEA, Apollo, dem
Online-Börsenhändler Consors, dem Autoverleiher Europcar, dem
Online-Dienst AOL, dem dm-Drogerie Markt und seit neuestem auch beim
Baumarkt OBI.
Bei der Privacy-Card handelt es sich um den Klon einer Payback-Karte,
der genau tausend Mal repliziert und inzwischen gegen ein Briefkuvert
samt 5 Mark etwa 800 mal ausgegeben wurde. Nicht nur der Barcode, sogar
der Magnetstreifen wurde dupliziert. Jede Privacy-Card verfügt damit
über ein und dieselbe Kundennummer. Auf diese Weise werden auf einem
einzigen Profil die Bewegungen von 800 Nutzern gespeichert - und
natürlich werden die Rabatterlöse auch nur auf ein Konto überwiesen:
nämlich dem von Foebud.
Die Karte sieht anders aus als die normalen Payback-Karten: Jeder der
sie benutzt, weiß sofort, was mit der Karte angestellt wird: Groß und
breit steht auf ihr "Privacy Card". Auf der [1]Foebud-Website wird
jeden Tag, ganz unauffällig, der Punktestand angezeigt. Der Rabatt wird
dann von Payback auf ein Sonderkonto des Vereins überwiesen.
Foebud wirbt allerdings nicht in der Presse, sondern nur im Freundes-
und Bekanntenkreis für die Karte. Zu viel Aufmerksamkeit ist nicht
erwünscht, schließlich soll das Projekt möglichst lange, ungestört von
möglichen juristischen Attacken, funktionieren. Und so geht es:
"Sie legen die Privacy-Card bei Ihren Einkäufen vor oder geben die
Nummer bei Telefon- und Onlinebestellungen an. Die Firmen müssen nun
den Rabatt registrieren. Ihre Einkäufe und Ihre Rabattpunkte werden nun
auf eine "natürliche Person" registriert, die alle so gesammelten
Gutschriften an den Foebud-Verein weitergibt. Ihre Rabattpunkte dienen
nun einem guten Zweck, da sich der Foebud e.V. um Daten- und
Verbraucherinteressen in der vernetzten Gesellschaft kümmert."
Auf die Idee kamen Rena Tangens und padeluun vom Foebud-Verein,
nachdem auf den dienstäglichen Bielefelder Treffen die Mitglieder immer
ihre Karten untereinander ausgetauscht hatten, um eine genaue
Profilerstellung zu verhindern. Ein Berliner Mitglied schlug dann vor,
Aufkleber auszudrucken und auf die Tauschkarten zu kleben. Dies führte
dann gleich zu der Frage: Warum nicht gleich die ganze Karte machen?
Vorsichtshalber ließ der Verein die Privacy-Card samt den Allgemeinen
Geschäftsbedingungen von Payback juristisch prüfen. Die Rechtsexperten
kamen zu dem Schluss, dass der Einsatz "völlig legal" ist. Für Payback
gibt es "keine Möglichkeit wieder rauszukommen und die Rabattzahlungen
zu verweigern," freut sich Organisator padeluun. "Denn bei der Karte
handelt es sich um eine Zweitbenutzungskarte."
Ein Missbrauch findet, so ist padeluun überzeugt, nicht statt. Im
Gegenteil: Die Läden, die Payback-Karten akzeptieren, werden von den
Karten-Inhabern nicht boykottiert, sondern sogar gezielt angesteuert.
In der Szene kommt die Privacy-Card gut an: "Endlich mal ein Hack, der
Geld bringt."
Links
[1] http://www.foebud.org
Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/11253/1.html
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