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Re: [ox] P/P und T. Veblen



Am Samstag, 27. Mai 2006 04:20 schrieb Stefan Seefeld:
Das habe ich etwas anders gemeint. Die Soziologen scheinen einen v"ollig
anderen Klassenbegriff zu haben als die "Okonomen. 

Die Klassiker der Soziologie - wozu auch Marx gerechnet wird - sind Ökono-
men, d.h., sie arbeiten mit ökonomischen Modellen. Hierbei versucht T.
Veblen eine Aktualisierung und Weiterentwicklung des marxistischen
Modelles. Eine Aktualisierung erfährt Marx später durch die Arbeiten von
Max Weber.

Die antagonistische Kluft
wird erst "uberwunden, wenn sich Arbeiter der Produktionsmittel
erm"achtigen, also etwa, wenn software-Entwickler freien Zugang zu software
als Werkzeug erhalten.

Bliebe die Tatsache bestehen, daß die verbindende  Struktur zwischen dem 
merkantilistischen Staat und dem kapitalistischen Staat bestehen bleibt - 
die Bürokratie. Jene Bürokratie beginnt als staatliche und kirchliche Ver- 
waltung, setzt die Trennung zwischen Büro und Privatleben bzw. Kontor 
und Privatleben durch, rationalisiert die Arbeit und setzt allgemeine 
Standards der Produktion, durch welche es der Bourgeoisie nach
der bürgerlichen Revolution möglich wird, nicht nur Arbeitsprozesse in
Maschinen zu vergegenständlichen, sondern in den Unternehmen eine
privatrechtliche Bürokratie zu etablieren (vgl. Max Weber). Der privat-
rechtlichen Bürokratie und ihrer Rationalisierung der Verwaltung bzw.
der Firmenführung folgt alsbald die Rationalisierung der Produktions-
prozesse. 

Diese privat-rechtliche Bürokratie vergegenständlicht sich im 20. Jahr- 
hundert im PC, der dadurch zur universellen bürokratischen Maschine 
wird. Seine Software verwaltet Prozesse - so wie vor dem Computerzeit-
alter die Büros oder Kontore Prozesse (z.B. Handelsbeziehungen oder
Produktionsprozesse) überwachten, anleiteten und verwalteten. Die
Software ist deshalb lange Zeit kein direktes Werkzeug oder Produk-
tionsmittel - wie z.B. eine Produktionstraße zur Herstellung von Eier-
bechern - sondern allenfalls ein bürokratisches Werkzeug. Erst in den
letzten Jahren des 20. Jahrhunderts beginnt sich die Software aus dem
bürokratischen Sinnzusammenhang ein wenig zu emanzipieren.

Es ist interessant, wie sich in diesem Sinne die "Okonomie wandelt, d.h.
wie immer neue 'business-models' erscheinen, um dem Druck der befreiten
software auszuweichen, und dennoch 'Privatbesitz an Produktionsmitteln'
als Struktur bewahrt. Wie z.B. Firmen wie IBM oder RedHat in der Lage
sind, Freie Software zu produzieren, ohne den kapitalistischen Prinzipien
abzusagen. Dies gelingt, weil das neue Produktionsmittel weniger software
als Logistik ist, z.B. Zugang zu Kunden, und damit service-Vertr"age.

Software ist kein Produktionsmittel, sondern ein Verwaltungsmittel - 
vergegenständlichte Bürokratie. Auch die Suchmaschinen, die Web-
seiten und die Wikis  bewegen sich alle im bürokratischen Rahmen
eines weltweiten Büros oder Kontores.

Erst Projekte wie ökonux schaffen Produkte und Produktionsmittel,
indem sie die Prinzipien der neuen bürokratischen Entwicklungen im
Softwarebereich in den Produktionsbereich übertragen.

Gruss,
Jacob
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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