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[chox] heise online: FOSDEM: Entwicklergemeinde gegen Patente



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen von "Helmuth
Supik <helmuth.s gmx.li>" gesandt. Wir weisen darauf hin, dass die
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Authentizität des Absenders haben, ignorieren Sie diese E-Mail bitte. 
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FOSDEM: Entwicklergemeinde gegen Patente

Das vierte FOSDEM[1], das "Free and Open Source Developers' European
Meeting", das an diesem Wochenende in Brüssel stattfindet, ist im
Vergleich zum Vorjahr mit ca. 2300 Teilnehmern wieder erheblich
gewachsen. Überfüllte Vorlesungsräume an der Freien Universität
Brüssel, in denen über 400 Hörer selbst die Gänge belegen, um die
Neuheiten im Linux-Kernel 2.6 zu erfahren oder Hans Reisers Erklärungen
über Dateisysteme zu folgen, zeigen die Grenzen der von Freiwilligen
organisierten, kostenlosen Veranstaltung auf. Geht der Trend weiter,
müssen die Vorträge ins Audimax der Uni wandern, das 800 bis 1000
Personen Platz bietet.

Diese Halle füllte sich fast bis auf den letzten Platz, als Tim
O'Reilly -- mit seinem Verlag der wichtigste Geldgeber der Konferenz --
und Richard Stallman als Ideengeber die Konferenz eröffneten. O'Reilly
präsentierte eine Modifikation seines Standard-Vortrages[2] der letzten
Jahre, in dem er die von ihm proklamierte Rolle der Alpha-Geeks[3]
relativiert. Er forderte die Entwicklergemeinde auf, sich beim
Engagement in Open-Source-Projekten wie in der geschlossenen
kommerziellen Software-Entwicklung darüber bewusst zu sein, dass
Datenformate offen bleiben müssen. "Die Offenheit von Datenformaten ist
wichtiger als die Verfügbarkeit des Quellcodes in diesem oder jenem
Projekt", mahnte O'Reilly an. "Firmen geben viel mit Open Software an,
geben aber der Gemeinschaft zu wenig zurück, wenn sie ein paar Skripte
veröffentlichen und die Daten zurückhalten, die sie einsammeln." Als
Beispiel nannte O'Reilly den Buchhändler Amazon, der mit den
Leser-Kommentaren ein großes offenes Projekt gestartet hat, eben diese
angesammelten Kommentare aber nicht im Sinne einer freien Enzyklopädie
begreift. "Programmiert wiederverwertbare Komponenten, haltet die Daten
offen, beugt euch keinem patentierten proprietären Datenformat und
sorgt vor allem für Überraschungen und clevere Ideen", gab O'Reilly den
Entwicklern mit auf den Weg.

Besonders bei den populär werdenden Web-Services sei die Gefahr groß,
dass Entwickler das Gespür für die Situation verlieren. Seine Thesen
wurden nicht diskutiert, da unmittelbar Richard Stallmans
Standard-Vortrag zur Geschichte der freien Software und zu den vier
Stufen der Freiheiten freier Software mit abschließender Darstellung
des St. IGNUcius[4] anstand. Stallman war auch am Abend des ersten
Tages aktiv, als nach dem Absingen seiner Hacker-Hymne die jährliche
Verleihung des Free Software Awards in Gestalt eines mehr oder minder
geschmackvollen GNU-Wandteppichs an Alan Cox anstand. Cox, der nicht
auf der Konferenz anwesend war, ließ eine Erklärung verlesen, die die
Besucher zum Kampf gegen Software-Patente aufforderte.

Traditionell beschickt auf der FOSDEM jede sich meldende
Entwickler-Gruppe einen eigenen Vortragsraum mit eigener Konferenz. In
diesem Jahr stellten KDE, Mozilla, TCL, MySQL, Debian, GNUstep/Open
Groupware und Embedded Software die Unterprogramme. Die KDE-Entwickler
überließen ihren Raum einer Debatte über Software-Patente, die
kontrovers geführt wurde. Einigkeit herrschte unter den Besuchern
darüber, dass gegen Software-Patente vorgegangen werden muss.
Angesichts der Tatsache, dass momentan die zuständige EU-Kommission
gegenüber Patenten positiv eingestellt ist, das EU-Parlament jedoch zu
Einschränkungen bei der Patentierung von Software neigt, stellte der
Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur[5] (FFII)
seine Aktionspläne vor, die in einer erneuten Demonstration samt
Konferenz gipfeln. Er wurde jedoch kritisiert, die Patent-Frage zu eng
in technischen und juristischen Begriffen anzugehen: "Was mit den
Patenten passiert, ist eine politische Frage, eine Machtfrage, eine
Frage der Lobbyarbeit der großen Konzerne hier in Brüssel. Sie spielen
gekonnt mit dem Angst-Szenario, dass Europa hinter Amerika und Japan
zurückfällt, wenn es seine Software nicht patentiert", erklärte ein
Teilnehmer.

Ein sehr enger Zeitplan in Verbund mit großem Gedränge am Ende der
jeweiligen Vorträge ließ generell die Debattenlust auf der FOSDEM etwas
ermatten. Die Veranstalter reagierten, indem sie Trendthemen wie ein
behindertengerechtes KDE (KDE Acessibility Project) oder Gnome (Gnome
Onscreen Keyboard) gleich an beiden Tagen laufen ließen. Das reichte
jedoch nicht aus, weil dafür andere Vorträge hoffnungslos überlaufen
waren. 

Geduldig ertrugen alle Teilnehmer die Hindernisse der freien Konferenz.
Frei im Sinne von Freibier war die  FOSDEM freilich nicht, im
Gegenteil. Erstmals wurde auf den Abendveranstaltungen ein kräftig
erhöhter Preis für das Bier genommen, von dem jeweils 2 Euro in die
Konferenzkasse flossen. "Trinkt uns reich", witzelten die Veranstalter,
ein Ad-hoc-Zusammenschluss lokaler Open-Source-Gruppen. Der Basar ist
voll und wird im nächsten Jahr erweitert werden müssen. (Detlef
Borchers) /
 (bo[6]/c't)

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  http://www.heise.de/newsticker/meldung/44892

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  [2] http://www.heise.de/newsticker/meldung/44508/
  [3] http://www.heise.de/newsticker/meldung/32565
  [4] http://www.stallman.org/saint.html
  [5] http://www.ffii.org/
  [6] bo ct.heise.de

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