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Re: [ox] Re: Leitfrage zu Open Music



In einer eMail vom 20.11.01 19:27:02 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
a8206574 unet.univie.ac.at:


 in der literatur gibt es den begriff der intertextualitaet, und auch in 
der 
 musik nimmt man bezug, baut auf vorhandenem auf. das ist aber was anderes 
als 
 ein plagiat, oder?
Ja natürlich. Unter "Intertextualität" (der Begriff stammt aus der 
strukturalistischen Texttheorie, z. B. Julia Kristeva) versteht man - grob 
gesagt - das "Hineinstellen" eines (z. B. literarischen) Textes in den 
"Strom" der Texte, oder, anders gesagt, in die Tradition. Ein Text ist immer 
ein Verweisungszusammenhang, der auf andere Texte Bezug nimmt. Damit soll 
auch gesagt sein: es gibt nichts "Originelles", es gibt kein Kunstwerk aus 
dem Nichts. Selbst moderne Kunstwerke, die anscheinend mit der Tradition 
brechen und "Noch-nie-Dagewesenes" produzieren, beziehen sich in Wirklichkeit 
auf andere Kunstwerke und damit auch - wenn auch negativ - auf die Kunst- 
(und Literatur-)Geschichte.

Kurt-Werner Pörtner
 
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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