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Def. Produkt (was: Re: [ox] Letzter Teil Paper GPL-Gesellschaft)



Hi Thomas!

7 days ago Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
Kann ein
Informationsgut ohne materielles Gut fortbestehen?

Du meinst, ob ein Informationsgut ohne materielles Substrat sinnvoll
denkbar ist - richtig? Würde ich bejahen.

Und wozu verbrennen dann manche Leute Bücher?

Ja eben, wozu? Die Ideen, die in den Büchern stehen können sie nämlich
nicht vernichten! Dazu reicht es nämlich schon, daß sie nur ein Mensch
gelesen hat - quasi in seine feuchte Hardware kopiert hat.

Ich sehe immer weniger, warum es unbedingt wichtig ist, sich an dem
materiellen festzuklammern. Das scheint mir deutlich in die Irre zu
führen.

Mal in Terms of Feudalismus => Kapitalismus gedacht würde das
bedeuten, daß du beim Industrieprodukt krampfhaft darauf bestehst, daß
es aber letztlich aus mineralischen und agrarischen Rohstoffen
gefertigt ist. Auch wenn das stimmt, erfaßt es m.E. einfach nicht das
Wesen des Industrieprodukts.

Und kann ein
materielles Gut ohne Informationsgut nützlich sein?

Die Frage verstehe ich nicht ganz. Oder sie ist so weitläufig gemeint?
Ich sag' mal: Klar, ein Glas Wasser ist auch ohne Informationsgut
nützlich.

Das Glas hat eine Funktionsweise, nämlich Wasser zu halten, ebenso
das gefüllte, und zwar, Durst zu löschen. Ist das keine Information?

Ein unbehandelter Felsbrocken, bei dem keinem einfällt, was man
damit machen könnte -- ist der nützlich?

Hmm... Aber den Begriff Information dafür benutzen? Gibt's da nichts
Besseres?

Was ich besonders schlecht finde ist, daß die Dokumentation zu diesem
Standard [MP3] nirgends im Netz zu finden ist.

Komisch. Gibt's die nicht bei der MPEG (Motion Picture Expert Group)
selbst?

Auf den Fraunhofer- Seiten ist nichts zu finden.

`http://drogo.cselt.stet.it/mpeg/' sollte die Home-Page sein.
`http://www.mpeg.org/MPEG/' scheint auch interessant. Hat
`http://www.metaspinner.de/' gefunden.

Technisches Detail aber dennoch: Die Sample-Frequenz ist in MP3 hart
eingebaut? Kann ich gar nicht glauben.

Weiß ich nicht. Ich denke mal, das ist Sache des Decoders.

Der Standard für Musik wird sicher auch weiterhin CD- Audio bleiben,
selbst dann, wenn die Musikindustrie die Hufe hochreißt.

Dieser Standard buchstabiert sich aus in 16Bit-Linear, 44.1kHz
Samplefrequenz wenn ich das richtig interpretiere. Da ist aber nicht
viel besonderes dran. Und Sample-Frequenzen sind mit geeigneten
Filterfunktionen änderbar.

Ich will mich nicht an diesem Detail festbeissen. Worum es mir geht,
ist, daß der Decoder erst in dieses Format umwandelt, und dann gehts
an die Soundkarte.

Ein unfreies MP3 wird wohl kaum das freie verdrängen können.

Na ja, es gibt ja wohl Bestrebungen seitens der Musikindustrie,
Pay-Formate zu etablieren.

Diese Pay-Formate müssen aber auch erst nach CD-Audio umwandeln,
bevor die Daten an die Soundkarte gehen.

Das muß beileibe nicht so sein. Es ist sogar eher unwahrscheinlich,
daß ausgerechnet die CD-Sample-Frequenz fest benutzt werden muß.
Zuweilen unterstützt Audio-Hardware nämlich nur bestimmte
Sample-Frequenzen - z.B. 8kHZ, 16kHz, 32kHz.

Und wenn die Soundkarte in
wirklichkeit ein verkleideter CD- Brenner ist, hat man eine schöne
Audio- CD,

Eben nicht. Aber prinzipiell wäre es natürlich denkbar.

von der man u.a. auch MP3s machen kann. Da müßte schon MP3
verboten werden oder Störungen in die Musik eingebaut werden, die
zwar nicht hörbar sind, jedoch den MP3- Encoder so
durcheinanderbringen, daß er nur noch Müll macht. Ich glaube aber,
das geht beides nicht.

Das wäre dann wieder ein typischer Raubkopierer-Hase-und-Igel-Wettlauf
;-) .

Nein, wenn du eine CD kopierst, kopierst du auch nicht den Rohling mit

Ich meinte, daß du nicht einfach einen Tisch kopieren kannst. Er ist
halt kein Informationsgut.

Er hat aber eine Form, die sich geometrisch exakt beschreiben läßt.
Diese Beschreibungsdaten kann man so einfach und vielseitig kopieren,
wie jede andere Information auch.

Ja, aber eben nur die Daten - nicht den Tisch selbst.

Nur wenn dabei wieder ein Tisch
herauskommen soll, ist es nicht ganz so einfach.

Genau. Deine zur Verfügung stehenden Werkzeuge werden dir zu einem
erheblichen Teil vorschreiben, was du an Daten aufgenommen brauchst.
Für ein hochautomatisiertes System würde vielleicht ein 3D-Foto o.ä.
reichen, für den Handwerker bräuchtest du ganz anderes.

Algorithmen: Brennprogramm + ISO- Datei

Brennprogramm ja, ISO-Datei nein. Die ist ja lediglich das für die CD
vorbereitete Informationsgut.

Man kann die ISO- Datei als einfaches Programm auffassen:

"Brenne eine 1, brenne eine 0, brenne nochne 0, usw."

Läßt sich - ok. Aber ich halte es nicht für sinnvoll, weil es das
Wesen verschleiert. Genauso könntest du den Inhalt eines Buches für
ein Programm halten: "Verstehe 'ein', verstehe 'Gespenst', verstehe
'geht', verstehe 'um', ..."

Ich versteh den Unterschied immer noch nicht. Das Produkt ist immer
das selbe (CD), jedoch mit kleinen Variationen (verschiedener
Inhalt). Genausogut ist ein Lackierautomat konfigurierbar, da man
dort verschiedenfarbige Lacke einfüllen kann.

Da würde ich nochmal unterscheiden. Verschiedende Lacke sind nicht
Konfiguration sondern dem Lackierautomat erstmal schnurz.

Dem Brenner ist auch die ISO- Datei schnurz.

Genau. Es handelt sich nämlich um Daten. Daten in dieser Definition
sind in ihrer konkreten Form für den Programmablauf irrelevant. Das
Programm ist darauf ausgelegt mit beliebigen umzugehen (innerhalb
gewisser Definitionsbereiche) und gibt auch solche aus. Daten sind zum
Verarbeiten da.

Konfiguration wäre für mich z.B. die Einstellung der Sprühdüse.

Das wäre beim Brenner z.B. die Geschwindigkeit.

Eine Konfiguration ist dann etwas, was den Programmablauf konkret
beeinflußt. So ein Zwischending zwischen Daten und Programm.
Ablaufparameter quasi, die nicht verarbeitet werden, sondern die
Verarbeitung feinsteuern - wie Compiler-Optionen.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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