Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?
- From: "Franz Nahrada" <f.nahrada reflex.at>
- Date: Mon, 07 Feb 2005 10:30:42 +0100
Stefan Meretz on Montag, 7. Februar 2005 at 08:25 Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:
Die Ausgangsfrage, ob die anstehende Gesellschaft Informations- oder
Wissensgesellschaft heißen solle, halte ich nicht für so
entscheidend. Dein Hauptpunkt, die Bezeichnung "Wissengesellschaft"
würde andere Gesellschaften zu "Dummengesellschaften" machen, finde
ich nicht stichhaltig, geht es doch mit einer Bezeichnung darum, den
bestimmenden Aspekt einer Epoche zu erfassen. Die Frage müsste also
lauten: Ist heute (oder morgen) "Wissen" der bestimmende Aspekt der
gesellschaftlichen Entwicklung - und war dies früher nicht?
für die gegenwärtige Epoche gilt: Wissen ist zwar eine notwendige
Voraussetzung, weil die gesellschaftliche Form sich gegen Naturschranken
stellt, aber zugleich ist Wissen nicht der bestimmende Aspekt der
gesellschaftlichen Entwicklung. Es wird ständig wider besseres Wissen
gehandelt. Schon alleine das verbietet die Rede von der
"Wissensgesellschaft". Wissen ist m.E. systematisch akkumulierte
Information, Deine Definition mit Erfahrung deutet drauf hin. Aber es
kommt eine Qualität hinzu:: Wissen ist sozusagen das Gegenbild zu
Erfahrung, weil ich im Wissen die Begründung der Gegenstandseigenschaften
von Subjekt zu Subjekt tradiere anstatt sie immer wieder am
Subjekt-Objekt-Verhältnis festzumachen. Dennoch bedingen Wissen und
Erfahrung einander gegenseitig; ohne Wissen kann ich gar keine Erfahrung
machen, darüber hat der Positivismus und die empirische Wissenschaft im
20. Jahrhundert immer hinweggelogen. Und ohne Erfahrung kann sich das
Wissen seiner selbst nie gewiß sein. Wissen und Erfahrung zusammen ergeben
Gewißheit. Ach ich liebe die deutsche Sprache - sie ist wenigstens
philosophisch durchgebildet. Eben eine wirkliche Muster-Sprache. Das macht
aber auch ihre Gefahr aus.
Franz
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