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Re: [ox] Re: Wissenschaft et al



Hallo,

auch hier nur kurz zu einigen Punkten:

1. Begriffe:

Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie Ihr mit Begriffen und Worten
umgehen wollt. Einerseits bleibt Ihr beim Allgemeinsprachlichen,
andererseits habt Ihr doch wohl auch einen wissenschaftlichen Anspruch?

Worin seht Ihr den Unterschied einer Begriffsbildung von einer einfachen
Definition? 

2. Wissenschaft und Alltagsdenken

Damit verbunden kommen wir - wieder einmal - zu der Frage, wie es gehen
kann, daß Wissenschaft entelitarisiert werden kann.
Ist jede Meinungsäußerung schon "Wissenschaft" - bzw. was unterscheidet
Wissenschaft davon? 

3. Wissenschaft

Ich stelle fest, daß Stefan Mn. verhindern will, daß Stefan Mz. 
Wissenschaft über andere Weltanschauungs- und Denkformen stellen will. 
Damit bin ich prinzipiell einverstanden. Es gibt aber verschiedene
Möglichkeiten, damit umzugehen.
Ich erlebte letztens, wie eine Frau die Wissenschaft bereichern wollte,
indem sie alle möglichen anderen Formen, Welt wahrzunehmen, mit in die
Wissenschaft hineinnehmen wollte. Dem widersprach jemand mit folgendem
Argument: Dadurch wird die Wissenschaft noch mehr überhöht - 
besser wäre es doch, Wissenschaft da zu lassen, wo sie ist (natürlich 
durchaus weiter zu entwickeln), aber dem Nicht-Wissenschaftlichen
bezüglich der Orientierung in der Welt etc. einen eigenen Raum zu
lassen, es nicht mit unterzubuttern - sondern dafür den Anspruch der
Wissenschaft überhaupt lieber zu reduzieren. 

Wissenschaft - mit einer bestimmten Spezifik an seinem Platz - das
andere an seinem; nicht alles in Wissenschaft reinpressen...

4. Fortschritt

Ich habe den Eindruck, Stefan Mn. spricht der Entwicklung, speziell der
wissenschaftlichen den Fortschritt ab? Sehe ich das in dieser
Absolutheit richtig?
Vielleicht hilft es weiter, sich über eventuelle Kriterien des
Fortschritts, der Höherentwicklung klar zu werden.

Ich hab mich grad damit beschäftigt, wie die Quantentheorie entstanden
war. Die traditionelle Physik konnte die Strahlung eines schwarzen
Körpers nicht richtig berechnen. Nach ihren Formeln kam für kleine
Wellenlängen eine unendlich werdende Intensität heraus - die
"Ultraviolettkatastrophe". Es war wohl doch ein Fortschritt, und nicht
nur ein "anderes" Denken, daß Planck die Energiequantelung einführte und
damit die experimentell richtige Kurve auch berechnen konnte. Bezüglich
konkreter Kriterien - hier Berechnung der Strahlungskurve eines
schwarzen Körpers - ist doch Fortschritt/Höher-Entwicklung
konstatierbar. Oder nicht?

Ein anderes Kriterium wäre: erfolgreicher Umgang/Beherrschung der Natur
... wobei wir hier schon wieder deutlich sehen müssen: langfristig kann
mancher Erfolg in Mißerfolg umschlagen, oder aus anderen Gesichtspunkten
heraus gar keiner sein...

Auch die Handlungsfähigkeit wird wohl jeweils unterschiedlich
eingeschätzt werden. Mancher Scholastiker war wohl ausreichend
handlungsfähig mit dem aristotelischen Naturforschungsverständnis -
andere Menschen eben nicht. Manch "Fortschrittsfeindlichkeit" läßt sich
sicher auch verstehen, wenn man versteht, wie der "Fortschritt" deren
Handlungsfähigkeit einzuschränken droht (Machtansprüche...).

Wahrscheinlich wird hier klar, daß wir alle irgendwie parteilich in
dieser Frage sind - wir können sie auch nicht vermeiden und in
postmoderne Beliebigkeit ausweichen, sondern unsere jeweilige
Parteilichkeit transparent machen...

Ahoi Annette




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