[ox] Re: Re: moralkodex & freiheitsethik (Joachim Merkel)
- From: dirk raith <direkTor fussluemmelkaiser2001.cjb.net>
- Date: Tue, 4 Sep 2001 02:42:08 +0200
ich bin bei gott keiner von diesen "ethikexperten", abe r das eine
oder andre missverstaendnis moecht ich doch ausgeraeumt haben -- ich
glaub naemlich wir haben nur aneinander vorbeigeredet & wollen beide
das gute :)
- als "ethischer relativismus in reinform" hab ich das aufgefasst,
wenn man die beschreibung des tatsaechlichen handelns der menschen
zur begruendung moralische grundsaetze hernehmen wollte -- so was
haben wir ja auch schon gehabt in soziologistischen &
ethnozentristischen varianten (zwar oft antiklerikal & -meatphysisch
aber nicht weniger totalitaer). dessen hab ich den autor nicht
verdaechtigt, deshalb realitivismus. eben weil ich mir nicht
vorstellen kann, wa mit ethologie metaethisch begruendet werden soll.
ausser vielleicht, wenn ich mirs so recht ueberlege, dass es da eben
nix zu begruenden & somit auch nix vorzuschreiben gibt: und das waer
doch eigentlich der einzige kategorische imperativ den wir brauchen
:) ich muss da immer an rosa luxemburg denken: "freiheit ist immer
die freiheit des andersdfenkenden."
- zu der frage "lebensunwerten lebens": gerade darum gehts ja, die
"objektivitaet" dieses diskurs der experten zu dekonstruieren, indem
man zeigt, dasses eben ein diskurs ist, der wiederum gewissen
immanenten regeln der beweisfuehrung gehorcht, die historisch sind &
bestimmte interessen widerspiegeln. weiter nix. mehr is nicht. da
waeren wir wieder bei der ethologie, diesmal die ethiker selber
betreffend, & eine poltische oekonomie des paetkapitalismus waer dazu
auch nicht wenig hilfreich :) ob der weg zurueck zu jp2 eine
alternative ist, weiss ich nicht, kann sein. wenn man schon an etwas
glauben muss - und ich glaub, das ist so -, dann kommt es gar nicht
so sehr drauf an, woran, sondern wie man das tut (& natuerlich was
man tut). die konsequenz aus der sichtbaren aufloesung moralischer
gewissheiten kann naemlich imho nur radikal sein: das heisst, man
wird verkraften muessen, dass da wirklich nix is ausser unserm
willen. null. dem willen vielleicht, zu glauben, dasses sowas gibt
wie moralische grundsätze. der weiss, dass er sich anders entscheiden
haette koennen, und der deshalb andere moralische grundsaetze
toleriert, solange sie seine tolerieren. (s. luxemburg)
es is mir schon klar, dass das so eine utopie eines aller drueckenden
daseinsnoete enthobenen, doktrinaer aufklaererischen weissen
mitteklasse-intellektuellen ist. und es ist mir auch klar, dass die
welt noch nicht reif ist dafuer, allein schon deshalb, weil die
allermeisten andere sorgen haben, und weil die allerwenigsten ein
interesse dran haben, dass sie andere sorgen haben.
freilich sitzt uns bei dem gedanken daran auch irgendwie die urangst
im nacken, dass dann jeder machen koennte, was er wollte, wo es doch
so viele boese menschen gibt. aber das waer dann anarchie im
wortsinn. und das kann man sich halt nur schwer vorstellen.
- zu dem tautologievorwurf noch: ich hatte geschrieben: " eine
freiheit ohne selbstbestimmung, ohne selbstgesetzte grenzen ist eben
keine mehr." das ist natuerlich sehr offen formuliert, aber es sollte
doch klar sein, dass ich nicht gemeint hab, dass das eine dem anderen
"irgendetwas hinzufügen" würde. vielmehr heisst das, dass man sie -
wie ich die begriffe versteh - als synonyme auffassen kann. die
"selbstgesetzten grenzen" lassen sich wiederum mt bezug auf den
schoenen aphorismus von luxemburg lesen.
ich danke fuer die konstruktive kritik (auch im voraus). ich hab
sonst niemand, dIeR sich mit mir darueber unterhalten wuerde, & es
gibt mir anlass, mir selber unangenehme fragen zu stellen. und nur
das bringt weiter.
mlg
dirk
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