Re: [ox] Re: Leitfrage zu Open Music
- From: KXX4493553 aol.com
- Date: Tue, 20 Nov 2001 15:51:00 EST
In einer eMail vom 20.11.01 19:27:02 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
a8206574 unet.univie.ac.at:
in der literatur gibt es den begriff der intertextualitaet, und auch in
der
musik nimmt man bezug, baut auf vorhandenem auf. das ist aber was anderes
als
ein plagiat, oder?
Ja natürlich. Unter "Intertextualität" (der Begriff stammt aus der
strukturalistischen Texttheorie, z. B. Julia Kristeva) versteht man - grob
gesagt - das "Hineinstellen" eines (z. B. literarischen) Textes in den
"Strom" der Texte, oder, anders gesagt, in die Tradition. Ein Text ist immer
ein Verweisungszusammenhang, der auf andere Texte Bezug nimmt. Damit soll
auch gesagt sein: es gibt nichts "Originelles", es gibt kein Kunstwerk aus
dem Nichts. Selbst moderne Kunstwerke, die anscheinend mit der Tradition
brechen und "Noch-nie-Dagewesenes" produzieren, beziehen sich in Wirklichkeit
auf andere Kunstwerke und damit auch - wenn auch negativ - auf die Kunst-
(und Literatur-)Geschichte.
Kurt-Werner Pörtner
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