Eigentum und Produktion am Beispiel der Freien Software ======================================================= Antwort auf die Preisfrage 2003 der Rosa-Luxemburg-Stiftung [http://www.rosaluxemburgstiftung.de/preise/rls_preis2003.htm] Der Text ist von der Jury als einer der drei Gewinnertexte [http://www.rosalux.de/Einzel/RL-Preisverl_2003/] ausgezeichnet worden Vorbemerkung Der vorliegende Text versteht sich als Teil einer Work in Progress. Er versucht bestimmte Gedankengänge, die im Projekt Oekonux gewachsen sind, auf das Thema der Preisfrage der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu fokussieren und einige neue Gesichtspunkte herauszuarbeiten. Viele Aspekte kann der Text nicht erschöpfend behandeln, teilweise nur anreißen und er versteht sich keinesfalls als abgeschlossen. Ziel wäre vielmehr die Anregung einer Diskussion, die im OpenTheory-Projekt eigentum [http://www.opentheory.org/eigentum/text.phtml] geführt werden kann. Die vorliegende Version ist gegenüber der ausgezeichneten Version aus dem August 2002 (Revision 2.25) um einige Abschnitte erweitert, deren Inhalte sich teilweise aus der Diskussion auf den Oekonux-Listen (http://www.oekonux.de/liste/ und http://www.oekonux.org/list-en/) ergeben haben. Vorbemerkung zur Sprache: Im Text wird durchgehend das große "I" verwendet, um eine möglichst geschlechtsneutrale Bezeichnung von Personengruppen zu erreichen. Wo die deutsche Sprache solche einfachen Konstruktionen nicht erlaubt wird die weibliche Form benutzt. Männer sind an diesen Stellen selbstverständlich mitgemeint. 1. Begriffsklärungen ==================== Vor einer direkten Befassung mit der Preisfrage der Rosa-Luxemburg-Stiftung möchte ich gerne die Begriffe klären, die in der Frage und ihrer Erläuterung verwendet werden. Damit soll einerseits ein gemeinsames Verständnis dieser Begriffe geschaffen werden. Andererseits bietet eine solche Klärung die Möglichkeit, diese teils sehr alten Begriffe unter einem neuem Blickwinkel zu betrachten, der für eine emanzipatorische Vision von Nutzen ist. Hinzu kommen einige Begriffe, die in diesem Text von zentraler Bedeutung sind. 1.1. Emanzipatorische Vision ---------------------------- In den Ausführungen zur eigentlichen Preisfrage wird der Begriff der emanzipatorischen Vision als Leitidee genannt. Dieser Text greift diese Leitidee durchgehend auf. Daher zunächst einige Gedanken zu den Elementen einer emanzipatorischen Vision. Sie sind zwar nicht besonders spektakulär, sollen aber verdeutlichen, was in diesem Text als Kernelemente einer emanzipatorischen Vision begriffen wird. Bedürfnisorientierung --------------------- Den Kern einer emanzipatorischen Vision bildet eine umfassende Orientierung an den individuellen Bedürfnissen aller Menschen. Eine emanzipatorische Vision kann sich also weder auf irgendetwas beziehen, was nicht einem individuellen Bedürfnis entspringt, noch kann sie die Bedürfnisse einer bestimmten Menschengruppe für wichtiger halten als die einer anderen Menschengruppe. Es ist dagegen ohne weiteres denkbar, dass individuelle Bedürfnisse kollektiv organisiert werden. Nun sind die Bedürfnisse unterschiedlicher Menschen höchst unterschiedlich. Sie hängen zu einem guten Teil von der je konkreten Kulturalisierung und Sozialisierung eines je konkreten Menschen ab. Dennoch lassen sich einfache Basisbedürfnisse ausmachen, die in allgemeiner Form als unhintergehbare Grundlage einer generellen Bedürfnisorientierung angesehen werden können. Insbesondere das Bedürfnis nach ausreichender Nahrung und ähnlichen grundlegenden Bedürfnissen wie Unterkunft, Gesundheitsversorgung und sozialer Einbindung können hier angeführt werden. Kurz gesagt: Die biologische und soziale Existenz der Menschen muss gewährleistet sein. Die Form, in der diese Bedürfnisse befriedigt werden, unterliegt dagegen bereits der Individualität der Menschen, so dass hierüber keine allgemeine Aussage gemacht werden kann. Unzweifelhaft schließt eine solche Orientierung an den Bedürfnissen Konflikte nicht aus. Jedoch fallen auch Konflikte unter die generelle Bedürfnisorientierung. Um in Einklang mit der emanzipatorischen Vision zu stehen, müssen Konflikte daher in Formen ausgetragen werden, die dem generellen Ziel einer universellen Bedürfnisorientierung entsprechen. Zu einer generellen Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen gehört im Weiteren auch, dass die Bedürfnisbefriedigung in möglichst hoher Qualität erfolgen sollte. In vielen Fällen wird erst der Einsatz technischer Mittel einen hohen Qualitätsstandard ermöglichen, so dass Technik eine wichtige Größe bei der Betrachtung von Formen von Bedürfnisbefriedigung ist. Selbstentfaltung ---------------- Ein besonders herausgehobenes Bedürfnis ist das Bedürfnis nach Selbstentfaltung. Selbstentfaltung basiert auf den skizzierten Grundbedürfnissen und beschreibt quasi ein Metabedürfnis, dessen individuelle Ausprägung die individuelle Ausformung anderer Bedürfnisse bestimmt. Wird angenommen, dass die Möglichkeit der Selbstentfaltung ein wesentlicher Aspekt eines Begriffs des Menschen ist, so machen erst Bedingungen der Selbstentfaltung einen Menschen zum Menschen. Selbstentfaltung möglich zu machen ist so verstanden ein Schritt zu einer umfassenden Menschwerdung. Eine umfassende Gewaltfreiheit ist eine logische Folgerung aus Selbstentfaltung, da der Einsatz von Gewalt gerade auf die Unterdrückung von Selbstentfaltung zielt. Solche Gewaltfreiheit bedeutet in der Praxis unter anderem einen umfassenden, generellen Respekt vor allen Menschen sowie eine generelle Anerkennung persönlicher Grenzen. Generell ist Selbstentfaltung besser möglich, wenn mehr individuelle Handlungsmöglichkeiten (vulgo: Freiheit) existieren. Soll eine maximale Selbstentfaltung gewährleistet werden, so ist ein Teilaspekt also die Vergrößerung der Handlungsmöglichkeiten. Eine Quelle von Handlungsmöglichkeiten sind Fähigkeiten, über die ein Individuum verfügt. Viele, gut ausgebildete Fähigkeiten ermöglichen unterschiedliche Handlungsweisen und begünstigen daher Selbstentfaltung. Neben äußeren Bedingungen ist daher Lernen als eine Vergrößerung des individuellen Handlungsrepertoires eine wichtige Dimension einer emanzipatorischen Vision. 1.2. Entfremdung ---------------- Da der Begriff der Entfremdung für diesen Text zentral ist, soll die hier verwendete Bedeutung ebenfalls zu Beginn eingeführt werden. Dies scheint gerade bei diesem Begriff besonders notwendig, da er mit verschiedenen Bedeutungen verwendet wird. Die folgende Definition erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern versteht sich als Arbeitsdefinition. Als Kurzdefinition für den Begriff der Entfremdung wie er in diesem Text verwendet wird, mag der Satz gelten: Ein Entfremdungsverhältnis liegt dann vor, wenn ein Mensch in Bezug auf eine Sache nicht verantwortlich handeln kann. Die "Sache" ist hier weit gefasst zu verstehen und umfasst neben materiellen Dingen auch immaterielle Dinge wie Ideen oder Bedürfnisse. Ja sogar Menschen können Sachen im Sinne dieser Definition sein und also Teil eines entfremdeten Verhältnisses sein. Unter Verantwortung ist hier streng das gemeint, was ein Mensch für sich individuell als Verantwortung erkennt. Es ist insbesondere nicht das gemeint, was im üblichen Sprachgebrauch Menschen auf normative Weise als deren Verantwortung zugeschrieben wird. Jedes individuelle Normensystem, auf dem Verantwortung letztlich beruht, ist gesellschaftlich geprägt - Menschen sind gesellschaftliche Wesen und folglich erheblich von Gesellschaft geprägt. Ein individuelles Normensystem ist aber immer auf den konkreten Menschen bezogen und Teil seiner Individualität. Das Erkennen von Verantwortung auf diesem individuell geprägten Normensystem ist hier gemeint. Die Verantwortung für sich selbst ist Grundlage solcher Verantwortung. Die Unmöglichkeit verantwortlichen Handelns kann neben individuellen Gründen auch prinzipielle Gründe haben. So ist in einem verselbstständigten System verantwortliches Handeln prinzipiell unmöglich - sonst wäre das System nicht verselbstständigt. Hier ist verantwortliches Handeln höchstens noch im Verhältnis zu dem verselbstständigten System möglich. Auch für von Domination Betroffene ist verantwortliches Handeln nicht möglich. In Verhältnissen, die durch Domination bestimmt sind, ist das Handeln ja gerade eben durch andere bestimmt und nicht durch die eigene Verantwortung. Auch hier ist jedoch wieder ein verantwortliches Handeln im Verhältnis zur Domination möglich, beispielsweise das Verlassen des dominativen Verhältnisses. Generell kann gesagt werden, dass verantwortliches Handeln ein Mindestmaß an individueller Freiheit voraussetzt. Wo diese nicht gegeben ist, kann von verantwortlichem Handeln nicht gesprochen werden. 1.2.1. Entfremdung als Verhältnis --------------------------------- Es verdient eine besondere Hervorhebung, dass ein so gebildeter Entfremdungsbegriff nur angewendet werden kann, wenn jeweils angegeben wird, in Bezug auf was eine Entfremdung vorliegt. Eine "Entfremdung an sich" kann es demnach nicht geben. Dadurch, dass der Bezugsrahmen immer mit anzugeben ist, öffnet sich dem Entfremdungsbegriff die Fülle und damit auch die Widersprüchlichkeit des Lebens. Ein Sachverhalt, der in Bezug auf eine Sache als nicht entfremdet gelten kann, kann in Bezug auf eine andere Sache völlig entfremdet sein. Gleichzeitig öffnet sich mit dieser Wählbarkeit des Bezugsrahmens ein Entscheidungsraum, der individuell gefüllt werden muss. Nur das Individuum kann letztlich entscheiden, was das Ergebnis einer Abwägung unterschiedlicher Bezugsrahmen ist. Dies spiegelt sich in der individuellen Verantwortung wider, deren Bezugsrahmen ebenfalls individuell gewählt wird - auch wenn die Gesamtheit der Bezugsrahmen gesellschaftlich vorgeprägt ist. Damit kann jeder Mensch für sich jederzeit in Anspruch nehmen, Teil eines entfremdeten Verhältnisses zu sein. Dies entscheidet die entsprechende Person aufgrund der von ihr wahrgenommenen Realität unter Berücksichtigung ihres je gewählten Bezugsrahmens. 1.2.2. Entfremdung und Nutzung ------------------------------ Von besonderer Bedeutung in diesem Text ist der Bezug zu einer Sache, den wir als Nutzung der Sache bezeichnen. Dieser Schwerpunkt ergibt sich daraus, dass Eigentum viel mit Nutzung von Sachen zu tun hat. Allgemein bekannt ist das Beispiel der Waren, deren konkreter Nutzen für die Menschen in einer Geldgesellschaft gegenüber ihrem Wert zurücktritt. Menschen, die mit Waren umgehen, handeln nicht mit Verantwortung gegenüber dem konkreten Nutzen der Ware, sondern entfremden sich davon. Der Zweck der Produktion einer Ware liegt vielmehr in ihrer Verkaufbarkeit und der konkrete Nutzen der Ware spielt dabei nur insofern eine Rolle, insofern er für die Verkaufbarkeit relevant ist. Da für eine emanzipatorische Vision aber der konkrete Nutzen einer Sache zwecks Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen von großer Bedeutung ist, ist beispielsweise das entfremdete Verhältnis bei Waren hochproblematisch. Generell kann verantwortliches Handeln in Bezug auf eine Sache - beispielsweise die konkrete Nützlichkeit eines Produkts - tendenziell auch deswegen unmöglich werden, weil das handlungsleitende Interesse eines Menschen durch einen Bezug auf einen anderen Aspekt - beispielsweise die Verkaufbarkeit des Produkts - geprägt ist. 1.2.3. Entfremdung und emanzipatorische Vision ---------------------------------------------- Eine emanzipatorische Vision muss kurz gesagt dem je konkreten Menschen maximal gerecht werden, da nur dann die maximalen Entfaltungsmöglichkeiten für alle Menschen erreichbar sind. Dies impliziert, dass das Sein eines je konkreten Menschen in allen Fällen beachtet werden muss. Sprechen wir in Bezug auf eine emanzipatorische Vision von Entfremdung, so ist der Bezugspunkt letztlich der konkrete Mensch. Daraus folgt unmittelbar, dass Menschen nicht als Teil eines entfremdeten Verhältnisses vorkommen dürfen, da sie in solchen Fällen nicht verantwortlich handeln können und daher eines Teils ihres Menschseins beraubt sind. Ein bekanntes Beispiel für Menschen in entfremdenden Verhältnissen liegt mit der Geldgesellschaft vor, in der Menschen nur noch abstrakter Behälter von Arbeitskraft bzw. Kaufkraft sind und damit zu Funktionen innerhalb des verselbstständigten Systems der Geldgesellschaft werden. Als reine Funktion ist aber kein verantwortliches Handeln mehr möglich - bestenfalls in Bezug auf eine Funktion kann verantwortlich gehandelt werden. Der Mensch wird sich also als Bestandteil der Geldgesellschaft selbst fremd und gibt damit einen Teil seiner Entfaltungsmöglichkeiten und damit seines Menschseins auf. 1.3. Individuelles Eigentum --------------------------- 1.3.1. Eigentum als formales Konstrukt -------------------------------------- Der Begriff Eigentum ist sehr vielschichtig. Eine eingehende Betrachtung seiner Bedeutung kann im Rahmen dieses Textes nicht geleistet werden. Wichtig ist jedoch, dass Eigentum eine soziale Form ist, die nicht ohne eine formale Festlegung auskommt, die in der bürgerlichen Gesellschaft i.d.R. in Verträgen festgehalten wird. Die Notwendigkeit einer formalen Festlegung deutet aber schon an, dass es sich beim Eigentum nicht um eine selbstverständliche soziale Praxis handelt, sondern vielmehr notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden muss. Mit Blick auf eine emanzipatorische Vision ist es sinnvoll, dem Begriff Eigentum vom Begriff Besitz zu unterscheiden. Im Gegensatz zum Eigentum beschreibt Besitz ein Verhältnis zwischen Menschen und Dingen, das einer bestimmten sozialen Praxis entspricht: Ein Mensch be-sitzt genau dann etwas, wenn eine direkte Nutzung des Dings durch die BesitzerIn erfolgt. Aus diesem kleinen Unterschied ergeben sich erhebliche Konsequenzen. So ist die Menge von Dingen, für die ein einzelner Mensch als EigentümerIn auftreten kann grundsätzlich unbegrenzt. In der Praxis ergeben sich aus unbegrenztem Eigentum schnell Probleme mit der Anerkennung der Legitimität von Eigentum. Besitz dagegen ist immer durch eine bestimmte soziale Praxis begrenzt und durch die konkrete Nutzung ergibt sich eine allgemein nachvollziehbare Legitimität. Weiterhin ist Eigentum auch jenseits vertraglicher Festlegungen nicht unbedingt ersichtlich. Dagegen ist Besitz im sozialen Kontext vergleichsweise einfach erkennbar. Ein Beispiel aus unserer alltäglichen Lebenspraxis macht diese Unterscheidung augenfällig: Die MieterIn einer Wohnung ist deren BesitzerIn, da sie die Wohnung direkt nutzt. Die VermieterIn ist hingegen die EigentümerIn der Wohnung, die nur indirekten Nutzen aus der Wohnung zieht - eben die Miete. Da es sich beim Eigentum um ein formales Konstrukt handelt, ist auch die Menge der Sachen nicht eingeschränkt, die zu Eigentum gemacht werden können. So kann neben mobilen materiellen Gütern auch Land bis hin zu entfernten Planeten zum Eigentum erklärt werden. In unserer gibt es Bestrebungen, die Gruppe der immateriellen Sachen - Ideen, Software, Musik, etc. - unter dem Begriff geistiges Eigentum immer stärker unter das Eigentumsregime zu nehmen. 1.3.2. Vorkommen, Begrenztheit, Knappheit ----------------------------------------- Sprechen wir über Eigentum an Gütern, so müssen wir immer auch über die Begriffe Vorkommen, Begrenztheit und Knappheit sprechen. Das Konzept des Eigentums macht wenig Sinn für Güter, die sowieso unbegrenzt zur Verfügung stehen: Das allgemeine Eigentum an Luft macht - bislang zumindest - noch keinen Sinn. Das Eigentum an Luft macht aber schon eher Sinn, wenn es sich um begrenzt vorhandene, spezielle Luft handelt - sei es Pressluft oder die gute Luft in einem Kurort. Aber wie sind die Verhältnisse genau? Zunächst können wir das Vorkommen eines Guts betrachten. Hier ist das absolute Vorkommen gemeint, das jenseits menschlicher Existenz auf der Erde existiert. Die genaue Größe des Vorkommens eines Guts - insbesondere von Naturstoffen - kann dabei in den seltensten Fällen exakt bestimmt werden. Tritt der Mensch hinzu, so ist die Nutzung eines Vorkommens begrenzt durch technische, soziale und andere Faktoren. Diese Begrenzungen, sind dabei nicht überhistorisch, sondern durch historische und gesellschaftliche Entwicklungen bestimmt. So ist beispielsweise Erdöl die meiste Zeit in der Geschichte des Menschen lediglich als Unrat betrachtet worden, während heute die begrenzte Menge an Erdöl zur Überlebensfrage eines bestimmten Zivilisationstyps wird. Das Verhältnis von Begrenztheiten zum absoluten Vorkommen ist einerseits durch die technischen Mittel bestimmt, die das Vorkommen real nutzbar machen (zum Beispiel bestimmte Abbauverfahren bei Naturstoffen), andererseits kann es politische Entscheidungen geben, die die Nutzung erkannter Vorkommen verhindern (beispielsweise Schutz von Naturschutzgebieten). Die Begrenztheit von materiellen Produkten ist wesentlich dadurch bestimmt, wieviele Produkte hergestellt werden können. In einer konkreten Situation spielt es weiterhin eine Rolle, ob die jeweils benötigten Produkte auch am gewünschten Ort zur Verfügung stehen. Da die Verfügungsmöglichkeit über Güter für die Handlungsmöglichkeiten eines Menschen von erheblicher Bedeutung ist, ist die Begrenztheit verfügbarer Produkte ein wichtiges Problem. Eine emanzipatorische Vision hat also das Problem zu lösen, wie Produkte in ausreichender Menge zu den Menschen kommen, die sie benötigen. Die dem erreichten gesellschaftlichen Niveau angemessene Existenzsicherung muss hierbei als Voraussetzung jeglicher emanzipatorischen Vision angesehen werden. Knappheit ist dagegen ein Begriff, der - zumindest in diesem Text - eine Situation beschreibt, in der ein Gut über seine Begrenztheiten hinaus denen vorenthalten wird, die ein Bedürfnis danach haben. Es ist klar, dass solche Verhältnisse letztlich nur mit Gewalt gefestigt werden können. Ob die Gewalt dabei unmittelbar geschieht oder tief in ein Herrschaftssystem eingebaut ist, ist für die Frage einer emanzipatorischen Vision unerheblich. Knappheit beschreibt also immer ein Entfremdungsverhältnis zum Nutzen des verknappten Guts und ist damit im Gegensatz zu Begrenztheit also ein Konzept, das in einer emanzipatorischen Vision keinen Platz hat. Folglich muss ein emanzipatorisches Projekt, in dem die Bedürfnisbefriedigung an oberster Stelle stehen muss, die Knappheit beseitigen und Formen finden, wie mit weiter bestehenden Begrenztheiten umgegangen wird. 1.3.3. Eigentum wozu? --------------------- Wollen wir den Begriff Eigentum in einer emanzipatorischen Vision verwenden, so ist zu klären, welchen konkreten Nutzen Eigentum eigentlich hat. Nur wenn dies geklärt ist, können die wünschenswerten Teile eines solchen Begriffs in eine neue Vergesellschaftungsform hinübergenommen werden. Ein naheliegender Nutzen von Eigentum ist die Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten. Per Definition vergrößert Eigentum die Handlungsmöglichkeiten der EigentümerIn, weil es ihr mehr oder weniger unbeschränkte Verfügungsmöglichkeiten über die Sache gewährt - bis hin zu ihrer Zerstörung. Eine Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten ist aber zunächst stets eine Erweiterung von Freiheit, so dass diese Qualität von Eigentum für eine emanzipatorischen Vision erhalten bleiben muss. Auf der anderen Seite schränkt Eigentum natürlich auch Handlungsmöglichkeiten und damit Freiheit ein - nämlich gerade für die Nicht-EigentümerInnen. Wenn eine EigentümerIn die Verfügungsgewalt über eine Sache hat, so hat sie damit selbstverständlich auch die Möglichkeit andere von der Nutzung dieser Sache auszuschließen. Dieser Ausschluss der Nutzung durch andere kann einerseits inhaltliche Gründe haben. Dies ist insbesondere dann gegeben, wenn die direkte Nutzung des Eigentums - der Besitz also - nicht anders als durch Ausschluss anderer gewährleistet werden kann. Ein einfaches Beispiel für solche inhaltlichen Gründe liefert das oft vorgebrachte Brötchen, das durch Konsum verbraucht wird und somit nur von einem Menschen genutzt werden kann. Ein weiteres Beispiel bilden Geheimnisse, die per Definition ihren Nutzen verlieren, wenn sie anderen zugänglich gemacht werden. Andererseits gibt es aber auch nicht-inhaltliche Gründe, die einen Nutzungsausschluss der Nicht-EigentümerInnen für die EigentümerIn attraktiv machen. Die bürgerliche Gesellschaft ist geradezu darauf gegründet, durch Ausgrenzung der Nicht-EigentümerInnen deren Bedürfnisbefriedigung unter Bedingungen zu stellen. Bei Waren schlägt sich dies in der Entrichtung des Kaufpreises nieder, die als Bedingung für die Übertragung des Eigentums gestellt wird. Die mit Gewalt bewehrte Unbegrenztheit von Eigentum zusammen mit der Möglichkeit des Nutzungsausschlusses prädestiniert Eigentum dazu, neben einer direkten Nutzung auch indirekte, entfremdete Nutzungsarten zu ermöglichen. Das Beispiel der Mietwohnung zeigt dies: Während die MieterIn eine direkte Nutzung der Wohnung betreibt, hat die VermieterIn nur ein entfremdetes, nämlich geldförmiges Interesse an der Wohnung. Dieses entfremdete Interesse ist aber der zentrale Antrieb für den Erwerb von Eigentum. Mit dem Entfremdungspotential von Eigentum geht ein erheblicher Teil der negativen Eigenschaften einher, die in einer emanzipatorischen Vision überwunden werden müssen. In der bürgerlichen Gesellschaft wird Eigentum insbesondere dazu eingesetzt, um Knappheit zu erzeugen. Besonders augenfällig wird dies heute in den Debatten um geistiges Eigentum. Während durch die historisch neue Möglichkeit der digitalen Kopie Informationen heute praktisch zum Nulltarif beliebig reproduzierbar sind, müssen sie zur Erhaltung der Wareneigenschaft künstlich verknappt werden - denn nur knappe Güter können verkauft werden und nur durch Knappheit kann die Wareneigenschaft eines Guts erhalten werden. Scheint bei Gütern mit nennenswerten Produktionskosten eine Verknappung noch durch die stofflich gegebene begrenzte Verfügbarkeit nachvollziehbar, so ist im Fall der Verknappung digitaler Kopien offensichtlich, dass die künstlich herbeigeführte Knappheit ausschließlich entfremdeten Geldinteressen dient. Neben der Verknappung begünstigt die durch Eigentum mögliche Entfremdung aber noch einen weiteren, subtileren Aspekt. Die EigentümerIn ist nicht primär an den stofflichen Qualitäten der Sache interessiert; vielmehr dienen diese nurmehr als Vehikel für die von den stofflichen Qualitäten entfremdete Nutzung als Ware. Auf einem Markt, auf dem sich nur WarenanbieterInnen treffen, wird also tendenziell nicht die maximal mögliche, sondern nur noch die für eine Vermarktung gerade eben nötige stoffliche Qualität von Gütern erreicht. Für eine emanzipatorische Vision ist aber die Orientierung auf eine maximale Güterqualität wünschenswert, so dass auch von dieser Perspektive her eine Überwindung der Entfremdungspotentiale von Eigentum angezeigt ist. Steht der direkte Nutzen eines Gutes zur Debatte, so ist die direkte NutzerIn zweifellos diejenige, die den Nutzen letztendlich am besten beurteilen kann. Ob sie die entsprechenden Gütereigenschaften selbst erzeugen kann oder ob sie ohne die Hilfe von ExpertInnen eine günstige Wahl treffen kann, ist davon unabhängig. Auch die Verantwortung gegenüber einer Sache ist bei Eigentum nur insofern gegeben, insofern die entfremdeten Nutzungsmöglichkeiten in Frage gestellt sind. Besitz dagegen konstituiert eine selbstverständliche Verantwortung für das besessene Gut, solange eine weitere Nutzung des Gutes angestrebt wird. 1.3.4. Besitz als emanzipatorische Form von Eigentum ---------------------------------------------------- Verstehen wir Besitz also als das, was der direkten Nutzung durch die BesitzerIn unterliegt, so beinhaltet es die positive Eigenschaft von Eigentum (Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten), während es die negativen Qualitäten (Einschränkung von Bedürfnisbefriedigung der Nicht-EigentümerInnen, Entfremdungspotential mit Tendenz zu Verknappung, suboptimaler Qualität und Unverantwortlichkeit) vermeidet. In der Konsequenz können wir also unter emanzipatorischem Blickwinkel Eigentum als das verstehen, was wir heute als Besitz kennen. Ob es sich bei solchem Eigentum um individuelles oder kollektives Eigentum handelt, ist nach diesen Definitionen unerheblich. Wenn von einer direkten Nutzung ausgegangen wird, dann unterscheidet sich kollektives Eigentum von individuellem dadurch, dass es der direkten Nutzung einer Gruppe von Menschen unterliegt anstatt eines einzelnen Individuums. Allerdings tritt bei kollektivem Eigentum Konfliktpotential auf, da die Individuen des Kollektivs unterschiedliche Ansichten über die bezogen auf die kollektive Nutzung je angemessene Behandlung des kollektiven Eigentums haben können. Diese Frage liegt im Bereich der Konfliktlösung in Kollektiven und ist eine eigene Diskussion wert. Festzuhalten bleibt aber, dass das Konfliktpotential in den meisten Fällen erheblich entschärft sein dürfte, wenn entfremdete Nutzungen des kollektiven Eigentums gar nicht erst möglich sind, sondern es nur noch um eine Optimierung des konkreten Nutzens geht. Im Sinne einer emanzipatorischen Vision ist es also zunächst sinnvoll, auf den aus der bürgerlichen Gesellschaft tradierten Begriff Eigentum zu verzichten, und stattdessen vielmehr auf den aus einer sozialen Praxis gewachsenen Begriff Besitz einzugehen. Dies geht, weil Besitz die für eine emanzipatorische Vision wesentlichen Qualitäten des Begriffs Eigentum umfasst, während es andere, eher hinderliche Qualitäten vermeidet. 1.4. Vergesellschaftete Produktion ---------------------------------- Ist Eigentum ein recht vielschichtiger Begriff so scheint der Begriff Produktion wesentlich leichter greifbar zu sein: Vorgänge, in denen Naturstoffe oder Vorprodukte in andere Produkte umgewandelt werden. Dabei ist es von einem sachlichen Standpunkt aus unerheblich, wer bestimmte Teile einer Produktion konkret zu Wege bringt (Maschine, Mensch oder auch ein Naturprozess). Weiterhin ist es unerheblich, ob es sich bei dem Produkt um ein stoffliches oder geistiges Produkt handelt. Im Zusammenhang dieses Textes soll der Begriff der Produktion auf solche beschränkt sein, bei der Menschen in irgendeiner Form beteiligt sind. Wenn Menschen an Produktion beteiligt sind, so hat dies immer schon gesellschaftlichen Charakter. Allein die Produktionsmittel sind immer schon gesellschaftlicher Natur - und sei es nur das Wissen um ihre Herstellung. Eine vergesellschaftete Produktion liegt also im engeren Sinne immer schon vor und somit macht es wenig Sinn, über vergesellschaftete Produktion als solches zu sprechen. Sinnvoll ist es dagegen, unterschiedliche Produktionsformen zu betrachten und damit die unterschiedliche Form ihrer Vergesellschaftung. Verschiedene Produktionsformen unterscheiden sich nämlich stark voneinander und da sie erheblich die Vergesellschaftungsform bestimmen, haben sie für eine emanzipatorische Vision höchst unterschiedliche Auswirkungen. Für diesen Text wollen wir Produktionsformen betrachten, bei denen nicht einzelne Menschen oder kleine Gruppen autonom die Produktion je ihrer Gütern regeln (Subsistenzproduktion), sondern bei denen der Produktionsprozess arbeitsteilig und damit über die Gesellschaft verteilt ist. Ziehen wir uns auf diesen Begriff zurück, ist die Vergesellschaftungsform noch nicht festgelegt. Insbesondere ist nicht festgelegt, inwieweit die Vergesellschaftungsform staatliche Anteile enthält. Bei der Betrachtung arbeitsteiliger Produktionsformen gilt es mehrere Aspekte zu unterscheiden. 1.4.1. Ausführung der Produktion -------------------------------- Die Produktion komplexer Produkte, wie sie auf dem erreichten Stand der Produktivkraftentwicklung die Regel sind, wird nicht von einzelnen Menschen oder kleinen Gruppen zu Wege gebracht. Vielmehr fließt in komplexen Produkten eine Vielzahl elementarer Produktionsprozesse zusammen, die von ganz unterschiedlichen Akteuren beigesteuert werden. Heute sind die Akteure dabei durchaus über den gesamten Globus verteilt. Die hohe Arbeitsteiligkeit moderner Produktion ist ein unmittelbares Ergebnis einer ständig steigenden Komplexität des Gesamtproduktionsprozesses. Diese steigende Komplexität ist ihrerseits ein Ausfluss der technischen Entwicklung, die immer zahlreichere und immer differenziertere technische Vorgänge ermöglicht, die für die Produktion relevant sind. Ein mögliches Ergebnis dieser Technikentwicklung ist eine Steigerung des Automatisierungsgrads, bei der Produktionsprozesse von Menschen auf Maschinen verlagert werden. Automatisierung kann überall dort stattfinden, wo die spezifischen Fähigkeiten von Menschen durch maschinelle Prozesse ersetzt werden können. Dieses Potential von Automatisierung erhöht die Handlungsmöglichkeiten von Menschen, da diese dann die Wahl haben, ob sie den automatisierbaren Prozess selbst ausführen, oder ob sie ihre Zeit und Energie lieber mit anderen Dingen zubringen wollen. Daher ist eine weitere Steigerung des Automatisierungsgrads in einer emanzipatorischen Vision von zentraler Bedeutung. Weiter ist festzuhalten, dass die hohe Arbeitsteiligkeit eine ungeahnte Menge an Gebrauchswerten hervorbringt, die mit geringerer Arbeitsteilung nicht erreicht werden kann. Die Arbeitsteilung ist dabei auch eine Folge der ständig steigenden Komplexität der gesamtgesellschaftlichen Produktion sowohl hinsichtlich der Vielzahl von Produktionsprozessen als auch hinsichtlich ihrer inneren Differenziertheit und Kompliziertheit. Aus diesem Grund kann eine emanzipatorische Vision einer vergesellschafteten Produktionsform nicht ohne guten Grund hinter den erreichten Grad an Arbeitsteiligkeit zurückfallen. 1.4.2. Organisation der Produktion ---------------------------------- Findet die Produktion eines Guts nicht in einer sozialen Einheit (beispielsweise ein Betrieb) statt, so benötigen die über die Gesellschaft verstreuten ProduzentInnen eine Organisationsform, mit deren Hilfe der konkrete Ablauf und das möglichst reibungslose Ineinandergreifen verschiedener Produktionen geregelt wird. In geldbasierten Gesellschaft geschieht diese, in einer arbeitsteiligen Produktionsweise objektiv notwendige Organisation durch die "unsichtbare Hand des Marktes", die sich allerdings bekanntlich nicht an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, sondern vielmehr an der abstrakten Geldvermehrung orientiert ist. Folgerichtig funktioniert diese Organisationsform überhaupt nicht, wenn in einer geldbasierten Gesellschaft der Faktor Geld aus dem einen oder anderen Grund herausgenommen wird. Tauschringe belegen zum Beispiel eindrucksvoll, wie nach wie vor auf Tausch fixierte Geldmonaden eine Güterproduktion in der Regel gar nicht und wenn dann nur auf niedrigstem Niveau hinbekommen. Eine emanzipatorische Vision hätte also Lösungen für dieses Organisationsproblem zu benennen, günstigstenfalls Organisationsformen vorzuschlagen. 1.4.3. Entscheidung über die Produktion --------------------------------------- Der dritte Aspekt einer arbeitsteiligen Produktionsform, der mit der Frage der Organisationsform zwar zusammenhängt, aber dennoch getrennt davon zu betrachten ist, ist die Frage, wer darüber entscheidet, was wann produziert werden soll. In einer emanzipatorischen Vision ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Produktion sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, da nur unter solchen Bedingungen die maximale Entfaltung der Menschen gewährleistet sein kann. Entscheidungen über die Produktion müssen sich daher einerseits an den Nutzungsbedürfnissen der Menschen orientieren. Andererseits müssen sie die Bedürfnisse der Menschen in der Produktion selbst berücksichtigen. Fallen entfremdete Interessen wie das Geldinteresse weg, so reduzieren sich die möglichen Konflikte in solchen Entscheidungsprozessen auf unterschiedliche Einschätzungen sachlicher Aspekte. Die Entscheidungen über den Einsatz beispielsweise von Naturressourcen wird dadurch sicher nicht wirklich leicht, aber es wäre schon viel gewonnen, wenn immer auf einer sachlichen Ebene von Entscheidungsprozessen geblieben werden könnte und nicht sachfremde, entfremdete Interessen inhaltlich sinnvolle Lösungen blockieren würden. 1.5. Universelle Entwicklung der Individuen ------------------------------------------- In diesem Text soll die Frage, was unter der universellen Entwicklung der Individuen zu verstehen ist mit dem Begriff Selbstentfaltung beantwortet werden. Selbstentfaltung wird dabei aufgefasst, als die individuelle Entwicklung und das Leben der eigenen Subjektivität, der eigenen Persönlichkeit. Selbstentfaltung bedeutet die schrittweise und zunehmende Realisierung menschlicher Möglichkeiten auf dem jeweils aktuell erreichten Niveau. Sie ist damit also strukturell unbegrenzt und nur im gesellschaftlichen Kontext denkbar. Sind andere im gesellschaftlichen Kontext meine Konkurrenten oder gar Feinde, so habe ich ein Interesse daran, deren Entfaltung zu behindern. Deren Entfaltung bedeutet ja aufgrund der Konkurrenzsituation gerade die Einschränkung meiner Entfaltung. Damit werde ich aber strukturell mein eigener Konkurrent und begrenze also strukturell meine eigene Selbstentfaltung. Der Wunsch nach eigener Selbstentfaltung beinhaltet also zu Ende gedacht auch immer den Wunsch nach der Selbstentfaltung aller. Der Begriff der Selbstentfaltung geht dabei über den individualisierenden Begriff der Selbstverwirklichung hinaus, der lediglich die Realisierung einer persönliche Anlage oder Neigung zum Ausdruck bringt. Selbstentfaltung behält dagegen immer das gesellschaftliche Sein des Menschen im Blick. Gleichzeitig ist Selbstentfaltung ein Wachstumsprozess, der erst mit dem Tod des Individuums endet. Die Inhalte von Selbstentfaltung - was also ein Individuum als Selbstentfaltung begreift - sind dabei so verschieden wie die Individuen selbst. Insbesondere ist es durchaus möglich, dass Aktivitäten, die einem Menschen zuwider sind, anderen Freude bereiten und damit Teil ihrer Selbstentfaltung sind. Ein integraler Bestandteil von Selbstentfaltung ist die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln. Fremdbestimmtes Handeln kann sich nicht auf das Selbst beziehen und also auch nicht zu seiner Entfaltung beitragen. Aus einer solchen Übernahme von Selbstverantwortung wird auch die Erledigung ungeliebter Notwendigkeiten ein Teil von Selbstentfaltung - wobei dann die Abschaffung solcher Notwendigkeiten ebenso ein Ziel von Selbstentfaltung sein wird. Wie definiert hängt auch die Frage der Entfremdung eng mit der Möglichkeit zu verantwortlichem Handeln zusammen. In entfremdeten Verhältnissen, in denen einem konkreten Menschen verantwortliches Handeln nicht möglich ist, ist also auch Selbstentfaltung nicht möglich. Auch hier soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass hier die Verantwortung gemeint ist, die Menschen auf individueller Grundlage erkennen. Da Verantwortung ohne zumindest ein gewisses Maß an Beziehung zum jeweiligen Gegenstand nicht denkbar ist, ist mit der Verantwortung immer auch ein unmittelbarer Bezug zwischen dem Selbst und dem Gegenstand gegeben. Da Handlungen sich immer auf einen gesellschaftlichen Rahmen beziehen, ist im Begriff des verantwortlichen Handelns letztlich ein Bezug zwischen Selbst und Gesellschaft enthalten, der einerseits durch den gesellschaftlichen Rahmen der Handlung und andererseits der Beziehung als Voraussetzung von Verantwortung gegeben ist. 1.6. Universelle Entwicklung der Gesellschaft --------------------------------------------- Individuelle Selbstentfaltung so verstanden eröffnet in einer emanzipatorischen Vision die Möglichkeit einer Gesellschaft, die um ihres Funktionierens willen ihre Mitglieder nicht mehr strukturell oder unmittelbar zwingen muss, sondern wo sich die individuelle Unterschiedlichkeit der Menschen zu einem komplexen Ganzen verwebt. In einer solchen gesellschaftlichen Formation wird die individuelle Selbstentfaltung genauso die Voraussetzung für die Entfaltung der Gesamtgesellschaft, wie die Entfaltung der Gesamtgesellschaft Lebensgrundlage und Mittel für die individuelle Selbstentfaltung bietet und somit zu ihrer Voraussetzung wird. 1.6.1. Der Begriff der Herrschaft --------------------------------- In der systematischen Soziologie gibt es den Standpunkt, dass jede Sozialeinheit auch mit Herrschaft verknüpft ist. Herrschaft besteht in dieser Sicht, an die sich dieser Text anlehnt, aus zwei Anteilen. Im Anteil der Repräsentation fällt Herrschaft die Aufgabe zu, das ansonsten unsichtbare Ganze der Sozialeinheit, die verbindenden Prinzipien gegenüber Mitgliedern und Außenstehenden wahrnehmbar zu machen. In dieser Funktion übt Herrschaft einen wichtigen integrativen und klärenden Beitrag für die Sozialeinheit aus, der aufgrund seiner nützlichen Funktion in der Regel von den Mitgliedern der Sozialeinheit auch nicht als problematisch empfunden wird. Der andere Anteil von Herrschaft ist in dieser Sichtweise die Domination. Domination wird als Herrschaftsfunktion eingesetzt, um Interessen der Sozialeinheit gegenüber Mitgliedern wie Außenstehenden gegen deren Widerstand durchzusetzen. Um Domination wirksam auszuüben, muss die Herrschaft mit Machtmitteln, mithin also mit Gewalt ausgestattet sein. Von vielen wird der dominative Anteil von Herrschaft als der einzig maßgebliche betrachtet. Diese Sicht soll hier aber nicht verwendet werden, sondern Herrschaft soll gerade verstanden werden als Wirken für die Sozialeinheit. Es ist klar, dass Missbrauch der Herrschaft in diesem Sinne dem Konzept der Herrschaft selbst widerspricht, da missbrauchte Herrschaft eben kein verantwortliches Handeln für die Sozialeinheit mehr darstellt, sondern anderen, gegenüber dem Wohl der Sozialeinheit entfremdeten Interessen dient. Eine emanzipatorische Vision muss also auch und gerade beim Thema Herrschaft darauf achten, dass Entfremdungspotential soweit nur irgend möglich vermieden wird. 1.6.2. Universelle Entwicklung der Gesellschaft und Herrschaft -------------------------------------------------------------- Wird Herrschaft so verstanden, bildet dieses Konzept einen wesentlichen Grundbestandteil jeder Sozialität. Die Frage nach der universellen Entwicklung der Gesellschaft ist also wesentlich eine Frage an das Konzept Herrschaft, die sich im Rahmen einer emanzipatorischen Vision zu einer Frage nach der Herrschaftsform konkretisieren kann. In der Diskussion sind für den hier mit Herrschaft bezeichneten Sachverhalt alternative Bezeichnungen genannt worden. Sowohl interindividuelle Regulation als auch Organisation bezeichnen ebenfalls wesentliche Aspekte des mit Herrschaft gemeinten Sachverhalts. Sowohl in einer gelingenden Organisation als auch in einer gelingenden interindividuellen Regulation kommen die gemeinsamen Interessen der Organisierten bzw. Regulierten zum Ausdruck. Sowohl Organisation als auch Regulation beinhalten also den Aspekt, der oben als Repräsentation bezeichnet wird. Allerdings verschwindet bei beiden Bezeichnungen leicht, dass sowohl Regulation als auch Organisation immer auch mit Domination verbunden sind. Die Bezeichnungen klingen zwar angenehm nach einem unkomplizierten Business-as-usual und in der Tat ist auch der hier verwendete Begriff der Herrschaft in aller Regel nichts anderes als das. Dass aber Domination ebenso ein wichtiger Kern von Regulation und Organisation ist wie von Herrschaft, kommt in diesen Bezeichnungen überhaupt nicht oder nur ganz schwach zum Ausdruck. Offene Domination wird bei Verwendung dieser Bezeichnungen schnell zum Betriebsunfall - der dann besser schnell vergessen wird. In der Bezeichnung Herrschaft schwingt dagegen der dominative Anteil immer mit. Gerade wenn der dominative Anteil problematisiert werden soll, ist es aber sinnvoll ihn als integralen und unhintergehbaren Anteil des mit Herrschaft bezeichneten Sachverhalts zu begreifen. Nur dann kann im Sinne einer emanzipatorischen Vision damit umgegangen werden. 1.6.3. Herrschaft und emanzipatorische Vision --------------------------------------------- Unter emanzipatorischer Fragestellung kann der repräsentative Anteil von Herrschaft als weniger problematisch, ja sogar als wünschenswert betrachtet werden. Dieser Anteil ermöglicht nämlich überhaupt erst die Entfaltung von Sozialeinheiten in größerem Rahmen, indem er hilft sie als wahrnehmbare Einheiten sowohl nach Innen als auch nach Außen zu konstituieren. Repräsentative Herrschaftsfunktionen werden von den Mitgliedern der Sozialeinheit um so mehr akzeptiert, desto enger sie an die Praxis der Sozialeinheit gebunden sind, aus ihr heraus wachsen. Lösen sich die repräsentativen Herrschaftsfunktionen dagegen von der Realität der Sozialeinheit ab, so werden sie nicht mehr als legitim bzw. nützlich für die Mitglieder der Sozialeinheit angesehen. Der dominative Anteil von Herrschaftsfunktionen ist unter emanzipatorischer Fragestellung selbstredend problematisch. Domination ist ja der Kern dessen, was eine emanzipatorische Vision abschaffen möchte, da Domination per se individuelle Selbstentfaltung verhindert. Ist Domination an sich schon problematisch, so ist der Missbrauch der zur Domination notwendigen Machtmittel endgültig indiskutabel. Kommt eine emanzipatorische Vision aus dem einen oder anderen Grund nicht ohne Domination aus, so sollte sie aber wenigstens sicherstellen, dass der Missbrauch der Machtmittel strukturell verhindert wird. Dies ist dann der Fall, wenn Machtmissbrauch sich nicht nur gegen die Mitglieder der Sozialeinheit und somit letztlich gegen die Sozialeinheit selbst richtet, sondern auch gegen diejenigen, die Macht missbrauchen. Unter emanzipatorischer Fragestellung muss weiterhin diskutiert werden, inwiefern eine Gesamtgesellschaft überhaupt als eine Sozialeinheit betrachtet werden muss, die einem einheitlichen Herrschaftsmodell, letztlich also einem Staat unterliegen muss. Es wären vielmehr auch Gesellschaftsformationen vorstellbar, in der die Gesamtgesellschaft über keine eigene Repräsentation, geschweige denn globale Dominationsinstanzen verfügt. Die Sozialeinheiten einer solchen Gesellschaft würden sich direkt als handelnde Entitäten gegenübertreten anstatt sich staatlicher Vermittlungsinstanzen zu bedienen. Es ist zu erforschen, wie Bedingungen einer solchen Gesellschaftsformation aussehen könnten. Unproblematischer ist dagegen der Begriff der Herrschaft in Interessengruppen. Ist ein Staatsvolk eine hochheterogene Ansammlung von Menschen, die durch nichts als das abstrakte Staatsinteresse definiert ist, so unterscheidet sich eine Interessengruppe davon einerseits durch sehr spezifische Interessen. Die spezifischen Interessen sind es ja gerade, die die Interessengruppe definieren und die Repräsentation der gemeinsamen spezifischen Interessen spielt in ihrer Organisation die entscheidende Rolle. Andererseits ist bei länger bestehenden Interessengruppen davon auszugehen, dass das spezifische Interesse eine entsprechende Kontinuität besitzt. Auch dies ist bei Gruppen wie einem Staatsvolk nicht gegeben. 1.6.4. Herrschaftsform ---------------------- Unter emanzipatorischen Blickwinkel besteht eine erhebliche Gefahr darin, dass sich die Herrschaft, die eine Interessengruppe sich gibt um sich zu helfen, sich gegenüber den konkreten Interessen der Gruppe verselbständigt. Dies kann einerseits geschehen, wenn Organe der Gruppe Ziele verfolgen, die nicht im Interesse der Gruppe liegen. Andererseits kann dies geschehen, wenn sich die Interessen der Gruppe verändern, sich dies aber in ihren Organen nicht angemessen reflektiert. Eine solche Ablösung der einstmals sinnvollen Herrschaft von ihrer Grundlage kann als Entfremdungsprozess der Herrschaft von ihrem Gegenstand verstanden werden. Sie führt in der Regel dazu, dass die nun entfremdete Herrschaft zunehmend Widerstand zu gewärtigen hat und dementsprechend häufiger als zuvor zu Machtmitteln greift, um ihre gegenüber der Gruppe nunmehr entfremdeten Interessen durchzusetzen. Steigender Widerstand kann also als Indikator für einen gerade stattfindenden Entfremdungsprozess gelten. Soll Herrschaft unter emanzipatorischer Perspektive sich eben nicht von ihrem Gegenstand entfremden und vielmehr den einer Gruppe dienenden Charakter dauerhaft beibehalten, so sollte untersucht werden, unter welchen Bedingungen dies gelingt. Eine Sammlung solcher Bedingungen sagt etwas über die Herrschaftsform, die in einer emanzipatorischen Vision sinnvoll sein könnte. Nun ist der Versuch einer solchen Sammlung beileibe nicht neu. Einige Bedingungen, die in der Diskussion vorgeschlagen wurden sind: Kontrolle Die Kontrolle der Gruppe über das herrschaftliche Handeln umfasst einerseits seine nachträgliche Beurteilung. Ohne eine nachträgliche Beurteilung wäre die Gruppe nicht in der Lage, sich überhaupt ein Bild über ihre Herrschaft zu machen. Es wäre dann nicht mehr möglich festzustellen, ob das herrschaftliche Handeln noch an den Interessen der Gruppe orientiert ist. Andererseits umfasst die Kontrolle der Gruppe über das herrschaftliche Handeln auch die letztendliche Steuerung dieses Handelns. Nur die Gruppe selbst kann als Ganzes entscheiden, was ihre je konkreten Interessen sind, an denen sich herrschaftliches Handeln zu orientieren hat. Durch einen Prozess, der die konkreten Interessen der Gruppe zu einem gegebenen Zeitpunkt feststellt, wird der Rahmen vorgegeben, den herrschaftliches Handeln nicht zu überschreiten hat. Transparenz Nur wenn herrschaftliches Handeln transparent vor sich geht, können sich die Mitglieder der Gruppe jederzeit davon überzeugen, ob das herrschaftliche Handeln noch in ihrem Interesse liegt oder ob andere, gegenüber der Gruppe entfremdete Interessen bedient werden. Gleichzeitig schafft Transparenz die Voraussetzung dafür, dass die Gruppe in herrschaftliches Handeln eingreifen und Fehlentwicklungen verhindern kann. Transparenz ist also für beide Formen der Kontrolle eine entscheidende Voraussetzung. Dabei ist es unerheblich, ob die Transparenz tatsächlich konkret jederzeit zur Kontrolle durch die Gruppe genutzt wird oder nicht. In vielen Fällen werden die Gruppenmitglieder vielmehr aufgrund ihrer Erfahrung ein Vertrauensverhältnis aufbauen, dass eine permanente Kontrolle überflüssig macht. Entscheidend sind aber die Situationen, in denen herrschaftliches Handeln in Frage gestellt wird. Dann ist Transparenz gefordert, damit die Gruppenmitglieder das herrschaftliche Handeln beurteilen und nötigenfalls korrigieren können. Muss dann erst Transparenz geschaffen werden, die bis dahin nicht existiert hat, so wird ein Vertrauensverhältnis weiter beschädigt. Einsicht Die Bindung herrschaftlichen Handelns an die Interessen der Gruppe kann dann als gegeben angenommen werden, wenn die Gruppenmitglieder die Sinnhaftigkeit dieses Handelns erkennen und einsehen. Ein Teil herrschaftlichen Handelns muss daher darin bestehen, diese Einsicht zu vermitteln. Es liegt nahe, einen solchen Vermittlungsprozess als Teil des Kontrollprozesses zu betrachten, in dem die TrägerInnen herrschaftlichen Handelns ihre Beweggründe offenlegen. Gleichzeitig ist eine solche Offenlegung von Beweggründen ein Element der Repräsentation der Gruppe als solche. Die Beweggründe für herrschaftliches Handeln sollen ja gerade aus einem Verständnis der Gruppe herrühren. Der Versuch Einsicht für dieses oder jenes Handeln zu erzeugen, ist also immer eine Rückbindung an die Gruppe an sich. Gelingt es nicht Einsicht bei den Gruppenmitgliedern zu erzeugen, so ist dies ein Indikator dafür, dass das herrschaftliche Handeln sich von der Gruppe entfremdet hat. Freiwilligkeit Es ist eigentlich selbstverständlich, dass unter emanzipatorischer Perspektive es nur freiwillig möglich sein kann, sich herrschaftlichem Handeln zu unterwerfen. Im Konzept der Interessengruppe ist diese Freiwilligkeit unmittelbar enthalten. Einsicht ist ein Element um diese Freiwilligkeit langfristig aufrecht zu erhalten. Machtverteilung Als Reißleine gegen etwaige Fehlentwicklungen ist Machtverteilung schon immer ein probates Mittel gewesen. Ist die Macht auf viele Mitglieder einer Gruppe verteilt, so ist die Gefahr des Missbrauchs gering. Während Einzelne leichter der Versuchung einer Entfremdung von den Gruppeninteressen unterliegen können, liegt das Handeln Vieler mit hoher Wahrscheinlichkeit nahe an den Interessen der Gruppe. Ein Machtmissbrauch wird also bei einer starken Verteilung der Macht unwahrscheinlicher. Kommunikation Für viele der genannten Punkte spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. Eine gelingende Kommunikation zwischen den aktuellen TrägerInnen herrschaftlichen Handelns und den aktuellen Gruppenmitgliedern ist also von zentraler Bedeutung für die meisten der oben genannten Bedingungen. Eine emanzipatorische Vision hat nun die Aufgabe einen Rahmen zu finden, in dem die Einhaltung dieser Bedingungen nicht eine äußerliche Notwendigkeit ist, sondern im Interesse aller liegt. Wird die Einhaltung solcher Bedingungen zur strukturellen Voraussetzung für die Entfaltung aller, so sind Abweichungen von diesen Bedingungen die Ausnahme und damit die Gefahr der Entfremdung der Herrschaft von ihrem Gegenstand entscheidend verringert. 1.7. Freie Software ------------------- Ein zentraler Begriff dieses Textes ist Freie Software. Deswegen hier zunächst einige Erläuterungen zum Begriff und anschließend zur möglichen Bedeutung dieses Phänomens für eine emanzipatorische Vision als aktuelles politisches Phänomen und als hier und heute existierende Keimform einer neuen Vergesellschaftungsform. 1.7.1. Zum Begriff Freier Software ---------------------------------- Software kommt heute in verschiedenen Formen daher, die sich grundlegend durch ihr Eigentumsmodell unterscheiden. Kommerzielle oder proprietäre Software wird auf einem Markt verkauft und die KäuferInnen müssen für die Software-Ware Geld bezahlen. In den allermeisten Fällen erlangen sie allerdings keine Eigentumsrechte wie sie beim Erwerb materieller Gütern üblich sind, sondern bekommen über so genannte Lizenzen vom Hersteller der Software lediglich bestimmte Nutzungsrechte zugestanden. Diese Nutzungsrechte schränken die Nutzungsmöglichkeiten der bezahlten Software in verschiedener Weise ein. Insbesondere die Anfertigung und Verwendung von Kopien der Software ist i.a. strengstens untersagt. Eine Form von Verstößen gegen diese Nutzungsrechte ist als Raubkopie bekannt und strafrechtlich bewehrt. Neueste Entwicklungen des großen Software-Hauses Microsoft zielen darauf ab, Software mehr und mehr zur Mietsache zu machen, bei der jede einzelne Nutzung bezahlt werden muss. Worin der Gewinn für die Kunden bestehen soll bleibt zwar unklar, die Profitmaximierung des Software-Giganten ist bei diesem Modell allerdings offensichtlich. Eine Variante von proprietärer Software ist die Shareware, bei der es sich um Software handelt, die in Vollversionen, oft aber nur als eingeschränkt nutzbare Version mehr oder weniger frei kopierbar ist. Shareware-NutzerInnen bekommen i.a. das Recht eingeräumt, die Software über einen kurzen Zeitraum - typisch ist ein Monat - zu nutzen, sind allerdings angehalten, nach Ablauf der Frist eine gewisse Summe für die Software zu entrichten. Trotz der weniger strengen Lizenzbedingungen handelt es sich um proprietäre Software, die zum Zwecke des Gelderwerbs hergestellt wird und lediglich mit einem etwas anderen Geschäftsmodell vertrieben wird. Freie Software, von der in diesem Text die Rede ist, zeichnet sich dagegen durch Lizenzen aus, die den NutzerInnen alle denkbaren Nutzungsrechte einräumen. Diese umfassen insbesondere auch Rechte, die ohne Nutzung der menschenlesbaren Quellen der Software nicht möglich sind. Neben dem Studium der Quellen als praktischem Anschauungsunterricht ist auch deren Veränderung und auch die Weitergabe von Änderungen erlaubt. Die Nutzungsrechte, die Freie-Software-Lizenzen einräumen, führen also zu einem umfassenden Besitz der Software, während bei proprietärer Software der rechtmäßige Besitz durch restriktive Lizenzen mehr oder weniger eingeschränkt ist. Verglichen mit proprietären Lizenzen sind Freie-Software-Lizenzen also erheblich näher an den Eigentumsformen, die wir bei materiellen Gütern gewohnt sind. Während proprietäre Lizenzen wesentliche Nutzungsrechte untersagen, die beim Eigentum an materiellen Gütern ganz selbstverständlich sind, werden alle möglichen Nutzungen von Freie-Software-Lizenzen ebenso erlaubt, wie es bei materiellen Gütern üblich ist. Die wichtigste dieser Lizenzen ist die GNU General Public License (GPL), die das Copyright-Recht, auf dem Software-Lizenzen beruhen, praktisch gegen sich selbst richtet. Neben den genannten umfassenden Nutzungsrechten verlangt die GPL jedoch von allen, die GPL-Software in irgendeiner Form weitergeben wollen, dass die weitergegebene Software unter der gleichen Lizenz steht. So soll verhindert werden, dass das öffentliche Gut, das mit Freier Software existiert, von einzelnen reprivatisiert wird. Die Entscheidung darüber, welcher Lizenz eine bestimmte Software unterstellt wird, liegt letztlich bei den EntwicklerInnen dieser Software. Der Geist hinter Freier Software ist dem Geist proprietärer Software in gewisser Weise diametral entgegengesetzt. Bei proprietärer Software steht das vom Nutzen der Software entfremdete Interesse nach Verkaufbarkeit im Vordergrund, weswegen deren Verfügbarkeit durch restriktive Lizenzierung verknappt werden muss. Daneben schlägt die Dominanz dieses entfremdeten Interesses sich in der Qualität der Produkte nieder, deren Nützlichkeit eben gerade nicht das Hauptziel ihrer Entwicklung ist. Freie Software dagegen hat gerade diese möglichst umfassende Nützlichkeit für möglichst viele Menschen zum Ziel. Konsequenterweise ist Freie Software beliebig kopierbar und zu jedem beliebigen Zweck verwendbar. Doch auch die umfassende Nützlichkeit Freier Software hebt sich in vielen Fällen wohltuend von der proprietärer Software ab. Eine Folge der beliebigen Kopierbarkeit Freier Software ist, dass Freie Software zu sehr geringen Preisen von so genannten Distributoren (SuSE, RedHat) angeboten wird oder auch völlig kostenlos direkt im Internet zu bekommen ist (insbesondere Debian). Es ist jedoch hervorzuheben, dass dieser niedrige Preis nicht das Entscheidende an Freier Software ist, sondern vielmehr die Nutzungsrechte, die Freie Software den NutzerInnen einräumt. 1.7.2. Zur Geschichte Freier Software ------------------------------------- Die Geschichte der Freien Software ist untrennbar mit Richard M. Stallmann, der Free Software Foundation und dem GNU-Projekt verbunden. Richard M. Stallmann, der bis dahin den freien Fluss von Software gewohnt war, ärgerte sich über die aufkommende urheberrechtlich gestützte Verknappung und Geheimhaltung von Software so sehr, dass er 1984 das GNU-Projekt ins Leben rief. Ziel war es, ein Unix-artiges Betriebsystem in die Welt zu setzen, das Frei ist. Große Teile dieses Ziels sind auch mit zahlreichen, qualitativ herausragenden Programmen über die Jahre verwirklicht worden. Nur der Kernel, das Herzstück eines Betriebssystems, konnte nicht fertiggestellt werden. In dieser Situation trat 1992 Linus Torvalds auf den Plan. Er suchte im Internet Leute, die wie er Lust hätten, einen Kernel zu entwickeln. In rasanter Geschwindigkeit fanden sich weltweit zahlreiche ProgrammiererInnen und in atemberaubendem Tempo entstand das, was heute als Linux bekannt ist. Die damals bereits vorhandene GNU-Software ermöglichte diese Entwicklung erst und auch eine heutige Distribution besteht zu einem erheblichen Teil aus GNU-Software. Wir sprechen daher von einem GNU/Linux-System. Im Jahre 1998, als Freie Software schon erhebliche Erfolge im technischen Bereich hatte, gründete sich die Open Source Initiative deren bekanntester Vertreter Eric S. Raymond ist. Diese Initiative hatte zum Ziel Freie Software stärker ins Geschäftsleben einzubringen und auch Geschäftsmodelle zu fördern, die auf Freier Software basierten. Zielgenau machten sie das Wort "Frei" als für diese Zwecke problematisch aus und verwendeten stattdessen den Begriff Open Source Software. Dieser Begriff, der heute meist für Freie Software verwendet wird, transportiert aber leider nicht in dem Maße die emanzipatorische Vision, die Freier Software auch zu Grunde liegt, sondern versucht vielmehr Freie Software in den Markt zu integrieren. Inwieweit das überhaupt möglich ist, kann hier nicht näher untersucht werden, die fehlenden Möglichkeiten zur Verknappung stellen aber ein großes Hindernis für effektive umfangreiche Vermarktung Freier Software dar. Immerhin ist es mit dem Begriff Open Source aber gelungen, die Idee Freier Software einem großen Publikum nahezubringen. Eine Folge dieser Verbreitung ist, dass "Open" heute in Verbindung mit anderen Begriffen in allen möglichen Projekten verwendet wird und oft auch die Grundideen Freier Software in diesen Projekten eine wichtige Rolle spielen. 1.7.3. Freie Software als politisches Phänomen ---------------------------------------------- Trotz des erheblichen emanzipatorischen Gehalts wird das Phänomen Freier Software bislang in weiten Kreisen der etablierten Linken nicht oder nur abschätzig zur Kenntnis genommen. Dabei entfaltet Freie Software bereits hier und heute emanzipatorische Qualitäten, von denen viele Formen des klassischen, widerstandsorientierten Denkens nur träumen können. So bietet Freie Software beispielsweise erhebliche Chancen für die so genannte III. Welt, die nicht nur hochqualitative High-Tech-Produkte zum Nulltarif bekommen kann, sondern wo Menschen auch an Freier Software hochmoderne Fähigkeiten lernen können, die verfügbare Software an die eigene Kultur, Sprache und Verwaltung angepasst werden kann, vergleichsweise billige Computer sinnvoll mit Freier Software betrieben werden können, usw. usw. Dieses Potential zum individuellen und kollektiven Empowerment ist Freier Software aber auch in den hochindustrialisierten Staaten zu eigen. Da Freie Software den NutzerInnen umfassende Nutzungsmöglichkeiten - und damit praktisch uneingeschränkten Besitz - einräumt, stehen diese Nutzungsmöglichkeiten allen zur Verfügung, die dies wollen. Damit werden Menschen befähigt Dinge zu tun, die sie mit proprietärer Software gar nicht, nicht in dieser Qualität, auf jeden Fall aber erst nach Zahlung oft erheblicher Summen tun können. Dieses Empowerment bietet sich dabei reinen NutzerInnen genauso wie EntwicklerInnen Freier Software. Während für die NutzerInnen hauptsächlich die konkreten Qualitäten des Produkts von Bedeutung sind, gewinnen die EntwicklerInnen vom Entwicklungsprozess selbst, der bei Freier Software durch einen hohen Grad an Selbstentfaltung gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu vielen durch Widerstand geprägten linken Projekten ist Freie Software nicht vor allem gegen etwas gerichtet. Zwar gibt es in der Freien-Software-Szene eine verbreitete Abneigung gegen proprietäre Software und insbesondere den Quasi-Monopolisten Microsoft. Der Antrieb für die Bewegung speist sich aber aus gänzlich anderen Quellen: die universelle Selbstentfaltung von NutzerInnen und EntwicklerInnen. Damit läuft die Freie Software auch nicht Gefahr, einem strukturellen Konservativismus zu verfallen, wie es beispielsweise bei weiten Teilen der Anti-Globalisierungs-Bewegung zu beobachten ist, wenn sie im Kern eine Rückkehr zum Kapitalismus der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fordern. Inmitten der vielfach empfundenen Machtlosigkeit schafft Freie Software mit ihren ganz selbstverständlich vorhandenen Chancen auf individuelles und kollektives Empowerment damit Bereiche, die eine emanzipatorische Vision nicht ignorieren darf, wenn sie auf der Höhe der Zeit sein will. Mitten im ständig weiteren Vordringen der Kapitalverhältnisse bis in die letzten Poren der Gesellschaft bildet Freie Software einen Bereich, der im Kern nicht nach kapitalistischer Logik funktioniert. Gerade weil Freie Software nicht das Resultat einer anti-kapitalistischen Bewegung ist, sondern vielmehr ein jenseits der Tauschlogik angesiedeltes, höchst erfolgreiches Ergebnis des Selbstentfaltungsbedürfnisses einer großen Anzahl weltweit verteilter Personen, kann sie als transkapitalistisches Phänomen gelten. 1.7.4. Freie Software als Keimform ---------------------------------- Wenn von dem Phänomen Freie Software als Keimform einer neuen Vergesellschaftungsform gesprochen wird, so ist zu betonen, dass an diesem Phänomen Aspekte studiert werden können, die in ihrer Tendenz auf eine Überwindung überkommener Formen der Geldgesellschaft verweisen. Damit ist weder ausgesagt, dass Freie Software als solche die Geldgesellschaft überwinden kann, noch dass es einen irgendwie gearteten historischen Automatismus gibt, der die Menschen von eigenem politischem Handeln befreit. Als Keimform zeigt Freie Software allerdings Formen menschlichen Handelns auf, die auf eine emanzipatorische Weise die Geldgesellschaft in einigen Bereichen ganz praktisch hinter sich lassen. Zwar gibt es viele historische Beispiele für Vorgänge, die ebenfalls die Geldgesellschaft hinter sich ließen, jedoch keines, das so unerwartet so erfolgreich geworden wäre und auch sonst so viele interessante Aspekte aufzuweisen hat: Nützlichkeit Freie Software hat als Produkt einen hohen gesellschaftlichen Nutzen, sowohl was die Verfügbarkeit für viele Menschen betrifft, als auch die konkrete Qualität, die in Freier Software oft steckt. Dies erhöht die Handlungsmöglichkeiten vieler Menschen erheblich. Selbstentfaltung Freie Software wird von ganz normalen Menschen hergestellt, weil es zu ihrer unmittelbarer Selbstentfaltung gehört. Ideologische Überlegungen gehören dazu nur selten. Die Handelnden in diesem Prozess sind also keine besseren, weiseren oder sonstwie übermäßig begnadeten Menschen. Oft sind sie aber auf ihrem Gebiet hervorragend. Selbstorganisation Die ProduzentInnen Freier Software organisieren sich nach je eigenem Gusto in verschiedenster, je ihren Bedürfnissen angepasster Weise. Hier wird ganz selbstverständlich ein soziales Experimentierfeld genutzt, auf dem unterschiedlichste Formen nebeneinander existieren können. Wertfreiheit Ganz praktisch unterläuft Freie Software die Geldform - nicht aus karitativen Gründen sondern unter anderem weil die Geldform die Effizienz der Produktion schmälern würde. Hier ist deutlich zu erkennen, wie die Entwicklung der Produktivkräfte beginnt über die Produktionsverhältnisse hinauszuwachsen. Erfolg Freie Software kann sich in wichtigen Bereichen gegen einen etablierten Warenmarkt durchsetzen und die Entwicklung auf diesem Sektor ist noch lange nicht abgeschlossen. Insbesondere dieser Erfolg dürfte bislang noch keinem Produkt vergönnt gewesen sein, das auf ähnlichen Grundlagen wie Freie Software hergestellt wurde. Produktivkraftentwicklung Freie Software wird mit hochmodernen technischen Mitteln erstellt, die die Spitze der Produktivkraftentwicklung darstellen. Immer öfter wird die Produktivkraftentwicklung selbst sogar von Entwicklungen in der Freien Software vorangetrieben. Globale Vernetzung Die ProduzentInnen Freier Software kooperieren ganz selbstverständlich auf internationaler Basis. Dabei übertreffen sie die Bemühungen der mächtigsten Firmen der Geldgesellschaft, die mit der Zusammenführung unterschiedlichster Kulturen nach internationalen Übernahmen trotz teilweise erheblichem Mitteleinsatz oft riesige Schwierigkeiten haben. Synthese Trotz des transkapitalistischen Gehalts Freier Software engagieren sich große Firmen wie IBM erheblich für dieses Entwicklungsmodell und staatliche Stellen von ganz unten (Kommunen) bis ganz oben (Bundestag) beginnen sich auf breiter Front für den Einsatz Freier Software zu interessieren. Gerade dieses, auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinende Phänomen, scheint ein Hinweis auf die Keimformeigenschaft, da in ihr die ansatzweise die Synthese sichtbar wird, die eine Keimform aus These und Antithese der vorherigen Formation bilden muss, um erfolgreich als Muster für ein neues Modell gelten zu können. Integrität Da Freie Software fundamental auf einer transkapitalistischen, insbesondere nicht wertbasierten Produktionsweise beruht - nämlich der Selbstentfaltung der ProduzentInnen - kann Freie Software von der Geldgesellschaft höchstens durch Unterwerfung unter das Wertregime zerstört, nicht aber vereinnahmt werden. 2. Bedingungen einer emanzipatorischen Vision ============================================= Nach diesen Begriffsklärungen möchte ich nun eingehender zur Frage Stellung nehmen, wie individuelles Eigentum und vergesellschaftete Produktion - genauer: arbeitsteilige Produktionsformen - in einer emanzipatorischen Vision zusammenspielen. Dabei ist unter anderem zu erörtern, ob die Widersprüchlichkeit "von individuellem Eigentum und vergesellschafteter Produktion" bei einem "Ziel einer universellen Entwicklung der Individuen und der Gesellschaft" überhaupt existiert. Es wird sich vielmehr zeigen, dass auf dem erreichten Stand der Produktivkraftentwicklung Verhältnisse, die gerade auf der Vereinbarkeit von individuellem Eigentum und arbeitsteiliger Produktionsform gründen, die Voraussetzung einer emanzipatorischen Vision sind. Als ständig wiederkehrendes Beispiel für ein modernes Phänomen, das einige dieser Verhältnisse keimförmig zeigt, soll in diesem Text die Freie Software dienen. 2.1. Eigentum ------------- In den folgenden Betrachtungen spielt die Unterscheidung zwischen individuellem und kollektivem Eigentum eine untergeordnete Rolle. Ich lasse sie daher beiseite. Ich unterscheide im folgenden dagegen zwischen Informationsgütern und materiellen Gütern. Diese Unterscheidung kann zwar getroffen werden, seit die Menschheit existiert, jedoch ist die Bedeutung von Informationsgütern erst in unserer Zeit in ein entscheidend neues Stadium getreten. Der eigenständige Charakter von Informationsgütern ergibt sich daraus, dass Informationsgüter zwar immer an ein materielles Substrat gebunden sind (beispielsweise Bücher, CDs, Gehirne), das Wesen des Guts aber nicht auf dieses materielle Substrat reduzierbar ist. Dies bedeutet insbesondere auch, dass das je verwendete Substrat austauschbar ist, solange die Information nur darauf repräsentiert werden kann. Mit der modernen Technikentwicklung entmaterialisiert dieses Substrat immer mehr. Beim Surfen durch das World Wide Web (WWW) ist - abgesehen von kurzlebigen Platten-Caches - spätestens nach dem Ausschalten des Surf-Computers die abgerufene Information wieder vollständig von jeglichem lokalen materiellen Substrat verschwunden. Selbst bei den alltäglichen Mobiltelefonen ist das Substrat der Informationsübertragung nur noch mit aufwendigen Messungen überhaupt sichtbar zu machen. 2.1.1. Eigentum an Informationsgütern ------------------------------------- 2.1.1.1. Geistiges Eigentum in der Geschichte --------------------------------------------- Historisch ist das Konzept des Eigentums an Informationsgütern - besser bekannt unter der Bezeichnung geistiges Eigentum - relativ neu. Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass dieses Konzept erst entstanden ist, als Informationsgüter an materielle Güter nicht nur gebunden wurden, sondern diese auch auf einem Markt verkauft werden konnten. Hierzu gibt es Beispiele sowohl aus dem Bereich der Bücher als auch der Musikmedien (Schallplatten und ihre Vorläufer). Das Interesse an dem Konzept des geistigen Eigentums liegt daher damals wie heute nicht so sehr bei den ProduzentInnen des Informationsguts - der AutorInnen, MusikerInnen, Software-EntwicklerInnen - sondern vielmehr bei den Verlagen, die dieses geistige Eigentum aufbereiten, auf ein materielles Substrat übertragen und dieses Substrat vertreiben. Das Interesse der Verlage folgt unmittelbar daraus, dass dieses materielle Substrat als verkaufbare Ware dienen soll und daher sowohl das Substrat selbst als auch die auf ihm repräsentierte Information knapp sein und bleiben muss. Ist diese Knappheit nicht mehr gewährleistet, da es entweder von jedermann leicht selbst produzierbar ist oder das Informationsgut auf solche Substrate übertragen werden kann, so ist die Verkäuflichkeit der Informationsware und damit die Profitgenerierung der Verlage bedroht. Die ProduzentInnen hatten und haben dagegen im allgemeinen kein besonderes Interesse an einer Verknappung. Sie stellen ja im Gegenteil das Informationsgut im allgemeinen vielmehr zur allgemeinen Benutzung her. Besonders deutlich wird dies in der Wissenschaft, wo seit jeher der Fluss von Informationen in der Wissenschaftsgemeinschaft als Fundament für die Weiterentwicklung angesehen wurde. Jede Verknappung behindert diesen Fluss und damit die Weiterentwicklung der Wissenschaft. Eine Verknappung von Information ist auch nicht durch eine Begrenzung begründet, da Information im Gegensatz zu materiellen Gütern die Eigenschaft hat, durch Verbreitung nicht weniger zu werden: Das Wissen, dass in meinem Kopf ist, wird nicht dadurch weniger, dass ich es anderen mitteile, sondern im günstigen Falle durch einen Reflexionsprozess sogar vermehrt. Genausowenig wird die Information auf einer CD dadurch weniger nützlich, dass eine Kopie von ihr angefertigt wird. Ausnahmen bilden alle Arten von Geheimnissen, Informationsgütern also, die ihren Nutzen verlieren, wenn sie über einen bestimmten Kreis hinaus bekannt werden. Natürlich müssen in der Warengesellschaft auch WissenschaftlerInnen und beispielsweise KünstlerInnen ein Einkommen haben. Es ist jedoch keine Selbstverständlichkeit, dass dieses Einkommen unmittelbar an die Erzeugung von Informationsgütern gebunden ist. Tatsächlich werden WissenschaftlerInnen in der Regel nicht für bestimmte Einzelleistungen bezahlt, sondern werden für ihre wissenschaftliche Arbeit im Ganzen entlohnt. Historisch ähnelt dies den Mönchen, deren Versorgung durch das Kloster sichergestellt war. Deren individuelle Leistung bei der Erzeugung von Informationsgütern wurde dagegen als so irrelevant betrachtet, dass heute oft nicht mal mehr zu ermitteln ist, wer bestimmte künstlerische Leistungen tatsächlich vollbracht hat. 2.1.1.2. Geistiges Eigentum heute --------------------------------- Betrachten wir die technische Seite der Entwicklung der Produktivkräfte, so lässt sich feststellen, dass die Bedeutung von Information immer stärker steigt. Dieser Trend, der von Marx als Verwissenschaftlichung bezeichnet worden ist, lässt sich in der Realität vielfach verorten: Eine moderne industrielle Produktionsstätte ohne Computer ist heute kaum noch vorstellbar - nicht zu reden von dem vielfältigen Geflecht von Lieferbeziehungen zwischen den Produktionsstätten. Konsequenterweise verschiebt sich auch der Fokus bei den Eigentumsverhältnissen. Dabei verliert das Eigentum an materiellen Produktionsmitteln zunehmend an Bedeutung. Dies wird zum Beispiel im Franchising sichtbar, bei dem nicht mehr konkrete Produktionsmittel im Vordergrund stehen, sondern nur noch Marken verkauft werden. Das Eigentum an Informationsgütern - und dies bedeutet hier nur noch die Möglichkeit der Verknappung - bzw. Informationswaren wird dagegen immer wichtiger. Es ist kein Zufall, dass die WIPO (World Intellectual Property Organization (http://www.wipo.org/)) 1970 gegründet wurde, aber erst anlässlich des Copyright Treaty (http://www.wipo.int/treaties/ip/wct/index.html) 1996 sowohl an Bedeutung als auch an öffentlicher Wahrnehmung gewann. Mit der digitalen Kopie betritt in dieser Situation eine technologische Entwicklung die Bühne der Geschichte, die mit ihren Möglichkeiten die Verbreitung (digitaler) Information so einfach macht wie nie zuvor. Auf der Grundlage der in den industrialisierten Staaten vorhandenen Infrastruktur ist das verlustfreie Erstellen von Kopien, mithin also die Reproduktion von Informationsgütern, mit vernachlässigbaren Kosten verbunden. Die besondere Eigenschaft von Informationsgütern durch Verbreitung nicht weniger zu werden, wird durch die digitale Kopie von einer grundsätzlichen Möglichkeit zur manifesten und alltäglichen Tatsache. Dazu kommt, dass die digitale Kopie universell gegenüber den Inhalten ist, da immer nur gleichförmig Bits kopiert werden. Sie lässt sich hier mit dem Elektromotor als einer der entscheidenden Erfindungen der industriellen Ära vergleichen. Wie der Elektromotor maschinelle Bewegungsenergie überall da für jeden beliebigen Zweck verfügbar macht, wo Strom zur Verfügung steht, so ist mit der digitalen Kopie überall da die Reproduktion von Informationsgütern möglich, wo die entsprechenden Kopiereinrichtungen - d.h. Computer und ggf. Netzwerke - zur Verfügung stehen. Es liegt auf der Hand, dass hier ein Konfliktpotential entsteht. Auf der einen Seite sind die, die Verknappung von Informationsgütern benötigen, um die Wareneigenschaft der von ihnen gefertigten Informationsträger zu sichern. Diese Konfliktpartei braucht die durch geistiges Eigentum sichergestellte Verknappung überlebensnotwendig. Ein derzeit besonders öffentlichkeitswirksamer Konflikt spielt sich im Bereich der Musik ab, wo die Musikindustrie versucht ein vitales Interesse daran glaubwürdig zu machen, die überkommenen Formen von Erzeugung, Herstellung und Vertrieb von Musikwaren zu erhalten. Auf der anderen Seite stehen einerseits die (potentiellen) NutzerInnen der Informationsgüter, die die Verknappung durch die Anbieter von Informationswaren als Preis erleben, der durch die Möglichkeiten der digitalen Kopie erheblich gesenkt werden könnte. Ein weiteres Beispiel sind hier die Raubkopien, die Software-Waren praktisch zum Nulltarif reproduzieren. Andererseits stehen auf der anderen Seite aber auch die ProduzentInnen der Informationsgüter selbst, die aus unterschiedlichen Gründen ein Interesse an der Verbreitung der Informationsgüter haben. In der Wissenschaft gibt es mittlerweile vielfältige Initiativen, die Ergebnisse wissenschaftlicher Tätigkeit allgemein zugänglich zu machen (s. zum Beispiel die Public Library of Science (http://www.publiclibraryofscience.org/)). Doch auch in Bereichen, in denen die digitale Kopie nicht unmittelbar eine Rolle spielt, gibt es Bewegungen, die die künstliche Verknappung von Information durch Patente und/oder Copyright-Regelungen zunehmend in Frage stellen. Bekannt geworden ist insbesondere das Beispiel der Herstellung von Generika (s. zum Beispiel http://www.genericsnow.org oder http://www.accessmed-msf.org/). Hier wird die Information über die stoffliche Zusammensetzung eines Medikaments direkt für die Produktion des materiellen Guts eingesetzt, deren Kosten im Einzelfall relativ niedrig sein können. 2.1.1.3. Freie Software und geistiges Eigentum ---------------------------------------------- An vielen Stellen wird heute also die Legitimität geistigen Eigentums zunehmend in Frage gestellt - kein Wunder, dass die entsprechenden Machtgruppen um so aggressiver auf einer Einhaltung des geistigen Eigentums bestehen. Gab es schon bei Einführung des Patentregimes im 19. Jahrhundert heftige Diskussionen um diese Frage, so ist in der Tat heute immer weniger klar, inwieweit geistiges Eigentum einen positiven Beitrag zur Entfaltung der Menschheit leistet. Die heute durch technische Begrenzungen immer weniger begründete Verknappung dient allerdings der Sicherung der Profite einiger weniger. Bei genauerem Hinsehen stellt sich auch das oft vorgebrachte Anreizargument als Scheinargument heraus: Wirklich innovative geistige Leistungen werden in aller Regel aus ganz anderen Motiven heraus vollbracht, als der Aussicht auf eine Vermarktung der in Warenform gegossenen Ergebnisse. Untersuchungen zeigen, dass vom Inhalt der Leistung entfremdete Anreizsysteme wie Geld Motivation und damit kreative Leistung tendenziell sogar gefährden (s. zum Beispiel http://www.gnu.org/philosophy/motivation.html). Mit der Freien Software ist seit knapp zwanzig Jahren nun ein Phänomen in der Entstehung begriffen, dass all diese Linien aufgreift und zu einer erfolgreichen Synthese vereinigt. Das staatliche Copyright-Regime wird bei Freier Software nur noch dazu benutzt, um es in sein Gegenteil zu verkehren: Copyleft. Das Konzept geistigen Eigentums ist für Freie Software insofern nicht mehr relevant, wie es zur Durchsetzung von Knappheit dient. Freie Software kann und soll vielmehr frei und ohne Behinderung fließen können. Dies umfasst sowohl die direkt benutzbaren Programme als auch deren menschenlesbaren Quellen. Neben der Verfügbarkeit für potentielle NutzerInnen ist mit diesem Vorgehen auch ein maximaler Nutzen für die ProduzentInnen gewährleistet. Diese können auf freiwilliger Grundlage miteinander kooperieren und durch Code-Inspektion voneinander lernen, ohne dass sie durch eine künstliche Verknappung behindert würden. Sie tragen so gemeinsam zu einem ständig größer werdenden Pool Freier Informationsgüter bei, dessen gemeinsamer Nutzen ständig steigt. Dadurch, dass künstliche Verknappung ausgeschaltet ist, gibt es auch keinen entfremdeten Nutzen mehr, der aus Freier Software gezogen werden könnte. Dies schlägt sich unmittelbar in der Produktqualität nieder, die gerade im Vergleich mit als Ware produzierter proprietärer Software oft in vielfältiger Weise höher ist. Augenfällig wird demonstriert, dass wenn entfremdete Gründe für eine Produktion nicht mehr existieren, der unmittelbare Nutzen eines Produkts der wichtigste Grund für seine Produktion wird. Auf dem erreichten Stand der Produktivkraftentwicklung sind also sowohl die Handlungsmöglichkeiten von Individuen als auch eine überindividuelle Entfaltung maximal gewährleistet, wenn Informationsgüter allen Frei zur Verfügung stehen. Freie Software zeigt also keimförmig, wie im Bereich der Informationsgüter das Eigentum einer emanzipatorischen Vision aussehen muss: Es darf nicht existieren. Das Eigentumsregime in einer emanzipatorischen Vision hat im Bereich der Informationsgüter lediglich die künstliche Verknappung zu verhindern. 2.1.2. Eigentum an materiellen Gütern ------------------------------------- Nun steht der Replikator, der beliebige materielle Güter auf Wunsch reproduzieren kann, im Gegensatz zur digitalen Kopie noch nicht zur Verfügung. Die technische Entwicklung auch auf diesem Sektor ist zwar teilweise nur noch schwer von Science Fiction zu unterscheiden - Maschinen, die Materie auf Atomebene gezielt manipulieren, gibt es immerhin schon -, bis zum universellen Materiekopierer ist aber noch ein weiter Weg. Bis dahin unterliegen materielle Güter also anderen Gesetzen als Informationsgüter, da sie nicht mit wenig Aufwand aufgrund einer Vorlage reproduziert werden können. Könnten sie es, so wäre die Frage nach dem Eigentum an materiellen Gütern nicht mehr davon abhängig, wieviele Güter konkret zur Verfügung stehen. Vielmehr würden dann andere Faktoren wie Umweltverbrauch und ggf. Ressourceneinsatz entscheidende Faktoren werden. 2.1.2.1. Eigentum und Automatisierung ------------------------------------- Eine in der industriellen Phase sehr wichtige Größe für die Produktion war die Verfügbarkeit menschlicher Arbeitskraft. Dass diese Größe täglich unwichtiger wird, zeigen uns die epochalen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, bei dem menschliche Arbeitskraft auf historisch so hoher Stufenleiter durch Maschinen ersetzt wird, dass das gesamte, auf der Verwertung von Arbeitskraft gegründete System ins Wanken gerät. Die Automatisierung von Produktion hebt also eine wesentliche Begrenztheit der industriellen Phase tendenziell auf. Eine emanzipatorische Vision wird sie daher als Aspekt mit zentraler Bedeutung enthalten müssen, will sie nicht Gefahr laufen, in die gesellschaftlichen Mechanismen zurückzufallen, die zur Geldgesellschaft geführt haben. Spielt die Begrenztheit von Produkten eine immer kleinere Rolle, so spielt das Eigentum an ihnen ebenfalls eine immer kleinere Rolle. Dadurch wird ein Konfliktpotential entschärft, dass die bürgerliche Gesellschaft bis in ihre Wurzeln geprägt hat. Tatsächlich stehen schon heute im Bereich des Rapid Prototyping zunehmend Maschinen (Fabber) zur Verfügung, die eine Automatisierung materieller Produktion auf einem ganz neuen Niveau ermöglichen. Diese Maschinen materialisieren mit verschiedenen Verfahren direkt aus digitalen Daten materielle Werkstücke. In ihrer Unmittelbarkeit und Universalität übertreffen sie dabei CNC-Maschinen und Industrieroboter, die ja ebenfalls aufgrund digitaler Daten materielle Werkstücke fertigen. Die Losgröße Eins ist hier das Prinzip. Schon heute gibt es zahlreiche Firmen, die auf der Grundlage solcher Maschinen Lohnproduktion betreiben (siehe zum Beispiel http://www.rpd-news.de/). Es wäre denkbar, dass solche Maschinen zukünftig so einfach bedienbar werden, dass ihr Betrieb auch für Privatpersonen oder Gruppen von Privatpersonen attraktiv wird. Damit würden sie dezentral über die Möglichkeit verfügen, Produkte herzustellen, die exakt auf ihren Zweck zugeschnitten sind. Bei diesem Typ der Produktion verschiebt sich der Schwerpunkt endgültig auf den Sektor der Information. Die Produktionsmaschinen sind lediglich noch ausführendes Organ der sie steuernden Computer und ihre Bedeutung ist gegenüber der Maschinerie der industriellen Ära wesentlich reduziert. Damit verschiebt sich aber der Schwerpunkt auch der materiellen Produktion auf die Produktion von Informationsgütern, deren spezielle Eigenschaften wir oben untersucht haben. Konkret wäre im obigen Szenario vorstellbar, dass die BesitzerInnen der Fabber sich Freie Baupläne für ein gewünschtes Produkt über das Internet besorgen, ggf. mit Hilfe der heimischen Freien Simulations-Software eine individuelle Konfiguration vornehmen, und die Produktion dann veranlassen. Der verbreitete Besitz solcher Produktionsmittel wäre also in einer emanzipatorischen Vision ein wichtiges Ziel. 2.2. Arbeitsteilige Produktionsformen ------------------------------------- Wie bereits festgestellt ist eine arbeitsteilige Produktionsform auch in einer emanzipatorischen Vision von großer Bedeutung, da nur sie in der Lage ist, die Güter zu erzeugen, die auf dem erreichten Stand der Produktivkraftentwicklung möglich und wünschenswert geworden sind. Das Beispiel der Freien Software zeigt in großartiger Weise, wie eine gesellschaftliche Produktion jenseits staatlicher oder geldförmiger Eingriffe nicht nur funktionieren kann, sondern auch heute schon bemerkenswert erfolgreich ist. Hierin hebt sich die Freie Software als Produktionsweise entscheidend von anderen Versuchen ab, Produktion jenseits der Tauschgesellschaft zu organisieren. 2.2.1. Ausführung der Produktion -------------------------------- Freie Software wird von sehr vielen Leuten produziert, die irgendwo auf diesem Planeten leben und typischerweise einen Zugang zum Internet haben. Es handelt sich dabei durchaus nicht nur um ProgrammiererInnen, sondern eine Vielzahl von Fähigkeiten ist hier gefragt (beispielsweise für Dokumentation incl. Übersetzung, Gestaltung von Web-Sites oder Design von Benutzeroberflächen). Die Motivation für diese ja durchaus auch anstrengende Tätigkeit entspringt verschiedenen Quellen. So wird in eher seltenen Fällen die Entwicklung bestimmter Freier Software bezahlt, in anderen Fällen ist Freie Software das Nebenprodukt beispielsweise einer wissenschaftlichen Arbeit, die ihrerseits nicht nur aus selbstentfalteten Motiven begonnen wurde. Das Gros Freier Software wird aber auf der Grundlage verschiedener Sorten von Selbstentfaltung geschaffen. Die Freude daran, ein gutes Produkt zu schaffen, dürfte dabei eine der wichtigsten sein. Deutlich ist hier zu sehen, wie bei einer veränderten Grundlage von Produktion sich die Ziele von Produktion verschieben. Während bei marktorientierter, mithin also entfremdeter Produktion lediglich das entfremdete Motiv der Verkaufbarkeit zählt, ist bei Freier Produktion wie zum Beispiel Freier Software das unter emanzipatorischen Gesichtspunkten zu fordernde Ziel einer maximalen, allseitigen Produktqualität direktes Ziel der Produktion. Dies muss nicht verordnet werden, sondern stellt sich offensichtlich ein, wenn enthusiastische Menschen (Hacker), die Freie-Software-EntwicklerInnen oft sind, genügend Spielraum haben. Vielen ProduzentInnen Freier Software ist gemeinsam, dass sie Art und Umfang ihrer Tätigkeit frei bestimmen. Niemand sagt ihnen, wann oder wo sie sich beteiligen sollen oder können. Da hier weder direkte noch strukturelle (zum Beispiel geldförmige) Zwänge vorliegen, führt das natürlich auch dazu, dass für Außenstehende wünschenswerte Entwicklungen unter Umständen nicht oder nicht wunschgemäß stattfinden. Allerdings kann aufgrund der offenen Struktur der Projekte, vor allem aber aufgrund der vorliegenden Quellen jedeR dazu beitragen, dass ihre Wünsche erfüllt werden. Dazu kann jedeR entweder selbst tätig werden, oder, falls sie selbst nicht dazu in der Lage ist, auch strukturelle Zwangsmittel wie Geld einsetzen, um von anderen das Gewünschte zu kaufen. Das Beispiel Freie Software zeigt, wie Produktion funktioniert, wenn deren Ausführung denen überlassen wird, die diese als Teil ihrer Selbstentfaltung ohnehin übernehmen wollen und wie eine solche Produktionsweise noch zusätzliche Potentiale freisetzt, die für eine emanzipatorische Vision wünschenswert sind. Aufgrund der individuellen Unterschiedlichkeit der Menschen und damit auch der individuell unterschiedlichen Arten ihrer Selbstentfaltung, sollten erhebliche Teile von bedürfnisbefriedigender Produktion auf diese Weise abzuwickeln sein. Das Ergebnis einer solchen Produktionsweise ist eine allseitige Emanzipation, da einerseits die Selbstentfaltung der ProduzentInnen zur Voraussetzung ihres Handelns wird, andererseits die Produkte die Selbstentfaltung anderer auf verschiedene Weisen fördern. Die restlichen Anteile an Produktion, für die sich nicht ohne weiteres Menschen finden, die sie übernehmen wollen, die aber für die Befriedigung bestimmter Bedürfnisse als notwendig erachtet werden, müssen möglichst beseitigt werden. Hierzu bietet es sich einerseits an, nach alternativen Wegen der Bedürfnisbefriedigung zu suchen, andererseits sollte die offensichtlich unangenehme Produktion so weit wie möglich automatisiert werden. Insbesondere letzteres ist wiederum eine Aufgabe mit erheblichem Selbstentfaltungspotential. 2.2.2. Organisation der Produktion ---------------------------------- Die Aufgabe der Organisation eines großen Software-Projekts ist nicht zu unterschätzen. Software erreicht leicht eine Komplexität, die anderen hochkomplexen industriellen Gütern wie beispielsweise Autos nicht nachsteht. Nun haben gerade die bekannten Freien-Software-Projekte wie Linux (der Kernel des Betriebssystems GNU/Linux), Apache (ein Web-Server) oder Gimp (ein Bildbearbeitungsprogramm) eine erhebliche Dimension und die einhergehende Komplexität ist nicht einfach im Griff zu behalten. Da Freie Software wesentlich unter Bedingungen der Selbstentfaltung entwickelt wird, ist es für die Entwicklung einer emanzipatorischen Vision daher spannend zu betrachten, wie die notwendige Organisationsleistung vollbracht wird. Zunächst muss festgehalten werden, dass die aktive Organisation eines solchen Projekts eine Herausforderung an sich bedeutet, die Menschen durchaus als Teil ihrer Selbstentfaltung begreifen können. In der Freien Software werden Menschen mit solchen Funktionen innerhalb eines Projekts als MaintainerInnen bezeichnet. Sie kümmern sich um den Zusammenhalt des Projekts und treffen auch schon mal Entscheidungen. Im allgemeinen sind die Entscheidungen allerdings keine Ergebnisse einsamer Geistesblitze der MaintainerIn, sondern spiegeln das Ergebnis einer Diskussion wieder, die unter den EntwicklerInnen und anderen Interessierten zum Thema stattgefunden hat. Da alle an einem Freien-Software-Projekt Beteiligten in der Regel freiwillig an dem Projekt teilnehmen, muss die MaintainerIn auch zumindest dafür sorgen, dass die EntwicklerInnen nicht einfach gehen. Sie muss also aus strukturellen Gründen dafür sorgen, dass die in einem Projekt getroffenen Entscheidungen einem möglichst großen Konsens entsprechen. Tut sie es nicht, so steht sie bald alleine da und dies ist für große Projekte das Aus. Ist die MaintainerIn also selbst an dem Erfolg des Projekts interessiert - wovon auszugehen ist, denn warum sollte sie sonst dabei sein -, so hat sie ein natürliches Interesse daran eine Führungsfunktion, die sie im Projekt wahrnimmt, zur maximalen Zufriedenheit aller auszuführen. Neben dem MaintainerInnen-Prinzip gibt es aber auch eine Reihe produktionstechnischer Hilfsmittel, die die Organisation einer verteilten Produktion vereinfachen. Diese sind durchaus nicht auf Software beschränkt, sondern sind für alle Produktionsprojekte von Interesse, die am Nutzen des Produkts interessiert sind und bei denen entfremdete Interessen wie Profit keine Rolle spielen. Besonders erwähnt werden sollen drei ineinandergreifende Methoden. Eine Möglichkeit Komplexität zu reduzieren ist die Modularisierung. Damit wird die Komplexität, die ein monolithisches Ungetüm darstellen würde, aufgebrochen in viele kleine Teile, die für sich überschaubar sind. Dadurch reduziert sich die Gesamtkomplexität eines großen Projekts auf die je einzeln zu betrachtende Komplexität eines Moduls einerseits und die Verbindung der Module untereinander andererseits. In der industriellen Technik können wir solche Entwicklungen ebenfalls seit längerem beobachten, wo zugelieferte Teile zwar eine hohe innere Komplexität besitzen, aber nur über einfache Schnittstellen in ein Ganzes eingebettet sind. Eine Voraussetzung für Modularisierung ist die Existenz möglichst klarer Schnittstellen, die desto nützlicher sind, je stabiler sie sind. Die Schnittstellen bilden die Verbindung zwischen den einzelnen Modulen und beschreiben die technischen Parameter für die Kommunikation der einzelnen Module untereinander. Auf einer etwas anderen Ebene dienen offene Standards ähnlichen Zwecken wie Vereinbarungen über Schnittstellen. Sie ermöglichen es ganz verschiedenen Projekten, sich mit ein und demselben Inhalt auf gleiche oder unterschiedliche Weise zu befassen. Das bekannteste Beispiel für solche offenen Standards dürfte die Sprache des Web HTML sein. Exemplarisch ist hier zu verfolgen, wie das internationale Gremium W3C (World Wide Web Consortium (http://w3.org)) sich um eine möglichst große Offenheit des Standards bemüht, so dass die NutzerInnen des Standards auf möglichst einheitliche Bedingungen treffen, auf deren Grundlage sie dann ihre Anwendungen aufsetzen können. Im Gegensatz dazu stehen Bemühungen kommerzieller Anbieter von Web-Software wie Microsoft oder Netscape den W3C-Standard mit eigenen Erweiterungen quasi zu verseuchen, um so über Alleinstellungsmerkmale einen Vorteil in der Konkurrenz herauszuschlagen. Es wird deutlich sichtbar wie das entfremdete Konkurrenzinteresse sich direkt bis in die Produktentwicklung niederschlägt und Nützlichkeitserwägungen eine untergeordnete Rolle spielen. Den NutzerInnen von Microsoft Office dürfte ein weiteres Beispiel bekannt sein, wie offene Standards dem entfremdeten Geldinteresse zuwider laufen. Denn während sich inhaltlich seit langem kaum noch etwas verändert, gestaltet Microsoft mit (fast) jeder neuen Version seines Office-Pakets das Dokumentenformat inkompatibel um. Ziel ist es, dass die gesamte Microsoft-Kundschaft zum Kauf der neuen Office-Version genötigt wird, da die neuen Formate mit den alten Versionen desselben Pakets nicht zu lesen sind. Dass dies nicht so sein muss, hat Microsoft im Bereich der Textformate sogar selbst mit der Entwicklung des RTF-Formats bewiesen, das von vorneherein als kompatibel erweiterbar ausgelegt war und bereits in seiner Grundform so reichhaltig war, dass es die allermeisten Anforderungen an ein modernes Textformat erfüllte. Ein Vorteil dieser Produktionstechniken Modularisierung unter Verwendung von klaren Schnittstellen und offenen Standards ist neben der Komplexitätsreduktion, das verschiedene Gruppen von EntwicklerInnen relativ unabhängig voneinander an einem gemeinsamen Großprojekt arbeiten können. Die Ergebnisse ihres Tuns sind über Schnittstellen und Standards miteinander verbunden, während die Interna ihres Moduls nach Außen hin nicht von Interesse sind und somit autonom in dem jeweiligen Teilprojekt entschieden werden können. Neben der technischen Organisation ist aber auch interessant, wie sich Freie-Software-Projekte sozial organisieren. Der bei weitem größte Teil dieser sozialen Organisation findet über das Internet statt, wo vor allem Mailing-Listen (eMail-Verteiler, mit Hilfe derer sich angemeldete InteressentInnen mit einem gegebenen Thema befassen), Newsgroups (thematisch begrenzte Foren auf einer eMail-artigen Basis, zu denen der Zugang allerdings allen Internet-NutzerInnen jederzeit offen steht) und Chat-Möglichkeiten (gleichzeitige Kommunikation mehrerer Interessierter über IRC (Internet Relay Chat) oder Web-Interfaces). Allen Kommunikationsformen gemeinsam ist der lockere Ton, der nicht durch eine formale Steifheit oder hierarchische Abgrenzungen gebremst wird. Das gemeinsame Interesse an der Sache führt zu einer nicht immer emotionsfreien, im wesentlichen aber ergebnisorientierten Vorgehensweise, in der Kreativität gefördert wird. Eine emanzipatorische Vision kann vom Beispiel der Freien Software also lernen, wie eine arbeitsteilige Form von Produktion auf einer emanzipatorischen Grundlage aussehen kann. Die Mittel und Techniken der Selbstorganisation, die sich in der Freien Software als Folge eines Bedürfnisses nach Kooperation einerseits und Produktqualität andererseits ausgebildet haben, sind richtungweisend. 2.2.3. Entscheidung über die Produktion --------------------------------------- 2.2.3.1. Bedürfnisorientierte Produktion ---------------------------------------- In den Randbereichen Freier Software, in denen sie sich mit proprietär erstellter Software zu überschneiden beginnt, gibt es das Phänomen, das EntwicklerInnen aus entfremdeten Gründen Freie Software entwickeln. Diese Gründe können dabei neben dem Gelderwerb beispielsweise auch in der Erstellung von Studienarbeiten o.ä. bestehen. In diesen Randbereichen kann die Entscheidung über die Produktion indirekt von Leuten gesteuert werden, die kein direktes Interesse an der Software selbst haben, sondern zum Beispiel an deren Verkaufbarkeit interessiert sind. Es gibt in diesem Bereich viele unterschiedliche Phänomene und die Diskussion darüber hat gerade erst begonnen. Eine der vertretenen Thesen ist, dass die Qualität der so erstellten Freien Software tendenziell unter den entfremdeten Bedingungen ihrer Produktion leidet. Im Kernbereich der Entwicklung Freier Software liegt die Entscheidung darüber, wer was wann produziert letztlich einzig bei den Individuen selbst. Dies ist eine unmittelbare Folge davon, dass es im Kernbereich der Freien Software kein (strukturelles) Zwangssystem wie zum Beispiel Geld gibt, mit dem eine EntwicklerIn zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden könnte. Die Mühe, die in eine bestimmte Entwicklung gesteckt wird, muss letztlich immer auf eine Motivation direkt bei der EntwicklerIn stoßen, muss letztlich immer in irgendeiner Weise ihrer Selbstentfaltung dienen. Da die Inhalte der individuellen Selbstentfaltung sehr vielfältig sein können, können auch die Motive für eine EntwicklerIn sehr vielfältig sein. Der persönliche Bedarf nach einem bestimmten Stück Software, die Lust daran, ein bestimmtes Programmierproblem zu lösen, der Wunsch, zum Pool Freier Software etwas beizutragen, aber auch das Interesse daran, ein für andere möglichst nützliches Produkt zu erstellen, sind mögliche Motive für die EntwicklerIn. Durch diese Vielfalt an Motivationslagen ist gewährleistet, dass in vielen Fällen nach und nach die bestehenden Bedürfnisse nach Freier Software gedeckt werden. Eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Entwicklung der Benutzeroberflächen von GNU/Linux. Galt GNU/Linux vor ein paar Jahren noch als kommandozeilenbasiertes Monster, so gibt es inzwischen mit KDE und Gnome zwei Desktop-Oberflächen, die proprietären Desktops in nichts nachstehen, sie vielmehr oft übertreffen. Bestechend dabei auch, dass die umfangreichen Möglichkeiten, die die Kommandozeile unter Unix-Systemen bietet, nicht etwa verschwunden sind. Diese sind vielmehr nach wie vor für die zugänglich, die die höhere Leistungsfähigkeit dieses Instruments für ihre Zwecke weiter nutzen wollen. An diesem Beispiel wie an vielen anderen ist erkennbar, dass die wichtigste Motivation für die Entwicklung Freier Software die Befriedigung von Bedürfnissen ist. Der Entscheidung über eine bestimmte Produktion liegt daher immer eine Bedürfnisbefriedigung zu Grunde, die aufgrund der Abwesenheit entfremdeter Motivationslagen sich lediglich aus dem konkreten Nutzen der Produkts oder aus der dafür notwendigen Tätigkeit selbst beziehen kann. Die emanzipatorische Forderung nach einer bedürfnisorientierten Produktion ist also bei Freier Software sowohl hinsichtlich der ProduzentInnen als auch der NutzerInnen der Produkte vorbildlich erfüllt. 2.2.3.2. Materieller Ressourcenverbrauch ---------------------------------------- Ein Problem, dass bei der Produktion Freier Software nur eine äußerst untergeordnete Rolle spielt, ist der materielle Ressourcenverbrauch. Als am Computer erstelltes Informationsgut ist Software allgemein mit relativ wenig materiellen Ressourcen herzustellen - die notwendige Infrastruktur einmal voraus gesetzt. Die bei weitem wichtigste Ressource ist vielmehr die menschliche Kreativität gepaart mit einerseits Motivation und andererseits den sozialen Fähigkeiten, die eine Team-basierte Tätigkeit begünstigen. Bei einer Produktion materieller Güter ist die Frage des Ressourcenverbrauchs aber durchaus nicht so einfach vom Tisch zu wischen und eine emanzipatorische Vision muss diesen Komplex zumindest thematisieren. Der Verbrauch von Energie soll hier unter den materiellen Ressourcenverbrauch gerechnet werden, obwohl er im engeren Sinne getrennt betrachtet werden müsste. Wie schon bemerkt ist einer der fundamentalen Unterschiede zwischen Informationsgütern und materiellen Gütern der, dass letztere nicht ohne weiteres kopiert werden können. Während die Nutzung von Informationsgütern vielleicht deren materielles Substrat, nicht aber das Informationsgut selbst in Mitleidenschaft zieht, hat die Verwendung materieller Güter vielmehr zur Folge, dass deren Nutzen nach und nach vermindert wird - sie verbrauchen sich. Letztlich reduziert sich die Frage nach der Entscheidung über den für eine bestimmte Produktion notwendigen materiellen Ressourcenverbrauch auf die Situationen, in denen Konflikte durch den Verbrauch materieller Ressourcen entstehen können. Neben allgemeinen Konfliktlösungsstrategien gibt es für Konflikte im Bereich des materiellen Ressourcenverbrauchs einige spezielle Lösungsstrategien. Steht eine materielle Ressource im Überfluss zur Verfügung, so gibt es darum keine Konflikte. Unter Beachtung ökologischer Ressourcen ist Überfluss an materiellen Ressourcen also konfliktmindernd und von daher für eine emanzipatorische Vision sinnvoll. Eine wesentliche Forderung wäre also zunächst, das Konfliktpotential schon dadurch möglichst klein zu halten, dass die vorhandenen begrenzten Ressourcen nicht mit dem Bedarf kollidieren. Dies bedeutet nichts anderes, als dass vorhandene Begrenzungen möglichst soweit gedehnt werden müssen, dass jeder vorhandene Bedarf gedeckt werden kann. In einer emanzipatorischen Gesellschaftsform sollte dies wesentlich leichter möglich sein, als in einer geldbasierten Gesellschaftsform, die auf der Verwertung von Knappheit beruht. Hierbei muss natürlich für jede Ressource eine umfassende Betrachtung ihrer Begrenzungen durchgeführt werden, die insbesondere auch ökologische Begrenzungen berücksichtigt. Eine weitere konfliktmindernde Strategie ist der Versuch, die Bedürfnisse auf eine Weise zu lösen, die nicht an die bestehenden Ressourcenbegrenzungen stößt. Dies kann durchaus möglich sein, da neben der gesellschaftlichen Bestimmung des Bedürfnisses selbst auch die nahegelegte Form seiner Befriedigung gesellschaftlich bestimmt und somit also änderbar ist. So ist ein Bedürfnis nach Mobilität zwar einerseits selbst schon gesellschaftlich bestimmt - u.a. durch die Notwendigkeit zur Mobilität zur Erreichung beispielsweise beruflicher Ziele - andererseits ist seine nahegelegte Befriedigung weitgehend durch gesellschaftliche Größen determiniert: Ob Auto oder öffentlicher Verkehr verwendet werden, hängt auch maßgeblich von der Verfügbarkeit der jeweils notwendigen Infrastruktur ab. Von den bestehenden Bedürfnissen selbst hat eine emanzipatorische Vision dagegen einfach auszugehen, denn eine Vision, die den Menschen ihre zulässige Bedürfnisstruktur vorschreibt, kann nicht emanzipatorisch sein. Sind diese Strategien nicht dazu in der Lage, einen Konflikt aufgrund materieller Ressourcenbegrenzungen zu umgehen, so muss der Konflikt auf emanzipatorische Weise mit allgemeinen Konfliktlösungsstrategien bearbeitet werden. 2.2.3.3. Konfliktlösung ----------------------- Auch wenn durch unter anderem die genannten Maßnahmen Konfliktpotential reduziert werden kann und auch wenn der gesamtgesellschaftliche Hintergrund eher auf (konfliktreduzierender) Kooperation statt (konfliktfördernder) Konkurrenz aufbaut, selbst dann sind im Zusammenleben zwischen Menschen Konflikte unvermeidlich. Eine emanzipatorische Vision muss sich also mit der Frage nach Konfliktlösungsstrategien befassen, die dem emanzipatorischen Anspruch gerecht werden. Solche Konfliktlösungsstrategien müssen eine Reihe von Eigenschaften haben. Emanzipatorische Konfliktlösungsstrategien müssen problemangemessen und lösungsorientiert sein. Dazu ist es notwendig, den Konflikt möglichst genau heraus zu kristallisieren, denn nur so ist es möglich, problemangemessene Mittel zu definieren und sich auf eine Lösung des Konflikts zu orientieren. Um den Sachverhalt, um den sich ein Konflikt dreht, möglichst gut einschätzen zu können ist eine möglichst hohe inhaltliche Kompetenz auf diesem Sektor überaus nützlich. Ist diese bei den Konfliktparteien nicht vorhanden, so sollte sie von Außen dazugeholt werden. Zur Analyse eines Konflikts gehört es, die unterschiedlichen Interessen der von dem Konflikt Betroffenen offen zu legen. Je weniger entfremdete Motive (Geldinteressen, Machtkämpfe) in einen Konflikt hineinspielen, desto einfacher ist eine Konfliktlösung zu erreichen. Alle Arten von Störungen, die u.a. aufgrund von entfremdeten Interessen auftreten können, sollten getrennt von der eigentlich anstehenden Konfliktlösungen geregelt werden. Dadurch können neue Konfliktfelder identifiziert werden, die dann in einem ähnlichen, aber getrennten Prozess bearbeitet werden können. Möglichst gute Lösungen können nur dann erzielt werden, wenn der Konfliktlösungsprozess ergebnisoffen ist. Wenn nur noch zwischen verschiedenen Alternativen entschieden werden kann, dann brauche ich keine Konfliktlösung mehr, sondern kann per einfachem Abstimmungsverfahren zwischen diesen Alternativen entscheiden. Zu unterscheiden sind hier Situationen, in denen schon vor dem Konfliktlösungsprozess die Alternativen vorgegeben sind von solchen, wo Alternativen während eines Konfliktlösungsprozesses identifiziert werden. Während im ersten Fall eine wirkliche Konfliktlösung tendenziell verhindert wird, kann der zweite Fall das Ergebnis eines ausführlichen Konfliktlösungsprozesses sein, bei dem sich diese Alternativen herauskristallisiert haben. Emanzipatorische Konfliktlösungsstrategien müssen gewaltfrei sein, denn wenn ich den Einsatz von Gewalt fürchten muss, dann bin ich in meinen Möglichkeiten von vorneherein beschränkt und damit schränkt sich auch der mögliche Lösungsraum automatisch ein. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass diese Forderung nach Gewaltfreiheit eine Verantwortung sowohl für das Kollektiv gegenüber dem Individuum, als auch dem Individuum gegenüber dem Kollektiv bedeutet. Gewaltfreiheit bedeutet hier auch, dass ein Konflikt tatsächlich bis zu seinem Ende ausgetragen wird und eine echte Konfliktlösung nicht durch unangemessen vorzeitig durchgedrückte Lösungen vereitelt wird. Selbstredend muss eine emanzipatorische Konfliktlösungsstrategie partizipativ sein. Nur wenn alle, die von einem Konflikt betroffen sind, die Möglichkeit haben sich zum Thema zu äußern, ist sichergestellt, dass ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden können. Die Erfahrung zeigt, dass sich unter den genannten Bedingungen eine Konfliktlösungskultur ausbildet, die sowohl dem Kollektiv als auch dem Individuum gerecht wird und dies von den Beteiligten auch wahrgenommen wird. Eine solche Kultur ermöglicht letztlich Konsens, bei dem keine Beteiligte mehr Einspruch gegen die letztendlich gefundene Lösung erheben muss. Konsens ist sicher von allen bekannten Konfliktlösungsformen die emanzipatorischste und muss somit ein Ziel einer emanzipatorischen Vision sein. Nun gibt es natürlich auch bei der Entwicklung Freier Software Konfliktmöglichkeiten. Zuweilen gibt es recht unterschiedliche Richtungen, in die sich ein gegebenes Projekt weiterentwickeln kann und natürlich ist es immer möglich, dass die an einem Projekt Tätigen unterschiedliche Ansichten über den "richtigen" Weg haben. Da in den meisten Fällen die EntwicklerInnen freiwillig in einem Projekt tätig sind, kann eine Konfliktlösungsform, die auf irgendeiner Form von Zwang basiert, mittelfristig nicht funktionieren - die EntwicklerInnen würden das Projekt einfach verlassen anstatt sich weiter dem Zwang auszusetzen. Freie-Software-Projekte müssen also Strategien gefunden haben, die einerseits die weitere Entwicklung des Projekts ermöglichen und andererseits die in dem Projekt Tätigen zumindest nicht so verärgern, dass sie sich abwenden. In den meisten Freie-Software-Projekten bilden sich Strukturen heraus, die sich um den Fortbestand des Projektes kümmern. Die Art der Struktur ist dabei sehr unterschiedlich. So gibt es von der EntwicklerInnengemeinschaft demokratisch gewählte Gruppen genauso wie Rotationssysteme, aber auch sich historisch etabliert habenden Core-Teams oder auch einzelne Personen. Allen gemeinsam ist aber, dass sie die Maintainerschaft für das Freie-Software-Projekt übernehmen, d.h. also genau die beschriebenen Konfliktlösungsformen anwenden. Da die Tätigkeit in Freie-Software-Projekten in der Regel durch Selbstentfaltung und nicht durch entfremdete Interessen bestimmt ist, ist eine lösungsorientierte Herangehensweise an einen Konflikt naheliegend. Da i.a. die EntwicklerInnengemeinschaft selbst über die Konflikte innerhalb des Projekts entscheidet, ist die maximal mögliche Kompetenz automatisch vertreten. Aufgrund der offenliegenden Quellen ist eine Ergebnisoffenheit allein dadurch gegeben, dass alle auf der existierenden Grundlage eigene Wege ausprobieren können. Im Extremfall können auf diese Weise so genannte Code-Forks entstehen, bei denen sich Teile der EntwicklerInnengemeinschaft vom Rest abtrennen und fürderhin auf der bis dahin gemeinsam entwickelten Basis aufsetzend unterschiedliche Ziele anstreben. Der Erfolg der angewandten Konfliktlösungsformen zeigt sich übrigens darin, dass solche Code-Forks ausgesprochen selten vorkommen und oft auch nach einer Phase der Parallelentwicklung wieder zusammenfließen. Unter Konkurrenzbedingungen werden Code-Forks dagegen provoziert, wie an den gescheiterten Versuchen der OSF (Open Software Foundation) der Schaffung eines vereinheitlichten Unix studiert werden kann: Proprietäre Erweiterungen verurteilten diese an sich lobenswerte Initiative zum Scheitern. Nun ist über das Internet Gewaltausübung, wie wir es beispielsweise von staatlichen Repressionsorganen kennen, von vorneherein nicht möglich. Gewalt kann sich in einem Freie-Software-Projekt im wesentlichen durch persönliche Beleidigungen oder aber das Verwehren des Zugangs zu bestimmten Ressourcen bestehen (zum Beispiel die Mailing-Liste der EntwicklerInnen). Zu den Quellen als zentraler Ressource kann aber aufgrund der Copyleft-Lizenzen der Zugang nicht verwehrt werden. Eine funktionierende Maintainerschaft wird diese oder andere Gewaltmittel aber nur in Fällen einsetzen, in denen andere Mittel versagt haben. Die Maintainerschaft muss immer damit rechnen, dass einerseits die von der Gewalt betroffenen EntwicklerInnen sich vom Projekt abwenden, andererseits werden damit auch Beispiele gegeben, die auch die Motivation anderer EntwicklerInnen negativ beeinflussen kann, so dass auch die von ihnen eingebrachte Leistung sich vermindert. Wie ganz allgemein Partizipation in Freie-Software-Projekten eine große Rolle spielt, leben die Konfliktlösungsformen geradezu von der Partizipation der Beteiligten. Erst wenn die Möglichkeit von Beteiligten besteht, ihre je spezifische Sichtweise und ggf. auch Lösungsvorschläge einzubringen, ist gewährleistet, dass deren Bedürfnisse sich in einer Lösung eines Konflikts wiederfinden können. Eine gute Maintainerschaft besteht darin, den während einer Diskussion des Konflikts sich abzeichnenden Konsens zu kristallisieren und damit seine Umsetzung einzuleiten. In den meisten Freie-Software-Projekten schließt diese Partizipation in gewisser Weise auch die NutzerInnen der Software ein, die sich nicht direkt an der Entwicklung beteiligen: Von ihnen entdeckte Fehler werden oft schnell behoben und deren Wünsche an eine bestimmte Software spielen bei der Weiterentwicklung eine mehr oder weniger große Rolle. Dieses Modell von Partizipation geht im übrigen weit über demokratische Wahlen hinaus. Bei demokratischer Partizipation geht es letztlich vor allem um die entscheidende Mehrheit. Hierbei handelt es sich aber bereits um einen Entfremdungsprozess, da die Mehrheitsbildung mit dem zu entscheidenden Problem nichts zu tun hat, sondern in den Bereich des Machtkampfs gehört. In den Demokratien westlichen Zuschnitts ist zu beobachten, wie überlebensnotwendige Themen wie beispielsweise der umfassende Schutz der natürlichen Lebensumwelt - der bei Lichte besehen die erste Aufgabe jeder Politik sein muss - hinter die unterschiedlichsten Machtinteressen zurücktritt. Dass in den repräsentativen Demokratien reale Partizipation der BürgerInnen letztlich nicht gewünscht ist, lässt sich heute auch daran festmachen, dass die mit dem Internet ungemein gestiegenen Möglichkeiten der Bürgerpartizipation von den demokratischen Parteien oder staatlichen Institutionen nicht oder nur sehr zögerlich aufgenommen werden. Warum gibt es kein Internet-Forum zu jedem der im Parlament diskutierten Themen? Warum wird diese Form einer breiten demokratischen Beteiligung nicht über die Medien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Hier entblößt sich Demokratie als leere Versprechung. Nach all diesen Betrachtungen zu emanzipatorischen Konfliktlösungsformen soll nicht unerwähnt bleiben, dass Ansätze dazu auch unter Geldbedingungen mehr und mehr versucht werden. Dies verweist darauf, dass die Produktivkraftentwicklung allgemein dahin geht, dass die Kreativität der MitarbeiterInnen eine wichtige Ressource bildet. Und diese Kreativität ist am besten unter emanzipatorischen Bedingungen zu bekommen. Allerdings bilden die Geldbedingungen immanente Grenzen, die nicht überschritten werden können. Diese Grenzen fallen erst mit Formen jenseits von Geld, Tausch und anderen strukturellen Zwangsbedingungen. Wir können also auch in der Frage der Konfliktlösung uns die in der Freien Software gewachsenen Strukturen anschauen und als Modell für emanzipatorische Modelle verwenden. Für kleinere Konflikte klappt das vermutlich auch ganz gut, jedoch gibt es vermutlich einige Unterschiede zu gesamtgesellschaftlichen Großproblemen wie sie beispielsweise in der Bereitstellung großräumiger Infrastruktur (Straßen, Wasserversorgung, etc.) auftreten. Unterschiede zwischen den in der Freien Software entwickelten Ansätzen zu gesamtgesellschaftlichen Großproblemen könnten darin bestehen, dass die von einer Konfliktlösung Betroffenen und die jeweiligen ExpertInnen für das Sachgebiet weiter auseinanderfallen als dies bei der Freien Software der Fall ist. Gleichzeitig sind die ExpertInnen in der Freien Software auch in aller Regel diejenigen, die eine gefundene Lösung ausführen müssen. Auch dies ist bei gesamtgesellschaftlichen Konfliktlösungen eher selten der Fall. Hier muss überlegt werden, wie emanzipatorische Konfliktlösungsformen aussehen und vor allem real implementiert werden können. 2.3. Universelle Entwicklung der Individuen ------------------------------------------- In einer Gesellschaftsformation, die auf den Prinzipien der Entwicklung Freier Software beruht, ist die universelle Entwicklung auf drei Ebenen prinzipiell sichergestellt. 2.3.1. Individualisierbare Produkte ----------------------------------- Produkte, die aus entfremdeten Zwecken wie dem Gelderwerb hergestellt wurden, verfolgen in erster Linie diesen entfremdeten Zweck. Es liegt in der Natur der Sache, dass seitens des Produzenten kein primäres Interesse daran besteht, den Nutzen des Produkts zu maximieren. Allseits bekannt sind beispielsweise Produkte, bei denen eine Reparatur unnötig erschwert wird - beispielsweise indem sie nicht beschädigungsfrei zu öffnen sind. Im Rahmen entfremdeter Produktion handelt es sich um eine logische Konsequenz, denn die Produktqualität muss ja gerade nur so hoch sein, dass die Verkaufbarkeit gewährleistet ist. Reparierbarkeit oder auch nur ein niedriger Ressourcenverbrauch bei der Herstellung spielen für die Verkaufbarkeit aber eine äußerst untergeordnete Rolle. Bei Produkten, die auf der Grundlage von Selbstentfaltung hergestellt werden, ist der Nutzen des Produkts oft ein wichtiges Ziel der Produktion. Dieser Nutzen hat dabei durchaus unterschiedliche Dimensionen. Ressourcenverbrauch während der Nutzung eines Produkts kann ebenso eine Dimension sein wie beispielsweise einfache Handhabung. Als ein wichtiger Nutzen eines Produkts kann die Konfigurierbarkeit angesehen werden. Konfigurierbarkeit bedeutet, dass ich das Produkt an je meinen konkreten Zweck anpassen kann. Bei Software finden wir diese Konfigurierbarkeit u.a. in Form von Präferenzeinstellungen. Aber auch bei materiellen Produkten kann Konfigurierbarkeit den potentiellen Nutzen steigern. Als aktuelles Beispiel mögen die unterschiedlichen Klingelsignale dienen, mit denen Handys ausgestattet werden können und mit deren Hilfe das Signal des eigenen Handys leicht zu identifizieren ist. Ein weiteres Beispiel bilden moderne Möbelsysteme, bei denen wenige Grundelemente baukastenartig zu beliebigen Möbeln zusammenkonfiguriert werden können. Weit fortgeschrittene Systeme gehen hier bereits dazu über, das über eine Web-Site erstellte Design direkt für die Steuerung der Produktionsmaschinen zu verwenden (s. http://www.holzmann-stoll.de/). Optimal sind Produkte, die mit einer einfach zu benutzenden Basiskonfiguration ausgeliefert werden, die aber reichhaltige Konfigurationsmöglichkeiten für die NutzerInnen bieten, die diese benutzen wollen. Da durch konfigurierbare Produkte Handlungsmöglichkeiten von Individuen erweitert werden, wird die universelle Entwicklung eines Individuums durch Freie Produkte, die diesen Nutzen besser unterstützen, begünstigt. 2.3.2. Automatisierung und Selbstentfaltung ------------------------------------------- Doch nicht nur den Produkten ist ihr Herstellungszweck eingeschrieben. Auch den Produktionsmitteln ist ihre vorgesehene Verwendung in entfremdeter Produktion teilweise überdeutlich anzumerken. Überall dort, wo Menschen ihre Potentiale nicht nutzen, sondern nur als Verlängerung der Maschine tätig werden können, ist es offensichtlich, dass Menschen nur mit (strukturellem) Zwang wie Entlohnung dazu gebracht werden können, sich in einem Dasein als Maschinenfortsatz selbst fremd zu werden. Dies gilt umso mehr, wenn solche Arbeit nicht direkt eigenen Zwecken dient und somit eine individuell einsehbare Notwendigkeit darstellt, sondern auch die Zwecke der Produktion von anderen gesetzt werden. Nun haben wir heute aufgrund der technischen Seite der Produktivkraftentwicklung eine Phase erreicht, wo Maschinen immer weniger Menschen zum Ausgleich ihrer eigenen Unzulänglichkeit benötigen. Standen noch in der letzten Generation Unmengen von ArbeiterInnen an Fließbändern um stupidste Arbeit zu verrichten, so werden diese stupiden Tätigkeiten heute nicht selten von Industrierobotern übernommen. Diese Entwicklung ist im Grunde genommen als riesiger emanzipatorischer Fortschritt zu werten, da Menschen unter emanzipatorischem Blickwinkel grundsätzlich zu schade für Tätigkeiten sind, die von Maschinen übernommen werden können. Leider haben sich die Produktionsverhältnisse weder der der technologischen noch der sozialen Seite der Produktivkraftentwicklung angepasst, so dass ihr emanzipatorisches Potential sich heute als Destruktivkraft in Form von Arbeitslosigkeit niederschlägt. In einer Gesellschaftsformation, die wesentlich auf Selbstentfaltung der Individuen beruht, könnte dieser emanzipatorische Schatz nicht nur endlich gehoben werden, vielmehr bildet er die Grundlage für einen permanenten Ausbau dieses Potentials. Während in einer auf Arbeit beruhenden Vergesellschaftungsform die Vernichtung von Arbeitspotential bei Strafe ihres Untergangs nicht im Interesse der Arbeitsseite sein kann, wäre in einer auf Selbstentfaltung beruhenden Gesellschaftsformation das Interesse aller an einer möglichst weitgehenden Automatisierung gegeben. Die Menschen könnten also immer mehr von lästigen und unangenehmen Notwendigkeiten beFreit werden. Die Maschinen, die dies ermöglichen, bieten gleichzeitig ein erhebliches Kreativitätspotential. Die Flexibilität einer hochmodernen Produktionsmaschine macht erst dann Sinn, wenn sie kreativ genutzt wird. Die technischen Freiheitsgrade, die beispielsweise ein Roboterarm haben kann, übersetzen sich in gewisser Weise direkt in die Freiheitsgrade der Menschen, die etwas mit ihm anfangen möchten. Dieses Kreativitätspotential ist aber nichts anderes als die Basis bestimmter Formen individueller Selbstentfaltung und damit der universellen Entwicklung des Individuums. 2.3.3. Selbstgesetzte Ziele --------------------------- Nicht zuletzt wird das individuelle Handeln nicht länger durch entfremdete Vorgaben bestimmt. Vielmehr ist jedes Handeln in einer auf Selbstentfaltung beruhenden Gesellschaftsformation auf je eigene Zwecke gerichtet. Diese Zwecke werden dabei letztlich immer vom Individuum selbst gesteckt und auch verantwortet. Eine universelle Entwicklung der Individuen könnte keine bessere Grundlage haben als diese. Nehmen wir in den Blick, dass die universelle Selbstentfaltung der Individuen unabdingbare Voraussetzung dafür ist, dass diese sich maximal in einem gesamtgesellschaftlichen Rahmen einbringen können, so stellen wir fest, dass für eine emanzipatorische Vision die Selbstentfaltung der Individuen nicht nur ideologisch eine unhintergehbare Voraussetzung ist, sondern auch im direkten Interesse der Gesamtgesellschaft liegt. 2.4. Universelle Entwicklung der Gesellschaft --------------------------------------------- Wenn wir bei Freien-Software-Projekten - die umstandslos als Interessengruppen begriffen werden können - von einem Herrschaftsmodell sprechen, dann ist festzustellen, dass die Machtmittel der Herrschenden, die i.a. mit den MaintainerInnen zusammenfallen, äußerst gering sind. Das gemeinsame Werk steht als Quellen qua Lizenz allen Interessierten innerhalb und außerhalb des Projekts zur Verfügung, so dass davon niemand ausgeschlossen werden kann. Lediglich innerhalb der Kommunikationsstrukturen eines Projekts kann mit Mitteln wie Ausschluss aus Mailing-Listen Macht ausgeübt werden. Wenn aber praktisch keine Machtmittel vorhanden sind, dann kann der dominative Anteil von Herrschaft, der ohne Machtmittel nicht auskommt, ebenfalls nur gering sein. Die oben ausgeführten Interessenlagen der MaintainerInnen verhindern zudem tendenziell einen Missbrauch der Machtmittel, da die Mitglieder eines Projekts in der Regel auf freiwilliger Grundlage teilnehmen und somit jederzeit das Projekt verlassen können. Da die MaintainerIn i.a. die Aufgabe der Maintainerschaft ebenfalls als Teil ihrer persönlichen Selbstentfaltung betrachtet, hat auch die MaintainerIn selbst einen Schaden daraus, wenn viele TeilnehmerInnen das Projekt verlassen, da der Gegenstand ihrer eigenen Selbstentfaltung dadurch verschwindet. Das Beispiel der Freien Software führt uns vor, wie das Interesse der Herrschenden an der individuellen Selbstentfaltung der Beherrschten Machtmissbrauch strukturell verhindert. Dies schließt zwar Machtmissbrauch nicht grundsätzlich aus, schafft aber die Möglichkeit, dass sich die Missbrauchssituation nicht verfestigt, sondern sich die Beherrschten neue Herrschende suchen. Im Fall der Freien Software werden solche Vorgänge als Code-Fork bezeichnet, bei dem der vormals gemeinsam entwickelte Code mehr oder weniger unabhängig voneinander in verschiedenen Folgeprojekten weiterentwickelt wird. Die auffallend niedrige Anzahl von Code-Forks, die noch dazu nicht selten nach einer Weile wieder verschwinden, deutet an, wie wirkungsvoll das Herrschaftsmodell Freier Software Machtmissbrauch verhindert. Dass MaintainerInnen überhaupt als solche anerkannt werden und sie in Ausübung ihrer Funktionen i.a. akzeptiert werden, verweist darauf, dass es Bedingungen geben muss, unter denen Herrschaftsfunktionen als legitim, ja als nützlich betrachtet werden. Solche Herrschaftsfunktionen sind i.d.R. repräsentative Funktionen, mit denen eine MaintainerIn die Sozialeinheit repräsentiert, die das Freie-Software-Projekt bildet. Einsicht in die Sinnhaftigkeit von Herrschaftsfunktionen erleichtert ihre Umsetzung und vermindert die Notwendigkeit dominativen Eingreifens erheblich. Im günstigen Fall kann sogar grundsätzlich jedes Mitglied einer Sozialeinheit Herrschaftsfunktionen übernehmen. Sowohl dominatives Eingreifen als auch die Repräsentation nach Innen sind in solchen günstigen Situationen tendenziell ganz verzichtbar. Einsicht wächst aus dem je individuellen konkreten Erleben der Sinnhaftigkeit der Ausübung der Herrschaftsfunktionen, wenn aus der Ausübung für das Individuum konkret erfahrbarer Nutzen erwächst. In einem Freie-Software-Projekt ist es beispielsweise vorstellbar, dass nach einer langen, zähen Diskussion ohne klares Ergebnis die MaintainerIn eine Entscheidung trifft. Diese Entscheidung schneidet damit - zumindest für den Moment - zwar bestimmte Entwicklungsmöglichkeiten des Projekts ab, eröffnet dem Gesamtprojekt aber eine neue Perspektive, die letztlich auch den Beteiligten weiterhilft, deren Alternative von einer Entscheidung nicht berücksichtigt wurde. Obwohl solche Entscheidungen einen gewissen dominativen Charakter haben, werden sie im Allgemeinen akzeptiert, da ersichtlich ist, dass die MaintainerIn für das Freie-Software-Projekt wirkt. Einsicht in die Sinnhaftigkeit von Herrschaftsfunktionen wird außerdem durch Vertrauen auf die Prinzipien der Sozialeinheit begünstigt. Solches Vertrauen wächst mit der Erfahrung der Verlässlichkeit dieser Prinzipien. Im Interesse der Sozialeinheit ausgeführte regelmäßige Herrschaftsfunktionen können eine solche Verlässlichkeit demonstrieren. Im Falle eines Freien-Software-Projekts stellt sich ein solches Vertrauen dann ein, wenn die MaintainerIn über einen längeren Zeitraum hinweg nachvollziehbar im Sinne des Gesamtprojekts wirkt. Ist ein solches Vertrauen erreicht, so kann ein individuelles Mitglied auch darauf vertrauen, dass seine Interessen im Kontext des Gesamtprojekts ausreichend gewürdigt werden. Eine mehr oder weniger gewaltsame Durchsetzung der individuellen Interessen wird unnötig, ja sogar kontraproduktiv. Was in einer solchen gesellschaftlichen Formation, die auf der allseitigen Selbstentfaltung beruht, aus dem Konzept des Staates wird, ist heute kaum abzuschätzen. Seine administrativen Anteile, die sich mit der Verwaltung von Infrastruktur befassen, müssen im Prinzip lediglich nach Selbstentfaltungsprinzipien umgemodelt werden. Die dominativen Anteile von Staat könnten dagegen nach dem eben Erwähnten voraussichtlich weitgehend abgebaut werden. 3. Was tun? =========== Nachdem nun einiges zu den Bedingungen einer emanzipatorischen Gesellschaftsformation gesagt wurde, die sich auf der Höhe der Produktivkraftentwicklung befindet und die in ihr enthaltenen emanzipatorischen Aspekte aufgreift und weiterführt, stellt sich die Frage, welches konkrete Handeln, welche Politik hier und heute eine solche Vision befördern könnte. Einige Anstöße dazu sollten zum Schluss dieses Textes gegeben werden. 3.1. Studien weiterführen ------------------------- Wie zu Beginn bemerkt kann dieser Text an vielen Stellen umfangreiche Themenkomplexe nur anreißen. Eine Vertiefung der Erkenntnisse wäre zum genaueren und tieferen Verständnis der theoretischen und praktischen Zusammenhänge von großem Nutzen für jedes politische Handeln. 3.1.1. Grundlagen ----------------- Entfremdungsphänomene müssen als solche erkannt werden. Erst wenn klar ist, wo im menschlichen Leben von Entfremdung gesprochen werden kann, wird die Richtung klar, in der politisches Handeln im Interesse einer emanzipatorischen Vision weitergeführt werden sollte. 3.1.2. Keimformen ----------------- Die in diesem Text angerissenen Untersuchungen, die sich vor allem auf das Phänomen Freie Software als konkretes Beispiel beziehen, müssen weitergeführt und auf andere Bereiche ausgedehnt werden. In Bezug auf Freie Software wäre es wünschenswert empirische Untersuchungen anzustellen, die noch deutlichere Aussagen über den Charakter dieses Phänomens machen. Wenn es tatsächlich so ist, dass heute - wie von Marx schon vorausgesagt - die Produktivkraftentwicklung die Produktionsverhältnisse zu sprengen beginnt und wenn tatsächlich - wie in diesem Text analysiert - Freie Software als eine Keimform einer solchen, über den Kapitalismus hinausweisenden Gesellschaftsformation gelten kann, dann ist zu vermuten, dass auch in anderen Bereichen moderner Vergesellschaftungsformen vergleichbare Entwicklungen stattfinden. Diese müssten entdeckt und analysiert werden. Eine eingehende Untersuchung verschiedenster Phänomene ist mit dem in diesem Text ausgebreiteten erkenntnisleitenden Interesse zu untersuchen und einzuschätzen. Gleichzeitig könnte eine solche Analyse helfen, Denkbegrenzungen zu überwinden, die in dem Inhalt der Keimform - Freie Software - begründet liegen könnten. Entscheidende Voraussetzung jeder solchen Keimform ist dabei, dass die tendenzielle Abschaffung von (entfremdeter) Arbeit, Geld und Tausch, ohne die eine emanzipatorische Vision heute schlechterdings nicht mehr denkbar ist, tief in der Keimform verankert ist. Auch andere strukturelle oder direkte Zwangsmittel sollten in jeder Keimform nur von marginaler Bedeutung sein. Im Vordergrund müsste vielmehr, die Freiwilligkeit, die Selbstentfaltung der Beteiligten stehen, die wie beschrieben die Voraussetzung der Selbstentfaltung aller ist genauso wie die Selbstentfaltung aller die Grundlage der Selbstentfaltung der Einzelnen bildet. 3.2. Freie Projekte fördern --------------------------- Einige Ideen, wie politisches Eingreifen ganz konkret die erkannten Tendenzen begünstigen und verstärken kann, sollen hier angedeutet werden. 3.2.1. Eigenes Handeln beFreien ------------------------------- Es muss versucht werden, das Handeln politisch Organisationen nach den Prinzipien der Entwicklung Freier Software umzugestalten. Dies sollte nicht allzu schwierig sein, da politische Organisationen im Kern ebenfalls Informationsgüter erstellen. Dazu gehört Transparenz auf allen Ebenen, die eine Beteiligung von Mitgliedern aber auch Außenstehenden möglichst breit zulässt. Eine emanzipatorische Konfliktlösungskultur auf allen Ebenen einer politischen Organisation sollte selbstverständlich praktiziert werden. Ganz individuell kann jedeR ProduzentIn von Informationsgütern ihre Ergebnisse unter Copyleft-Lizenzen stellen. Sowohl für Texte (s. http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) als auch für andere Inhalte (s. http://opencontent.org/) bieten sich speziell hierfür vorbereitete Lizenzen an. 3.2.2. Förderung bestehender Projekte ------------------------------------- Um ihre Verbreitung zu steigern und damit gleichzeitig ihren Geist zu verbreiten, sollten Freie Projekte aller Art eingesetzt werden. Dies fällt insbesondere dort nicht schwer, wo diese Projekte Qualitäten liefern, die sich von der kommerziellen Alternative abhebt - allen voran GNU/Linux. Ein weiterer Vorteil sind natürlich beispielsweise im Bereich Freier Software entfallende Lizenzkosten. Ist eine sofortige Verwendung Freier Projekte aus dem einen oder anderen Grund noch nicht möglich, so sollte wenigstens proprietäre Standards vermieden werden, so dass Freie Menschen nicht ausgegrenzt werden. Da Freie Projekte nicht im luftleeren Raum schweben, sondern bis auf weiteres in die Geldgesellschaft eingebettet sind, kann Freien Projekten geholfen werden, indem Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird. Neben Technik kann dies beispielsweise auch darin bestehen, real-weltliche Treffen wie Konferenzen zu fördern. Nicht zuletzt können politische Organisationen zur Tätigkeit in Freien Projekten auffordern. 3.2.3. Aufbau neuer Freier Projekte ----------------------------------- In weiteren Ausbaustufen einer Strategie zur Unterstützung Freier Projekte könnte versucht werden, die Infrastruktur verfügbar zu machen, die für die Verwirklichung insbesondere solcher Projekte notwendig ist, die auf materielle Produktion zielen. Denkbar wäre es, modernste Produktionsmaschinen wie Fabber oder Industrieroboter wohnortbezogen verfügbar zu machen, so dass Menschen sich die Gegenstände ihres Bedarfs lokal herstellen können. Dazu müsste sich jeweils eine Gruppe bilden, die einerseits die Pflege einer solchen Produktionsstätte, andererseits die Unterstützung der Nachbarschaft als ihre Selbstentfaltung begreifen. Die Informationsgüter, die zur Herstellung notwendig sind, wären dann Produkte Freier Projekte im Internet. Es wäre zu prüfen inwieweit aufgegebene Produktionsmittel aus der Konkursmasse der Geldgesellschaft für Freie Projekte nutzbar zu machen sind. Ein zentrales Problem dürfte regelmäßig deren Orientierung auf Verwertung sein. Vielleicht sind aber vereinzelt kreative Lösungen möglich. 3.3. Politische Handlungsmöglichkeiten -------------------------------------- Neben der direkten Förderung Freier Projekte kann politisches Handeln darin bestehen, die Rahmenbedingungen für Freie Projekte zu verbessern. 3.3.1. Eigentum an Informationsgütern abschaffen ------------------------------------------------ Das Eigentum an Informationsgütern, das in den letzten Jahren einen ungeheuren Aufschwung erlebt, muss bekämpft werden. Patente, Copyright und ähnliches dienen mehr oder weniger ausschließlich entfremdeten Zwecken und stellen auf jeden Fall eine Enteignung der Öffentlichkeit dar. Ganz konkret stellen Software-Patente eine erhebliche Gefahr für Freie Software allgemein dar. Sie müssen in Europa unbedingt verhindert werden. Eine mögliche Forderung wäre, dass alle mit öffentlichen Mitteln geförderten Informationsgüter grundsätzlich allen Frei zur Verfügung stehen müssen. 3.3.2. Output-neutrale Entlohnung für Informationsgüterproduktion ----------------------------------------------------------------- Für die momentanen Entlohnungssysteme, die nicht unerheblich auf den Verwertungsrechten an geistigem Eigentum beruhen, müssten Alternativen gefunden werden, die die ProduzentInnen von Informationsgütern von dem Verwertungszwang befreien. Damit wäre gleichzeitig sichergestellt, dass die ProduzentInnen sich ganz auf die Inhalte ihrer Tätigkeit konzentrieren könnten und sich nicht mit dem entfremdetem Gelderwerb befassen müssten. Dies würde insbesondere im Wissenschaftsbetrieb, bei dem der allgemeine Zwang zur Verwertung immer stärkere Schäden in den wissenschaftlichen Projekten nach sich zieht, eine erhebliche Veränderung der gesamten Landschaft zur Folge haben und es wäre damit zu rechnen, dass die wissenschaftlichen Leistungen sich verbessern. Eine verbesserte Technologie, die im obigen Sinne weitere emanzipatorische Potentiale beinhaltet, könnte eine Folge solcher Entwicklung sein. 3.3.3. Grundsicherung für alle, die es wollen --------------------------------------------- Jenseits einer bezahlten Arbeit könnte eine Grundsicherung für alle Freiräume schaffen, in denen Freie Tätigkeit wächst und zur selbstverständlichen gesellschaftlichen Größe wird. Weitere Freie Informationsprodukte könnten dadurch Realität werden und selbst Freie materielle Produkte würden eher in den Bereich des Möglichen rücken, wenn Menschen in Selbstentfaltung ihren Bedürfnissen nach nützlichem Tun nachgehen könnten. In unserer heutigen Gesellschaftsform müsste allerdings dafür gesorgt werden, dass ein Leben auf Grundsicherungsbasis und die darin vorkommende Freie Tätigkeit allgemeine Wertschätzung genießen. Die damit einhergehende völlige oder teilweise Erwerbsarbeitslosigkeit dürfte von den Menschen nicht mehr als Verlust sondern als ein Gewinn an Lebensqualität gewertet werden. Dazu ist es notwendig, dass sich Menschen in Grundsicherung zu Gruppen zusammenschließen und offensiv in die Öffentlichkeit gehen. Ein Verweis auf die u.U. sogar gesellschaftlich nützliche Freie Tätigkeit könnte dabei auch solche überzeugen, die ansonsten eher von Schmarotzertum sprechen würden. Solche Bewegungen sind zu unterstützen. 3.3.4. Ideologisches Umsteuern ------------------------------ Soll eine positive Gesellschaftsformation jenseits des Geldes überhaupt möglich sein, so müssen neben den konkret-praktischen Problemen die ideologischen Barrieren in den Köpfen der Menschen beseitigt werden. Plakative Forderungen der Arbeitsgesellschaft wie "Arbeit! Arbeit! Arbeit!" müssen menschenfreundlichen Losungen wie "Leben! Leben! Leben!" weichen. Die positiven Potentiale von steigendem Automatisierungsgrad müssen hervorgehoben werden: "Nieder mit der Plackerei!". Mit den hier vorgestellten Ansätzen zu einer emanzipatorischen Vision sollte es dabei möglich sein, in eine Offensive zu gehen. Immerhin umfasst der Begriff der Selbstentfaltung per Definition die Realisierung der Interessen der Individuen, so dass ihnen nichts aufgezwungen werden muss, sondern eine umfassende BeFreiung in Aussicht gestellt werden kann. Die bereits existierenden Freien Projekte können als täglich sichtbare und vielen nützliche Beispiele dazu dienen, das Vertrauen in ein solches Umdenken zu erhöhen. Nicht zuletzt ist ein solches ideologisches Umsteuern unabdingbar für eine langfristig angelegte emanzipatorische Entwicklungsstrategie: Eine emanzipatorische Vision kann nur Wirklichkeit werden, wenn die Menschen diese aus ihrer konkreten Bedürfnisstruktur heraus wünschen. Eine BeFreiung des Denkens ist dafür unabdingbar. A. Preisfrage ============= "Unter welchen Bedingungen sind individuelles Eigentum und vergesellschaftete Produktion mit dem Ziel einer universellen Entwicklung der Individuen und der Gesellschaft vereinbar?" In der von ihm fortgeführten, aber auch entschieden veränderten Tradition von Urchristen wie später von englischen, französischen und deutschen Sozialisten und Kommunisten, die das Gemeineigentum zum notwendigen Bestandteil einer Gesellschaft ohne Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen erklärt hatten, schrieb Karl Marx (Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie, Bd. 1, Hamburg 1867, 5. 744/745): "Die kapitalistische Produktions- und Aneignungsweise, daher das kapitalistische Privateigentum, ist die erste Negation des individuellen, auf eigne Arbeit gegründeten Privateigentums. Die Negation der kapitalistischen Produktion wird durch sie selbst, mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses, produziert. Es ist Negation der Negation. Diese stellt das individuelle Eigentum wieder her, aber auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen Ära, der Kooperation freier Arbeiter und ihrem Gemeineigentum an der Erde und den durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmitteln." (MEGA, II/5, S. 609; ähnlich auch: MEGA, 11/6, S. 683; II/7, S. 679 (franz.); II/8, S. 713; II/9, S. 662 (engl.); II/10, S. 685: so auch: MEW, 23/791). In der orthodoxen Rezeptionsgeschichte des Marxismus wurde mit dieser These die Verstaatlichung der wichtigsten Produktionsmittel bei individuellem Eigentum an den Konsumtionsmitteln begründet. Die darauf basierende Wirtschaftsweise ist mit ihren bisherigen Verwirklichungsversuchen in Europa gescheitert, auch weil diese im Widerspruch zum Grundprinzip einer postkapitalistischen Gesellschaft, der "vollen und freien Entwicklung jedes Individuums", durchgeführt wurden, wie es von Marx, ebenfalls im "Kapital", formuliert worden war. (MEGA, II/5, 5. 477; MEW, 23/618). In der Gegenwart scheinen einer endgültigen Durchkapitalisierung der Weltgesellschaft keine Grenzen gesetzt. Es verschärfen sich die Gegensätze zwischen Reichen und Armen, zwischen den Ethnien, zwischen den industrialisierten und den Entwicklungsländern, zwischen den wirtschaftlichen, politischen, militärischen und medialen Machthabern und den Machtlosen, und es verschlimmern sich die ökologischen Zerstörungen in der vom Kapital beherrschten Welt. Mit militärischen Mitteln sollen die Konflikte unterdrückt werden. Eine neue Runde des Wettrüstens hat begonnen. Unverzichtbar bleibt jedoch die emanzipatorische Vision einer Gesellschaft, in der die Freiheit und Gleichheit der Individuen zur Grundlage des zu vergesellschaftenden Produktionsprozesses werden. B. Copyright ============ Copyright (c) 2002,2003 Stefan Merten. Permission is granted to copy, distribute and/or modify this document under the terms of the GNU Free Documentation License, Version 1.1 or any later version published by the Free Software Foundation; with the Invariant Sections being Copyright and Preisfrage, with no Front-Cover Texts, and with no Back-Cover Texts. A copy of the license can be found under http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html. C. Revisionsgeschichte ====================== $Log: inhalt.sdf,v $ Revision 2.30 2003/04/01 15:38:07 stefan Kleinere Verbesserungen. Revision 2.29 2003/02/23 10:31:18 stefan Neuere Textergänzungen final überarbeitet. Revision 2.28 2003/02/22 14:42:34 stefan Text erweitert. Revision 2.27 2003/02/22 12:13:55 stefan `eigentum'-Text leicht inhaltlich und technisch überarbeitet. Revision 2.26 2003/01/21 21:14:34 stefan `eigentum'-Text auf die Web-Site gebracht. Revision 2.25 2002/08/27 20:04:12 stefan Endgültig abgegebene Version des Textes erstellt. Revision 2.24 2002/08/20 17:24:38 stefan Text nochmal überarbeitet. Vierte OT-Version. Revision 2.23 2002/08/19 22:02:55 stefan Text auf neue Rechtschreibung umgestellt. Revision 2.22 2002/08/19 16:27:06 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.21 2002/08/17 16:28:19 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.20 2002/08/16 17:06:24 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.19 2002/08/13 20:21:41 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.18 2002/08/10 22:30:52 stefan Weiter an Text gearbeitet. Dritte OT-Version. Revision 2.17 2002/08/05 18:17:47 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.16 2002/07/28 14:18:46 stefan Glättungen. Revision 2.15 2002/07/28 13:24:00 stefan Text überarbeitet und erweitert. Revision 2.14 2002/07/27 08:06:09 stefan Motto für Text gewählt. Zweite OT-Version. Revision 2.13 2002/07/23 18:58:34 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.12 2002/07/20 09:26:29 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.11 2002/07/15 17:15:23 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.10 2002/07/14 11:12:30 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.9 2002/07/13 11:44:54 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.8 2002/07/08 08:31:59 stefan Text weiterentwickelt. Revision 2.7 2002/07/06 14:22:27 stefan Text leicht überarbeitet. Erste OT-Version. Revision 2.6 2002/07/06 10:09:52 stefan Debugging. Revision 2.5 2002/06/26 18:38:38 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.4 2002/06/23 11:42:04 stefan Text weiterentwickelt. Revision 2.3 2002/06/19 19:20:02 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.2 2002/06/17 18:54:44 stefan Weiter an Text gearbeitet. Revision 2.1 2002/06/16 16:53:01 stefan `eigentum' hinzugefügt.