[ox] Globale Dörfer: Biogas im Aufwind
- From: Helmuth Supik <helmuth.s gmx.li>
- Date: Mon, 24 Apr 2006 20:32:28 +0200
Der Vorteil vom Biogas ist, dass es speicherbar ist.
Statt Gülle wird nun Mais als Feed verwendet. Aus 1 Hektar Mail lässt sich
ausreichend Kraftstoff verwenden, um einen PKW 70.000 km zu betreiben.
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Strom frisch vom Bauern
Mit Biogas und Biomasse machen sich Landwirte unabhängig von den stark
schwankenden Preisen für Lebensmittel
Von Hans-Willy Bein
Wer bietet mehr? 30, 40, 70 Milliarden Euro. Wie bei einer Versteigerung
überboten sich die Teilnehmer des Berliner Energiegipfels Anfang April mit
Ankündigungen von Riesen-Investitionen. Kraftwerke sollen ausgebaut, das
Stromnetz erneuert werden. Munter mit dabei: die Betreiber von Anlagen zur
regenerativen Stromerzeugung aus Wind, Wasser, Biogas und Sonne. Diese
fristen auch in Deutschland längst kein Schattendasein mehr. Bis zum Jahr
2020 soll sich der Anteil regenerativer Energie an der deutschen
Stromerzeugung mehr als verdoppeln - auf 20 bis 25 Prozent. Nach dem
kräftigen Ausbau der Windkraft in den vergangenen Jahren werden nun der
Biomasse große Wachstumsmöglichkeiten beigemessen.
Das daraus hergestellte Biogas gilt als ¸¸Multitalent" für die zukünftige
Energieversorgung. Es besteht zu 50 bis 70 Prozent aus dem Brennstoff Methan
und wird heute fast immer in örtlichen Blockheizkraftwerken eingesetzt. Dort
erzeugt es Strom und Wärme. Je nach Ausrichtung kann eine Biogas-Anlage auch
Kraftstoff produzieren. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland insgesamt
3,2 Milliarden Kilowattstunden Strom in Biogaskraftwerken erzeugt. Das sind
mehr als 0,5 Prozent des gesamten deutschen Stroms. Biogas ist nach
Einschätzung von Experten von den neuen regenerativen Energien nach der
Windkraft am nächsten dran an der Wirtschaftlichkeit. Biogas kann im
Gegensatz zu Wind aber gespeichert, in Tanks abgefüllt und in Flaschen oder
Pipelines transportiert werden - und damit flexibel gerade dann eingesetzt
werden, wenn zusätzlicher Strom nötig ist.
Anfangs wurde Biogas meist aus Gülle oder Lebensmittel-Resten gewonnen.
Inzwischen heißt das Zauberwort ¸¸Nawaros". Das steht für nachwachsende
Rohstoffe und meint besonders Mais, Raps, Getreide oder Grünschnitt. Das
starke Wachstum der Strom- und Wärmegewinnung aus Biogas bietet damit der
Landwirtschaft ein neues Standbein. Anders als bei Nahrungsmitteln drohen bei
Bioenergie keine starken Preisschwankungen oder gar ein Preisverfall. Die
garantierte Vergütung für die Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz
ermöglicht es den Bauern, entweder Pflanzen als Rohstoff an
Biomassekraftwerke zu liefern oder selbst Anlagenbetreiber zu werden.
Als ¸¸Energiepflanze" steht derzeit Mais im Vordergrund. Mit Biogas aus einem
Hektar Mais lässt sich zum Beispiel ausreichend Kraftstoff für eine
Pkw-Strecke von 70 000 Kilometern erzeugen. Die Fachagentur Nachwachsende
Rohstoffe und das Landwirtschaftsministerium stellen Bio-Kraftstoffe in den
Mittelpunkt ihres Auftritts bei der Hannover Messe, die die Energietechnik zu
einem Schwerpunkt gemacht hat. Die Bedeutung dieser Kraftstoffe wächst rasant
in Deutschland, von 1,3 Prozent am Gesamtverbrauch im Jahr 2003 auf etwa 3,4
Prozent im vergangenen Jahr. Den Löwenanteil stellt weiterhin der Biodiesel.
Fachagentur und Ministerium wollen reines Pflanzenöl und Bioethanol stärker
voran bringen. Ihr Messe-Auftritt zielt besonders auf Landwirte und Betreiber
von Autoflotten ab.
Boom bei Konstrukteuren
Die Biogas-Anlagenbauer halten dagegen ein Messeengagement nach einem Boom von
etwa eineinhalb Jahren noch für verfrüht. Für 2007 ist nach Auskunft des
Fachverbands Biogas aber ein breiter Auftritt der Branche in Hannover fest
eingeplant. Den Umsatz der Anlagenbauer gibt der Verband aktuell mit 650
Millionen Euro an, davon 450 Millionen in Deutschland. Etwa 8000 Mitabeiter
werden derzeit beschäftigt. Für die nächsten fünf Jahre erwartet die Branche
große Zuwachsraten, die bis zu 40 Prozent pro Jahr betragen können.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.94, Montag, den 24. April 2006 , Seite 25
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