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Re: Struktureller Antisemitismus (war Re: [ox] der Hexenhammer war...)



Christian Sievkes schrieb:
Siehe z.B. "Struktureller Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik",
http://home.pages.at/lobotnic/oekoli/archiv/rad000319.html

Gut, endlich mal ein konkreter Link, sowas hätte ich mir von Andreas auch
gewünscht (konnte er aber trotz wiederholter Aufforderung nicht liefern,
und auf das Beispiel der Tabakindustrie-Ärzte ging er auch nicht ein,
da es ja sein Weltbild "es gibt keine Predators" widerlegt).

Ein Satz daraus bringt es auf den Punkt:

"Die Wut der Bäuerinnen und Bauern in den Bauernkriegen richtete sich
 nicht nur gegen Klöster, Grafen und andere Grundbesitzer, sondern auch
 gegen Jüdinnen und Juden."  [wohl die Predators unter ihnen]

Das zeigt ja, dass die beiden Unterscheidungen _orthogonal_ sind, und
die Unterdrückten sich gegen Predators als solche auflehnten, nicht
gegen Juden ansich.  Soll etwa auf die Predator-Entmachtung verzichtet
werden, nur weil damit zufällig auch ein paar Juden mit-entmachtet würden?
Das ist doch sooo transparent als eigennütziger, scheinheiliger Vorwand
von Predators!  (Besonders absurd, da der Holocaust ja von Predators
durchgezogen wurde.)

Wenn Christian kein Hundefleisch isst, ist er dann ein "struktureller
Vegetarier" oder bloss ein "verkürzter Fleischkritiker"?  Welch absurde,
blödsinnige Labels!

Der Begriff "Struktureller Antisemitismus" ist unsinnig -- ENTWEDER
es geht gegen Predators ansich (egal ob Juden oder nicht),
  dann ist es KEIN Antisemitismus -- ODER
es geht gegen Juden ansich (egal ob Predators oder nicht),
  dann ist es Antisemitismus !

Das eine ist orthogonal zum anderen, und Faschismus war nur das zweite,
nicht das erste!  P/P ist das erste!

Der einzige legitime Grund für das Label "Antisemitismus" ist,
die Verfolgung einer ethnischen Minderheit als solcher abzuwenden --
aber wo diese Verfolgung nicht besteht (einerseits weil P/P nicht
ethnisch definiert ist und andererseits weil P/P nicht verfolgt),
ergibt dieses Label keinen Sinn, ausser den legitimen demokratischen
Befreiungskampf zu sabotieren und zu diskreditieren, ZUGUNSTEN der
Unterdrücker!


Weiter im Text:

Wiederum wird nur die Sphäre der Zirkulation und nicht jene der Produktion
hinterfragt, Kapitalismus nur als "Verteilungsproblem" wahrgenommen in dem
einige "bösartige Reiche" den "armen Ausgebeuteten" ihren gerechten Lohn
vorenthalten. Dieselbe Argumentationsweise findet sich aber nicht nur in
der klassischen Linken, sondern auch in einer Reihe von Konzernbekämpfer-
Innen aller Art. Da wird etwa Mc Donals als Einzelfeindbild bekämpft gegen
das Kundgebungen und Demonstrationen organisiert werden. Niemand kommt auf
die Idee, daß Mc Donalds nur die erfolgreichere Variante von Schnitzelhaus
Pizza Hut und dem Würstelstand um die Ecke darstellt.

Der letzte Satz ist etwa so verkehrt wie "Niemand kommt auf
die Idee, dass Micro$oft nur die erfolgreichere Variante der
Linux-Bude um die Ecke darstellt."

Dieser Satz zeigt, dass der Autor das Problem nicht verstanden hat.
(Oder ist es bloss ein Strohmann-Argument?)  Der fundamentale Unterschied
zwischen einem Grosskonzern und einer kleinen "owner-operated" Firma ist,
dass der Grosskonzern von Entfremdung und Shareholder-Ausbeutung geprägt
ist, wohingegen es in der Kleinfirma im wahrsten Sinne in der Hand der
Arbeitenden liegt, die Inhalte ihrer Arbeit zu bestimmen und das Verdienst
dafür einzustreichen (mal abgesehen von den staatlichen Abgaben an Predators,
aber diese wären dann separat zu beheben).  Wolfgang hier auf der Liste
nannte es "face2face groups"...

Der Grosskonzern bietet die idealen Voraussetzungen für Predators, allein
schon durch die hohen Hierarchien darin (Juristen mit 2 linken Händen können
bestimmen, ohne dass es direkt auffällt dass sie Mist bauen (den sowieso
Producers auslöffeln müssen), weil sie X Ebenen über der realen Arbeit stehen).

Und genau deshalb wollen die Globalisierer eine Welt von Grosskonzernen,
in denen Kleinfirmen gnadenlos plattgemacht werden (durch Dumpingpreise,
aber auch durch überbordenden Bürokratie-Papierkram à la EU).

Es ist doch völlig absurd, eine solch fundierte Kapitalismuskritik als
"strukturellen Antisemitismus" zu verwerfen, oder gar als "verkürzt"!
Wenn etwas verkürzt ist, dann die obige McDonalds-Verteidigung...
Wer sowas schreibt, fördert die Entfremdung und Ausbeutung, und kann
bestenfalls als "nützlicher Idiot des Kapitalismus" bezeichnet werden.


Daß das Unrecht nicht Systemcharakter ist, sondern Namen und Adresse hätte -
der Kapitalismus also nichts anderes wäre als eine Verschwörung bösartiger
Reicher - ist ein alter Mythos breiter Teile der Linken.

Aha aha, "breite Teile der Linken" sind also "strukturelle Antisemiten"...
Aber wer McDonalds und Co. als blosse Sklaven der "unsichtbaren Hand des
Marktes" darstellt, der kann sich nichtmal als emanzipatorisch bezeichnen,
sondern soll doch ehrlicherweise zur FDP (oder noch weiter rechts) gehen.

Wenn sich Medizin-Professoren an die Tabakindustrie verkaufen, ist das
dann eine Verschwörung, oder sind das blosse "Sklaven der unsichtbaren Hand,
die keine andere Wahl haben" ?! -- DAS ist ein Mythos!

Gruss,
Christoph



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