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[ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (was: RE: [...



Liebe Leute,

In einer eMail vom 11.11.00 20:13:01 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
smerten dialup.nacamar.de:

 >> Wenn dann jemensch wie der o.g. Herr lediglich die
 >> Standesinteressen der AutorInnenschaft vertritt, dann mußt du mir mal
 >> erklären, was daran der Fortschritt in der
 >> gesellschaftlich/demokratischen Rückkopplung ist und wie die
 >> Produktivitätsfortschritte dann mit gewerkschaftlicher Hilfe anders
 >> verteilt werden sollten.
 > 
 > ??? Das bezieht sich auf den eher kleinen Ausschnitt der Produktion 
freier
 > Software.
 
 Nein, leider nicht. Dem zitierten Herrn ging es um Textwerke, die - ja
 glaubt mensch es denn - im Web stehend ohne Bezahlung einfach von
 anderen weiterverwendet werden oder gar per Mail repliziert o.ä. Für
 Musik etc. gilt natürlich die gleiche Argumentation, die uns ja
 demnächst wohl GEMA-Abgaben auf Festplatten etc. bescheren wird.

Es ist m.E. falsch und führt politisch in die Isolation statt eine notwendige 
Verbreiterung der Basis für Aternativen, wenn schlicht die Herangehensweise 
von Freien Software-ProgrammiererInnen (die ja wohl auch irgend woher ihren 
Lebensunterhalt finanzieren müssen) und die Kritik an der kapitalistischen 
Verwertung von Wissen- bzw. Informationsprodukten so verallgemeinert wird, 
dass grundsätzlich der Anspruch von UrheberInnen auf angemessene Vergütung 
negiert wird. Es gibt da sehr viele Leute, die machen dass nicht nur in ihrer 
Freizeit und zum Spaß, sondern müssen sich und ggf. Kinder etc. davon 
ernähren, und das Problem besteht m.E. grundsätzlich nicht darin, dass diese 
ein angemessenes Entgelt haben und durchsetzen wollen (das sich für die 
NutzerInnen in Pfennigbeträgen ausdrückt, die niemandem weh tun), sondern 
darin, dass Medienkonzerne ihnen dies vorenthalten wollen, auf Basis ihrer 
Arbeit möglichst große Profite machen wollen und dabei auch elektronische 
Medien nutzen, ohne den eigentlichen UrheberInnen dafür Entgelt zu zahlen. 

GEMA und VG Wort sind m.E. erst mal sinnvolle Einrichtungen, um 
Entgeltansprüche von UrheberInnen durchzusetzen. Zu problematisieren sind 
hier v.a. die Verteilungsverhältnisse der Einnahmen, die zu Profiten von 
Medienkonzernen und zu überhöhten Einkommen diverser "Stars" beitragen (wenn 
auch weniger als der normale Verkauf von Büchern oder Tonträgern). Was die 
Einnahmequellen angeht, wäre es m.E. nötig, hier über konkrete Alternativen 
zu diskutieren, wenn man z.B. Abgaben auf Hardware ablehnt (die m.E. keine 
nennenswerte Einschränkung der Freiheit der Information darstellen). Wenn es 
mal eine "Freie Welt" geben sollte, würde sich das sicher anders darstellen, 
aber solange auch AutorInnen, JournalistInnen etc. Miete und im Supermarkt 
usw. bezahlen müssen statt einfach nur mitnehmen zu dürfen, haben sie wie 
alle Erwerbstätigen Anspruch auf Entgelt für ihre und finde ich es fast schon 
zynisch, Ihnen das quasi absprechen zu wollen unter Bezug auf hehre Ziele. 
Oder sollen nur noch Reiche schreiben können oder Leute, denen Sozialhilfe 
reicht, oder die "was Richtiges arbeiten" und das dann in ihrer Freizeit tun? 
Finde ich weder realistisch noch wünschenswert.

Gewerkschaftliche Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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