Aus CONTRASTE Nr. 254 (November 2005, Schwerpunktthema)
"MOTOR EINER WENDE"
Think Big!
Kooperativen und linke Visionen
Kooperativen stehen unsichtbar im Mittelpunkt fast
aller gaengigen Ansaetze zu oekonomischen Utopien, die
derzeit diskutiert werden. Warum merkt das nur
niemand?
Christoph Spehr, Bremen - Nehmen wir die Utopie der
partizipativen Oekonomie (Parecon), wie sie Michael Albert
propagiert und die zur heimlichen Zukunftsvision
der Sozialforums-Bewegung geworden ist. "Was alle angeht,
sollen auch alle entscheiden", heisst die Leitvorstellung, die
durch eine dezentrale Planwirtschaft von unten
umgesetzt werden soll, gestuetzt auf lokale und ueberregionale
Arbeiter- und Konsumenten-Raete, verbunden mit betrieblichen
Strukturen, in denen Leitungspositionen gewaehlt werden und
alle an verschiedenen Kategorien von
Arbeit gleichberechtigt teilhaben. Das bedeutet, dass alle
betrieblichen Strukturen (Produktion, Versorgung,
Dienstleistung) als Kooperativen betrachtet und strukturiert
werden.
Oder nehmen wir die Utopien der freien Software-Bewegung, wie
sie in der Oekonux-Bewegung als "GPL-Gesellschaft"
ausformuliert werden. Hier soll es zwar weder
Markt, noch Geld, noch "Wert" geben und alles in freier
Selbstentfaltung geschehen; die Struktur der Produktion
und Organisation ist jedoch, wie in der Produktionsweise
der freien Software selbst, die von Kooperativen.