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Re: Reproduktion, Arbeit, Leistungsprinzip? (was: Re: [ox] Ein paar kleine An...



Hallo Stefan,

Arbeit
 > überwiegend für die Reproduktion der Gesellschaft wie der Einzelnen 
notwendig 
 > ist und auch in nichtkapitalistischen Verhältnissen notwendig wäre.
 
 Nötig im Wortsinne wäre es, den Stoffwechselprozeß mit der Natur und
 den Reproduktionsprozeß der Gesellschaft am Laufen zu halten. Ob es
 dazu Arbeit (im Krisis-Sinne, d.h. sehr verkürzt: entfremdete) bedarf,
 ist m.E. keineswegs ausgemacht. Gesellschaften vor dem Kapitalismus
 sind z.B. mit keiner bis sehr wenig Arbeit ausgekommen.

Die Krisis-Spezialdefinition von "Arbeit", deren Bedeutung nüchtern 
betrachtet in etwa Erwrerbsarbeit ist, teile ich nicht. Arbeit ist 
zweckbestimmte Tätigkeit auf menschlichem Niveau, Erwerbsarbeit ein Teil 
davon, aber z.B. unbezahlte Hausarbeit ist auch Arbeit, und der Anteil der 
Arbeit an der Lebenszeit der Individuen dürfte in den meisten früheren 
Gesellschaften höher gelegen haben als heute.
 
 Kannst du begründen, warum du denkst, daß ab einem bestimmten
 historischen Stand die menschliche Reproduktion nur noch unter
 Zwangsbedingungen sicherzustellen ist?
 
Arbeit ist notwendig, aber Zwang im engeren hier offenbar gemeinten Sinne ist 
ewas anderes. Essen ist auch notwendig, um sich am Kacken zu halten, aber 
macht es Sinn, man das als Zwang bezeichnen?

 > Dabei sollte es soweit 
 > möglich nach Bedürfnissen gehen, aber es wird m.E. auf unabsehbar lange 
Zeit 
 > nötig und sinnvoll bleiben, auch eine Art Leistungsprinzip anzuwenden.
 
 Zu deutsch: Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen. Ich dachte,
 Linke wären da weiter...

Das Essen - und noch etliches mehr - ist sicher in dem Bereich, wo 
Bedürfbisse auch ohne Leistung befriedigt werden können, angesiedelt. 
Übrigens weitgehend sogar schon heute. Darum geht es also wirklich nicht, 
sondern um die Frage der Kriterien, ob jemand z.B. 4000 oder 6000 DM im Monat 
verdient. Ich halte Geld für auf absehbare Zeit weiter notwendig (kann ggf. 
rein bargeldlos sein, das ändert hier nichts).

 Damit fährst du im Fahrwasser der GesellianerInnen und ihrer (extrem)
 verkürzten Kapitalismuskritik, die den Zins als Grundübel abschaffen
 wollen - um den Kapitalismus zu erneuern wie er aus ihrer
 kleinbürgerlichen Perspektive her aussehen müßte.
 
Ich halte die gesellianische Entgegensetzung von Zins und (legitimen) Profit 
für falsch. Ich meinte durchaus auch Kapitaleinkommen aus 
Unternehmensprofiten.

Rote Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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