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Re: [ox] Meilenstein-Paper als OpenTheory



Hi Stefan, Lorenz und alle anderen Oekonuxis!

 Meine
These ist, das sich das Materielle von der informationellen Seite her
erobern lässt - eine Umkehrung des historisch gewachsenen Verhältnsses.

Ich stimme Dir zu, nur warum das eine "Umkehrung des historisch gewachsenen
Verhältnisses" sein soll, behirne ich nicht - jedes Produkt ist zuerst im
Kopf und dann erst wird es materialisiert. 

Daß Wissen heute gehortet wird, ist so plötzlich aufgekommen, wie
einst urplötzlich Kapital gehortet wurde. 

Bevor das Wissen (hier speziell das für die Produktion notwendige)
plötzlich gehortet wurde, war es zwar frei, jedoch sehr wenig
fortgeschritten. Die Werkzeuge (Hammer, Säge, Schraubenzieher)
erforderten nicht viel Wissen um ihre Anwendung, jedoch einen hohen
Einsatz an körperlicher Arbeit. An dieser Situation änderte auch die
erste industrielle Revolution nichts, nach der plötzlich eine kleine
Gruppe besonders vermögender Leute (Burgeoisie) sich bessere Werkzeuge
(motorbetriebene) leisten konnten, so daß die Anwender herkömmlicher
Werkzeuge mit diesen nicht mehr konkurrenzfähig waren. Für die
Kapitalisten spielte aber Wissensanhäufung eine genauso keine Rolle
wie Kapitalanhäufung für den die Selbstversorger knechtenden Adel im
Mittelalter.

Daß plötzlich Leute anfingen Wissen zu horten, hat diese der
Burgeoisie gegenüber in einen Vorteil gebracht und sie als
herrschende Klasse abgelöst, da von jenen Wissensgrabschern plötzlich
alle abhängig sind. Die einfachen Werkzeuge, sowie deren motorisierte
Ableitungen, sind inzwischen zu Billigpreisen erhältlich, aber nicht
länger konkurrenzfähig einsetzbar. So aber sind komplexere Automaten,
die kaum noch menschliche Arbeitskraft fordern, deren Einsatz aber
Wissen erfordert, das die neue, wissenshortende herrschende Klasse
gegen Macht tauscht. 

Auch bei dieser neuen Gesellschaftsform (Informationszeitalter) kommt
natürlich die Idee auf, die herrschende Klasse um das gesamte Volk zu
ergänzen. Neben dem klassischen Ansatz (Enteignung und
Vergesellschaftlichung -- das tun ja bereits die Raubkopierer) gibt
es noch den GNU- Ansatz. Dieser bekämpft das Horten von Wissen auf
der Basis dessen Legitimation, wodurch er vor Angriffen der
Wissenshorter geschützt ist. Die Abschaffung der Wissenshorterei
führt nach Vollendung wahrscheinlich erstmal in den Kapitalismus
zurück. Aber in einen völlig anderen! Das Wissen für eine
automatisierte Produktion wird frei verfügbar sein. Das Wissen über
die Produkte wird frei verfügbar sein. Die Konkurrenz wird groß...

So läßt "sich das Materielle von der informationellen Seite her
erobern -- eine Umkehrung des historisch gewachsenen Verhältnsses"

Tschüß,
Thomas

PS: Die ganzen Antworten von S. Mn. sind auch ziemlich interessant...
Muß mal drauf antworten, aber nicht mehr heute -- GÄÄÄÄÄÄHN! 





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