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Re: [ox] GPL und OpenSource




Hallo Stefan,

Du schreibst (Thu, 19 Jul 2001)

Die GPL verbietet niemenschem - auch nicht Bill Gates himself - aus
Freier Software zu lernen. Im Gegenteil: Sie ermuntert geradezu dazu
und das zählt immerhin zu den vier Grundrechten, die GPL-Software
gewährt. Das dieserart angeeignete Wissen ist aber nicht mehr
Gegenstand der GPL und kann jederzeit von jedermensch zu jedem Zweck
eingesetzt werden.

So wäre es nach meinem momentanen Dafürhalten zulässig, ein
GPL-Programm zu studieren, es konzeptuell identisch z.B. in einer
anderen Programmiersprache neu zu schreiben und damit wie auch immer
zu verfahren - incl. Geheimhaltung.

Das macht die ganze Perversion dieser Denke deutlich. Das GPL-Programmm
als solches darf ich dafür wohl nicht nehmen. Teile daraus? Leicht bis
mittelstark modifizierte Versionen? Eine Pascal-Version, die ich mit
einem Konversionstool aus den C-Quellen generiert habe und die
erfahrungsgemäß einer gewissen Nachbearbeitung bedarf? Ein volkommen
neu geschriebenes Programm, das aber auf dieselben Tricks zurückgreift
(bei einer gut getunten Implementierung kann man gewöhnlich kaum noch
was Neues rausholen)? 

Man muss dem Spiel mit aller Konsequenz entgegen treten, so wie es
Hartmut Pilch hier dankenswerter Weise immer wieder demonstriert. 

Ich erinnere an das Stallman-Interview im Spiegel vom 5.12.2000, auf
das hier vor einem reichlichen halben Jahr hingewiesen wurde: 

   Das ist, als wolle man ein Patentsystem für musikalische Ideen
   einführen. Ein melodisches Motiv hätte patentiert werden können,
   oder die Idee, vier Instrumente gleichzeitig spielen zu lassen.
   Überlegen sie einmal, was das für jemanden bedeutet, der eine
   Symphonie schreiben möchte - er muss sich jederzeit fragen, ob
   seine Entscheidungen zu einem Gerichtsverfahren führen.  Selbst
   wenn er weiß, welche Idee patentiert ist und wie er vermeiden kann,
   sie zu nutzen, macht es das Komponieren natürlich komplizierter.
   Irgendwann würde es schwieriger, eine Symphonie zu schreiben, wegen
   der man nicht verklagt würde, als eine, die man sich gern anhört.
   Jede Symphonie nutzt Ideen, die Menschen vorher schon gehört haben,
   selbst wenn es eine neue Symphonie ist. Was soll man machen, wenn
   einen alles, was man tut, in einen Rechtsstreit verwickeln kann?
   Man hört damit auf. Beethoven hätte sich einen anderen Job suchen
   müssen.

Das gilt sicher auch fürs Programmieren. LZW und GIF ist ein vager
Vorgeschmack, was für eine Lawine auf uns in den nächsten Jahren
zurollen wird. Auch auf die GNU-Gemeinde !

-- 
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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