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Schmarotzertum (was: Re: [ox] Kommentar zu Abs. 40)



On Mit, 26 Apr 2000 torsten_woellert web.de wrote:
Torsten Wöllert, torsten_woellert web.de, hat einem neuen Kommentar 
geschickt.

Kommentierter Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40

(40)
 Im neoliberalen Modell Freier Software von ESR gibt es folgerichtig keine
wesentlichen Unterschiede zwischen "freier" Softwarelizenzen. Vermutlich
hat er nur mit Magengrimmen die GPL trotz des enthaltenen
Privatisierungsverbots auf die Liste von "OSI-zertifizierten" Lizenzen
gesetzt, da man an der GPL nicht gut vorbeikommt. Bis auf die
"Restaurantmethode", dem Vertrieb Freier Software durch Distributionen, ist
keines der oben genannten mit Buchstaben und Geist der GPL vereinbar [13].
Die GPL schließt künstliche Verknappung und Privatisierung von Code aus,
und das behindert die Verwertung von Software weitgehend.

Einige Anmerkungen zu 33 -- 40. Bevor ich aber ggf. ot- Kommentare
(nicht offtopic, sondern open theory) daraus mache, hätte ich gern
noch ein paar Meinungen zu meiner gehört...

34: Lockangebot: 
1. Wenn sich eine Firma das Recht auf Reprivatisierung vorbehält, ist
es überhaupt keine "Freie Software".
2. Man kann keine Software am Markt positionieren, wenn es keinen
Markt für Software mehr gibt, weil das Volk Löhnware boykottiert.
3. Wieso die GPL die schamlose Ausnutzung der (noch vorhandenen)
Dummheit der Leute verbieten soll, kann ich nicht nachvollziehen.

35: Glasurmethode:
1. Freie Software muß nicht kostenlos erstellt worden sein (das war
von RMS ursprünglich ganz anders gedacht).
2. Daß freie Software heute meist kostenlos erstellt wird, ist L.T.
zu verdanken. Durch seine Newsgroup- Kooperations- Arbeitsweise
arbeiten nun abenteuerlustige Hobbyprogrammierer für den Lohn der
Befriedigung, etwas großartiges geschaffen zu haben. Obgleich dieser
Lohn kaum durch Geld zu kompensieren sein dürfte, konkurrieren sie
geldlich die armen Berufshacker zutode.
3. Gefährlich an Treibern ist, daß sie gewöhnlich mit Root- Rechten
laufen(!). Daher sollten sie m.E. möglichst klein, übersichtlich und
von einer breiten Masse mitentwickelt und kontrolliert, nicht aber
nach den Vorstellungen eines Konzerns gestaltet oder gar Closed Source
sein. 
4. Glasierte Hardware hat einen Qualitätsvorteil zu unglasierter.
Dies ist im Interesse des Anwenders. 

36: Restaurantmethode:
1. Diese Methode hat RMS selbst vorgeschlagen. Allerdings darf die
zu zahlende Gebühr nicht für die Software gezahlt werden, sondern nur
für ihre Verteilung, sprich für das konkret ausgehändigte Exemplar.
Daß Leute für ein bißchen Papier und Plastik 100,-- DEM ausgeben, ist
ihre eigene Dummheit. Die Kosten für die Erstellung der Distribution
dürfen nicht von den Usern dieser eingefordert werden, da modifizierte
GNU- Programme ebenfalls unter der GPL stehen. 
2. Problematisch sind Lizenzverletzungen seitens der Distributoren.
So stellt die SuSE GmbH ihre gesamte Distribution unter eine
einheitliche Lizenz, die die bezahlte Weitergabe verbietet. Dies ist
jedoch nicht zulässig. Wenn die gesamte Distribution unter einer
einheitlichen Lizenz steht, ist es ein Produkt, und zwar eins, was von
GNU- Programmen abgeleitet ist und damit gefälligst unter der GPL zu
stehen hat. Leider fordert aber niemand die Pflichten ein, die aus der
GPL folgen :o( Somit verkommt Freie Software immer mehr zu Freeware,
mit der jeder machen kann, was er will.

An dieser Stelle fällt auch ein Schwachpunkt der GPL auf: Die GPL
verbietet bei Lizenzunstimmigkeiten die Weitergabe. Ein User, dem
obige Unstimmigkeit auffällt, wird also seine SuSE nicht
weiterverschenken, -kopieren oder -verkaufen, es sei denn er ist
sowieso ein böser Raubkopiererschelm. Dies müßte anders sein. Freie
Software müßte die (bezahlte) Vervielfältigung stets gestatten, mit
der Einschränkung, daß bei Verletzungen der Rechte dritter der
Verursacher zu haften hat.

37: Zubehörmodell:
1. Pinguine = Werbung 
2. Dokumentationen: sehr ärgerlich, da hilft nur Boykott! :o)
Dies ist wieder ein Beispiel, wo die Dummheit der Menschen ausgenutzt
wird.
3. Linuxtage: Auch sehr ärgerlich. Man könnte aber z.B. einen genialen
Slogan an jeder Ecke hinhängen, der unter die FDL gestellt wird. Die
Reporter müßten dann, unter Androhung schwerer Strafen, wenn sie den
Slogan (oder Fotos davon) abdrucken wollen, den ganzen Artikel unter
die FDL stellen. 



Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1

(40.1)
Aber auch mit GPL lassen sich Parasiten nicht völlig verhindern (Glasur,
Zubehör, Marketing). Sowie etwas populär ist, kommen die Schmarotzer. Der
einzige Weg, sich gegen sowas zu wehren, scheint eine robuste Gemeinde
(community) zu sein.

Die GPL soll "Schmarotzer" gar nicht verhindern. Im Gegenteil, sie
plant sie als Werbung, Verteilungshilfe usw. ein. Ausserdem sind
diese "Schmarotzer" relativ harmlos. Sie behindern die Entwicklung
freier Software nicht. Sie nutzen lediglich die Dummheit der Anfänger
aus. Da kann man mit Aufklärungsaktionen gegensteuern, wenn man denn
Mitleid hat. Viel gefährlicher ist m.E. wie gesagt, daß niemand die
Einhaltung der Pflichten, die aus der GPL erwachsen, einklagt. 

Tschüß,
Thomas
-- 
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 ((@  O\  
  >\__´   
 :´\| #

   

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