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[ox] Abstracts



Hi Listige,

nach Stefan Mn. hier meine beiden eingereichten Abstracts für die zwei
vor mir geplanten Vorträge. Ich finde, die drei (mir bekannten) ergänzen
sich ganz prima. Jetzt warten wir mal ab, ob die submission-commission
das auch so sieht.

Ciao,
Stefan

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Abstract des Vortrages zum Linuxtag 2000:

"Linux ist nichts wert - und das ist gut so!"

von Stefan Meretz

In der Geschichte freier Softwareentwicklung gab es zwei "historisch" zu
nennende Geniestreiche:
- die Schaffung der GNU General Public License (GPL) durch Richard
Stallmann
- die Schaffung eines neuen Modells kooperativer Softwareentwicklung
durch Linus Torvalds
Erst beide Schritte zusammen schufen die Voraussetzungen für eine
ungeheuer dynamische Entwicklung von Software ausserhalb von
Verwertungszusammenhängen, denn GNU/Linux ist im monetären Sinne des
Wortes "nichts wert". GNU/Linux wurde und wird nicht entwickelt, um
damit "Geld zu machen", sondern weil es Spaß macht, unglaubliche
Erfahrungen bringt und der Entfaltung der eigenen Individualität
entspricht. Einen solchen "Antrieb" gibt es innerhalb von privaten
Firmen nicht oder nur sehr begrenzt. Dennoch sind die Firmen alle jetzt
zur Stelle, wenn es darum geht, sich vom Erfolg von GNU/Linux eine
Scheibe abzuschneiden.

Das ist der Hintergrund der Bildung der Open Source Initiative (OSI) vor
zwei Jahren, wodurch die Spaltung der freien Softwarebewegung in eine
ideele und eine kommerzielle Richtung vollzogen wurde. In meinem
nicht-technischen Vortrag möchte ich die Hintergründe der "Spaltung" der
freien Softwarebewegung in "Free Software" und "Open Source Software"
genauer beleuchten. Ich werde die Ziele insbesondere der Free Software
Foundation (FSF) und der Open Source Initiative (OSI) sowie die von
ihnen vertretenen oder bevorzugten  Lizenzmodelle kurz vorstellen und
bewerten. Kritik finde ich an beiden Richtungen, an der
Open-Source-Software-Richtung, weil sie mit der Unterwerfung freier
Software unter die Verwertung deren Wurzeln untergräbt, und an der
Freien-Software-Richtung, weil sie viel zu defensiv und nachgiebig auf
die Bedrängnisse der Kommerzialisierung reagiert und sich teilweise
darauf einläßt. Denn eigentlich können wir selbstbewußt sagen: "Linux
ist nichts wert - und das ist gut so!".

+++++++
Der Vortrag soll nur eine halbe Stunde dauern, um anschließend noch Zeit
für eine (beginnende) Diskussion zu haben, die ggf. in BOFs fortgesetzt
werden kann. Die vertretenen Thesen sollten genügend Stoff liefern.
Voraussetzungen für die Hörer/innen bestehen keine, die Vortrag ist auch
für Newbies geeignet, um sich über die Hintergründe freier Software zu
informieren.

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Abstract des Vortrages zum Linuxtag 2000:

OpenTheory

von Stefan Meretz

Freie Softwareentwicklung findet immer unmittelbar "an" und "mit" der
Software statt. Es muss ein Stück Code da sein, um loszulegen, eine
bloße Idee reicht nicht aus. Hier setzt OpenTheory (ot) an. OpenTheory
ermöglicht die Entwicklung von Konzepten, Theorien, Ideen, Plänen,
Gedanken - ganz allgemein, von allem, was sich in Textform fassen läßt.
Es funktioniert nach den Prinzipien freier Softwareentwicklung: Ein
Maintainer stellt einen Basistext zur Verfügung und wer sich einem
solchen ot-Projekt anschließt, kommentiert einzelne Absätze des Textes
und trägt damit zu seiner Verbesserung bei. Der Maintainer integriert
diese Beiträge und erstellt neue Versionen des Basistextes. Es gibt zwar
kein hartes Erfolgskriterium wie die Lauffähigkeit des Codes, aber die
Anzahl der Projektmitglieder sagt auch etwas über die Qualität des
Textes wie der Moderationskompetenz des Maintainers aus.

OpenTheory ist nur möglich, weil eine entsprechende Server-Software
entwickelt wurde. Die OpenTheory-Software unter GPL-Lizenz ist eine
Mischung aus dynamischem Webforum und statischen Webseiten. Maintainer
und Projektmitglieder können Webtexte per Web oder Mail interaktiv
erstellen oder ändern. Die OpenTheory-Server-Software basiert auf einem
klassischen LAMP-System (Linux, Apache, MySQL, PHP3) sowie Majordomo und
Perl, auf dem Client reicht ein Standard-Browser. Es konnte vollständig
auf Java (-Skript) und Cookies verzichtet werden. Die technische
Architektur wird vorgestellt, Sicherheitsaspekte werden diskutiert und
ein Ausblick auf die weiteren Entwicklungen wird gegeben (Erweiterung
auf andere mediale Formen als Text).

++++++
Sofern es einen Internetanschluß gibt, kann ot auch live präsentiert
werden. Zur Zeit befindet sich die Entwicklung im Betastadium und ist
noch nicht freigegeben (voraussichtl. ab 1.3.2000). Der Vortrag setzt
nur geringe Vorkenntnisse voraus, alle verwendeten technischen Konzepte
werden erläutert, wobei auf Details verzichtet wird. 


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  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
  Kanzlerstr. 8, 40472 Duesseldorf
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