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Am Samstag, 9. September 2006 19:26 schrieb Christoph Reuss:
Das Problem ist viel eher das des politischen Kontexts, in dem die Computer für die Armen wirken sollen. Die OLPC-Aktiven betonen, dass sie nicht glauben, ihr Gerät sei ein Wundermittel gegen Armut (16). Aber was, wenn es ein Wundermittel für Armut wäre? Wenn die Cleverles, die seinen Charakter als Produktionsmittel besser erkennen als die anderen, es nur zum Aufbau von Unternehmen benutzen, die ihre Landsleute genau so hart ausbeuten wie die gut eingeführten Zulieferer von Konzernen aus dem Norden?Sollte der junge Erwachsene, der sich mit Hilfe eines 100-Dollar-Laptops seine Universität selbst zusammengesucht hat, vielleicht beim organisierten Verbrechen, bei Warlords, oder bei Diktatoren anheuern?Aber dass das Elend der Dritten Welt dadurch auch nur gelindert wird, wenn die politischen Rahmenbedingungen und das Weltwirtschaftssystem so bleiben, wie sie sind, braucht niemand zu hoffen.Das ist des Pudels Kern: Keine Technologie und kein/e Fetisch/-Abschaffung kann die Verhältnisse grundlegend ändern, solange die Pred-Macht nicht überwunden ist. Ist doch immerwieder interessant, dass zu diesem Schluss auch Autoren kommen, die noch nie was von P/P gehört haben.
Wie immer greift hier die Abschaffung der Pred-Macht oder anderer Symptome viel zu kurz, wenn die Wurzel nicht erreicht und verändert wird: die durch Herrschaft strukturierten Persönlichkeiten, für welche Macht, Gier nach Vermögen und Macht, eigener Wichtigkeit und Bedeutung und beständigem Neuen Mittel sind, der seit der frühen Kindheit gefürchteten Ohnmacht, Hilflosigkeit und Schwäche sowie der inneren Leere (infolge Ablehnung der eigenen Lebendigkeit) zu entrinnen. Selbst Christoph kann allgemeine menschliche Eigenschaften wie die Gier z.B. nicht restlos mit einer Klasse abschaffen. Da hofft sich lediglich der naive, idealistische Illusionist Chris zu tarnen, daß ja keiner merkt, wie Prods in seinen Augen idealisiert und zu Supermenschen stilisiert werden, die von einer allgemeinen menschlichen Eigenschaft wie der Gier überhaupt nicht betroffen sind - und niemals gegen ihr Wertesystem handeln, welches Gier angeblich in den idealistischen Illusionen von Chris völlig ausschließt. Der Gier ist kein Kraut gewachsen. Selbst Indianer sind für mich alles andere als Supermenschen, wie es mir von unterschiedlicher Seite vorgeworfen wurde, keine Extra-Menschen ohne menschliche Schwächen und Fehler wie z.B. die Gier. Die heute im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang zerstörten, in Teilbereichen noch existenten und in den Untergrund gedrängten indianischen Gesellschaften Nordamerikas in und vor den 500 Jahren Kolonisation richteten ihr Paradigma sowie soziale Erfindungen wie das *Give-it-away* gegen die menschliche Eigenschaft der Gier, die auch in indianischen Gesellschaften immer mal wieder negativ in Erscheinung trat - besonders in den späteren Zwischenbereichen zur weißen europäischen Kolonialgesellschaft. Give-it-away- Feste finden heute in allen indianischen Nationen und Communities statt, bei welchen die eingeladenen Weißen besonders dadurch auffallen, daß sie Schwierigkeiten haben, die mitunter umfangreichen Geld- und Sachgeschenke von Fremden nicht annehmen zu können, durch die ein gleiches Vermögen aller hergestellt werden soll. Aufgrund des Paradigma, in einem persönlichen Vermögen ein Potential zur Hilfe weniger erfolgreicher Mitmenschen zu erkennen und eben keinen Ausweis eigener Bedeutung, Größe und Wichtigkeit, der durch Geiz zu schützen sei, konnte sich eine europäische Pred-Macht - ausgezeichnet durch offene Gier - weder formieren noch etablieren. Auch das gesellschaftliche Paradigma der Aufrichtigkeit, durch welches "Lügner" zu einem Schimpfwort und zu der schwersten Beleidigung wurde, die man einem Indianer an den Kopf werfen kann, wirkt einer europäischen Pred-Klasse entgegen. Gegenteilige Behauptungen von Chris und Rudolf zeigen nur, wie stark Europäer oder europäische Amerikaner dazu neigen, daß eigene kulturelle Paradigma auf andere Zivilisationen zu übertragen. Dem macht sich auch der von Christoph zitierte Autor schuldig, indem ein europäisches kulturelles Paradigma für seine "Cleverles" vorausgesetzt wird. Jacob _______________________ Web-Site: http://www.oekonux.de/ Organization: http://www.oekonux.de/projekt/ Contact: projekt oekonux.de
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