Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (was: RE: [...
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Tue, 14 Nov 2000 00:46:15 +0100
Hallo, Ralf!
On Mon, 13 Nov 2000, RalfKrae aol.com wrote:
X-Mailer: Windows AOL sub 110
smerten dialup.nacamar.de:
Nein, leider nicht. Dem zitierten Herrn ging es um Textwerke, die - ja
glaubt mensch es denn - im Web stehend ohne Bezahlung einfach von
anderen weiterverwendet werden oder gar per Mail repliziert o.ä. Für
Musik etc. gilt natürlich die gleiche Argumentation, die uns ja
demnächst wohl GEMA-Abgaben auf Festplatten etc. bescheren wird.
Es ist m.E. falsch [...], wenn [...] grundsätzlich der Anspruch von
UrheberInnen auf angemessene Vergütung negiert wird.
Das hat auch niemand von uns vor. Die Welt des geistigen Eigentums soll nicht
enteignet, sondern zurückgelassen werden und dann verkümmern. Dazu gibt es
die Freien Informationsgüter, egal ob mit oder ohne Copyleft.
Problematisch wird es erst, wenn Fremdeinflüsse uns die Grundlage entziehen,
diese neue Welt des Freien Wissens weiter aufzubauen. Noch problematischer
wird es, wenn die reaktionären Forderungen von der Seite der Gewerkschaften
kommen. In den 80ern hieß es etwa, Industrieroboter und Computer seien
schlecht, da sie ja Arbeitsplätze abbauen. Mit zusätzlichen fünf DEM
GEMA-Abgabe auf CD-Rohlinge wird es ein teurer Spaß werden, sich mal eben die
neuste Distribution (i.d.R. 9 CDs) vom Nachbarn auszuleien und zu brennen.
Damit hätte sich Freie Software erledigt.
Man sollte wissen, daß die Verwertungsgesellschaften ihre Einnahmen nicht
gleichermassen an alle schöpferisch tätigen Menschen verteilen, sondern
lediglich an zahlende Mitglieder. Somit haben jene keinerlei Anspruch auf
Gemeinnützigkeit. Mitglieder solcher Strukturen sind wohl auch kaum
diejenigen, die sich von der Welt des geistigen Eigentums bereits
verabschiedet haben, etwa indem sie nur noch Freie Computerprogramme laufen
lassen.
Es bezollt also die proprietäre die Freie Welt. Dies ist bereits der Fall bei
öffentlichen Musikaufführungen (GEMA) oder Fotokopieen (VG Wort). Solange es
noch einen Ausgang gibt, wie bei den Musikaufführungen, ist das OK. Dort ist
es möglich, durch Formulare voranzumelden, daß man keine Rechte von
GEMA-Mitgliedern verletzt. Dadurch wird die Aufführung gebührenfrei. Ich habe
aber noch nichts davon gehört, daß ein die Gebühren auf Kopierer wegfielen,
wenn man nachweislich nur Schriften von Nicht-{{VG-Wort}-Mitgliedern}, z.B.
über 70 Jahre alte Bücher damit vervielfältigen wolle. Noch mehr Pauschalen
wären fatal.
Es gibt da sehr viele Leute, die machen
dass nicht nur in ihrer Freizeit und zum Spaß,
Du meinst, Programmierer Freier Software machen das nur in ihrer Freizeit und
zum Spaß, oder was?
Bitte zu lesen: http://www.gnu.de/mani-ger.html
(das sich für die NutzerInnen in Pfennigbeträgen ausdrückt, die
niemandem weh tun)
Ich will aber gar keine Nutzerin proprietärer Informationsprodukte sein. Wenn
die Kolumnisten von mir kein Geld kriegen, dann, weil ich ihre Zeitung nicht
kaufe und nicht, weil ich sie mir heimlich selbst ausdrucke.
Also, wenn ich lasterweise Reprodrucke von abgelaufenen Büchern drucken
wollte, warum sollte ich dann freudestrahlend monatsgehaltweise aufsummierte
Pfennigbeträge an Kopiergeräteabgabe abdrücken, ohne daß mir das wehtun
soll???
, sondern darin, dass Medienkonzerne ihnen dies
vorenthalten wollen, auf Basis ihrer Arbeit möglichst große Profite machen
wollen und dabei auch elektronische Medien nutzen, ohne den eigentlichen
UrheberInnen dafür Entgelt zu zahlen.
Soso, die Medienkonzerne beanteiligen ihre Untergebenen also nicht
ausreichend an den Kaskaden von eCash, die die New Economy gerade am
produzieren ist.
Aber das rechtfertigt noch lange keine Pauschalabgaben.
GEMA und VG Wort sind m.E. erst mal sinnvolle Einrichtungen, um
Entgeltansprüche von UrheberInnen durchzusetzen.
Falsch. Sie vertreten lediglich die Ansprüche ihrer Mitglieder. (Das ist
übrigens auch gut so -- ich will gar nicht, daß die mich vertreten.)
Was die Einnahmequellen angeht, wäre es m.E. nötig, hier über konkrete
Alternativen zu diskutieren, wenn man z.B. Abgaben auf Hardware ablehnt
Unberechtigte Einnahmen durch Pauschalforderungen an Unbeteiligte sind eine
illegitime Einnahmequelle. Es muß daher mindestens die von der GEMA-Vermutung
bekannte Ausnahmeklausel geben.
Sinniger wäre aber, überhaupt keine Pauschalabgaben zu betreiben, sondern bei
jedem Fall die Information an die VGs mitzuübermitteln, was kopiert wurde
(z.B. Autor u. Titel oder ISBN). Werke ohne Verwertungskennung sind überhaupt
nicht zu besteuern. Die Kennung könnte z.B. auf jeder Buchseite als Barcode
eingedruckt sein und vom Kopierer automatisch ausgelesen werden...
Im Heimbereich sind derartige Techniken natürlich nicht einforderbar, ebenso
nicht für alle Kopierer, da niemand zum Umgang mit proprietärer Technik
gezwungen werden sollte. Für unlizensierte, freie Kopiergeräte sollte die
jeweils zuständige VG eine EULA herausgeben, so wie es Micro$oft erfolgreich
praktiziert. Von der Seite kam bis jetzt zumindest noch nie die Forderung
nach einer Pauschalabgabe!
Im Übrigen könnte man mal analog zu M$ die VGs mit einer kartellrechtlichen
Klage überziehen.
(die m.E. keine nennenswerte Einschränkung der Freiheit der Information
darstellen). Wenn es mal eine "Freie Welt" geben sollte, würde sich das
sicher anders darstellen, aber solange auch AutorInnen, JournalistInnen
etc. Miete und im Supermarkt usw. bezahlen müssen statt einfach nur
mitnehmen zu dürfen, haben sie wie alle Erwerbstätigen Anspruch auf Entgelt
für ihre und
finde ich es fast schon zynisch, Ihnen das quasi absprechen zu
wollen unter Bezug auf hehre Ziele.
Woraus schließt du das? Niemandem soll etwas weggenommen werden! Allenfalls
unberechtigte Einnahmen durch Pauschalabgaben müssen unterbunden werden.
Oder sollen nur noch Reiche schreiben
können oder Leute, denen Sozialhilfe reicht, oder die "was Richtiges
arbeiten" und das dann in ihrer Freizeit tun? Finde ich weder realistisch
noch wünschenswert.
Das ist heute Realität. Wer im Akkord dichtet, etwa Groschenromanschreiber
oder Zeitungsfritzen, produziert nur Schrott. Das kann man nicht wirklich
mitzählen. Und wer nur selten etwas geniales schreibt, macht das ja wohl kaum
beruflich. Wünschenswert ist die finanzielle Situation letztgenannten Falles
natürlich nicht, eine staatliche Berentung aller Bürger vom ersten Tag des
Lebens an könnte aber hierbei helfen. Damit sollten sich die Gewerkschaften mal
beschäftigen!
Tschüß,
Thomas
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