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[ox] Re: Re: moralkodex & freiheitsethik (Joachim Merkel)



ich bin bei gott keiner von diesen "ethikexperten", abe r das eine oder andre missverstaendnis moecht ich doch ausgeraeumt haben -- ich glaub naemlich wir haben nur aneinander vorbeigeredet & wollen beide das gute :)

- als "ethischer relativismus in reinform" hab ich das aufgefasst, wenn man die beschreibung des tatsaechlichen handelns der menschen zur begruendung moralische grundsaetze hernehmen wollte -- so was haben wir ja auch schon gehabt in soziologistischen & ethnozentristischen varianten (zwar oft antiklerikal & -meatphysisch aber nicht weniger totalitaer). dessen hab ich den autor nicht verdaechtigt, deshalb realitivismus. eben weil ich mir nicht vorstellen kann, wa mit ethologie metaethisch begruendet werden soll. ausser vielleicht, wenn ich mirs so recht ueberlege, dass es da eben nix zu begruenden & somit auch nix vorzuschreiben gibt: und das waer doch eigentlich der einzige kategorische imperativ den wir brauchen :) ich muss da immer an rosa luxemburg denken: "freiheit ist immer die freiheit des andersdfenkenden."

- zu der frage "lebensunwerten lebens": gerade darum gehts ja, die "objektivitaet" dieses diskurs der experten zu dekonstruieren, indem man zeigt, dasses eben ein diskurs ist, der wiederum gewissen immanenten regeln der beweisfuehrung gehorcht, die historisch sind & bestimmte interessen widerspiegeln. weiter nix. mehr is nicht. da waeren wir wieder bei der ethologie, diesmal die ethiker selber betreffend, & eine poltische oekonomie des paetkapitalismus waer dazu auch nicht wenig hilfreich :) ob der weg zurueck zu jp2 eine alternative ist, weiss ich nicht, kann sein. wenn man schon an etwas glauben muss - und ich glaub, das ist so -, dann kommt es gar nicht so sehr drauf an, woran, sondern wie man das tut (& natuerlich was man tut). die konsequenz aus der sichtbaren aufloesung moralischer gewissheiten kann naemlich imho nur radikal sein: das heisst, man wird verkraften muessen, dass da wirklich nix is ausser unserm willen. null. dem willen vielleicht, zu glauben, dasses sowas gibt wie moralische grundsätze. der weiss, dass er sich anders entscheiden haette koennen, und der deshalb andere moralische grundsaetze toleriert, solange sie seine tolerieren. (s. luxemburg) es is mir schon klar, dass das so eine utopie eines aller drueckenden daseinsnoete enthobenen, doktrinaer aufklaererischen weissen mitteklasse-intellektuellen ist. und es ist mir auch klar, dass die welt noch nicht reif ist dafuer, allein schon deshalb, weil die allermeisten andere sorgen haben, und weil die allerwenigsten ein interesse dran haben, dass sie andere sorgen haben. freilich sitzt uns bei dem gedanken daran auch irgendwie die urangst im nacken, dass dann jeder machen koennte, was er wollte, wo es doch so viele boese menschen gibt. aber das waer dann anarchie im wortsinn. und das kann man sich halt nur schwer vorstellen.

- zu dem tautologievorwurf noch: ich hatte geschrieben: " eine freiheit ohne selbstbestimmung, ohne selbstgesetzte grenzen ist eben keine mehr." das ist natuerlich sehr offen formuliert, aber es sollte doch klar sein, dass ich nicht gemeint hab, dass das eine dem anderen "irgendetwas hinzufügen" würde. vielmehr heisst das, dass man sie - wie ich die begriffe versteh - als synonyme auffassen kann. die "selbstgesetzten grenzen" lassen sich wiederum mt bezug auf den schoenen aphorismus von luxemburg lesen.

ich danke fuer die konstruktive kritik (auch im voraus). ich hab sonst niemand, dIeR sich mit mir darueber unterhalten wuerde, & es gibt mir anlass, mir selber unangenehme fragen zu stellen. und nur das bringt weiter.
mlg
dirk
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