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[ox] Re: Gerechtigkeit




Stefan Merten on Tue, 16 Jan 2001

   Aber hier wird eine wichtige Dimension der Erweiterung des
   Äquivalenzprinzips deutlich: Wat dem eenen sin Uhl, ist dem annern
   sin Nachtigall.

Richtig, und das wird zunehmen, je mehr die individuelle Kompetenz
statt der physischen Arbeitskraft in den Mittelpunkt
gesellschaftlicher Interaktion rückt. 

   Will sagen: Während die Wertabstraktion - zumindest im
   durchgesetzten Kapitalismus - universell und überindividuell gilt,
   sind Äquivalente im Sinne von "gerecht" ja individuell verankert: Was
   ich als gerecht empfinde, müssen andere nicht so empfinden. Bei
   gleichartigen Ohrfeigen mag das noch angehen, aber wie ist das z.B.
   mit Klo-Putzen und Geschirr-Spülen? Das sind die Geschmäcker ja
   individuell sehr unterschlich.

Wertabstraktion ist ein _gesellschaftliches_ Maß. Äquivalent heißt im
Übrigen auch 'gleich' und nicht 'gerecht'.  Allerdings stimme ich Dir
zu, dass Gleichheit auf ungleiche Individuen angewendet zu Unrecht
führt.  Deshalb muss unter diesen Umständen ein Maß wohl auch eher
'gerecht' als 'äquivalent' sein. Und zwar gerecht im Holzkampschen
Sinne, d.h. das damit einher gehende Allgemeininteresse muss positiv
auf alle beteiligten Partikularinteressen zurückkoppeln.  Unter diesen
Voraussetzungen aber vielleicht direkt, d.h. ohne die Zwischenstufe
über eine abstrakte 'Gleichheit', die individuell als 'Gerechtigkeit'
empfunden wird (oder eben nicht).

   > Es wäre spannend, eines neues/besseres Wort für den
   > gemeinschaftlichen Aufwand und die "Fruchtziehung" in den
   > Kategorien von Bedürfnis(sen) und Möglichkeit(en) zu finden.

   Ja, ich fände es auch spannend, mal in diesen Begriffen
   weiterzudenken. Die Individualität scheint mir sehr wichtig zu sein.
   In einer durchindividualisierten Gesellschaft gibt es dann eben keine
   (universelle) Gerechtigkeit mehr, weil es keine (universellen)
   Wertmaßstäbe und damit keine univesellen Äquivalenzen mehr gibt -
   oder?

   Dann müßte sich Hans-Gert natürlich endgültig von jeder Form von
   Leistungsmessung verabschieden ;-) ...

Nun, wir waren hier ja schon mal so weit, dass neben den individuellen
Freiräumen auch deren gesellschaftliche 'Vernetzung', bei Spehr die
'freie Kooperation' (ich hoffe, hier ist das kleine f am Platze), eine
wichtige Rolle spielt.  Und dafür wäre es ja gut, wenn ich meine
Kooperationspartner (und -innen) einschätzen kann, d.h. mein inneres
Bild von ihnen mit der Realität konform geht. Oder wenigstens (oder
ist das sogar wichtiger?) mit dem Bild, das andere von ihnen haben.
Kooperation wird nur funktionieren, wenn Erwartungen und Ergebnisse
konvergieren.  Bewertung muss ja nicht gleich im Austausch, und dann
auch noch von 'Äquivalenten', enden.

Viele Grüße, Hans-Gert

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