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[ox] Just for fun



Hi alle,

Heinz Weinhausen hat einige Zitate aus dem Buch von Linus Torvalds
abgetippt (das ich vor Wochen rezensierte). Für die, die das Buch nicht
gelesen haben poste ich die Zitate auch hier:

-----------------------------
Zitate aus
Linus Torwalds und David Diamond

Just for Fun
Wie ein Freak die Computerwelt revolutionierte

München, 2001, Carl Hanser Verlag

Bei Computern ist es genauso. Sie können etwas mit der
Brute-Force-Methode lösen, der dummen
Schufte-dich-solange-mit-dem-Problem-ab-bis-es-keines-mehr-
ist-Methode. Oder Sie können den richtigen Ansatz finden, und
plötzlich löst sich das Problem einfach in der Luft auf. Es
gibt da dieses seltsame Phänomen: Sie erkennen, daß ein
Problem nur deshalb ein Problem war, weil Sie es die ganze
Zeit über aus der falschen Perspektive betrachtet haben.

Das wahrscheinlich beste Beispiel dafür stammt nicht aus der
Informatik, sondern aus der Mathematik. Als der große
deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauss noch zur Schule
ging, ließ angeblich ein überdrüssiger Lehrer die Schüler
alle Zahlen zwischen 1 und 100 addieren - sozusagen als
Beschäftigungstherapie, in der Meinung, die jungen Leute
würden den ganzen Tag brauchen. Der aufstrebende
Mathematiker hatte die korrekte Antwort innerhalb von fünf
Minuten gefunden: 5050. Die Lösung liegt nämlich nicht
darin, daß man wirklich alle Zahlen addiert; das wäre öde
und stupide. Stattdessen entdeckte er, dass man durch
Addieren von 1 und 100 101 erhält. Und 2 plus 99 ergibt
ebenfalls 101. Genauso wie 3 plus 98. Und 50 plus 51. Es war
eine Sache von Sekunden, auszurechnen, dass es 50 Paare
gibt, die alle 101 ergeben. Die Antwort lautet damit: 5050.
Die Geschichte mag erfunden sein, aber ihre Aussage prägt
sich ein: Ein großer Mathematiker wählt nicht den
umständlichen, langweiligen Weg. Stattdessen erkennt er das
Muster, das einer Frage zugrunde liegt, und nutzt es, um
einen viel besseren Lösungsweg einzuschlagen.
S. 84

Die technischen Entscheidungen waren nie ein Problem für
mich gewesen; mein Problem war es, einen Weg zu finden,
einem Programmierer diplomatisch zu vermitteln, dass ich die
Änderungsvorschläge eines anderen bevorzugte. Manchmal war
es ganz einfach. Ich brauchte nur zu sagen: "Die Korrekturen
von So-und-so funktionieren gut. Warum belassen wir es nicht
einfach dabei?"
Ich habe nie einen Sinn darin gesehen, etwas anderes als den
meiner Meinung nach besten technischen Lösungsvorschlag zu
akzeptieren. Auf diese Weise brauchte ich keine Partei zu
ergreifen, wenn mehrere Leute Verbesserungen zum gleichen
Problem anboten. Und obwohl es mir damals noch nicht klar
war, erwarb ich mir auf diese Weise auch das Vertrauen der
Leute. Und Vertrauen zahlt sich aus. Wenn Leute dir
vertrauen, hören sie auf deinen Rat.
S. 129

Genau so wenig wie ich je geplant habe, dass Linux ein Leben
außerhalb meines eigenen Computers führen soll, habe ich
geplant, sein geistiger Kopf zu sein. Das ergab sich einfach
so. Irgendwann fing eine Kerngruppe von fünf Entwicklern an,
sich um die meisten Aktivitäten in den entscheidenden
Entwicklungsbereichen zu kümmern. Es war naheliegend, dass
sie als Filter fungierten und die Verantwortung für die
Pflege dieser Bereiche übernahmen.
Ich lernte ziemlich früh, dass du Leute am besten und
effektivsten führst, indem du ihnen keine Vorgaben machst,
sondern sie einfach ihre Vorstellungen umsetzen lässt. Die
besten Führungspersönlichkeiten wissen auch, wann sie falsch
liegen, und sind in der Lage, einen Rückzieher zu machen.
Und die besten Führungspersönlichkeiten versetzen andere in
die Lage, Entscheidungen für sie zu treffen.
Oder anders ausgedrückt - ein Großteil des Erfogs von Linux
kann auf meine persönlichen Unzulänglichkeiten zurückgeführt
werden: 1) Ich bin faul. Und 2) ich genieße es, Anerkennung
für die Arbeit anderer einzuheimsen. Anderenfalls wäre das
Linux-Entwicklungsmodell, wie die Leute es gerne nennen,
immer noch auf tägliche E-mails zwischen einer Handvoll
Geeks beschränkt und nicht der Mittelpunkt eines fein
gesponnenen Netzes aus hunderttausenden von Teilnehmern, das
von Mailing-Listen, Entwicklerkonventionen und vielleicht
4.000 firmengesponserten, zeitgleich laufenden Projekten
flankiert wird. An seiner Spitze steht ein Mensch, der dazu
neigt und immer geneigt hat, nicht zu führen. Als eine Art
Schiedsrichter schlichtet er Kontroversen über den Kern des
Betriebssystem.
Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Ich konnte
mich der Dinge entledigen, die mich nicht besonders
interessieren. Das fing mit der Benutzerebene an, den
äußeren Teilen des Systems, mit denen Endanwender direkt
interagieren, im Gegensatz zum inneren Code, der tief im
System verborgen liegt. Jemand bot sich an, die Pflege der
User-Ebene zu übernehmen. Nach und nach bildete sich ein
organischer Prozess zur Pflege der verschiedenen Teilsysteme
heraus. Die Leute wissen, wer aktiv und vertrauenswürdig
ist, und alles weitere ergibt sich von selbst. Keine
Abstimmungen. Keine Befehle. Keine Nachzählungen.
Wenn zum Beispiel zwei Leute eine ähnliche Art von
Softwaretreiber geschrieben haben, akzeptiere ich manchmal
die Arbeit beider und warte ab, welche Lösung sich am Ende
durchsetzen wird. Anwender neigen dazu, dem einen oder dem
anderen den Vorzug zu geben. Oder ich fordere die
Konkurrenten auf, die Sache unter sich auszumachen, und wenn
ich Glück habe, entwickeln sich ihre Ansätze in
unterschiedliche Richtungen und decken letzlich
unterschiedliche Aufgaben ab.
Viele Leute sind erstaunt, dass das Open-source-Modell
tatsächlich funktioniert.
Ich nehme an, dazu muß man die Mentalität der Hacker im
freien Softwareuniversum verstehen. Die Hacker, äh
Programmierer, die an Linux oder anderen
Open-Source-Projekten arbeiten, verzichten darauf, zu
schlafen, sich auf dem Stairmaster fit zu halten, bei den
Little-League-Spielen ihrer Kinder dabei zu sein und
manchmal sogar darauf, Sex zu haben, weil sie
leidenschaftlich gern programmieren. Und sie finden es
genial, Teil einer globalen Gemeinschaftsanstrengung zu
sein - LInux ist das größte Gemeinschaftsprojekt der Welt -,
die sich der Aufgabe verschrieben haben, die beste und
schönste Technologie zu schaffen und jedem zugänglich zu
machen, der sie haben möchte. Das ist das ganze Geheimnis.
Und das macht Spaß.
Okay, mit all dieser schamlosen Selbst-PR klinge ich
allmählich wie eine Pressemitteilung. Open-Source-Hacker
sind nicht das Hightech-Pendant zu Mutter Teresa. Ihre
Beiträge werden namentlich gewürdigt - in Form einer Credit
List oder eines History File, die mit jedem Projekt
verbunden sind. Die produktivsten Mitwirkenden ziehen
dieAufmerksamkeit von Arbeitgebern auf sich, die den Code in
der Hoffnung durchforsten, 'Spitzenprogrammierer zu finden
und anzuheuern. Darüberhinaus sind die meisten Hacker auch
durch die Anerkennung motiviert, die sie in den Augen ihrer
Peers durch solide Beiträge gewinnen. Dieser
Motivationsfaktor ist nicht zu unterschätzen. Jeder will
seine Peers beeindrucken, seinen Ruhm mehren, seinen
sozialen Status erhöhen. Die Open-Source-Entwicklung
eröffnet Progammierern eine solche Chance.
S. 130 / 131

Ich hatte es nicht nötig, auf eine Seifenkiste zu steigen
und schreckliche Dinge über Microsoft zu sagen. Wozu hätte
das gut sein sollen? Die Ereignisse sprachen für sich. Und
sie sprachen zugunsten von Linux. Die Journalisten liebten
das Spektakel. Der leise (wie ein Fuchs) auftretende David
gegen den monopolistischen, gewissenlosen Goliath. Und,
unter uns, es gefiel mir, dieses Thema mit Reportern zu
bereden. Ich bezeichne Journalisten als Abschaum, aber die
meisten meiner Interviews haben mir wirklich Spaß gemacht.
Die meisten Reporter interessierten sich für unsere Seite
der Story - wer schlüge sich nicht gern auf die Seite des
Underdog?
Wenn sie von der Geschichte der Amöbe, die Microsoft
zerstörte, genug hatten, wollten die Journalisten
unweigerlich mehr über das Open-Source-Konzept erfahren.
Diese Information ließ sich in immer kürzerer Zeit
vermitteln, weil die Leute nun an Beispielen sehen konnten,
wie die Sache funktionierte. Als Nächstes schienen sie sich
über die Verwaltung von Linux zu wundern. Es war ihnen
schleierhaft, wie das größte Gemeinschaftsprojekt in der
Geschichte der Menschheit so effektiv gemanagt werden
konnte, wenn es schon in Durchschnittsfirmen mit 30
Mitarbeitern nicht selten wie in einem Stall aufgescheuchter
Hühner zuging.
Jemand prägte den Begriff "Gütiger Diktator", um zu
beschreiben, wie ich die ganze Sache leitete. Als ich diese
Bezeichnung zum ersten Mal hörte, kam mir unwillkürlich der
General eines Sonnenstaates mit dunklem Schnurrbart in den
Sinn, der an seine hungrigen Landeskinder Bananen verteilt.
Ich weiß nicht, ob ich mich mit dem Image des "Gütigen
Diktators" wohl fühle. Ich kontrolliere den Linux-Kernel,
den Unterbau des Ganzen, weil bisher jeder, der mit Linux zu
tun hat, mir mehr als jedem anderen vertraut. Bis heute
manage ich ein Projekt mit Hunderttausenden von Entwicklern
nach der gleichen Methode wie damals, als ich noch in meinem
Zimmer saß und wie wild programmierte: Statt Arbeit aktiv zu
delegieren, warte ich eher darauf, dass die Leute auf mich
zukommen und sich der Sache freiwillig annehmen. Das begann
schon damals, als ich mich von Aufgaben wie der
Programmierung der Bedieneroberfläche befreite, die ich
weniger interessant fand. Leute kamen auf mich zu und boten
an, einzelne Teilsysteme zu übernehmen. Und über die Leute,
die für die Wartung dieser Teilsysteme verantwortlich sind,
bekomme ich alles mit, was passiert.
Ich nehme ihre Arbeit an oder lehne sie ab, aber meistens
lasse ich den Dingen ihren Lauf. Wenn zwei Leute ähnliche
Programme pflegen, akzeptiere ich beide und warte ab,
welches genutzt wird. Manchmal werden beide genutzt,
schlagen aber zu guter Letzt unterschiedliche Wege ein.
Einmal gab es einen heftigen Wettbewerb zwischen zwei
Leuten, die darauf bestanden, Patches einzusenden, die
jeweils im Widerspruch zu denen des anderen standen. Ich
nahm daraufhin von keinem der beiden Entwickler mehr Patches
an, bis einer von ihnen das Interesse verlor. Hätte König
Salomon einen Kindergarten geleitet, hätte er genauso
verhandelt.
Gütiger Diktator? Nein, ich bin einfach nur faul. Ich
versuche zu managen, indem ich keine Entscheidungen treffe
und den Dingen ihren Lauf lasse. So bekommst du die besten
Ergebnisse.
S. 180/181

Die GPL ist insofern eine wunderbare Sache, als sie dafür
sorgt, dass jeder mitspielen kann. Sie müssen sich den
enormen Fortschritt nur mal vorstellen, den das für die
Menschheit bedeutet! Aber heißt das, dass jede Innovation
Gplt werden muss?
Keineswegs! Das ist die Abtreibungsfrage der Technologie.
Der einzelne Neuerer sollte selbst entscheiden können, ob er
sein Porjekt GPLen will oder lieber ein konventionelleres
Urheberrecht verwenden möchte. Was mich an Richard
(Stallmann) so verrückt macht, ist seine
Schwarz-Weiß-Malerei. Sie führt zu unnötigen politischen
Spaltungen. Er kann nie den Standpunkt eines anderen
verstehen. Wenn es um Religion ginge, würde ich ihn als
religiösen Fanatiker bezeichnen. ...
Ich finde ihn so unerträglich, weil er sich ständig über
Leute beklagt, die nicht die GPL verwenden.
S. 208

Technologie ist das, was wir daraus machen, und weder die
Wirtschaft noch die Technik werden die grundlegenden
Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen verändern. Langsam
aber sicher wird die Evolution genau wie in anderen
Bereichen dazu führen, dass die Technologie immer weniger
dem reinen Überleben und immer mehr der gesellschaftlichen
Kommunikation und schließlich dem Vergnügen dient. ...
Menschen sind von Natur aus Partylöwen, und die Technologie
wird dem Rechnung tragen.
S. 237

Hinter Open Source steht eine sehr einfache Theorie. Im Fall
eines Betriebssystems ist der Quellcode - die dem System
zugrunde liegenden Programmieranweisungen - frei zugänglich.
Jeder kann ihn verbessern, verändern, verwerten. Aber diese
Verbesserungen, Veränderungen und Verwertungen müssen
ihrerseits frei zugänglich gemacht werden. Denken Sie an
Zen. Das Projekt gehört keinem und jedem. Indem es allen
offen steht, sind schnelle, ständige Verbesserungen möglich.
Wo Teilnehmerteams parallel arbeiten, lassen sich viel
schneller und erfolgreicher Ergebnisse erzielen, als hinter
verschlossenen Türen.
Genau das haben wir bei Linux erlebt. Stellen Sie sich vor:
Anstelle eines winzigen, abgeschotteten Entwicklungsteams,
das seine Arbeit geheim hält, steht Ihnen ein Monster zur
Seite. Potenziell tragen Millionen der hellsten Köpfe zu
einem Projekt bei und werden dabei durch einen
Überprüfungsprozess durch Gleichgesinnte unterstützt, der
ähm, seinesgleichen sucht.
S. 242/243

Zu den rätselhaftesten Teilen des Open-Source-Puzzles gehört
für die meisten Leute die Frage, was so viele gute
Programmierer dazu bringt, ohne einen Pfennig Geld zu
arbeiten. Das Zauberwort heißt Motivation. In einer
Gesellschaft, in der das Überleben mehr oder weniger
sichergestellt ist, ist Geld nicht der Hauptmotivator. Es
ist nachgewiesen, dass Menschen am meisten leisten, wenn sie
von einer Leidenschaft getrieben sind. Wenn sie Spaß an der
Sache haben. Das gilt für Dramatiker, Bildhauer und
Unternehmer ebenso wie für Software-Ingenieuere. Das
Open-Source-Modell gibt den Leuten die Chance, ihre
Leidenschaft auszuleben. Und dabei Spaß zu haben. Und mit
den besten Programmierern der Welt zusammenzuarbeiten, nicht
den wenigen, die zufällig in der gleichen Firma wie sie
beschäftigt sind. Open-Source-Entwickler streben danach,
sich die Achtung ihrer Peers zu erwerben. Das muss hoch
motivierend sein.
S. 243

Es ist als würde man dem Universum erlauben, selbst für sich
zu sorgen. Indem du die Technologie nicht kontrollierst,
schränkst du ihre Nutzung nicht ein. Du stellst sie zur
Verfügung, die Leute treffen Entscheidungen vor Ort und
nutzen die Technik als Sprungbrett für eigene Produkte und
Dienstleistungen. Und weil die meisten dieser Entscheidungen
keinen höheren Sinn ergeben müssen, funktionieren sie
wirklich gut. Es kommt nicht darauf an, die Verbreitung von
Linux zu fördern. Es kommt darauf an, Linux zugänglich zu
machen und darauf zu warten, dass es sich von ganz alleine
verbreitet. Das gilt übrigens nicht nur für Linux, sondern
für jedes offene Projekt.
S. 245

Warum also schreitet die gesellschaftliche Evolution voran?
Was ist der Antriebsfaktor dafür? Treibt wirklich die
Technologie die Gesellschaft voran - wie es der allgemeinen
Ansicht zu entsprechen scheint? War die Erfindung der
Dampfmaschine tatsächlich das auslösende Moment für die
Entwicklung Europas zur Industriegesellschaft, aus der
schließlich mit Hilfe von Nokia und Mobiltelefonen die
Kommunikationsgesellschaft hervorging? Ich hatte den
Eindruck, die Philosophen neigten dieser Ansicht zu und
wollten wissen, wie die Technologie die Gesellschaft
verändert.
Ich als Vertreter der technischen Seite weiß dagegen, dass
Technologie gar nichts vorantreibt. Die Gesellschaft
verändert die Technologie, nicht umgekehrt. Die Technologie
legt nur die Grenzen dessen fest, was wir tun können - und
wie billig wir es tun können. Zumindest bis heute ist die
Technologie ihrem Wesen nach ebenso unintelligent wie die
Geräte, die sie hervorbringt. Das einzig Interessante an ihr
sind die Möglichkeiten, die sie eröffnet, so dass die
Antriebskräfte hinter jeder Technologie menschliche
Bedürfnisse und Interessen sind. Wir kommunizieren heute
nicht mehr als früher, weil wir die Möglichkeiten dazu
haben - wir kommunizieren heute mehr, weil die Leute gerne
quasseln und kommunizieren wollen, und wenn die Mittel dafür
fehlen, werden sie eben geschaffen. Dafür gibt es Nokia.
Um zu wissen, in welche Richtung die Entwicklung der
Gesellschaft fortschreitet, musst du deshalb wissen, so mein
Argument, was die Leute wirklich motiviert. Geld? Erfolg?
Sex? Welcher Grundantrieb veranlasst die Leute, das zu tun,
was sie tun?
Der erste offensichtliche Motivationsanreiz, den niemand
bestreiten wird, ist einfach: das Überleben. Zu überleben
ist schließlich die Grundbedeutung des Lebens. Leben
gehorcht nicht einfach blind dem zweiten Hauptsatz der
Thermodynamik, sondern überlebt trotz eines Universums, das
der Komplexität und Ordnung, die das Leben für seine
Absicherung braucht, ziemlich feindlich gesonnen scheint.
Deshalb ist das Überleben der Motivationsfaktor eins.
Um die anderen Motivationsfaktoren in eine Reihenfolge zu
bringen, musste ich überlegen, wie viel sie verglichen mit
dem elemantaren Überlebenswillen zählen. Die Frage lautet
nicht "Würdest du für Geld töten?", sondern "Wärst du
bereit, für Geld zu sterben?? Die Antwort ist ein klares
Nein. Damit können wir "Geld" eindeutig von der Liste der
grundlegenden Motivationsfaktoren streichen.
Es gibt jedoch offensichtlich Dinge, für die Menschen bereit
sind, ihr Leben zu opfern. Unzählige Heldengeschichten
handeln von Menschen und sogar Tieren, die bereit sind, um
einer größeren Sache willen zu sterben. Das schiere
Überleben allein ist somit nicht der einzige
Motivationsfaktor, der unsere Gesellschaft vorantreibt.
... Es gibt nicht viel, wofür die Menschen bereit sind zu
sterben, aber soziale Beziehungen gehören dazu. Zahlreiche
Beispiele zeigen, dass eine soziale Motivation ausreicht, um
Menschen das Überleben vergessen zu lassen: von Romeo und
Julia in der Literatur (tot, nicht weil sie etwas Krudes wie
Sex wollten, sondern weil sie lieber sterben wollten, als
ihr Beziehung zueinander zu verlieren) bis hin zu dem
patriotischen Soldaten, der bereit ist, sein Leben für
Familie und Vaterland - sein gesellschaftliches Umfeld -
aufs Spiel zu setzen. Halten wir also "soziale Beziehungen"
als Motivationsfaktor Nummer zwei fest. Der dritte und
letzte Motivationsfaktor heißt "Unterhaltung, Vergnügen,
Spaß". Das mag banal klingen, aber Spaß ist fraglos ein
außerordentlich starker Antrieb. Jeden Tag sterben Leute,
während sie Dinge tun, die sie nur zum Spaß machen. Dazu
gehört zum Beispiel der Sprung aus einem völlig
funktionstüchtigen Flugzeug nur wegen Kicks.
Unterhaltung braucht keineswegs banal zu sein. Es kann
unterhaltsam sein, eine Partie Schach zu spielen. Es ist ein
intellektuelles Vergnügen, herauszufinden, wie die Welt
wirklich funktioniert. Es macht Spaß, seiner Neugierde
nachzugeben und eine neue Welt zu entdecken. Und alles, was
einen Menschen dazu bringt, in einer beengten Rakete auf
einer Zillion Kilo hochexplosiven Materials zu sitzen, nur
um sich die Erde vom Weltraum aus betrachten zu können. kann
ganz sicher als "motivieren" bezeichnet werden.
Und das war's auch schon. Überleben. Dein Platz in der
sozialen Rangordnung. Und Unterhaltung. Diese drei
motivieren unser Tun. Alles andere würde ein Soziologe
vermutlich als "emergentes Verhalten" bezeichnen -
Verhaltensmuster, die sich auf jene sehr viel einfacheren
Regeln zurückführen lassen.
... Überleben. Sozialkontakte pflegen. Spaß haben. Das ist
der Lauf der Dinge. Und deshalb wählten wir "Just for Fun"
als Titel dieses Buches. Weil alles, was wir tun, letztlich
unserer eigenen Unterhaltung zu dienen scheint. Jedenfalls
wenn wir die Chance erhalten haben, so weit zu kommen.
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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