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[ox] Beispiel fuer die Automatisierung in der Metallverarbeitung



Liebe Liste,

ich hatte kürzlich Gelegenheit, mir das kleine Unternehmen in der
Metallverarbeitung anzuschauen, das ich schon ein paar Mal erwähnt
hatte. Genauer gesagt hat mir der Unternehmer seinen Laden gezeigt.
Früher hatte er mal ~16 MitarbeiterInnen (z.B. DreherInnen), die er
nach und nach entlassen mußte. Heute arbeitet der gute Mann mit
hochautomatisierten (und schweineteuren - Größenordnung 1/2 Million
DM) Maschinen. Für die habe ich mich natürlich besonders interessiert
;-) .

Tatsächlich besteht seine Haupttätigkeit heute darin, die Maschine so
zu programmieren, daß sie das produziert, was er will. In einigen
Fällen kann er dann tatsächlich morgens das Rohmaterial (runde Metall-
aber auch Kunststoffstangen) in die mit den richtigen Werkzeugen
ausgerüstete Maschine legen und sie einfach alleine laufen lassen.
Nebenbei kommt dabei eine Präzision raus, die mit den alten
handgesteuerten Maschinen, die im Hintergrund noch standen, gar nicht
möglich gewesen wäre. Auch an den Materialien, die heute verarbeitet
werden, hat sich einiges geändert.

Das entscheidende an dieser Produktion und damit auch das, wo er
wirklich Arbeit investiert, ist ganz eindeutig die Programmierung des
Ganzen. Da er zuweilen nur sehr kleine Serien macht (Losgrößen von 1
bis 50000), die seine Kunden aber zuweilen auch nachbestellen, ist es
für ihn sehr praktisch, daß er die Programme für die entsprechenden
Aufträge abspeichern kann. Im Falle einer Nachbestellung muß er dann
einfach nur das alte Programm mit dem richtigen Rohmaterial und
Werkzeug abfahren.

Natürlich ist er ein Fachmann auf seinem Gebiet und hat den Beruf von
der Pike auf gelernt. Von Fabbern hat er übrigens auch schon gehört.
In unserem Zusammenhang das Wichtigste: Er hat auch Spaß an seiner
Arbeit. Richtig komplizierte Aufträge sind für ihn eine
Herausforderung und der Stolz, wenn er nach drei Tagen endlich die
richtige Programmierung raus hat, ist unverkennbar :-) .

Ich habe natürlich - im Stillen - auch ein bißchen geschaut, wo da in
diesem Fall noch weiteres Automatisierungspotential liegt. Klar ist
natürlich, daß die Tätigkeit der Programmierung eine Produktion von
Informationsgütern ist und somit relativ zwanglos den Prinzipien
unterworfen werden kann, die die Freie Software so erfolgreich machen.

Aber auch im Vorfeld der Produktion gibt es noch erhebliche
Verbesserungsmöglichkeiten. Ich habe z.B. die (Papier-)Kopie eines
Konstruktionsplans für das Teil gesehen, daß er zuletzt gemacht hat.
Na ja, eine Kopplung des CAD-Programms - oder war's doch Tusche? - mit
den Produktionsmaschinen wäre ja durchaus denkbar und könnte einige
Arbeitsschritte wegautomatisieren.

Nicht verschweigen möchte ich aber auch die harte Konkurrenzsituation,
in der er sich befindet. Er konkurriert insbesondere gegen
Billigproduktion aus Polen oder auch Frankreich. Er konnte einige
Beispiele von - wie ich verstanden habe: einfachen - Produkten nennen,
bei denen die polnischen Verkaufspreise unter seinen Einkaufspreisen
für das Rohmaterial liegen.

Alles in allem war es ein recht einsichtsreicher Besuch und ich fühle
mich in der Tendenz durchaus bestätigt :-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
--
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