Message 12988 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT12988 Message: 1/1 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox-de] keimform.de: LibreOffice: Basar statt Kathedrale



LibreOffice: Basar statt Kathedrale

http://www.keimform.de/2011/libreoffice-basar-statt-kathedrale/

Von StefanMz

Die Botschaft ist eindeutig
<http://www.heise.de/ix/artikel/Die-Freiheit-die-ich-meine-1170972.html>:

    Liebe Unternehmen, die ihr Geld rund um Freie Software machen wollt: 
    Wenn ihr nicht versteht oder verstehen wollt, wie die Entwicklung
    Freier Software funktioniert, dann mÃssen wir uns leider von euch 
    trennen.
    Eure Communities.

Im Herbst 2010 kam es zu einem Fork 
<http://de.wikipedia.org/wiki/Fork_%28Softwareentwicklung%29> des alten 
OpenOffice.org-Projekts <http://de.wikipedia.org/wiki/OpenOffice.org> und 
zur GrÃndung von LibreOffice-Projekts 
<http://de.wikipedia.org/wiki/LibreOffice>. Ich sagâs mal etwas 
deutlicher, als es die Autoren des iX-Artikels ÂDie Freiheit, die ich 
meineâÂ
<http://www.heise.de/ix/artikel/Die-Freiheit-die-ich-meine-1170972.html>
tun: Hauptsponsor Oracle <http://de.wikipedia.org/wiki/Oracle> hatâs nicht
geschnallt und total versaut â ein Lehrbeispiel!

Und so geht die Geschichte: Es war einmalâ

â im Jahr 1985, als StarWriter 
<http://de.wikipedia.org/wiki/StarOffice#Geschichte> erschien. Das war ein 
Textverarbeitungsprogramm fÃr inzwischen nur noch in Museen zu 
besichtigende Computersysteme 
<http://de.wikipedia.org/wiki/Amstrad_CPC>. Die Wohnzimmer-Firma Star 
Division <http://de.wikipedia.org/wiki/Star_Division> aus LÃneburg 
brachte es als proprietÃre Software 
<http://de.wikipedia.org/wiki/Propriet%C3%A4re_Software> auf den Markt. 
Von Freier Software <http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Software> war 
bestenfalls in den USA in eingeweihten Zirkeln 
<http://de.wikipedia.org/wiki/GNU-Projekt> die Rede. Als die nach 
Hamburg Ãbergesiedelte Firma angesichts der ÃbermÃchtigen M$-Konkurrenz 
Mitte der 1990er Jahre ins Schwimmen kam, machte sie einen 
Guerilla-Hack von einigen Star-Division-Entwicklern (StarOffice auf 
GNU/Linux) Ãffentlich. StarOffice mutierte schrittweise zu Freier Software.

Die Firma Sun Microsystems 
<http://de.wikipedia.org/wiki/Sun_Microsystems> schluckte 1999 Star 
Division, das Projekt OpenOffice.org entstand. 2010 war Sun selbst an der 
Reihe und wurde von Oracle gekauft. Sun bewies zwar ein HÃndchen fÃr den 
Umgang mit der Community, aber die anfangs in Aussicht gestellte 
Stiftung, die als TrÃger des Freien OpenOffice dienen sollte, wurde nie 
gegrÃndet. Mit Oracle kam dann ein Player (ÂHauptsponsorÂ) ins Spiel, 
der sich nach innen so gebÃrdet wie der Boss Larry Ellison 
<http://de.wikipedia.org/wiki/Larry_Ellison> nach auÃen auftritt: 
dynamisch und â ignorant.

Im Herbst war es dann genug: Wichtige Mitglieder der OpenOffice-org-
Community grÃndeten die lange angestrebte Stiftung unter dem Namen The 
Document Foundation (TDF) 
<http://de.wikipedia.org/wiki/The_Document_Foundation>. Da die 
Namensrechte an OpenOffice.org bei Oracle liegen, wurde LibreOffice als 
neuer Projektname gewÃhlt. Nach und wechselten fast alle freiwilligen 
Community-Mitglieder zu LibreOffice. TDF verfasste ein ÂNext Decade 
Manifesto 
<http://wiki.documentfoundation.org/TDF/Next_Decade_Manifesto>, das sehr 
deutlich ist.

Hier ein Ausschnitt in eigener deutscher Ãbersetzung (die vier Pro und 
Contra-Punkte entsprechen sich thematisch).

Wir verpflichten unsâ

    * âdie digitale Spaltung der Gesellschaft zu Ãberwinden, in dem wir
        jedem Zugang zu kostenlosen Office-Anwendungen geben, die es 
       ermÃglichen, ein vollwertiges Gesellschaftsmitglied im 21. 
       Jahrhunderts zu sein;
    * â die Bewahrung der Muttersprachen zu unterstÃtzen, indem wir 
       jeden ermutigen, die Office-Anwendungen in die eigene Muttersprache 
       zu Ãbersetzen, sie zu dokumentieren, zu unterstÃtzen und zu
       verbreiten;
    * â es den Nutzern von Office-Anwendungen durch den Einsatz offener
       Dokumentenformate und offener Standards zu ermÃglichen, das 
       geistige Eigentum in ihren Dokumenten zu erhalten;
    * â zu einem offenen, transparenten und gegenseitig begutachtetem 
       Software-Entwicklungsprozess, in dem hohe technische QualitÃt 
       geschÃtzt wird.

Wir lehnen abâ

    * â das Eigentum an Office-Anwendungen durch Monopol-Anbieter, das der 
       globalen elektronischen Redefreiheit de facto eine Steuer 
       auferlegt und Ãkonomisch Benachteiligte bestraft;
    * â die schleichende Dominanz von Computer-OberflÃchen in einer 
       einzigen Sprache, die die Menschen zwingt, eine fremde Sprache zu 
       erlernen, bevor sie sich mit elektronisch Mitteln ausdrÃcken
       kÃnnen;
    * â das Eigentum Ãber Dateiformate durch proprietÃre Software-
       Unternehmen â Dokumente gehÃren ihren SchÃpfern, nicht den 
       Software-Anbietern;
    * â geschlossene Software-Entwicklung, in der Fehler unerkannt 
       bleiben kÃnnen und schlechte QualitÃt akzeptiert wird.

Was das Âgeistige Eigentum (dritter Punkt der Pro-Liste) mit offenen 
Dokumentenformaten zu tun hat, wird zwar nicht richtig klar, aber 
insgesamt beschreiben die Punkte sehr gut, was Freie Software-Entwickung 
ausmacht. Es liegt auf der Hand, dass dies nur in einem transparenten 
Prozess geschehen kann, damit sich keine Community-Anti-Patterns 
<http://www.keimform.de/2011/community-anti-patterns/> ausbilden.

Der Rahmen der Stiftung bietet eine gute MÃglichkeit, nun auch die 
frÃheren SchwÃchen der OpenOffice-Entwicklung zu Ãberwinden. So soll das 
LibreOffice-Projekt wesentlich inklusiver gestaltet werden, um die 
AbhÃngigkeit vom alten Star-Division-Team in Hamburg zu Ãberwinden. 
BÃrokratische HÃrden sollen abgebaut, notwendige Code-Renovierungen und 
-Dokumentationen nachgeholt werden. Code-Ãnderungen sollen schneller zu 
Ârunning code fÃhren. Eine klarere Lizensierung (GNU LGPL 
<http://de.wikipedia.org/wiki/GNU_Lesser_General_Public_License> und MPL 
<http://de.wikipedia.org/wiki/Mozilla_Public_License>) erÃbrigt lÃstige 
Copyright-Ãbertragungen, wie das entsprechend des US-Rechts von 
Sun/Oracle gefordert war.

Fazit der Autoren des iX-Artikels:

    Damit hat sich das LibreOffice-Projekt ganz klar der Basar-Philosophie 
    der Open-Source-Entwicklung verschrieben, im Gegensatz zur vormals 
    doch eher dem Kathedralenbau Ãhnlichen Sichtweise. Die Beteiligten 
    haben die Hoffnung, damit Ãhnlich Erfolg zu haben wie andere groÃen 
    Open-Source-Projekte, beispielsweise das Linux-kernel-Projekt.

Die Chancen stehen nicht schlecht!

[Update] Oracle versaut es sich langsam mit allen: ÂKonflikt mit Oracle: 
Aus Hudson wird JenkinsÂ
<http://www.heise.de/open/meldung/Konflikt-mit-Oracle-Aus-Hudson-wird-Jenkins-1180253.html>

-- 
Start here: www.meretz.de
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT12988 Message: 1/1 L0 [In index]
Message 12988 [Homepage] [Navigation]