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Thread: choxT00654 Message: 9/12 L5 | [In date index] | [In thread index] | |
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* Franz Maria Tabei <franz-maria.tabei chello.at> [2004-02-14 16:48]:
danke für Deine ausführliche darstellung. Du zeigst sehr schön, daß das system rein "technisch" nicht funktionieren KANN.
Wenn ich ihn recht verstanden habe, ist ja sein Argument, dass jedes herausgegebene Geld unmittelbar ein von der herausgebenden Bank gewaehrter Kredit sei, welcher bekanntlich i.A. eine Rueckzahlung verlangt, die groesser als die herausgegebene Summe ist. Daher machts irgendwann Plumps. Haette er recht (was ich nicht glaube), gaebe es mindestens zwei Loesungsmoeglichkeiten: Entweder wir gehen zurueck zur "echten" Geldware: Zum Gold/Silber/whatever, bzw. zu durch diese Ware gedeckten Banknoten. Dann waere Geld auch innerhalb seiner Theorie nicht notwendig identisch mit Kredit. Ich geh Gold graben und hab's. Zweite Moeglichkeit: "Den Zins abschaffen". Damit waere sein Problem geloest. De facto ist Geld, das ich mir von der Bank hole, aber keineswegs Kredit, solange ich nicht im Soll bin. Das gilt ebenso fuer jeden "Kapitalisten", der seinen Gewinn in Form von Geld bei der Bank abhebt. Letzteres Beispiel ist insofern nett, als hier tatsaechlich _neuer_ Wert in Form von Geld abgehoben wird. Ob fuer diesen Wert auch neue Geldscheine "gedruckt" werden muessen[1], weil nicht genuegend im Umlauf sind, haengt von anderen Bedingungen ab. Der Punkt ist: Auch wenn sie neu gedruckt werden muessten, waere dieses Geld kein Kredit. Wenn ich aber doch Kredit nehme, wird auch dieser nicht von der Bank finanziert (wo soll sie denn das Geld her nehmen?!). Die Bank leiht mir nur anderer Leuts Geld und lebt von der Differenz aus Soll- und Haben-Zins[2]. Kurz: Das (neu gedruckte oder recycelte) Geld, das mir eine Bank gibt, ist keineswegs identisch mit einem Kredit. Neues Geld kann ohne neuen Kredit generiert werden, umgekehrt umgekehrt.
ich betätige mich auch als babysitter in einem tauschkreis. da gibt es die vorstellung: jede tätigkeit ist gleichwert. dh. eine stunde = 100 waffeln.
Du meinst vermutlich: Jede Taetigkeit _schafft_ in derselben Zeit dasselbe Quantum Wert. Diese von Dir eingeforderte Aequivalenz im Tausch von unterschiedlichen Produkten (deren Tauschwert obendrein in der Geldware "Waffel" ausgedrueckt wird) ist exakt das, was hier und heute unterwegs ist.
... geld ist unnötig,
Mit dem milden Woertchen "unnoetig" machst Du unfreiwillig den Punkt klar, dass umgekehrt ein Schuh draus wird: Wenn ich das "Geld" abschaffe, habe ich nichts wesentliches geaendert.
vor allem: was für einen sinn hat es ohne kredit, ohne zins?
Auch das hast Du unfreiwillig klar gemacht: Euer Tauschkreis setzt die unterschiedlichen konkreten Privatarbeiten im Tausch gleich, diese Aequivalenz wird durch die Abstraktion von der Unterschiedlichkeit der Arbeiten auf ihre durchschnittl. notw. Zeit hergestellt. Auf diese Weise wird ein Produkt mit anderen Produkten vergleichbar, das Produkt kann seinen Wert im Quantum anderer Gebrauchswerte ausdruecken. Der "Sinn" des Geldes, ganz ohne Zins und Kredit, ist, das hier Ausgedrueckte, naemlich den Wert, zu verallgemeinern, z.B. in Form des Gebrauchswerts "Waffel", welcher damit zur allgemeinen Aequivalentform wird. Das Geld ist hier also nur Ausdruck davon, dass der Wert den Aequivalententausch vermittelt. Das Problem, das ich mit Tauschkreisen zumindest dann habe, wenn es nicht nur um "Nachbarschaftshilfe", sondern um einen oekonomischen Alternativ-Vorschlag geht, ist also, dass dort der ganze laengst bestehende Laden angelegt ist. Spaetestens mit der Etablierung der "Waffel" als allgemeinem Aequivalent ist die Maximierung der Waffeln (also des Werts) angelegt. Solange Eigentum und Freiheit nicht angefasst werden, funktioniert die Verwertung der Waffeln via Lohnarbeit und die Verselbstaendigung der Waffel wird ganz ebenso aus Waffeleigentuemern Kreditgeber machen, die den Unternehmen (und dem Staat) gegen Zins Waffeln leihen, wie wir es heute kennen. Vermutlich wuerden wir allerdings bald die viel zu schnell verderbenden Waffeln aufessen und zum Gold als allgemeinem Aequivalent uebergehen. Bzw. gleich zum nicht durch Ware gedeckten, flexibleren Zentralbankgeld. Fertig ist der Laden. So meine Kurzfassung zum Thema, warum Geld/Kredit/Zins m.E. nicht die Ursache und ihre Abschaffung nicht die Loesung des Problems ist, das Ihr (vermutlich) loesen wollt ;-) Holger [1] Hier vom "Drucken" zu sprechen, ist natuerlich Quark, weil es genauso um Geld geht, das niemals in Form von Banknoten die Welt erblickt, sondern nur auf Kontoauszuegen erscheint. Hier ist das aber egal. [2] Im Detail stimmt das nicht, in gewissem Rahmen darf sich die Bank tatsaechlich "Geld drucken" lassen und verleihen. Allerdings nur in vergleichsweise winzigem Rahmen, sonst bye bye Geldwertstabilitaet. -- PGP fingerprint: F1F0 9071 8084 A426 DD59 9839 59D3 F3A1 B8B5 D3DE _______________________ http://www.oekonux.de/
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