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Message 02617 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT02617 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] Fwd: EnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHaseEnteHase



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Buchempfehlung

Evelyn Hanzig-Bätzing und Werner Bätzing, Rotpunktverlag 2005
»Entgrenzte Welten – die Verdrängung des Menschen«

Zur Einstimmung einige Textproben:

1) Medien
»Das Prinzip unseres gegenwärtigen informations- und kommunikationstechnologischen Apparates funktioniert auf dem Grund einer bestimmten Logik, der ›Logik der Leere‹, oder anders ausgedrückt: der Simulation ohne Urspung. ›Heutzutage funktioniert die Abstraktion nicht mehr nach dem Muster der Karte, des Duplikats, des Spiegels und des Begriffs. Auch bezieht sich die Simulation nicht mehr auf ein Territorium, ein referentielles Wesen oder auf eine Substanz. Vielmehr bedient sie sich verschiedener Modelle zur Generierung eines Realen ohne Ursprung oder Realität, das heißt eines Hyperrealen. […] Das Hyperreale ist von nun an vor dem Imaginären, vor jeder Trennung von Realem und Imaginären‹ angesiedelt, sodaß wir es nur noch mit »der ›simulierten Generierung von Differenzen‹ zu tun haben. Die bedeutet: Im Gegensatz zu dem vom Menschen vollzogenen Vermittlungsprozess der Abstraktion, in welchem von der Wirklichkeit abstrahiert, das heißt in begrifflicher Vermittlung abgesehen wird, wurde jetzt die Vermittlung von Information und Kommunikation eine technologische, die als solche selbst eine Realität ausbildet, die kein Original, kein Urbild in der Wirklichkeit mehr besitzt. Diese virtual reality simuliert nichts wirklich Reales, wenngleich sie durchaus Facetten unserer konkreten Erfahrungswelt spiegelt, um der Wahrnehmung des Menschen vorzutäuschen, sie entspräche einer sinnlich wahrnehmbaren Lebenswelt und den Selbstverständlichkeiten der Erfahrungsmodalitäten seines Selbst- und Weltverhälnisse.«




2) Ausgrenzung oder Exkommunikation
»Es ist die Nicht-Entsprechung, die Nicht-Übereinstimmung mit den normativen Ansprüchen des postmodernen Alltags, die ein Nichtungsverhalten evoziert und das Subjekt postmoderner Vernunft auf den Plan ruft, die Ausgrenzung derer vom normalen Lebensalltag der Gesellschaft zu betreiben, die die Fähigkeit zu solch unmittelbarer Übergängigkeit und zum Übereinstimmen mit der Außenwelt nicht besitzen bzw. sich nicht aneignen wollen. Und dieses in die gegenwärtigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingepasste Subjekt betreibt – im Gegensatz zum traditionellen Subjekt – eine solche Ausgrenzung nicht, indem es die Andersheit derer aufzuheben, zu vernichten versucht, die diesen Reinheitstest nicht bestehen. Es betreibt diese Ausgrenzung vielmehr dadurch, daß es diese Anderen unmittelbar übergeht. … Und damit bewirkt die postmoderne Vernunft nicht nur die Zersetzung intersubjektiver Bind’ungen. Sie schafft gleichsam eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, der gegenüber sie sich zugleich indifferent verhält, indem sie deren Existenz übergeht. Das Spezifikum dieses Übergehens ist die Nicht-Erinnerung, das Vergessen des Vergessens.«




3) Psyche und Gesellschaft
»Aus dem Verständnis der Borderline-Persönlichkeitsstruktur, ihrer Genese und ihrer Phänomene wie die Unfähigkeit, dauerhafte Beziehungen einzugehen; die Unfähigk≤eit, Gefühle anderer Menschen zu verstehen, das Fehlen differenzierter Gefühle der Trauer; die Ausnutzung Anderer zur Befriedigung eigener Bedürfnisse, ohne dabei Schuldgefühle zu empfinden – aus dem Verständnis dieser Persönlichkeitsstruktur erwächst … ein neues Verständnis zentraler gesellschaftlicher Phänomene unserer gegenwärtigen Lebenswirklichkeiten.«




4) Cyborg
»Indem der Mensch sich dem Technischen überläßt, läßt er sein VerhältniΩs zu sich selbst hinter sich, und damit verliert er unwiederbringlich seinen Erfahrungszugang zu sich selbst; allererst dadurch läßt sich offenkundig die lautlose Überwindung der Verfassung unseres Subjektseins hin zum Objekt unmittelbarer Verfügbarkeit und die Umstandslosigkeit erklären, mit der sich der Mensch seiner Vergegenständlichung unterwirft und sich zum Mischwesen aus biologischem Material und Maschine machen läßt.«




5) Postmoderne Psychotherapie/-analyse
»In der postmodernen psychologischen Sichtweise … kommt schon auf der formal deskriptiven Ebene deutlich zum Ausdruck, daß sich Interpretation und Beurteilung psychischen Leidens allein aus der Fokussierung seines Ist-Zustandes begründen (depressives soziales Umfeld > depressives Kind), also aus dem, wie sich der Patient jetzt fühlt und was er zum jetztigen Zeitpunkt dafür verantwortlich macht. Es geht hier offenkundig nur noch oberflächlich um das, als was Leiden – an der◊ Oberfläche der Wahrnehmung – sich zu erkennen gibt. Es geht eben nicht mehr darum, zu hinterfragen, was beispielsweise einem depressiven sozialen Umfeld vom Kind selber entgegenkommen muß, damit es die Depression der Außenwelt zu seiner eigenen macht; oder anders gesagt, damit es die äußere Depression übernimmt und sie gleichsam zu seiner eigenen macht, es also selbst depressiv wird, bzw. eine latent depressive Grundhaltung zum Ausbruch gelangen kann. Eine solche Perspektive, die einen Ist- Zustand immer als einen vermittelten wahrnimmt (z.B. als Abwehrmechanismus, als wiedergekehrtes Verdrängtes, als Übertragung etc.), gehört der traditionellen Auffassung vom Menschen und seiner Identitätsentwicklung an. Und sie widerspricht fundamental jener Unrmittelbarkeit, in welcher alle postmodernen Sichtweisen grundsätzlich Innen- und Außenwelt, Mensch und Gesellschaft (für) wahrnehmen und beurteilen. Diese Auffassung kommt den auch mit dem philosophischen und soziologischen Po‰stmoderneverständnis vom Selbst des Menschen überein, daß es bloß noch als Reflex des unmittelbar Gegebenen begriffen wird: nämlich als eine die äußere Realität spiegelnde »Patchworkidentität«. Damit ist eine … aus äußeren Versatzstücken zusammengeschweißte und sich selbst nie präsente Identität gemeint, eine Identität ohne Erinnerung und Erfahrung – weil ohne Vergangenheit. […] Der amerikanische Philosoph Richard Rorty beschreibt die Identität dieses neuen Menschenbildes als ›mittelpunkuloses Netzwerk von Kontingenzen‹. Und dem entspricht genau die postmoderne psychoanalytische Behauptung, daß es eine innere, identitätsstiftende Einheit des Subjekts nicht gibt, daß erinnerte Vergangenheit eine reine Konstruktion sei, die in keinem Zusammenhang mit der wirklichen Vergangenheit stehe. Identitätsstiftend wirkt danach allein noch das unmittelbar Gegebene – aber so, daß es das Selbst entsubstanzialisiert, indem es ihm seine Identität (mit sich) entzieht. Und deshalb ist das Selbst blo◊ß noch als Reflex des Bestehenden – aber mit konsequenzenreichen Folgen für das Selbstverständnis des Menschen. […] Die unhistorische Sichtweise des kranken Subjekts, wie sie die moderne Mwdizin einnimmt, beginnt sich nunmehr auf das Verständnis des seelisch leidenden Subjekts auszudehnen und somit den Menschen als Ganzes zu erfassen. Entlastet von seinem Leiden ›als Folge seiner eigenen Geschichte‹, wird er auf die passive Rolle dessen festgeschrieben, der ein Leiden hat. Und damit wird der Mensch zum Objekt depotenziert: nämlich zum Objekt der Einwirkungen seines Leidens. Daraus erklärt sich dann wohl auch die wachsende Unfähigkeit dere Menschen, überhaupt noch Subjekt ihrer Krankheit und ihrer inneren Konfklikte zu sein. […] Eine solche Vorstellung führt uns zu einem Verständnis der Indivisuen als ›offene Systeme‹ – ständig auf der Suche nach neuen Kontakten, bereit neue Informationen aufzunehmen, willens Grenzen zu verändern, ohne Furcht vor Veränderungen. … Was h“ier aber zur Norm erhoben wird und als Normalzustand erklärt wird: Das ist das fragmentierte, inkonsistente Selbst, das sich im Gleichklang mit der Indifferenz und der Fluidität der Außenwelt befindet, dies ist eine im herkömmlichen Sinn, das heißt aus dem Blickwinkel eines festgefügten, konsistenten Selbst wahrgenommene pathologische Grundannahme, die das Kranke als Gesundes ausgibt, das Pathologische als Normalität umdeutet und zur Allgemeingültigkeit erklärt.«




6) Postmoderne Gemeinsamkeit mit traditioneller Religion
»Wenn man nicht glaubt, daß der Kauf einer Ware die unmittelbare Befriedigung aller Bedürfnisse ermöglicht, daß die Marktwirtschaft ausreichend Arbeitsplätze für alle schafft, daß die moderne Medizin alle Krankheiten besiegen kann, daß die Fortschritte der Wissenschaft alle Probleme, die derzeit noch übrig sind, demnächst grundsätzlich lösen werden – wenn man also an die Heilsversprechen dieser »Schönen neuen Welt« nicht glaubt, dann wird man sie auch nicht erleben.«




7) Nicht-identifizierendes OrientierungsDenken vs. identifizierendes FaktenDenken »Bei der hier skizzierten Art und Weise der Abstraktiongeht es also nicht darum, das Begriffslose in die vereinheitlichende Logik der Begriffsbildung zu zwingen oder die Nicht-Identität auf Identität zurückzuführen, sondern es gilt, eine »Lücke« zu bewahren, die dem »Rest« gerecht wird, der sich immer dem menschlichen Zugriff sperrt, den Maßstab an dem zu nehmen, was sich dem identifizierenden Denken und Handeln entzieht, und dieser Bewegung des Entziehens keine negative, sondern gerade eine positive Bedeutung zuzuweisen.«



8) Realexperiment
»Im Prinzip handelt es sich bei aktuellen Entwicklung um ein riesiges globales ¿Realexperiment, das der Mensch mit der Erde und mit sich selbst durchführt, ohne daß es dabei einen Experimentator gibt, der dieses Experiment überwacht und dafür verantwortlich ist. In diesem Experiment wird versucht, ob sich die Welt auf raum- zeitliche Abstrakta mit Totalcharakter reduzieren läßt – sollte das Experiment scheitern (oder gelingen!), könnte dies die Selbstzerstörung des Menschen bedeuten, was aber die Protagonisten dieser Entwicklung (wer?) offenbar billigend in Kauf nehmen.«



9) Verweigerung
»Die gegenwärtige sukzessive Verdrängung des Menschen zielt – über die Zerstörung seines Selbst hinaus – auf die Vernichtung des Lebens. Sofern mit der Globalisierung von Fortsc¿hritt und Freiheit Alle und alles zur unmittelbaren Verfügbarkeit und ökonomischen Verwerrtbarkeit verkommen und solange Kritik gegenüber den bestehenden Verhältnissen bloß auf deren Bestätigung hinausläuft, bleibt nur, sich ihnen zu verweigern. Denn Verweigerung hat ihren Sitz im Leben und von daher die Bedeutung, die Fähigkeit des Menschen zu bewahren, Abstand zu halten zur Welt und damit seiner Unverfügbarkeit und Würde Geltung zu verschaffen. Allein von dieser Seite her gesehen käme der Verweigerung die Aufgabe zu, den selbstzerstörerischen Mechanismen und Strukturen unserer Lebenswirklichkeiten Ausdruck und Sprache zu geben.« > ein Zwischen, ein »Niemandsland« – zwischen Sein und Nichtsein


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