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Message 00799 [Homepage] [Navigation]
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[chox] Fwd: ZUR SPALTUNG DER KRISIS-GRUPPE




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Date:  Sun, 11 Apr 2004 19:40:11 [PHONE NUMBER REMOVED] (CEST)
From:  RAUNHAAR aol.com
Subject:  [ot:Wak] Fwd: [krisisinfo] ZUR SPALTUNG DER KRISIS-GRUPPE
To:  Wak opentheory.org
Message-Id:  <20040411174011.BE1483EE99 webmail.syrius.de>

ZUR SPALTUNG DER KRISIS-GRUPPE
Erklärung ehemaliger Redaktions- und Trägerkreismitglieder

Die Theoriezeitschrift "Krisis", in der BRD und international bekannt
geworden durch ihren wertkritischen Ansatz, ist den Weg der Linken
gegangen: Sie wurde gespalten. Gegen den Willen der Mehrheit von
Redaktion und Koordinationskreis wurden Robert Kurz und Roswitha
Scholz ausgeschlossen, und in der Folge die Redaktionsmehrheit mit
ihnen. Möglich wurde ein solcher Putsch durch eine
Instrumentalisierung des bislang passiven Fördervereins, der
formaljuristisch als Herausgeber der Zeitschrift firmiert. Zwei von
drei Vorstandsmitgliedern, vor Jahren ehrenamtlich bestimmt und
außerhalb der theoretischen Debatte stehend, ließen sich zu
Marionetten der Redaktionsminderheit machen und setzten sich über den
aktiven Trägerkreis hinweg. Auch auf der anschließenden
Mitgliederversammlung setzten sie sich gegen die Mehrheit der
Anwesenden mit schriftlichen Blanko-Vollmachten von nicht erschienenen
Leuten durch; eine Meisterleistung deutschen Vereins-Machiavellismus',
wie neidlos anzuerkennen ist.

Begründet wurde dieses Vorgehen, unter ausdrücklicher Berufung auf den
Nazi-Rechtstheoretiker Carl Schmitt, mit dem absurden Konstrukt eines
"Ausnahmezustands", angeblich hervorgerufen durch Robert Kurz und
Roswitha Scholz, die nach dem Muster von Polizeistrategien als
Persönlichkeiten pathologisiert werden sollten. Die
Redaktionsmehrheit, die das anders sah und sich dem "fürsorglichen
Rausschmiss" widersetzte, wurde in dieser Frage für unzurechnungsfähig
erklärt, da "in ihrer Mitschuld befangen".

In diesem Konflikt sind die Beziehungs- und die Inhaltsebene
unauflöslich ineinander verschränkt. Auf der Beziehungsebene spielen
persönlicher Ehrgeiz, Konkurrenzgefühle und Autoritätsprobleme einem
allzu produktiven Mitglied der eigenen Gruppe gegenüber eine Rolle,
dessen man, sich selbst als "Flasche" (so die vorliegenden
Selbstzeugnisse) und ihn als Guru imaginierend, bloß noch durch
"Vatermord" sich erwehren kann. Nur in der Lebensmitte sich befindende
Linke können freilich auf die Idee kommen, eine derart klassische,
spezifisch abendländische Konstellation als emanzipatorischen Akt
(miss) zu verstehen.

Die Wurzel dieses Konflikts liegt, wo Beziehungs- und Inhaltsprobleme
sich berühren: im Geschlechterverhältnis. Wie die Abspaltungstheorie
seit 12 Jahren ein Fremdkörper in der Krisis-Wertkritik geblieben ist,
so deren Urheberin Roswitha Scholz als Person bei etlichen
Protagonisten der Krisis-Männerriege ein Ärgernis. Es ist kein Zufall,
sondern durchaus willkommener Nebeneffekt, dass die Krisis-Redaktion,
nach gerade mal einjährigem Interregnum, nunmehr wieder frauenlos ist.
Und auch Robert Kurz hat man(n) es nie verziehen, dass er diesen
Ansatz unterstützt hat, der den ableitungslogischen Objektivismus der
alten Krisis-Theoriebildung in Frage stellt.

Zugespitzt hat sich dieser lange schwelende inhaltliche Konflikt in
der Formulierung einer radikalen Kritik der bürgerlichen
Aufklärungsphilosophie, wie sie von Robert Kurz in der
Auseinandersetzung mit den Antideutschen entwickelt wurde. Die
oberflächliche Gemeinsamkeit der Frontstellung konnte eine zeitlang
über den bestehenden Dissens hinsichtlich der via Abspaltungstheorie
bis zu Ende geführten Kritik an der männlich-weißen westlichen
Subjektform hinwegtäuschen. Dieser Dissens dürfte jetzt aufgebrochen
sein: Gewünscht wird eine "nettere" Kritik der Aufklärung, um Momente
des androzentrischen Universalismus zu retten.

Enthält dieses Motiv eine gewisse Kompatibilität mit dem
"prowestlichen" Basisideologem der Antideutschen, so verhält es sich
genau umgekehrt in der Auseinandersetzung um den Stellenwert des
Antisemitismus als Krisenideologie. Der Betonung der durchaus
richtigen Aspekte bei den Antideutschen steht hier eine Tendenz zur
objektivistischen Verharmlosung des antisemitischen Syndroms
gegenüber. Auch in dieser Hinsicht verdeckte die oberflächlich
gemeinsame Kampagne gegen den Bellizismus nur einen tiefer liegenden
Dissens.

Die hier angesprochenen inhaltlichen Konflikte waren keineswegs
ausgereift und hätten bis zu einem gewissen Grad im Rahmen von
"Krisis" ausgetragen werden können. Dem wurde durch die Verlagerung
auf Beziehungsprobleme und deren administrative "Lösung" ausgewichen.
Was bleibt, ist das Gegeneinander auf nunmehr auch organisatorisch
unterschiedenen Plattformen:

Die bisherige Redaktionsmehrheit inclusive Roswitha Scholz und Robert
Kurz werden zusammen mit Teilen des aktiven Trägerkreises von Krisis
ein anderes wertkritisches Projekt und eine neue Theoriezeitschrift
mit veränderter Akzentsetzung auf den Weg bringen. Dabei sollen die
letzten Eierschalen eines ableitungslogischen Objektivismus in der
bisherigen "Krisis"-Theorie abgestreift und die Kritik der
männlich-weißen westlichen Subjektform vorangetrieben werden; gerade
in Zeiten einer "prowestlichen" Hurra-Ideologie bis in die Linke
hinein. Über die weitere theoretische Fundierung einer Kritik der
"abstrakten Arbeit" als Substanz des Kapitalverhältnisses wollen wir
einen kritisch-solidarischen statt "linkspopulistischen",
antisemitische Denkmuster bedienenden Bezug zu den aufkeimenden
sozialen Bewegungen herstellen.

Wir bitten alle innerhalb und außerhalb von "Krisis", die mit dieser
Absicht sympathisieren, uns dabei zu unterstützen.

Hanns von Bosse, Petra Haarmann, Brigitte Hausinger, Claus Peter Ortlieb



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