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[ox] Re: Noch mal zum virtuellen Theorie-Projekt



Hallo,

Sabine ging schon am 17.9. auf meinen Text ein:

Ich selber bastle grad ein "Fraktal" fürs Web mit dem Thema
"Selbst-Organisations-Management" zusammen. Das hat in einer Ebene eine
fast neutrale Beschreibung, was da grad passiert (auf dieser Ebene
kommuniziere ich auch mit Unternehmern und -beratern) - die andere Ebene
ist die Auswertung des Wissens darüber bezüglich unserer Fragestellung,
wie wir über den Kapitalismus hinauskommen. Diese zweite Ebene ist mit
der ersten locker verbunden und hat ansonsten alle möglichen Links zu
anderen "Fraktalen", wie http://www.thur.de/philo/ku1.htm). Schon das
ist ja ziemlich unübersichtlich, obwohl es aus einem einzigen Kopf
kommt.

Sabine:
 
Bitte, ich verstehe nicht...hier geht es stark um Formen der
Kommunikation...muss ich da jetzt mitkommen (sind die Inhalte bereits
geklärt?)?

Es geht nicht nur um Formen. Es geht z.B. auch um die Form, wie man die
Bearbeitung der Inhalte managed. 
Manchmal wäre es in so einer Situation des Hin- und Her-Argumentierens
wie in dieser Liste ganz gut, wenn mal jemand die strittigen Fragen
deutlich herausarbeitet und nochmal zur Diskussion gibt. Dann kann es
verschiedene Entscheidungen geben: Okay, wir einigen uns doch auf eine
Seite oder: Wir kennen jetzt die verschiedenen Standpunkte und lassen
sie einfach uns gegenseitig akzeptierend stehen. Und dann kann davon
ausgehend etwas gezielter weiterdiskutiert werden. Ihr habt z.B.
untereinander anscheinend einige Einverständnisse erzielt. Aber mir als
Mit-Lurkerin (Stefan Mz. hatte mir einen File mit allen Texten bis Ende
August geschickt) ist nicht immer ganz klargeworden, ob z.B. Du Sabine
inzwischen von Deinen Bedenken, Linux könnte so etwas wie eine
Hobbytätigkeit ohne revolutionierende Bedeutung für die herrschende
Produktionsweise sein, abgekommen bist...?
Man könnte ja z.B. so was wie eine Zwischenbilanz dazu versuchen zu
formulieren und das ließe sich dann z.B. auch gut im Web dokumentieren
und später bei Vorträgen etc. verwendet werden.

Ich habe den Eindruck,Ihr habt im Juli/August alle rausgesprudelt, was
Euch schon länger auf dem Herzen und im Geist lag, seid sehr schnell
aufeinander eingegangen - aber jetzt ist (glücklicherweise) erst mal die
Luft raus (d.h. einige Tage war ich nicht online, vielleicht ist das
schon wieder anders...). 
Was sind für Euch jetzt im Moment die Fragen, die wichtig sind? (In
einer Diskussionsrunde würde man so als "Blitzlicht" machen). 
Ich sammle ja manchmal (zeitlich werde ich das nicht ewig durchstehen)
einige Diskussionsstränge auf, auch welche, die nicht direkt in Oekonux
gepostet sind (z.B. jetzt in http://www.thur.de/philo/oekonux4.htm). 
Man kann nun einfach weiterreden-schreiben und die Sachen - wie es
Stefan Merten dankenswerterweise macht - einfach nach Datum und
genanntem Thread sammeln. 

Ich selber denke aber auch in anderen Zusammenhängen im Moment aktiver
darüber nach, ob wir, da wir nicht zu zentralistischen Formen
zurückkehren wollen, als Alternative lediglich diese Art "Wildwuchs"
haben, oder ob es da Alternativen gibt, den ganzen Diskussionsprozeß
sinnvoller zu strukturieren. Wie gesagt, wenn das Bedürfnis nicht
besteht, will ichs Euch nicht aufdrängen (ich selber hätte eh nicht die
Zeit und die Kompetenz, das zu machen). Ich hatte nur aufgemerkt, als
ich die von Sabine nicht wiedergefundene Mail von ihr las und meinte,
hier einen Ansatzpunkt zu sehen.

IRL kenne ich Analogien aus durchaus überlegten Methoden der
Gesprächsmoderation in Gruppen. Auch da reicht Wildwuchs-Reden i.a.
nicht aus, wenn es kein Kaffeklatsch werden soll, sondern es gibt
erprobte und immer wieder zu erprobende Methoden, in der Gruppe
gemeinsam Zwischenbilanzen, Entscheidungen und Weiterführungen zu
organisieren.
Auch wenn wirs hier nicht machen wollen - kennt jemand vielleicht
ähnliche Vorgehensweisen in Internet-Diskussionen?

Ich kann mir vorstellen, daß alle möglichen Leute Texte zu miteinander
verbundenen Themen fabrizieren, in die eigene Website stellen - mit
einem Erkennungslogo, daß es zu diesem vereinbarten Kontext gehört - ,
und irgendwo eine "zentrale" Map zur Verfügung steht, die auch alle an
zentraler Stelle verlinken.
Gibts da schon technische Möglichkeiten, außer per Hand zu malen? (wie
die uso.gif am Ende meiner SO-Texte z.B. www.thur.de/philo/asso.htm)?

Kann man da von Linux abgucken?

Wie was von Linux abgucken?????

Die Arbeitsweise. 
Hier brauche ich Eure Kompetenz. Ich selber bin eine Vertreterin des
"Selbstorganisationskonzeptes". Aber es reicht wirklich nicht aus, das
so abstrakt zu fordern. Konkrete Geschehnisse und Prozesse organisieren
sich auf verschiedene Weise selbst (in dem Sinne ist auch Zentralismus
eine Selbstorganisation). Wie machen das nun die Linux- oder andere
Open-Source-Leute konkret? Wann und von wem mit welcher Autorität werden
bestimmte Sachen festgeklopft?  Wer koordiniert wie? 

Einige andere Ansatzpunkte, wo das auch gefragt wird:
K.Kelly (New Rules for the New Economy : 10 Radical Strategies for a
Connected World)
"Without some element of governance from the top, bottom-up control will
freeze when options are many. Without some element of leadership, the
many at the bottom will be paraly-zed with choices."

Rötzer, F., Hacker und Aufmerksamkeitsökonomie, 17.11.1998, in:
Internet: http://www.heise.de/tp/deutsch/special/wos/6439/1.html:
"Solche "Autoritäten" können sehr unterschiedliche Formen annehmen, aber
sie ziehen kraft ihrer Position und der Beherrschung des
Aufmerksamkeitsspiels kollektive Aufmerksamkeit auf sich und "schenken"
Integration, die es ermöglicht, interne Konflikte aufzulösen - und sie
werden desto eher als "Führer" anerkannt, wenn sie nicht nur
gruppenspezifische Kompetenz, sondern auch gruppenintegrierende und nach
außen wirkende Kompetenz besitzen. Die Besitzer, Führer, Prominenten
oder Integratoren verteilen die Aufmerksamkeitsressourcen, was auch
heißt, wer was machen darf und wem was zugeschrieben wird."

DiBona, C.,Ockman, S., Stone, M., Open Sources: Voices from the Open
Source Revolution
http://www.oreilly.com/catalog/opensources/book/intro.html:
"One thing that keeps this happening is the open methods used in the
development of the Linux kernel. Linus Torvalds, Alan Cox, and the rest
run a tight ship and are the central authority for adding and accessing
the kernel. The Linux kernel project has been called a benign
dictatorship, with Linus as its dictator, and so far this model has
produced a nicely written tight kernel without too much extraneous cruft
in it.
What's ironic is that while Linux has experienced little actual forking,
there exist large patches that convert the Linux kernel into a hard
real-time kernel, suitable for tight critical device control, and
additionally there exist versions of Linux that can run under
dramatically weird architectures. These patches could be considered
forks, as they are based on a set kernel and grow from there out, but
because they occupy special niche application areas for Linux, they do
not have a fractu-ring effect on the Linux community as a whole."

Gerade das letzte Zitat: Da hab ich überhaupt keine Ahnung, es
interessiert mich aber sehr, wie das abläuft und was man davon denken
kann und vielleicht auch: ob man da Ideen für unsere oder ähnliche
Arbeitsprozesse gewinnen kann...

Beste Grüße von Annette an alle

 





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*   Annette Schlemm			*
*   URL: http://www.thur.de/philo	*
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