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Auszug aus der der Rede von Günter Grass an die Nation, veröffentlicht in
* "Die Zeit", Hamburg
* "The Guardian", London
* "Le Nouvel Observateur", Paris
* "El Pais", Madrid
* "La Repubblica", Rom
* "Berlingske Tidende", Kopenhagen
* "The New York Times", New York
Die vollständige Rede und auch als Audiodatei vom Author vorgelesen:
http://www.zeit.de/2005/19/01___grass_teil_1
Auszug:
"Nun, ich behaupte, dass unsere frei gewählten Abgeordneten nicht mehr frei
sind in ihren Entschlüssen. Dabei ist nicht der übliche Fraktionszwang, für
den es Gründe geben mag, entscheidend; vielmehr ist es der Ring von
Lobbyisten aus vielerlei Interessen, der den Bundestag und dessen
demokratisch legitimierte Abgeordnete einengt, beeinflusst, unter Druck setzt
und sich bis in die Gestaltung und Texte der Gesetze Mitsprache erzwungen
hat. Kleine und größere Gefälligkeiten helfen nach. Strafwürdige
Machenschaften werden als Kavaliersdelikt abgetan. Niemand nimmt ernsthaft
mehr Anstoß an einem mittlerweile ausgefeilten System, dessen Praxis sich aus
wechselseitigen Begünstigungen speist.
Mithin entscheidet das Parlament nicht souverän. Es ist von den mächtigen
Wirtschaftsverbänden, den Banken und Konzernen abhängig, die keiner
demokratischen Kontrolle unterliegen. So macht sich der Gesetzgeber zum
Gespött. So missrät das Parlament zur Filiale der Börse. So unterwirft sich
die Demokratie dem Diktat des global flüchtigen Kapitals. Wen wundert es,
wenn sich mehr und mehr Bürger empört, angewidert, schließlich resigniert von
solch offen zutage tretenden Machenschaften abwenden, den Wahlgang als bloße
Farce werten und auf ihr Wahlrecht verzichten? Vonnöten wäre der
demokratische Wille, den Bundestag vor dem Andrang der Lobbyisten durch eine
Bannmeile zu schützen. Doch sind unsere Parlamentarier noch frei genug für
einen Entschluss, der radikaldemokratischen Zwang ausüben müsste?"
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