Re: [ox] Literatur
- From: Horibbeck aol.com
- Date: Fri, 13 Apr 2001 06:00:08 EDT
In einer eMail vom 12.04.01 21:45:35 !!!First Boot!!! schreibt
sabine.nuss gmx.de:
On Thu, Apr 12, 2001 at 08:38:20AM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
die Quelle im Netz ist:
http://stud4.tuwien.ac.at/~e9426503/infogestechn/fsw.html
Habs grad gelesen: OSI, GNU und Oekonux sind alles das selbe. Bis auf
ein paar einzelne durchaus richtige Argumente
Ja, im Ansatz immer irgendwie richtig, aber das hält er nicht
durch, leider.
> ziemlich starker Tobak.
Für mich hörte der Spaß dann aber endgültig beim Antisemitismusvorwurf
auf :-(
Als erstes warne ich vor dem typischen Rechthaber-Reflex
(incl. beleidigt in der Ecke stehen), der in einem
Land ohne Streitkultur zwar verständlich aber unkonstruktiv ist.
Starker Tobak - OK. Aber kreatives Streiten kann durchaus Spaß machen,
besonders wenn eine Kritik fundiert ist und sich ernsthaft dem Disput stellt!
Christian Fuchs ist übrigens auch rechthaberisch bis dogmatisch, z.B. wenn er
gebetsmühlenartig wiederholt, daß im totalitären Kapitalismus NICHTS (!)
emanzipatorisches antizipierbar sein kann (außer kritische
Gesellschaftstheorie) und daß erst die "Warengesellschaft in ihrer Gesamtheit
beseitigt" sein muß durch eine "politische Aufhebungsbewegung", wo doch
Politik selbst aufgehoben gehört!?? -- Wo aber dann einen Anfang finden???
Ich sehe die Frage der Keimformen im Kapitalismus mitnichten für so
negativ entschieden wie bei Fuchs, sondern für erstrangig diskussionswürdig.
Das hat mich auch genervt. Kapital in "gut" und "böse" einzuteilen,
ist zwar wirklich fragwürdig, das ist ja richtig, blöd ist es dann aber
auch wieder, in der darauf folgenden Kritik, dass "böse" gleich mit
"antisemitisch" gleichgesetzt wird.
Da besonders wichtig (und aktuell), etwas ausführlicher:
Es wird nicht das "böse" Kapital mit Antisemitismus gleichgesetzt. Fuchs
zeigt lediglich die Analogie auf zwischen den Gegensatzpaaren raffendem u.
schaffendem Kapital und "bösem" monopolistischem u. "gutem" nicht
monopolistischem Kapital und daß darin unterschwellig Antisemitismus steckt.
Schnell ist man nähmlich bei unproduktivem, also schmarotzendem Kapital oder
bei Schmarotzertum ganz allgemein!
Als Projektion auf Hassobjekte kann sodann die unverstandene abstrakte
strukturelle Destruktivität des Kapitalismus konkret werden. Als "konkrete"
Hassobjekte fungieren dann für wildgewordene bürgerliche Konkurrenzhyänen
(sich geradezu aufdrängend) Juden, Ausländer, Frauen, faule Arbeitslose,
Obdachlose, Behinderte, Schwule, unheilbar Kranke, Alte etc. etc., in letzter
Konsequenz lebensunwertes Leben überhaupt. (wie gehabt)
Dem völkischen deutschen Nationalismus ist der rassistische Antisemitismus
ganz besonders eigen. Unsere GANZE Gesellschaft ist davon durchsetzt, und
damit jeder einzelne von uns, und seien wir noch so fortschrittlich gesinnt!
Eine Warnung an dieser Stelle kann also nur nützen.
Ganz abgesehen davon, dass niemand hier Kapital in "böse" oder
"gut" einteilt,
Gemeint ist hier wohl der besonders böse Feind MS.
Der ist zwar groß, aber es handelt sich trotzdem nur um die Spitze
des Eisberges.
MfG,
Horst