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Re: [ox] Red Hat / Datenformate



Hi Christoph et al!

10 days ago Christoph Reuss wrote:
In dem
Interview sprach Alan Cox genau die Fragen an, die ich mir schon eine Weile
lang stellte:

Eine Menge
Linux-Anwender kommen von Windows oder Mac OS und sagen: Ich
benutze ein großartiges Windows-Programm, das es ärgerlicherweise
nicht für Linux gibt - und dann schreiben sie es einfach.

Das tönt prima, aber für die meisten dieser Programme ist es wohl nicht so
"einfach", weil in so einem Programm viele 100 Mann-Jahre Entwicklungsaufwand
stecken können, die man als Einzelner (oder verteilte Kleingruppe) eben nicht
einfach so in der Freizeit "nachmachen" kann.  Gerade bei "exotischen" bzw.
stark spezialisierten Programmen wird sich keine genügend grosse Gruppe
von Entwicklern finden, die zur Neu-Programmierung bereit sind.

Nun das ist zunächst mal richtig. Meine Hoffnung, daß diese Tatsache
mehr und mehr Brüche bekommen wird beruht zunächst darauf, daß Linux
einfach eine größere Verbreitung finden wird - auch in den
Massenmärkten (Ich kenne inzwischen blutige Computer-LaiInnen, die auf
Linux abfahren, obwohl sie sich hier und da von ihrem gewohnten
WinDoof trennen müssen. Klar brauchen die Hilfestellung - aber das
brauchen sie bei WinDoof auch. Und die fahren wegen der Idee drauf ab
:-) .)

Diese Entwicklung wird mindestens dazu führen, daß die
ProgrammiererInnen eben so wie sie heute für den Massenmarkt WinDoof
lohnarbeiten für den dann Massenmarkt Linux lohnarbeiten werden. Wäre
nur die Hoffnung, daß sie nicht nur lohnarbeiten, sondern einfach nur
lustvoll produktiv GPL-tätig sind :-) ...

Im Moment sind
viele wichtige Firmendaten in proprietären Formaten gespeichert;
und allmählich stellt sich die Frage: Wie lesen wir diese Daten
in 20 Jahren - oder auch schon in sieben? Wenn sie beispielsweise
mit einer Software erstellt wurden, die nicht Jahr-2000-fest ist
oder die es gar nicht mehr gibt? Proprietäre Dokument-Formate
sind ein viel höheres Risiko als proprietäre Software.

Dieses Problem stellt sich sogar schon *innerhalb* der proprietären Software,
wenn man betrachtet, wie enorm schnell heute die Versionen aufeinander folgen,
und wie *INkompatibel* oft System- und Programm-Version i mit Version i+1 ist
(besonders bei Micro$oft, aber inzwischen leider auch bei Mac).  Dass es
*innerhalb* von OSS anders ist, darin wird wohl einer der grössten
praktischen Vorteile von OSS für Otto Normalbenutzer liegen -- die Frage
ist nur, wie er seine Daten (die tatsächlich das grösste "Vermögen" bei
privaten und Firmen-Benutzern darstellen)  ohne wesentliche Verluste
von der proprietären Welt in die OSS-Welt hinüberretten (konvertieren) kann,
und sie dann dort nicht nur lesen, sondern auch in gewohnter Art und in
vollem Umfang weiterbearbeiten kann.

Berechtigte Frage, die sich aber tatsächlich schon heute in scharfer
Form stellt. Heute ist es schon so, daß viele alte Bänder und ähnliche
Medien nicht nur vom Datenformat her unlesbar sind - das wäre zu
entschlüsseln, sondern es auch keine Lesegeräte mehr dafür gibt - das
ist schwieriger.

Ich denke, daß die Antwort heißt, daß wir universell verbreitete
Datenformate brauchen. XML ist da sicher eine Antwort für vieles.

Aber klar braucht es Konverter, um von alten in neue (mächtigere)
Formate zu wandeln. Um deren Konstruktion zu vereinfachen, halte ich
es für ausgesprochen nützlich, Datenformate sehr ASCII-orientiert zu
entwerfen.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


---------------------
http://www.oekonux.de/



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