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Re: [ox] Gedanken vom 1./2.12. in Dortmund




Stefan Merten on Tue, 16 Jan 2001

   ! Das Produktionswissen wurde durch die Werkzeugmaschinen aus den
     Köpfen der HandwerkerInnen in die (materiellen) Werkzeuge verlagert.
     Heute fließt die Essenz des Produktionswissens bei immer
     universelleren Maschinen in die Information / Software.

Das halte ich für unvollständig beobachtet, denn das sich so
verlagernde (genauer: sich vergegenständlichende) Wissen ist immer
schon perfektioniertes und in dem Sinne (gesellschaftlich, nicht
individuell) TRIVIALES Wissen. Der Unterschied ist, dass mit dem
Computer nicht nur Faktenwissen, sondern auch algorithmisches Wissen
vergegenständlicht werden kann, es also nicht nur um 'Produkte',
sondern auch (und immer mehr) um 'Prozesse' geht (was "new economy"
auch so sagt).  In der Wissenschaft (wenigstens den
Naturwissenschaften) ist es immer so, dass dieses trivialisierte
Wissen das Rohmaterial ist, aus dem neues lebendiges (also noch nicht
trivialisiertes) Wissen gemacht wird.  Fakten, Experimente werden
analysiert, Regelmäßigkeiten erkannt, zu Gesetzmäßigkeiten und einer
ganzen Theorie verdichtet, die ihrerseits bis zu einem Kalkül
getrieben wird ("erst eine Theorie, in der man Rechnen kann, ist eine
wirkliche Theorie" W. Schmid; Buchberger bezeichnet einen solchen
Kalkül als 'Trivialisierung der Theorie'). Der ist die Grundlage
sowohl für die technische Implementierung der Theorie als auch für die
nächste Windung der Erkenntnisspirale, nämlich Sammeln neuer Fakten,
Experimente etc.  Die technologische Brücke bedingt, dass die
Unterscheidung zwischen TRIVIALEM, vergegenständlichtem Wissen und
lebendigem, nicht fertigem Wissen auch in der Economy durchschlägt. 

     Durch die digitale Kopierbarkeit verlegt Freie Software das
     Produktionswissen zurück in Gemeineigentum und damit in die
     Gesellschaft.

Grassmuck hat mit seiner "Wissensallmende" dazu offensichtlich eine
andere Meinung (jedenfalls verstehe ich ihn so).

So, ab die Post, ich muss jetzt zum Seminar.

Hans-Gert

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