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Re: Re(2): [ox] Zuviel an Zivilisation?




Hallo Franz und andere

Hi Jobst, Du schreibst

"Statt dem repressiven Kreuzzug der
"zivilisierten Welt" gegen den Terrorismus
gäbe es ja auch die Möglichkeit durch
Abrüstung der Gefährdungspotentiale
solche Katastrophen zu verhindern.
ZB nicht mehr so riesige Hochhäuser zu
bauen, den Flugverkehr in Menge und
Größe einzuschränken, Lebensstil und
Wirtschaftsweise so umzubauen, dass
nicht für Öl und andere Rohstoffe
in aller Welt "die Interessen Amerikas
und der freien Welt vertreten"
werden müssen. Und das alles, ohne dass
jemand auf viel Lebensglück
verzichten muss."

Das kann ich völlig unterschreiben.
Dazu möchte ich auch einen Beitrag von
Fritjof Capra posten.

Nur eines: das ist durchaus ein "mehr"
an "Zivilisation"? wenn Du so willst.

Will ich nicht. Natürlich kannst du es ein "mehr" nennen, wenn du
eine andere Definition von Zivilisation hast als ich.

Ich verstehe unter Zivilisation ein System von Werten, Normen
Regeln, Sitten und Gebräuchen im menschlichen Zusammenleben,
das durch Erziehung ( Unterrichtung, Disziplinierung, Kontrolle usw)
aufrechterhalten wird. Ein "mehr" an Zivilisation sehe ich also
dann, wenn mehr Erziehung gefordert wird. Typisch für Zivilisation
ist die Auffassung, dass der Mensch von Natur aus schlecht ist, und
Zivilisation bzw Erziehung braucht um gut zu werden.

Die Katastrophe von New York ist keine Auseinandersetzung zwischen
Zivilisierten und Barbaren, sondern zwischen zwei Zivilisationen,
die mehr Gemeinsamkeiten als Differenzen haben. Beide Parteien
halten sich für die zivilisierten Guten und die Anderen für die
unzivilisierten Bösen. Sowohl der Anschlag als auch der angedrohte
Vergeltungskrieg können durchaus als Erziehungsmaßnahme interpretiert
werden, um die anderen auf den "richtigen" Weg zu zwingen.
Beides wäre nicht möglich ohne Disziplin, die Selbst-Beherrschung
im Interesse der Zivilisation, die verinnerlichte Erziehung.

Wenn Weltfrieden etwas anderes sein soll, als der Endsieg der einen
Seite mit perfektioniertem Herrschaftssystem, brauchen wir nicht
noch mehr Erziehung, sondern Ent-ziehung. Keine Anpassung der Menschen
zum Rädchen im Getriebe der Zivilisation, sondern Förderung und
Wiederherstellung von Autonomie und Mitgefühl in jedem Einzelnen
als kritische Instanz gegenüber verselbstständigten Apparaten
und Prozessen. (Ein gutes Buch dazu: Arno Gruen: Der Verlust des
Mitgefühls, dtv 35002)

Gruß, Jobst



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