-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hi Hans-Gert und Ralf!
2 days ago Hans-Gert Graebe wrote:
Stefan Merten schrieb (Mon, 23 Apr 2001)
Mir geht es um eine Personalisierung bzw. Umprojektion der
Verhältnisse auf Personen bzw. Institutionen. Der Kapitalismus gehört
abgeschafft nicht [nur] die multinationalen Konzerne. ...
Zustimmung. Allerdings geht es um einen sehr substanziellen Umbruch,
der nicht nur Institutionen und Strukturen, sondern auch Werte und
sogar, wenn man Hoevels oder Wilhelm Reich Glauben schenken darf, die
psychologische Verfasstheit der Menschen tangiert.
Auf jeden Fall werden die Bedürfnisstrukturen sich ändern. Bei den
Freie-Software-EnthusiastInnen zeichnet sich das m.E. sogar schon
umrißartig ab.
Yesterday RalfKrae wrote:
Ich wende mich also gegen den falschen Glauben, der Kapitalismus hätte
sich nur falsch entwickelt, und mit ein bißchen Regulation wäre das
alles wieder einzugrenzen. Nein, der Kapitalismus *ist* das Problem
und die Oberflächenphänomene sind zwar im Einzelfall tragisch bis
katastrophal, aber letztlich nur die Folge eines Systems, das sich
hinter dem Rücken der Menschen durchsetzt und das so lange tun wird,
bis die Menschen sich zu dessen Abschaffung entschließen.
Zwischendurch ist es m.E. aber nicht ganz egal, ob einige hundert
Millionen
mehr oder weniger unnötigerweise verhungern, in Kriegen oder an
Krankheiten
sterben oder in Armut leben usw. oder ob das eben nicht der Fall ist. Und
soviel Spielraum ist erwiesenermaßen drin unter dem Kapitalismus und da
find
ich solche Haltung tendenziell zynisch.
Nun, ich habe mich ja nicht gegen das ausgesprochen, was gemeinhin
wohl als reformistisch bezeichnet wird. Und: Zynisch ist für mich die
Realität - und nicht die, die sie beschreiben...
Und was die DemonstrantInnen in Seattle und anderswo betrifft, kann
ich nicht in ihre Köpfe gucken. Aber sich gegen die Globalisierung
aufzulehnen ohne den Kapitalismus abschaffen zu wollen, ist m.E.
ungefähr so sinnvoll wie gegen schlechtes Wetter zu sein. Die
Globalisierung ist nichts, was irgendwer beschlossen hat und
dementsprechend wieder rückgängig machen kann, sondern eine Folge des
Systems. Bestenfalls eine Ladung Regenschirme kann bei so etwas
rauskommen.
1. wollen viele von denen durchaus den Kapitalismus überwinden, aber dazu
ist
es heute auch notwendig, solche Demos zu machen.
Kann sein. Habe ich auch nichts gegen gesagt.
2. sind Regenschirme sehr
nützlich, um nicht allzu naß zu werden, solange es noch regnet,
Ja, ich bin selbst ein Fan von Regenschirmen. Allerdings glaube ich
halt nicht an den Regenschirmzauber.
und 3. ist
die Globalisierung nicht nur oder primär "Sachzwang" (das behaupten
ansonsten
Neoliberale), sondern in ihrer Entwicklung stark von staatlicher Politik
der
kapitaistischen Metropolen zur Deregulierung bzw. Liberalisierung der
Finanzmärkte und des Welthandels bestimmt, und insoweit durchaus
gestaltbar.
Denke ich nicht. Staatliche Politik sehe ich nur noch den
Konzernvorgaben hinterherlaufen. Rot-Grün fast noch ärger als die
Verkohlung.
Nimm' als Beispiel die Ökologie - immerhin das Basisthema einer der
beiden Regierungsparteien. Was ist davon noch übrig? Nix wenn du mich
fragst. Z.B. Öko-Steuer - ja nun auch schon nicht gerade besonders
revolutionär -: als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet.
Gerade an der Ökologie zeigt sich deutlich, daß das ein
Schönwetterthema war, daß solange geduldet wurde, solange die
Gewinnmargen stimmten. Diese Zeiten sind vorbei und also auch die
Ökologie, die heute nicht mal mehr in Sonntagsreden vorkommt. Da ist
für mich nix von Gestaltbarkeit zu spüren.
Mit Freien Grüßen
Stefan
-----BEGIN PGP SIGNATURE-----
Version: 2.6.3i
Charset: noconv
Comment: Processed by Mailcrypt 3.4, an Emacs/PGP interface
iQCVAwUBOudJmgnTZgC3zSk5AQFGuAP/T1hOWczR/NloXorPLaZq2Fh4wwKqY4Fj
Mq3ZzObIUwHWF9UDqVDk7eVQS+pLYGXkQJoH7wutaxlazPFrWGJw7lD/XdIO8xfw
pQjkjYhcNw2uOVgmX4gSQy/j0+wna9ZGROH3KavVsYlp8uip6hSJfN6LmCEZyhPq
zpWBy6FHPPI=
=JTPc
-----END PGP SIGNATURE-----
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de