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[ox] Re: Allmendentragoedie und Parzellentragoedie




[1  <text/plain; iso-8859-1 (quoted-printable)>]
Google sei Dank weiß ich jetzt, was Allmende ist:

<zitat google>
Schleswig-Holstein von A bis Z
Allmende 
Die Allmende bezeichnet die von einer Dorfgemeinde gemeinsam genutzte Fläche. Sie verschwand in SH 
durch das Entstehen von Individualeigentum an den landwirtschaftlichen Nutzflächen vor allem im 
Zusammenhang mit der  Verkoppelung.
Quelle: SHLEX
</zitat google>

Ein schönes, altes Wort, aber sehr windschief in unserem Zusammenhang: Von Patenten zu schützendes 
Wissen ist NICHT etwas, was schon IMMER SICHTBAR DA WAR und das man sich gemeinsam zu nützen 
entschlossen hat, sondern wird durch Anstrengung von Individuen ZUNÄCHST VERBORGEN GESCHAFFEN. 
Eben wegen dieses Unterschiedes kann Wissen, wenn es den übrigen Kriterien genügt, für 20 Jahre 
Schutz erhalten. Danach ist es dann public domain, Gemeingut, oder auch Allmende, wenn einem das 
gefällt, sogar in SH.

Auf welche Zeiten nimmt man Bezug, wenn man Parallelen zu Allmende zieht?

AP

-------- Original Message --------
Subject: Allmendentragoedie und Parzellentragoedie (21-MAY-2001 15:25)
From:    phm a2e.de
To:      swpat ffii.org

Der Artikel

 "Can patents deter innovation ? The anticommons in biomedical research"
 Authors: Michael A. Heller and Rebecca S. Eisenberg
 http://www.sciencemag.org/cgi/content/full/280/5364/698

untersucht einen spieltheoretischen Gegenpol zur "Allmendentragoedie":
die Ueberparzellierung von Gemeinguetern durch das Patentsystem.

 "(...) privatization can go astray when too many owners hold rights in
 previous discoveries that constitute obstacles to future research."

 "The tragedy of the anticommons refers to the more complex obstables
 that arise when a user needs access to multiple patented inputs to
 create a single useful product."

 "A proliferation of patents on individual fragments held by different
 owners seems inevitably to require costly future transactions to
 bundle licenses together before a firm can have an effective right to
 develop these products."
 (there you can replace "individual fragments" by "algorithms")

 "Unable to procure a complete set of licenses, firms choose diverting
 ressources to less promising projects with fewer licensing obstacles
 (...)"

 "Patent pools have been a target of antitrust scrutinity in the past
 (...)"

 "Large corporations with substancial legal departments may have
 considerably greater ressources for negociating licenses on a case-by-
 case basis than public sector institutions or small start-up firms.
 This asymmetry may make it difficult to identify mutually
 advantageous cross-licensing arrangements."

Bei alldem waere noch zu fragen, in wieweit die "Uebergrasung der
Allmende" bei einem unbegrenzt vervielfaeltigbaren Gut wie Information
ueberhaupt ein Problem ist.  Das Problem ist hier doch eher, dass dieses
Gemeingut nicht den Kategorien von Privatbesitz, Angebot und Nachfrage
gehorcht und somit einen Gegenpol zum "Markt" erfordert.  Manche haben das
"Forum" genannt.  Aber dieses "Forum" funktioniert durchaus ohne grosse
Tragoedien.  Die Tragoedie setzt dort ein, wo man versucht, das Modell
des Privatbesitzes zwangsweise auf dieses Forum zu uebertragen und
sozusagen den Geist der Materie zu unterwerfen.

Dabei erkennt man dann auch eine gewisse Paralellitaet zweier Extreme:

	Proprietarismus: alle Gueter, auch geistiger Art, privatisieren
	Marxismus: alle Gueter, auch materieller Art, vergesellschaftlichen

Beide postulieren einen Primat der Materie (Materialismus).

Beide weigern sich, die Unabhaengigkeit der zwei Pole Geist und Materie /
Forum und Markt anzuerkennen und wollen ein Einheitsprinzip durchziehen.
Dabei kommt es auf beiden Seiten zu spieltheoretischen "Tragoedien".

--
Hartmut Pilch                                      http://phm.ffii.org/
Pflege statt Pluenderung der Informationsallmende: http://www.ffii.org/
77800 Unterschriften gegen Logikpatente: http://petition.eurolinux.org/






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