Re: Reproduktion, Arbeit, Leistungsprinzip? (was: Re: [ox] Ein paar kleine An...
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Sun, 26 Nov 2000 16:26:08 EST
Hallo Stefan,
Arbeit
> überwiegend für die Reproduktion der Gesellschaft wie der Einzelnen
notwendig
> ist und auch in nichtkapitalistischen Verhältnissen notwendig wäre.
Nötig im Wortsinne wäre es, den Stoffwechselprozeß mit der Natur und
den Reproduktionsprozeß der Gesellschaft am Laufen zu halten. Ob es
dazu Arbeit (im Krisis-Sinne, d.h. sehr verkürzt: entfremdete) bedarf,
ist m.E. keineswegs ausgemacht. Gesellschaften vor dem Kapitalismus
sind z.B. mit keiner bis sehr wenig Arbeit ausgekommen.
Die Krisis-Spezialdefinition von "Arbeit", deren Bedeutung nüchtern
betrachtet in etwa Erwrerbsarbeit ist, teile ich nicht. Arbeit ist
zweckbestimmte Tätigkeit auf menschlichem Niveau, Erwerbsarbeit ein Teil
davon, aber z.B. unbezahlte Hausarbeit ist auch Arbeit, und der Anteil der
Arbeit an der Lebenszeit der Individuen dürfte in den meisten früheren
Gesellschaften höher gelegen haben als heute.
Kannst du begründen, warum du denkst, daß ab einem bestimmten
historischen Stand die menschliche Reproduktion nur noch unter
Zwangsbedingungen sicherzustellen ist?
Arbeit ist notwendig, aber Zwang im engeren hier offenbar gemeinten Sinne ist
ewas anderes. Essen ist auch notwendig, um sich am Kacken zu halten, aber
macht es Sinn, man das als Zwang bezeichnen?
> Dabei sollte es soweit
> möglich nach Bedürfnissen gehen, aber es wird m.E. auf unabsehbar lange
Zeit
> nötig und sinnvoll bleiben, auch eine Art Leistungsprinzip anzuwenden.
Zu deutsch: Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen. Ich dachte,
Linke wären da weiter...
Das Essen - und noch etliches mehr - ist sicher in dem Bereich, wo
Bedürfbisse auch ohne Leistung befriedigt werden können, angesiedelt.
Übrigens weitgehend sogar schon heute. Darum geht es also wirklich nicht,
sondern um die Frage der Kriterien, ob jemand z.B. 4000 oder 6000 DM im Monat
verdient. Ich halte Geld für auf absehbare Zeit weiter notwendig (kann ggf.
rein bargeldlos sein, das ändert hier nichts).
Damit fährst du im Fahrwasser der GesellianerInnen und ihrer (extrem)
verkürzten Kapitalismuskritik, die den Zins als Grundübel abschaffen
wollen - um den Kapitalismus zu erneuern wie er aus ihrer
kleinbürgerlichen Perspektive her aussehen müßte.
Ich halte die gesellianische Entgegensetzung von Zins und (legitimen) Profit
für falsch. Ich meinte durchaus auch Kapitaleinkommen aus
Unternehmensprofiten.
Rote Grüße
Ralf Krämer
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