Message 08882 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT08568 Message: 7/19 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Stephan Eissler * Das so genannte "geistige Eigentum" im digitalen Zeitalter -- Eine Kritik aus liberaler Perspektive (was: [ox-en] Conference documentation / Konferenzdokumentation)



[Editorial note: Terms in {} are subscripts.]

Das so genannte "geistige Eigentum" im digitalen Zeitalter
==========================================================

Stephan Eissler [spw-info AT uni-tuebingen.de]

Eine Kritik aus liberaler Perspektive
-------------------------------------

Wien, im Mai 2004

PDF-Version: http://dritte.oekonux-konferenz.de/dokumentation/texte/Eissler.pdf

Inhaltsübersicht:
=================

0. Vorbemerkungen

1. Einleitung: Über "argumentative Taschenspielertricks" in der
Diskussion um so genanntes "geistiges Eigentum"

2. Der Liberalismus als Ausgangspunkt einer Kritik am "geistigen
Eigentum" - eine kurze Begründung

     [I]  Das traditionelle Lagerdenken aufbrechen

     [II] Eine liberale Argumentation als Erklärungsansatz dafür, was
     mit der Keimformthese gemeint sein könnte

     [III] Exkurs: Der Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus

3. Ist aufgrund der kapitalistischen Systemlogik eine Entwicklung hin
zu einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus möglich?

     [I] Die Bedeutung von Innovationen für Unternehmen in liberalen
     Märkten

     [II] Innovationen verbessern die Rahmenbedingungen für die
     Erzeugung von Innovationen

     [III] Zunehmende Bedeutung von (neuem) Wissen bei gleichzeitigem
     Bedeutungsverlust klassischer Kapitalgüter

     [IV] Unterschiedliche institutionelle Voraussetzungen für einen
     effizienten, effektiven und nachhaltigen Umgang mit den
     Ressourcen Kapital <=> 'Wissen & Information'

          - Die institutionellen Voraussetzungen für eine effektive
          Allokation von Informationen im Vergleich zur effektiven
          Allokation knapper Güter

          - Die institutionellen Voraussetzungen für eine effiziente
          Allokation von Informationen im Vergleich zur effizienten
          Allokation knapper Güter

     [V] Die Schlussfolgerung in kritischer Orientierung an der Neuen
     Insititutionenökonomik von Douglass North

4. "The Clash of interests" auf dem Weg ins digitale Zeitalter

     [I] Eine geringe Varietät gleichzeitig möglicher
     Entwicklungspfade auf dem Weg ins digitale Zeitalter

     [II] Welche Folgen hätte die einseitige Durchsetzung der
     Interessen kapitalstarker, global agierender
     Wirtschaftsunternehmen für die gesellschaftliche Entwicklung im
     digitalen Zeitalter?

     [III] Schlussbemerkungen

Literatur

0. Vorbemerkungen
=================

Beim folgenden Text handelt es sich um eine überarbeitete Version
meines Vortrags, den ich auf der Oekonux-Konferenz 2004 gehalten habe.
Überarbeitet wurde der Vortrag insofern, als ich versucht habe,
Fragen, Anregungen aber auch Kritik, die im Anschluss an den Vortrag
von verschiedener Seite an mich herangetragen wurde, in den Vortrag
einzuarbeiten. In Reaktion auf verschiedene Fragen habe ich
insbesondere in Kapitel 3 [IV] versucht, wichtige Aspekte meiner
Argumentation in einer abstrakteren, formaleren - und damit
allgemeineren - Form darzustellen, als dies bei meinem mündlichen
Vortrag möglich gewesen wäre.

1. Einleitung: Über argumentative Taschenspielertricks in der Diskussion um so genanntes "geistiges Eigentum"
=============================================================================================================

Einleiten möchte ich meinen Vortrag mit einer kurzen Passage aus einem
Text, auf den ich vor kurzem auf den offiziellen Internetseiten des
bundesdeutschen Ministeriums für Bildung und Forschung
(http://www.patente.bmbf.de/) gestoßen bin:

G. Reiner/516 S. Hildebrandt/PTJ-UBV im Januar 2004

Ein Streitgespräch

Wir wollen heute über Patente sprechen. Nach meiner Erfahrung verhält
es sich mit Patenten ähnlich wie mit Religion oder mit Politik: Jeder
"kann mitreden", auch dann, wenn er wenig darüber weiß. - Wir zwei,
Frau Hildebrandt und ich, machen ein Rollenspiel für Sie. Wir
versuchen, die Vor-Urteile, die in der Landschaft verbreitet sind,
auszusprechen und durch Rede und Gegenrede ein wenig abzubauen. Ich
hoffe, die Form des Rollenspiels ist eingängiger als übliche Vorträge
und Referate.

(Pro) und (Contra)

(Pro) Patente sind ein durchaus bewährtes Instrument in der
wirtschaftlichen Praxis, das der volkswirtschaftlichen Entwicklung
dient.

(Contra) Das ist ja gerade umstritten. Patente können dazu führen,
dass einzelne Märkte komplett abgeschottet werden und jeglicher
Wettbewerb, der ja bekanntlich die Leistungen erhöht, verhindert wird
durch die Monopolstellung einzelner Anbieter über Patente.

Lassen Sie uns die Sache der Reihe nach angehen. Wir dürften uns einig
sein, Erfindungen sind besondere Leistungen Einzelner. Nun kann man
die Leistung Einzelner sicher wegnehmen oder für den Staat
konfiszieren; aber wäre das gerecht? Wenn ich Ihnen Ihren selbst
gestrickten Pullover wegnähme, um ihn meiner Tochter zu geben, wäre
das Diebstahl. Und wenn ich Ihnen Ihr Manuskript wegnehme, um es unter
meinem Namen zu veröffentlichen, wäre das geistiger Diebstahl. Warum
soll das bei einer Erfindung anders sein. Erfindungen sind Geistiges
Eigentum und nicht Allgemeingut. Warum soll ich mein Geistiges
Eigentum nicht wie mein materielles Eigentum nutzen können, also
selbst über seine Verwendung befinden? [...]

Beim Lesen wird schnell klar, dass dieses Rollenspiel den Normalbürger
über die Bedeutung des Patentwesens "aufklären" soll. Das Interessante
und Typische an dieser Argumentation war für mich die Art und Weise,
mit der hier die pädagogische Binsenweisheit eingesetzt wurde, die da
lautet den Zuhörer bzw. Leser dort "abzuholen", wo er sich Stand
seines Wissens befindet. Unser Patentanwalt in diesem Rollenspiel kann
blind darauf vertrauen, dass der normal sozialisierte Bürger um die
vermeintliche "Tatsache" weiß, dass

1.   Erfindungen immer besondere Leistungen Einzelner sind, und

2.   so genanntes "geistiges Eigentum" mit materiellem Eigentum
     gleichzusetzen ist.

Denn wer würde nicht im Brustton der ehrlichen Überzeugung ein lautes
NEIN! rufen, auf die Frage hin, ob es denn sein dürfe, dass ihm jemand
einfach seinen selbst gestrickten Pullover wegnimmt?! Und warum sollte
für die Software (an der meist länger "gestrickt" wird, als an einem
Pullover...) nicht dasselbe gelten? Seit Jahren kann man immer wieder
den durchschlagenden Erfolg dieser simplen Analogie erleben. Es ist
faszinierend und frustrierend zugleich, zu beobachten, wie Befürworter
des Schutzes von "geistigem Eigentum" mit diesem argumentativen
Taschenspielertrick in zwei, drei Sätzen mehr beim Zuhörer bewirken,
als Kritiker des "geistigen Eigentums" dies in langen Vorträgen mit
klug durchdachter Argumentation vermögen.

Bitte lasst mich hier kurz erwähnen, wie ich inzwischen zu reagieren
pflege, wenn in einer Diskussion um "geistiges Eigentum" jemand diesen
Taschenspielertrick mit dem Pullover anwendet (bei uns Schwaben, ist
es gerne auch das "Häusle", das für den Vergleich herhalten muss [1]):
Ich weise in diesem Fall einfach darauf hin, dass unsere Zivilisation
im allgemeinen und unsere Wirtschaft im besonderen schon einmal einen
großen Sprung nach vorne machen konnte, gerade weil es der
Gesellschaft gelungen war, sich einer überkommenen
eigentumsrechtlichen Institution zu entledigen: Nämlich damals, als es
gegen viele Widerstände gelang, das Eigentum an Menschen - die
Sklaverei - abzuschaffen.

Wenn ich diesen Einwand bringe, lässt der Protest meist nicht lange
auf sich warten: "Ein unmöglicher Vergleich!" wird daraufhin meist
empört eingewandt. "Menschen sind doch schließlich keine 'Dinge' - das
eine kann man mit dem anderen doch überhaupt nicht vergleichen!" Würde
unser Herr Reiner aus dem obigen Rollenspiel in diesem Sinne
antworten, so könnte man ihm darauf hinweisen, dass ein Sklavenhalter
womöglich mehr Wissen, Arbeit und Geld in die Ausbildung seines
Sklaven gesteckt haben mag, als dies bei einem Pullover der Fall ist.
Und dennoch wäre ihm recht zu geben: Man kann beides - Pullover und
Sklaven - schwerlich miteinander vergleichen. Beides in den gleichen
Topf zu werfen (...auf dem 'Eigentum' geschrieben steht...), ist eines
aufgeklärten zivilisierten Menschen nicht würdig.

Der Vergleich zwischen Pullovern und Menschen zeigt uns also, dass
sich alleine aus der Investition von Wissen, Arbeit und Geld in die
Produktion oder Veredelung einer Entität, kein Anspruch auf
Eigentumsrechte an dieser Entität herleiten lässt! Vielmehr scheint es

1.   von der jeweiligen Entität und ihren Eigenschaften abzuhängen, ob
     wir sie für eigentumsfähig halten oder nicht;

2.   so, als sei die Frage der Eigentumsfähigkeit einer Entität im
     Zuge gesellschaftlicher Entwicklung immer wieder aufs neue
     legitimationsbedürftig.[2]

Genau darum geht es mir letztlich, wenn ich meinen Gegenüber mit dem
Thema "Eigentum am Menschen" konfrontiere: Ihn dafür zu
sensibilisieren, dass es sich tatsächlich um nichts anderes als einen
argumentativen Taschenspielertrick handelt, wenn einfach behauptet
wird, dass eine institutionelle Regelung für Entitäten der Klasse A
(hier: 'Wissen & Informationen') sinnvoll sein müsse, weil diese
Regelung auch für Entitäten der Klasse B (materielle Güter wie
Pullover) sinnvoll ist - ungeachtet der Tatsache, dass beide Klassen
von Entitäten völlig unterschiedlicher Natur sind, mit völlig
unterschiedlichen Eigenschaften...

Hier nun ist dann meistens der Punkt erreicht, an dem man sich mit
seinem Gegegenüber zumindest darauf verständigen kann, dass sich
'Wissen & Information' in wichtigen Punkten tatsächlich von anderen
Entitäten unterscheiden:

So handelt es sich bei 'Wissen und Informationen', die als so
genanntes "geistiges Eigentum" geschützt werden, insofern um nicht
knappe Güter, als es sich bei deren Nutzung um kein Nullsummenspiel
handelt, da

o    Wissen und Informationen genutzt bzw. "konsumiert" werden können,
     ohne dass sie sich dadurch aufbrauchen;

o    dieselbe Information und dasselbe Wissen von beliebig vielen
     gleichzeitig besessen und genutzt bzw. "konsumiert" werden kann,
     ohne dass dies die jeweils Anderen in ihrer Möglichkeit des
     Besitzes und "Konsums" bzw. der Nutzung beeinträchtigt.

Darüber hinaus handelt es sich bei 'Wissen & Informationen' aber auch
um eine generative Ressource, da sie sich mit ihrem Gebrauch vermehrt
(vgl. dazu Eissler 2004:20).

Im Unterschied dazu handelt es sich bei materiellem Eigentum insofern
um knappe Güter, als es sich bei deren Besitz, Nutzung bzw. Konsum um
ein Nullsummenspiel handelt, denn in dem Maße wie jemand knappe
materielle Güter besitzt, nutzt oder konsumiert, sind andere am
Besitz, der Nutzung bzw. dem Konsum dieses Gutes gehindert bzw. davon
ausgeschlossen.

2. Der Liberalismus als Ausgangspunkt einer Kritik am "geistigen Eigentum" - eine kurze Begründung
==================================================================================================

An dem Punkt angekommen, an dem ich mich mit meinem Gegenüber also
zumindest darauf verständigen kann, dass es sich bei 'Wissen &
Informationen' um Entitäten handelt, die sich in ihren Eigenschaften
von materiellen Gütern ganz grundsätzlich unterscheiden, gehe ich dann
für den weiteren Verlauf der Diskussion pro & contra "geistiges
Eigentum" meist ganz explizit von einer Annahme aus, die ich nun auch
diesem Vortrag zugrunde legen möchte. Diese Annahme und ihre
Implikationen wird manchen in dieser Runde überraschen - wenn nicht
gar befremden: Denn ich gehe davon aus, dass sich der Schutz von
(natürlicherweise nicht knappen) Informationen und Wissen als so
genanntes "geistiges Eigentum" besonders gut aus der Perspektive
liberaler Theorien kritisieren lässt - und zwar mit den selben
Argumenten, mit denen liberale Theorien den Schutz von
(natürlicherweise knappen) materiellen Gütern rechtfertigt. Die
Besonderheit meiner Kritik am so genannten "geistigen Eigentum" ist
also die, dass es sich dabei um keine Fundamentalkritik am Eigentum an
sich handelt. Vielmehr baut diese Kritik auf der Annahme auf, dass die
Rechtfertigung von Eigentum durch liberale Theorien für
(natürlicherweise knappe) materielle Güter durchaus sinnvoll und
richtig ist.

Damit akzeptiere und anerkenne ich also die Argumente, mit denen
liberale Theorien den Schutz eines Pullovers, eines Fahrrads oder
anderer natürlicherweise knapper materieller Güter rechtfertigt. Meine
Kritik geht

1.   von der Feststellung aus, dass sich knappe materielle Güter von
     'Wissen & Information' in ihren Eigenschaften grundsätzlich
     unterscheiden; und setzt

2.   bei der Frage an, ob es tatsächlich zulässig ist, einfach die
     Schlussfolgerungen liberaler Argumentationen zur Rechtfertigung
     von Eigentum an knappen Gütern dazu heranzuziehen, den Schutze
     von 'Wissen & Information' als so genanntes "geistigem Eigentum"
     zu rechtfertigen.

Zu suggerieren, dass 2. tatsächlich zulässig sei, ohne dass dies extra
begründet werden muss, darauf basiert nun gerade mein eingangs
erhobener Vorwurf des "argumentativen Taschenspielertricks". Dass 2.
NICHT zulässig ist, sondern vielmehr das Gegenteil der Fall ist,
darauf verweist die liberale Kritik am so genannten "geistigen
Eigentum", wie ich im Weiteren zumindest an einigen Punkten
ansatzweise zeigen möchte. Bevor ich dazu komme, möchte ich allerdings
zunächst noch mit einigen Sätzen darauf eingehen, worin aus meiner
Sicht der besondere "Charme" einer solchen liberalen Kritik am so
genannten "geistigen Eigentum" liegt.

[I] Das traditionelle Lagerdenken aufbrechen
--------------------------------------------

Zum einen halte ich es für wichtig, das überkommene Lagerdenken
aufzubrechen, indem es als irreführend entlarvt wird. Denn derzeit ist
es leider so, dass sich in der öffentlichen Darstellung und
Wahrnehmung die gegensätzlichen Positionen in der Kontroverse um das
so genannte "geistige Eigentum" allzu leicht in traditionelle
Denkschablonen presst lassen: Demnach ist liberal und
marktwirtschaftlich orientiert, wer sich in dieser Kontroverse für den
Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" ausspricht; links,
systemkritisch und damit tendenziell revolutionär ist hingegen, wer
gegen den Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" eintritt.

Warum ist es nun aber wichtig, in der Kontroverse um das so genannte
"geistige Eigentum" dieses Lagerdenken aufzubrechen? Kurz gesagt
deshalb, weil dieses Lagerdenken die logische und fatale Fortsetzung
der "Pullover-Analogie" aus dem Eingangsbeispiel darstellt. Denn bei
der Übertragung des traditionellen Lagerdenkens auf die Kontroverse um
das so genannte "geistige Eigentum" handelt es sich ebenfalls um eine
verkürzte und simplifizierende Analogie, durch die sich die
Öffentlichkeit ebenso trefflich vereinnahmen wie täuschen lässt. Mit
dieser Übertragung des traditionellen Lagerdenkens werden - bewusst
oder unbewusst - auch Assoziationen transportiert, die ich im
Folgenden zugegebenermaßen etwas pointiert skizzieren möchte:

o    Wer gegen Eigentum ist, vertritt damit automatisch eine radikale
     linke Position. Aber wie die jüngere Geschichte mit dem
     Zusammenbruch der kommunistischen Staaten bereits gezeigt hat,
     gibt es keine wirkliche Alternative zu einer Wirtschaftsordnung,
     die auf dem Schutz von privatem Eigentum gründet. Daher liegt das
     "linke Lager" mit ihren Theorien und Positionen auch in dieser
     neuen Debatte falsch, denn nur der Schutz von geistigem Eigentum
     ermöglicht Fortschritt und Wohlstand. Eine Gesellschaft, in der
     sich das Prinzip des "Copyleft" und die Abschaffung (oder auch
     nur Einschränkung) des Patentschutzes durchsetzen würde, wäre
     daher im Zeitalter der digitalen Wissensökonomie unweigerlich
     ebenso dem wirtschaftlichen Niedergang preisgegeben, wie es die
     früheren kommunistischen Staaten waren.

o    Seit John Locke und John Stuart Mill ist es gute liberale
     Tradition, die freiheitlichen Rechte und Interessen der Bürger
     gegen Machtkonzentration und Machtmissbrauch zu verteidigen.
     Zentraler Eckpfeiler ist dabei das Recht auf privates Eigentum,
     dessen Schutz eine hohe Priorität genießen muss. Die Geschichte
     hat gezeigt, dass Fortschritt, Wohlstand und die bürgerlichen
     Freiheitsrechte nur dort gedeihen, wo privates Eigentum geachtet
     und geschützt wird. Folglich stehen die Verteidiger des so
     genannten "geistigen Eigentums" in der Tradition des Liberalismus
     und sind daher dem liberalen Lager zuzurechnen. Damit stehen die
     Befürworter von so genanntem "geistigen Eigentum" für
     Fortschritt, Wohlstand und die Wahrung der freiheitlichen Rechte
     der Bürger im Zeitalter der digitalen Wissensökonomie.

Eine solche Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist meiner Meinung nach
nicht nur fatal, da sie die Chancen für eine breite öffentliche
Akzeptanz einer Kritik am so genannten "geistigen Eigentum" deutlich
verschlechtert, sondern auch schlichtweg falsch. Denn gerade aus der
Perspektive liberaler Theorien ergeben sich wichtige Hinweise darauf,
dass der eigentumsrechtliche Schutz von 'Wissen & Information' im
digitalen Zeitalter genau das Gegenteil von dem bewirkt, was dem
Liberalismus zufolge das Resultat des eigentumsrechtlichen Schutz von
materiellen Gütern ist: Der eigentumsrechtliche Schutz von 'Wissen &
Information' verhindert Fortschritt und Wohlstand und stellt eine
ernste Gefahr für die bürgerlichen Freiheitsrechte dar. Doch dazu
später mehr.

[II] Eine liberale Argumentation als Erklärungsansatz dafür, was mit der Keimformthese gemeint sein könnte
----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ein zweiter Punkt, warum ich es für interessant halte, hier vom
Standpunkt liberaler Theorie aus zu argumentieren, ist die Annahme,
dass sich unsere kapitalistische Gesellschaft gerade aufgrund der
Durchsetzung liberaler Grundsätze über die kapitalistische Logik
hinausentwickeln kann, um sich zunehmend nach der Logik einer anderen
ökonomischen Ressource zu strukturieren und zu organisieren, die ich
in diesem Vortrag zunächst nur als 'Wissen & Information' bezeichnen
möchte. Anders ausgedrückt: Ich gehe von der Annahme aus, dass eine
liberale Argumentation helfen kann zu verstehen, was passiert und auf
welche Weise es passiert, wenn wir von der Keimformthese reden. Kann
es demnach sein, dass sich das kapitalistische System, das sich nach
der Logik von Kapital strukturiert und organisiert, gerade aufgrund
der Logik von Kapital über die eigene Systemlogik hinausentwickelt?
Dass sich unsere Gesellschaft also aufgrund seiner immanenten
kapitalistischen Logik und aufgrund der zunehmenden Durchsetzung
liberaler Grundsätze hin zu einer Wissensgesellschaft entwickelt, die
sich nicht mehr primär nach der Logik von Kapital, sondern primär nach
der Logik von 'Wissen & Information' strukturiert und organisiert?

[III] Exkurs: Der Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus
-----------------------------------------------------------

Bevor ich Ihnen die These auseinandersetze, wonach sich der
Kapitalismus aufgrund seiner systemimmanenten Logik über eben diese,
seine eigene Systemlogik, hinausentwickeln könnte, möchte ich zunächst
am Beispiel früherer Entwicklungen skizzieren, was damit gemeint ist -
und zwar am Beispiel des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus:
Die zentrale Ressource des Feudalismus war 'Grund & Boden'; die
Eigenschaften und die der Ressource 'Grund & Boden' innewohnende Logik
bestimmten im wesentlichen

o    (aus der Makroperspektive) die Herrschaftsstrukturen der
     feudalistischen Gesellschaft, denn das zentrale Charakteristikum
     feudaler Gesellschaftsstrukturen ergab sich im wesentlichen aus
     der funktionalen Differenzierung entlang der Ressource 'Grund &
     Boden': Einerseits eine Schicht, die auf die Sicherung und (wo
     möglich) Ausdehnung der Kontrolle über 'Grund & Boden'
     spezialisiert war, und andererseits eine Schicht, die für die
     Bewirtschaftung des 'Grund & Bodens' zuständig war;[3]

o    (aus der handlungstheoretischen Perspektive) welches Handeln
     rational war und welches nicht: Das zentrale
     Rationalitätskriterium war für die herrschende Schicht die Frage,
     ob eine Handlung bzw. eine Handlungsstrategie zur Sicherung und
     (wo möglich) Ausdehnung der Kontrolle über die Ressource 'Grund &
     Boden' beitragen konnte, oder diese gefährdete - alleine von
     dieser Frage hing letztlich die Sicherung des eigenen
     Herrschaftsanspruchs ab.

Der ein oder andere mag hier nun einwenden, dass damit die
Verhältnisse im Feudalismus zu sehr vereinfacht würden; der eine oder
andere wird mich beispielsweise fragen wollen, welche Rolle denn dann
beispielsweise das kapitalistische Unternehmertum im Feudalismus
gespielt hat, das es ja ganz zweifellos in dieser Epoche gab. Nun, zum
einen geht es mir hier nur darum, auf den - meiner Meinung nach -
wesentlichen Kern feudaler Gesellschaften hinzuweisen. Was die
kapitalistischen Unternehmer im Feudalismus anbelangt, so möchte ich
ihre Stellung und Rolle innerhalb feudaler Gesellschaften mit der der
"Wissensarbeiter" innerhalb kapitalistischer Gesellschaften
vergleichen: Obwohl sie eine wichtige Rolle innerhalb und für das
jeweilige gesellschaftliche System spiel(t)en, so muss dennoch das
Verhältnis sowohl der kapitalistischen Unternehmer im Feudalismus wie
auch der Wissensarbeiter im Kapitalismus insofern als prekär
bezeichnet werden, als ihre Tätigkeit jeweils Rahmenbedingungen
erfordert(e), die in einem latenten Spannungsverhältnis zur
herrschenden gesellschaftlichen Systemlogik standen bzw. stehen. Auch
wenn Wissenschaft und Forschung für die kapitalistische Gesellschaft
schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat, so wird doch niemand
bestreiten wollen, dass es ungeachtet dessen im wesentlichen die Logik
der Ressource Kapital ist, die für die kapitalistische Gesellschaft
insgesamt strukturdominant ist. Auf ganz ähnliche Weise lässt sich
meiner Meinung nach auch die Stellung kapitalistischer Unternehmer
innerhalb feudaler Gesellschaften charakterisieren.

Doch zurück zur Annahme, der Feudalismus habe sich aufgrund der
eigenen Systemlogik über ebendiese Logik hinausentwickelt: Kurz gesagt
wurde die Ressource Kapital im Feudalismus gerade aufgrund der
feudalen Systemlogik (die sich primär an der Ressource 'Grund & Boden'
orientierte) für die feudale Herrschaftselite immer wichtiger, da die
Fähigkeit zur effektiven und effizienten Nutzung der Ressource Kapital
in immer stärkerem Maße über Ausdehnung oder Verlust territorialer
Herrschaft entschied.[4] Der militärisch ausgetragene Konkurrenzkampf
um Kontrolle über 'Grund & Boden' war damit ein entscheidender Motor
der Entstehung moderner kapitalistisch geprägter Nationalstaaten sowie
des Aufstiegs des Bürgertums als der neuen gesellschaftlichen
Trägergruppe - Entwicklungen, die sich in Form tief greifender
gesellschaftlicher Umwälzungen ihre Bahn brachen, in deren Zuge es zur
Durchsetzung bürgerlicher Interessen und damit einhergehend zur
zunehmenden Strukturdominanz der Ressource Kapital kam, an deren Logik
sich Produktion und Reproduktion von Gesellschaft nun primär zu
orientieren hatte. Im Laufe dieses, über einen langen Zeitraum
andauernden Interessenkonflikts zwischen Adel/feudalen Grundbesitzern
einerseits und dem Bürgertum/kapitalistischen Unternehmern
andererseits, artikulierten und legitimierten sich die Interessen und
Positionen des aufstrebenden Bürgertums durch den Liberalismus und
seinen politischen und ökonomischen Theorien.

3. Ist aufgrund der kapitalistischen Systemlogik eine Entwicklung hin zu einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus möglich?
==============================================================================================================================

Nach diesem Exkurs komme ich nun zurück zur Ausgangsthese, wonach es
dem Kapitalismus innewohnende Entwicklungslogiken gibt, die
grundsätzlich über diesen hinausweisen. Wie ich im Folgenden zeigen
möchte, ist der Prozess fortgesetzter Liberalisierung der
entscheidende Motor dieser Entwicklungslogik:

[I] Die Bedeutung von Innovationen für Unternehmen in liberalen Märkten
-----------------------------------------------------------------------

Ausgangspunkt meiner weiteren Argumentation ist zunächst
wirtschaftliche Liberalisierung - die Liberalisierung von Märkten.
Denn die zunehmende Liberalisierung der Gütermärkte führt zu einer
Intensivierung des Wettbewerbs und damit zum Absinken der
Kapitalrendite. Gleichzeitig steigt aber durch die Liberalisierung der
Finanzmärkte der Druck auf Unternehmen, im Wettbewerb um Kapital eine
möglichst hohe Kapitalrendite zu erwirtschaften. Diesem Dilemma
begegnen Unternehmen durch zwei Strategien:

o    Steigerung der Kapitalproduktivität (und damit indirekt der
     Kapitalrendite) durch Effizienz- und/oder
     Effektivitätssteigerung: Angestrebt wird hier ein größerer Output
     bei gleichem Ressourceneinsatz bzw. gleicher Output bei
     geringerem Ressourceneinsatz. Beides ist nur durch
     Prozessinnovation möglich - also durch die Entwicklung und den
     Einsatz von neuem Wissen!

o    Steigerung der Kapitalrendite durch Produktinnovation: Durch
     Produktinnovation wird die Alleinstellung auf einem Markt
     angestrebt, die zumindest zeitlich begrenzt die Erzielung einer
     höheren Kapitalrendite ermöglicht.[5] Zu beachten ist, dass neues
     Wissen auch für Produktinnovationen die grundlegende
     Voraussetzung darstellt.

Hier wird bereits deutlich, darauf möchte ich an dieser Stelle kurz
hinweisen, dass ein zentrales Argument der Verfechter des Patentwesens
unzutreffend ist: Ohne Patentschutz, so wird immer wieder behauptet,
gäbe es keine Anreize für Unternehmen, innovativ tätig zu sein.
Tatsächlich aber wird hier deutlich, dass Wettbewerb Unternehmen dazu
zwingt, innovativ zu sein! Je intensiver der Wettbewerb auf (Güter-
und Finanz-)Märkten, desto wichtiger wird die Fähigkeit und die
Bereitschaft innovativ zu sein für das Überleben von Unternehmen. Doch
nun zurück:

[II] Innovationen verbessern die Rahmenbedingungen für die Erzeugung von Innovationen
-------------------------------------------------------------------------------------

Diese eben beschriebene Bedeutung von (Prozess- und Produkt-)
Innovation für das Überleben von Unternehmen in liberalisierten
Märkten führt also zu immer neuen Innovationen, wobei manche
Innovationen ihrerseits die Bedingungen für die Entstehung von
Innovationen verbessern. Die Rahmenbedingungen für die Entstehung von
Innovationen werden vor allem verbessert durch

o    Produktinnovationen im Bereich digitaler I&KT, sowie

o    Prozessinnovationen im Bereich des inter- und
     intraorganisationellen Wissensmanagements.

[III] Zunehmende Bedeutung von (neuem) Wissen bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust klassischer Kapitalgüter
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Folge von [I] und [II] ist eine zunehmende Beschleunigung der
Innovationsrate. Daraus resultiert in letzter Konsequenz wiederum
zweierlei:

o    Erstens eine zunehmende Bedeutung von (neuem) Wissen...

1.   ...als entscheidende Voraussetzung für die Erzielung einer
     Kapitalrendite in liberalisierten Märkten, da neues Wissen
     konstitutiv ist für das Hervorbringen von Innovationen;[6]

2.   ...zur Bewältigung der Nebenfolgen von Innovationen;

o    zweitens ein tendenzieller Bedeutungsverlust klassischer
     Kapitalgüter: Die Beschleunigung der Innovationsrate bedeutet aus
     der Perspektive von Unternehmen einen immer schnelleren und oft
     unvorhersehbaren Wandel der Unternehmensumwelt; dieser Wandel
     erhöht jedoch das Risiko eines unvorhersehbar schnellen
     Wertverlustes bei Kapitalgütern, weshalb für den
     Unternehmenserfolg Kapitalgüter immer riskanter, sog.
     "Humankapital" hingegen immer wichtiger wird.[7]

** Unable to import figure Eissler.png **

Schaubild: Der Zusammenhang zwischen Marktliberalisierung & der
zunehmenden Bedeutung von Innovation

Entlang dieser drei Schritte [I] bis [III] habe ich nun also kurz
skizziert, warum durch die Liberalisierung der Märkte und aufgrund der
Logik des kapitalistischen Systems - Wissen (vor allem neues Wissen -
aber auch insgesamt die Wissensarbeit, die z.B. auch die Vermittlung
von Wissen beinhaltet) immer wichtiger wird, und warum dadurch
wiederum klassische Kapitalgüter immer mehr an Bedeutung verlieren.
Inwiefern kann aber nun von der grundsätzlichen Möglichkeit
ausgegangen werden, dass diese, dem Kapitalismus unter der Bedingung
zunehmender Liberalisierung innewohnende Entwicklungsdynamik, über
eine kapitalistische Systemlogik hinaus tragen kann?

[IV] Unterschiedliche institutionelle Voraussetzungen für einen effizienten, effektiven und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen Kapital <=> 'Wissen & Information'
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ausgangspunkt meiner weiteren Argumentation ist nun die Annahme, die
sich aus liberalen ökonomischen Theorien herleiten lässt, wonach

1.   der Wohlstand und die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft von
     der Effektivität und Effizienz im Umgang mit knappen Ressourcen
     abhängt;

     wobei unter den Bedingungen liberalisierter Märkte

2.   die relative Effizienz und Effektivität einer Wirtschaftseinheit
     (eines Unternehmens oder einer Volkswirtschaft) im Umgang mit
     knappen Ressourcen letztlich in der Höhe der Kapitalrendite zum
     Ausdruck kommt, die diese Wirtschaftseinheit erwirtschaft.

Da wir nun aber oben bereits festgestellt haben, dass auf
liberalisierten Märkten die Sicherung oder gar Steigerung der
Kapitalrendite ganz wesentlich von (Prozess-/Produkt-)Innovationen
abhängt, für die wiederum neues Wissen konstitutiv ist, kann man nun
folgendes sagen:

(A) Wohlstand und Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft hängen ganz
wesentlich von ihrer Fähigkeit ab, solches neues Wissen (nW) zu
generieren, das für die Entwicklung von Innovationen (I) notwendig
ist, mit denen die Produktivität und Rentabilität bei der Nutzung von
Kapital (K) gesteigert (K{(Rend>0)}) werden kann.[8]

(B) Ob nun eine Gesellschaft dieses neue Wissen (nW=>(I=>K{(Rend>0)}))
tatsächlich generiert, hängt wiederum davon ab, ob die entscheidenden
Informationen (Inf), die für die Generierung dieses neuen Wissens
notwendig sind, zu denjenigen Personen gelangen, die über das
notwendige Ausgangswissen (AW) verfügen, das sie unter Verwendung
dieser Informationen zur Erzeugung des neuen Wissens befähigt.[9]

(C) Damit hängt der Wohlstand und die Leistungsfähigkeit einer
Gesellschaft ganz wesentlich von

1.   der Effizienz,

2.   der Effektivität und

3.   der Nachhaltigkeit der Allokation[10] derjenigen Informationen
     (Inf) ab, für die gilt

     (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend>0)}))

1.   Die Effektivität der Allokation misst sich an der
     Wahrscheinlichkeit, mit der in einem bestimmten Zeitraum die
     Information (Inf) auf das entsprechende Wissen (AW) trifft,
     wodurch dann das Ereignis (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend>0)}))
     ermöglicht wird.

2.   Aussagen über die Effizienz der Allokation von (Inf) lassen sich
     in einer ersten Annäherung herleiten aus dem Verhältnis zwischen

     1.   dem volkswirtschaftlichen Nutzen der sich aus dem Ereignis

          (Inf /\ AW)=>(nW=>(I)) in Form einer Rendite {(Rend)}
          ergibt, die aus dem eingesetzten Kapital (K) erwirtschaftet
          werden kann, und

     2.   den volkswirtschaftlichen Kosten, die insgesamt für die
          Realisierung dieses Ereignisses anfallen (der Einfachheit
          halber beschränken wir die Kosten hier auf die Höhe des
          Kapitaleinsatzes (K)).[11]

3.   Die Nachhaltigkeit des Ereignisses (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend
     > 0)})) hängt v.a. davon ab, wie sich dieses Ereignis zum
     Zeitpunkt t=0 auf zukünftige Ereignisse

     (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend > 0)})) auswirkt.

     Dabei ist das Ereignis (Inf /\
     AW{(t=0)})=>(nW{(t=1)}=>(I=>K{(Rend>0)})) um so nachhaltiger

     1.   je größer das Potential des bei diesem Ereignis entstandenen
          neuen Wissens nW{(t=1)} ist, um seinerseits als
          Ausgangswissen (nW{(t=1)}=AW{(t=2)}) dienen, und durch die
          Verarbeitung von Informationen solches neues Wissen
          (nW{(t=3)}) generieren zu können, durch das seinerseits
          wieder Innovationen generiert werden können, die zu einer
          zukünftigen Steigerung der Kapitalrendite beitragen
          können;[12]

     2.   je größer das Potential der Innovation (I{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])}) ist, um
          ihrerseits dazu beitragen zu können, dass folgender
          zukünftige Zusammenhang gewährleistet wird:

          (AW{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])} /\ Inf)=>nW{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])}=AW{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])} wobei gilt,
          dass nW{(t=x+y)}=>(I{(t=x+y[PHONE NUMBER REMOVED])}=>K{(Rend>0)}) | x>=1 und
          y>=3

          Dieser Zusammenhang kann durch eine Innovation (I{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])})
          dann gewährleistet werden,

          1.   wenn es sich bei der Innovation um eine neue
               Information ((I{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])})=*Inf) handelt, die zur
               Generierung von neuem Wissen (nW{(t=x+y)}) beitragen
               kann, für das gilt

               (AW{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])} /\ *Inf)=>nW{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])}=AW{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])} wobei
               nW{(t=x+y)}=>(I=>K{(Rend>0)}) | x>=1 und y>=3.

          2.   wenn es sich bei der Innovation (I{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])}) um eine
               Prozess- oder Produktinnovation handelt, durch die die
               Effektivität und Effizienz der zukünftigen Allokation
               von Informationen (vgl. 1. und 2.) verbessert werden
               kann.

Zu Punkt [IV] (C) 1.: Die institutionellen Voraussetzungen für eine effektive Allokation von Informationen im Vergleich zur effektiven Allokation knapper Güter
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Kommen wir nun zurück zu der obigen Feststellung, wonach Wohlstand und
die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft ganz wesentlich von der
Effektivität der Allokation derjenigen Informationen (Inf) abhängt,
für die gilt

(Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend>0)}))

Dabei habe ich angedeutet, dass sich die Effektivität der Allokation
an der Wahrscheinlichkeit misst, mit der in einem bestimmten Zeitraum
die Information (Inf) auf das entsprechende Wissen (AW) trifft, und
damit das Ereignis Inf+AW=>nW stattfindet.

Im Rahmen dieses Vortrags möchte ich mich nun darauf beschränken zu
zeigen, dass die Institutionen des Marktes und des Eigentums aus den
gleichen Gründen, aus denen sie liberalen Theorien zufolge für
natürlicherweise knappe Güter eine hohe allokative Effektivität
ermöglichen, für eine effektive Allokation von natürlicherweise nicht
knappen Informationen gänzlich ungeeignet sind:

(A) Kommen wir dabei zunächst zu der Frage, wie liberalen ökonomischen
Theorien zufolge Märkte für eine effektive Allokation knapper Gütern
sorgen. Ausgangspunkt ist dabei die Einsicht, dass Informationen die
Voraussetzung dafür sind, um Entscheidungen darüber treffen zu können,
wo welche knappe Ressource eingesetzt werden sollte, damit aus ihr der
größtmögliche volkswirtschaftliche Nutzen resultieren kann. Liberale
ökonomische Theorien gehen nun davon aus, dass es durch zentrale
Planung nicht möglich ist, zeitnah die unermessliche Fülle notwendiger
Informationen zu erheben und zu verarbeiten, die notwendig wären, um
eine optimale Allokation knapper Ressourcen zu gewährleisten[13].
Vielmehr könnten die für eine effektive Allokation knapper Güter
relevanten Informationen nur dezentral gewonnen und verarbeitet
werden: Indem auf Märkten ermittelt wird, wo zu einem bestimmten
Zeitpunkt das Gleichgewicht zwischen dem Angebot eines knappen Gutes
und Nachfrage nach diesem Gut liegt. Ausdruck findet dieses
Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im so genannten
Marktpreis. Damit liefern also Preise die entscheidenden Informationen
für die optimale Allokation knapper Güter über Märkte.[14]

Nun stellt sich uns allerdings die Frage, ob das was liberalen
ökonomischen Theorien zufolge für natürlicherweise knappe Güter gilt,
auch für Informationen gilt. Das entscheidende Problem ist hier meiner
Meinung nach, dass der eigentumsrechtliche Schutz einer Information
eine künstliche Verknappung dieser Information darstellt. Denn erst
durch diese künstliche Verknappung sind Informationen überhaupt als
Waren über Märkte handelbar. Daraus resultiert allerdings ein
Informationsdilemma beim Tausch von Informationsprodukten über Märkte,
das im Folgenden beschrieben werden soll:

1.   Preise von (natürlicherweise nicht knappen) Informationsprodukten
     spiegeln keine natürliche Knappheit, sondern eine willkürlich
     gesetzte Knappheit wieder; daher können Preise im Falle von
     Informationsprodukten keine sinnvollen Informationen über die
     Knappheit oder den Nutzen eines Informationsproduktes in Relation
     zu anderen (knappen) Gütern liefern.

2.   Ob ein Informationsprodukt für den potentiellen Kunden einen
     Nutzen hat und wie groß dieser Nutzen ist (wovon ja bei einem
     rationalen Akteur die Kaufentscheidung abhängen sollte, wie die
     liberale ökonomische Theorie fordert) kann der potentielle Kunde
     erst durch den Konsum des Informationsproduktes mit ausreichender
     Sicherheit feststellen - dies würde jedoch den anschließenden
     Kauf des Informationsproduktes in den meisten Fällen erübrigen.

Dies sind erste wichtige Hinweise dafür, dass das, was liberalen
ökonomischen Theorien zufolge für knappe materielle Güter gilt, für
'Wissen & Information' eben nicht gelten kann: Märkte, auf denen
'Wissen & Information' als Waren gehandelt werden, ermöglichen eben
gerade keine effektive Allokation dieser Ressource.

(B) Liberale ökonomische Theorien gehen davon aus, dass die
effektivste Allokation knapper Güter unter der Bedingung vollständiger
Konkurrenz[15] erfolgen würde. Daher stellt sich nun die Frage, wie
nahe Märkte für künstlich verknappte Informationsprodukte dem Modell
eines "idealen Marktes" unter vollständiger Konkurrenz kommen:

1.   Bedingung: Polypol

     Ein Markt unter vollständiger Konkurrenz setzt voraus, dass bei
     einem Produkt viele Anbieter auf viele Nachfrager treffen. Dies
     ist bei Märkten für Informationsprodukte zwingend nicht der Fall,
     da durch Institutionen zum Schutz so genannten "geistigen
     Eigentums" die Verfügungsrechte an einem bestimmten
     Informationsprodukt immer exklusiv einem bestimmten Eigentümer
     zugesichert werden - ein Eigentumstitel an einem
     Informationsprodukt entspricht daher einem staatlich
     zugesicherten Monopol .

2.   Bedingung: Homogenität der Güter

     Weiterhin wird nach liberaler ökonomischer Theorie gefordert,
     dass auf einem "idealen" Markt möglichst homogene bzw. leicht
     vergleichbare Waren miteinander konkurrieren. Auf Märkten für
     Informationsprodukte konkurrieren nie homogene oder einfach
     vergleichbare Produkte miteinander. Dieser Umstand, dass
     ausschließlich voneinander verschiedene Informationsprodukte
     miteinander konkurrieren, wiegt wegen des oben unter (A)
     beschriebenen Informationsdilemmas umso schwerer.

3.   Bedingung: Markttransparenz

     Aufgrund des oben beschriebenen Informationsdilemmas kann auch
     ausgeschlossen werden, dass alle Marktteilnehmer jederzeit und
     vollständig über alle relevanten Informationen verfügen können,
     die sie idealerweise einer Kaufentscheidung zugrunde legen
     müssten.

4.   Bedingung: Die Präferenzlosigkeit der Marktteilnehmer

     Dieser Forderung liegt der Gedanke zugrunde, dass wirkliche
     Konkurrenz nur dann gegeben ist, wenn keine persönlichen
     Vorlieben oder Abneigungen zwischen den Marktteilnehmern
     bestehen, da Wettbewerb sonst durch irrationale Faktoren
     unterlaufen würde. In diesem Zusammenhang rückt vor allem der
     Markenschutz in den Blickpunkt. Die ökonomische Rechtfertigung
     des Markenschutzes zielt vor allem auf die Verringerung von
     Informationskosten auf Seiten der Nachfrager ab[16]. Andererseits
     kann gesagt werden, dass mit dem Markenrecht eine Institution zum
     Schutz so genannten "geistigen Eigentums" massiv dazu beiträgt,
     dass Wettbewerb unterlaufen werden kann, indem durch diverse
     Maßnahmen zur "Imagepflege" von Marken auf einer weitgehend
     irrationalen Ebene Einfluss auf die persönlichen Präferenzen von
     Nachfragern genommen wird (...Bedürfnisse geschaffen werden) und
     dadurch rationale Entscheidungskriterien in den Hintergrund
     gedrängt werden[17]. Diese wettbewerbsverzerrende Rolle des
     Markenrechts betrifft natürlich alle Märkte; allerdings gibt es
     Grund zu der Annahme, dass aufgrund des oben beschriebenen
     Informationsdilemmas auf Märkten künstlich verknappter
     Informationsprodukte - also aufgrund des weitgehenden Fehlens von
     Informationen, die eine rationale Entscheidungsfindung
     ermöglichen würden - Nachfrager stärker bereit sind, irrationale
     Informationen zur Entscheidungsfindung heranzuziehen.

5.   Bedingung: Rationales Verhalten aller Marktteilnehmer

     Aus dem bisherigen kann daher geschlossen werden, dass gerade auf
     Märkten künstlich verknappter Informationsgüter die
     Rahmenbedingungen äußerst schlecht sind, um allen
     Marktteilnehmern rationales Verhalten zu ermöglichen.

Fassen wir zusammen: Märkte für künstlich verknappte
Informationsprodukte weichen nicht nur vom Ideal eines Marktes unter
vollständiger Konkurrenz ab (wie dies wohl bei allen real
existierenden Märkten für knappe Güter mehr oder weniger der Fall
ist), vielmehr negieren Märkte für künstlich verknappte
Informationsprodukte fast alle Bedingungen, die liberalen ökonomischen
Theorien zufolge für einen idealen Markt und damit für ein Optimum an
allokativer Effektivität notwendig wären. Berücksichtigt man dazu noch
das oben beschriebene Informationsdilemma beim Tausch von künstlich
verknappten Informationen über Märkte, so ist der Schluss zwingend,
dass aus der Perspektive liberaler ökonomischer Theorien die
Allokation künstlich verknappter Informationen über Märkte weniger
effektiv sein muss, als dies ohne eine künstliche Verknappung von
Informationen durch die Institution des so genannten "geistigen
Eigentums" der Fall wäre.

Damit konnte also gezeigt werden, dass "Markt" und "Eigentum" als
institutioneller Rahmen für die Allokation der Ressource 'Wissen &
Information' lediglich eine suboptimale wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit und nur ein suboptimales Wohlstandsniveau
ermöglichen, da sie die Wahrscheinlichkeit verringern, dass die
Information (Inf) auf das entscheidende Wissen (AW) trifft, und somit
das Ereignis

     (Inf /\ AW)=(nW=>(I=>K{(Rend>0)}))>

stattfindet.

Zu Punkt [IV] C 2.: Die institutionellen Voraussetzungen für eine effiziente Allokation von Informationen im Vergleich zur effizienten Allokation knapper Güter
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Kommen wir nun zu der obigen Feststellung, wonach Wohlstand und die
Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft ganz wesentlich von der
Effizienz der Allokation derjenigen Informationen (Inf) abhängt, für
die gilt

     (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend>0)})).

In diesem Zusammenhang habe ich bereits angedeutet, dass sich Aussagen
über die Effizienz der Allokation von Inf in einer ersten Annäherung
herleiten lassen aus dem Verhältnis zwischen

(A) dem volkswirtschaftlichen Nutzen der sich aus dem Ereignis (Inf /\
AW)=>(nW=>(I)) in Form einer Rendite {(Rend)} ergibt, die durch (I)
aus dem eingesetzten Kapital (K) erwirtschaftet werden kann, und

(B) den volkswirtschaftlichen Kosten, die insgesamt für die
Realisierung dieses Ereignisses (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)}))
anfallen.

(A) Kommen wir zunächst zu der Frage, wie sich die Institution des so
genannten "geistigen Eigentums" auf den volkswirtschaftlichen Nutzen
des Ereignisses (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) auswirkt:

Der volkswirtschaftliche Nutzen von (Inf /\ AW) ergibt sich aus der
Innovation (I), die aus diesem Ereignis resultiert (wobei es sich bei
der Innovation sowohl um eine Information als auch um eine
(Prozess-/Produkt-)Innovation handeln kann). Damit interessiert uns
hier also, wie sich der eigentumsrechtliche Schutz einer Innovation
(I) auf den volkswirtschaftlichen Nutzen von (I) auswirkt. Bei der
Klärung dieser Frage ist die Tatsache von Bedeutung, dass der
eigentumsrechtliche Schutz einer Innovation (I) ein staatlich
gewährtes Monopol darstellt. Auf der Grundlage liberaler ökonomischer
Theorien lässt sich nun ganz allgemein sagen, "dass das Monopol zu
einer unter Wohlfahrtsgesichtspunkten suboptimalen Unterversorgung des
Marktes führt" (Feess 1997:332), denn das "Problem in einem
monopolisierten Markt liegt darin begründet, dass die Unternehmung
eine Gütermenge produziert und verkauft, die unter der Menge liegt,
die für das volkswirtschaftliche Maximum von Wohlfahrt und
Gesamtrenten erforderlich ist" (Mankiw 2001:354). Der
volkswirtschaftliche Nutzen des Ereignisses (Inf /\ AW) verringert
sich durch die Institution des so genannten "geistigen Eigentums" also
deshalb, weil dadurch das Ergebnis von (Inf /\ AW) - also die
Innovation (I) - in geringerem Umfang zur Anwendung kommt (und damit
in geringerem Umfang renditesteigernd wirksam werden kann) als dies
ohne den eigentumsrechtlichen Schutz von (I) der Fall wäre.[18]

Auf diese Problematik möchte ich kurz am Beispiel des
patentrechtlichen Schutzes einer (Produkt-/Prozess-)Innovation
eingehen. Durch das Patentrecht kommt es aus folgenden Gründen zum
Ausschluss potentieller Anwender von der Nutzung der Innovation (I):

1.   können Inhaber von Patenten Dritte an der Nutzung ihrer Patente
     hindern, wenn sie befürchten müssen, dass ihnen aufgrund der
     Anwendung der Innovation durch Dritte Nachteile entstehen.

2.   sind aber selbst dann, wenn Patentinhaber die Nutzung ihrer
     patentierten Innovation gegen die Zahlung einer Lizenzgebühr
     erlauben, immer noch all jene von der Nutzung dieser Innovation
     ausgeschlossen, die sich die Zahlung hoher Lizenzgebühren nicht
     leisten können.

Warum verringert nun dieser Ausschluss potentieller Anwender das
wohlstands-steigernde Potential dieser Innovation? Kurz gesagt
deshalb, weil sich hierdurch die Wahrscheinlichkeit verringert, dass
die Innovation (I) tatsächlich wohlfahrtsmaximierend zur Anwendung
kommt.[19] Besonders offensichtlich wird dies bei Innovationen im
Bereich so genannter Cluster-Technologien. Denn um im Bereich von
Cluster-Technologien innovativ (und damit wohlstandssteigernd) tätig
sein zu können, ist man auf die Möglichkeit der Nutzung einer ganzen
Reihe anderer (patentierter) Innovationen angewiesen.

Da es sich

1.   bei der Anmeldung,

2.   der Verwaltung, vor allem aber

3.   bei der Verteidigung/ Durchsetzung von Patenten gegenüber Dritten
     und

4.   bei der Nutzung der Patente Dritter [20]

um z.T. sehr kostspielige Unterfangen handelt, erwächst aus der
Institution des Patentrechts ein erheblicher Wettbewerbsvorteil für
kapitalstarke Großunternehmen gegenüber kapitalschwächeren KMUs und
unternehmerisch tätigen Einzelpersonen. Aufgrund von 3. und 4. stellt
die Institution des Patentrechts besonders im Bereich so genannter
Cluster-Technologien ein kaum zu überschätzender struktureller
Wettbewerbsvorteil für kapitalstarke Großunternehmen gegenüber den oft
wesentlich innovativeren Kleinunternehmen und Freelancern dar. Da es
sich gerade bei "Zukunfts- bzw. Schlüsselbranchen" wie der
Biotechnologie und IKT um solche Clustertechnologien handelt, wird
durch das Patentrecht in diesen besonders wichtigen Bereichen ein
Konzentrationsprozess sowie der Ausschluss potentieller Innovatoren
gefördert.

(B) Kommen wir nun zu der Frage, wie sich die Institution des so
genannten geistigen Eigentums auf die volkswirtschaftlichen Kosten
auswirkt, die bei der Realisierung des Ereignisses (Inf /\
AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) anfallen:

Im Folgenden soll nun kurz angedeutet werden, warum sich die Kosten,
die bei der Realisierung des Ereignisses (Inf /\
AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) anfallen, durch die Institution des so
genannten "geistigen Eigentums" aufgrund (1) der gesellschaftlichen
Kosten, die zu einer effektiven Durchsetzung der Institution notwendig
sind, (2) der höheren Suchkosten, (3) der höheren Preise, die für den
Zugang bzw. die Nutzung von Informationen und Innovationen entrichtet
werden müssen sowie (4) der erhöhten Rechtsunsicherheit erhöhen.

(1) Ein effektiver Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" ist in
vielerlei Hinsicht ungleich schwieriger, aufwändiger und
folgenreicher, als der Schutz von Eigentum an knappen materiellen
Gütern:

1.   So ist es häufig schwierig, überhaupt zu klären, ob eine
     Verletzung geistiger Eigentumsrechte vorliegt (u.a. daraus
     resultiert die unter Punkt (4) angedeutete Rechtsunsicherheit).

2.   Aufgrund des globalen Mediums Internet und aufgrund der
     Digitalisierung können Eigentumsdelikte im Bereich des sog.
     "geistigen Eigentums" nur schwer unterbunden werden, denn wenn
     irgendwo auf der Welt eine Raubkopie in Umlauf kommt, ist dies im
     Zeitalter des Internets mit einer globalen Verbreitung der
     Raubkopie gleichzusetzen.

Wie ich in Eissler (2004: Kap. 3.2.5) zu zeigen versuche, entstünde
durch die Implementierung eines wirklich effektiven Schutzregimes auf
der Grundlage des globalen digitalen Mediums Internet erstens direkt
und indirekt enorme finanzielle Kosten, darüber hinaus würde dies aber
auch - zweitens - zu einer fundamentalen Gefährdung bürgerlicher
Freiheitsrechte führen.

(2) Des Weiteren erhöhen sich aufgrund des oben beschriebenen
Informationsdilemmas, das aufgrund des eigentumsrechtlichen Schutzes
von Informationen entsteht, die Kosten erheblich, die bei der Suche
nach Informationen anfallen.

(3) Aufgrund des Monopols, über das der "Eigentümer" einer Information
oder Innovation verfügt, müssen Dritte für den Zugang zur Information
bzw. für die Nutzung der Innovation höhere Preis zahlen, als dies ohne
den eigentumsrechtlichen Schutz der Information bzw. Innovation der
Fall wäre. Die Differenz zwischen dem Preis, der ohne den
eigentumsrechtlichen Schutz bezahlt werden müsste, und dem Preis, der
aufgrund des eigentumsrechtlichen Schutzes bezahlt werden muss,
stellen zusätzliche Kosten dar.

(4) Nicht zuletzt verursacht die Rechtsunsicherheit, die für
wirtschaftliche Akteure erst durch die Institution zum Schutz von so
genanntem "geistigen Eigentum" entsteht, erhebliche Kosten.[21]

Fassen wir erneut zusammen: Es lässt sich also zum einen zeigen, dass
durch die Institution zum Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum"
der volkswirtschaftliche Nutzen, der aus dem Ereignis (Inf /\ AW)
resultiert, deutlich geringer ausfällt, als dies ohne diese
Institution der Fall wäre. Gleichzeitig fallen gerade durch die
Institution zum Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" höhere
Kosten bei der Realisierung des Ereignisses (Inf /\
AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) an, als dies ohne diese Institution der Fall
wäre. Damit verringert sich also durch die Institution zum Schutz von
so genanntem "geistigen Eigentum" die Effizienz, mit der das Ereignis
(Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) realisiert werden kann. Letztlich
bedeutet dies nichts anderes, als dass sich durch die Institution zum
Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" die Höhe der
Kapitalrendite verringert, die durch das Ereignis (Inf /\
AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) erwirtschaftet werden kann.

[V] Die Schlussfolgerung in kritischer Orientierung an der Neuen Insititutionenökonomik von Douglass North
----------------------------------------------------------------------------------------------------------

Douglass C. North (1992) versucht mit seinem institutionenökonomischen
Ansatz zu zeigen, dass sich im evolutionären Prozess
gesellschaftlicher Entwicklung langfristig diejenigen
Gesellschaftssysteme erfolgreich durchsetzen konnten, die zu einer
relativ hohen Effizienz und Effektivität im Umgang mit knappen
Ressourcen fähig waren, da sich dies in einer vergleichsweise höheren
Leistungsfähigkeit und einem höheren Wohlsandsniveau niederschlug.
Damit führt North die erfolgreiche Durchsetzung der modernen
kapitalistischen Wirtschaftsweise und den damit einhergehenden
Aufstieg des Nationalstaats westlicher Prägung im wesentlichen auf die
Durchsetzung der Institution des Eigentums (bzw. dessen
Ausdifferenzierung in Verfügungsrechte) zurück, da auf der Grundlage
von Eigentum überlegene Anreizstrukturen, sowie eine effiziente und
effektive Ressourcen-Allokation möglich wären.[22]

Nun konnte jedoch unter Punkt [IV] zweierlei gezeigt werden:

1.   Wenn der Wohlstand und die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft
     von der Effektivität und Effizienz im Umgang mit knappen
     Ressourcen abhängt, und wenn auf liberalisierten Märkten die
     relative Effizienz und Effektivität im Umgang mit knappen
     Ressourcen in der Höhe der erwirtschafteten Kapitalrendite zum
     Ausdruck kommt, dann hängt der Wohlstand und die
     Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft ganz wesentlich von ihrer
     Fähigkeit ab, solches neues Wissen zu generieren, das für die
     Entwicklung von Innovationen notwendig ist, mit denen die
     Produktivität und Rentabilität bei der Nutzung von Kapital
     gesteigert werden kann.[23]

     Gemäß des Grundarguments von North hinsichtlich des Zusammenhangs
     zwischen wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und
     gesellschaftlicher Entwicklung könnte man daher sagen, dass sich
     langfristig wohl diejenigen Gesellschaftsformen als die
     ökonomisch leistungsfähigeren durchsetzen, die ein hohes Maß an
     allokativer Effektivität und Effizienz im Umgang mit der
     Ressource 'Wissen & Information' ermöglichen.

2.   Allerdings konnte oben zweitens gezeigt werden, dass

     1.   die Allokation künstlich verknappter Informationen über
          Märkte weniger effektiv sein muss, als dies ohne eine
          künstliche Verknappung von Informationen durch die
          Institution des so genannten "geistigen Eigentums" der Fall
          wäre, und

     2.   sich aufgrund der geringeren allokativen Effizienz durch die
          Institution zum Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum"
          die Höhe der Kapitalrendite verringert, die durch das
          Ereignis (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend)})) erwirtschaftet
          werden kann.

     Damit ermöglichen "Markt" / "Eigentum" als institutioneller
     Rahmen für die Allokation der Ressource 'Wissen & Information'
     lediglich eine suboptimale wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und
     nur ein suboptimales Wohlstandsniveau.

Damit ist es also nicht die künstliche Verknappung der Ressource
'Wissen & Information' durch die Institution zum Schutz von so
genanntem "geistigen Eigentum", die ein Optimum an allokativer
Effektivität und Effizienz ermöglicht, sondern vielmehr

1.   die stetige Optimierung der institutionellen Rahmenbedingungen
     mit dem Ziel, eine maximale Zugänglichkeit zu Informationen (Inf)
     zu gewährleisten, sowie

2.   das Streben nach einem möglichst hohen Bildungs- bzw.
     Qualifikationsniveaus in der Gesellschaft, um so (AW) qualitativ
     und quantitativ zu maximieren.[24]

Die historische Evidenz eines Zusammenhangs zwischen den Punkten 1.[PHONE NUMBER REMOVED].
einerseits und gesellschaftlichem Fortschritt andererseits ist meiner
Meinung nach kaum zu übersehen. Dies bedeutet jedoch,

1.   dass die institutionellen Rahmenbedingungen grundverschieden
     sind, die für die knappe/endliche Ressource 'Grund & Boden' sowie
     die knappe Ressource Kapital einerseits, und die nicht
     knappe/generative Ressource 'Wissen & Information' andererseits
     notwendig sind, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer
     Gesellschaft und damit ihr Wohlstandniveau zu maximieren;

2.   [da der effektive und effiziente Umgang mit der Ressource Kapital
     zwar eine notwendige Bedingung, der effektive und effiziente
     Umgang mit der Ressource 'Wissen & Information' jedoch die
     hinreichende Bedingung für die Generierung von
     Wirtschaftswachstum darstellt, bedeutet dies jedoch auch
     zweitens] dass die Orientierung an der Logik und den
     Eigenschaften der Ressource 'Wissen & Information'
     letztentscheidend für die Gestaltung der institutionellen
     Rahmenbedingungen einer Gesellschaft sein sollte.

4. "The Clash of interests" auf dem Weg ins digitale Zeitalter
==============================================================

[I] Eine geringe Varietät gleichzeitig möglicher Entwicklungspfade auf dem Weg ins digitale Zeitalter
-----------------------------------------------------------------------------------------------------

Damit habe ich nun auf der Grundlage einer liberalen Argumentation in
groben Zügen dargelegt, warum ich denke, dass bereits im Kapitalismus
der "Keim" einer Wissensgesellschaft angelegt ist. Jedoch muss ich an
dieser Stelle mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass ich damit
keinesfalls einem Determinismus das Wort reden möchte! Im Rahmen
dieses Vortrags muss ich mich dabei auf den Hinweis beschränken, dass
ich die weitere Entwicklung für völlig offen halte: So wie aus dem
Industriezeitalter eine ganze Reihe unterschiedlicher
Gesellschaftsformen hervorgingen (der westliche Kapitalismus in seiner
angelsächsischen und "rheinischen" Ausprägung, aber auch
Agrarkapitalismus und zentrale Planwirtschaft), so sind auch im
"digitalen Zeitalter" ein breites Spektrum unterschiedlicher
Gesellschaftsformen denkbar - je nach dem, welche Interessen und
Akteure sich bei der sozioökonomischen Gestaltung des digitalen
Zeitalters durchsetzen werden. Setzen sich die Interessen politischer
Machtapparate durch? Die Interessen großer kapitalstarker Konzerne?
Oder aber die Interessen so genannter "Wissensarbeiter"?[25] Sicher
jedenfalls ist, dass es zum Teil erhebliche Interessenkonflikte
zwischen den verschiedenen Akteursgruppen gibt, wenn es um die
Gestaltung des anbrechenden digitalen Zeitalters geht. Und anders als
zu Beginn des Industriezeitalters sind heute der Varietät gleichzeitig
realisierbarer Entwicklungspfade relativ enge Grenzen gesetzt, da

1.   es sich beim Internet um ein globales Medium handelt, und

2.   die Volkswirtschaften in einen globalen institutionellen Rahmen
     eingebettet sind - hier denke ich beispielsweise an das
     TRIPs[26]-Abkommen, zu dessen Umsetzung sich alle WTO-Mitglieder
     verpflichtet haben.

Egal also, welche Interessen sich langfristig in der sozioökonomischen
Ausgestaltung des digitalen Zeitalters durchsetzen werden, die
Konsequenzen werden alle zu tragen haben! Welche Konsequenzen dies
sein könnten, kann ich nun aus Zeitgründen lediglich anhand der
Interessen der derzeit wohl einflussreichsten Akteursgruppe skizzieren
- den kapitalstarken global agierenden Wirtschaftsunternehmen.

[II] Welche Folgen hätte die einseitige Durchsetzung der Interessen kapitalstarker, global agierender Wirtschaftsunternehmen für die gesellschaftliche Entwicklung im digitalen Zeitalter?
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Wirtschaftsunternehmen sehen sich im globalen Wettbewerb um das
Kapital der Finanzmärkte dazu gezwungen, eine relativ höhere
Produktivität und eine relativ höhere Kapitalrendite zu
erwirtschaften, als ihre Konkurrenten. Da, wie wir in Kapitel 3 anhand
der Punkte [I]-[III] gesehen haben, die Ressource 'Wissen &
Information' zunehmend zum entscheidenden Produktionsfaktor avanciert,
mit dem Produktivität und Kapitalrendite gesichert bzw. gesteigert
werden kann, ist die Kontrolle über die Ressource 'Wissen &
Information' der strategische Schlüssel der Unternehmen, um das
Überleben im globalen Wettbewerb zu sichern. Die Institution zum
Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" stellt nun diesbezüglich
ein besonders effektives Kontrollinstrument dar[27], das um so
interessanter für ein Unternehmen, je größer und kapitalstärker es ist
(da die Institution zum Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum"
ein struktureller Wettbewerbsvorteil für kapitalstarke Großunternehmen
gegenüber den oft wesentlich innovativeren und flexibleren
Kleinunternehmen und Freelancern darstellt - s.o.).

Wenn aber andererseits, wie wir festgestellt haben, die Institution
zum Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" insgesamt nur eine
suboptimale wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ermöglicht, dann lässt
sich sagen, dass nur ein bestimmter Kreis gesellschaftlicher
Akteure[28] von der Institution zum Schutz von so genanntem "geistigen
Eigentum" profitiert, während der Allgemeinheit dadurch
Wohlstandschancen entgehen.

Würden sich also die Interessen kapitalstarker Großunternehmen bei der
gesellschaftlichen Entwicklung im digitalen Zeitalter durchsetzen, so
ließe dies Folgendes erwarten:

1.   Geltungsanspruch und Reichweite des Schutzes von so genanntem
     "geistigen Eigentum" würde weiter ausgedehnt[29];

2.   Da kapitalstarke Unternehmen gegenüber KMUs (aber auch insgesamt
     die hochentwickelten gegenüber unterentwickelten
     Volkswirtschaften) aus der Institution zum Schutz von so
     genanntem "geistigen Eigentum" ein struktureller
     Wettbewerbsvorteil erwächst, würde sich insgesamt der
     Konzentrationsprozess zugunsten kapitalstarker Großunternehmen
     und zugunsten einiger weniger hochentwickelter
     Volkswirtschaften[30] weiter beschleunigen; die daraus
     resultierenden Kosten hätte die Allgemeinheit zu tragen.

3.   Diese zunehmende Konzentration der Kontrolle über die Ressource
     'Wissen & Information' impliziert eine zunehmende (und
     demokratisch nicht legitimierte) Machtkonzentration in den Händen
     der Eigentümer der Ressource 'Wissen & Information', da
     vermittels dieser Ressource Kontrolle über Dritte ausgeübt bzw.
     die Ressource 'Wissen & Information' als strategische Waffe zur
     Durchsetzung eigener Interessen einsetzt werden kann.[31]

[III] Schlussbemerkungen
------------------------

Mit anderen Worten wird durch die Befürworter des eigentumsrechtlichen
Schutzes von 'Wissen & Information' einer Entwicklung das Wort
geredet, gegen die sich bereits seit Jahrhunderten die Kritik großer
liberaler Denker richtet, deren liberale Überzeugungen sich vehement
gegen staatlich gewährte Monopolprivilegien (um nichts anderes handelt
es sich bei so genanntem "geistigen Eigentum") und gegen die
Konzentration wirtschaftlicher und politischer Macht zulasten der
allgemeinen Wohlfahrt und zulasten individueller Freiheit richtete.
Dass sich die Befürworter von "geistigem Eigentum" in ihrer
Argumentation ungeachtet dessen auf das liberale Erbe berufen, ist
zwar erfolgreich, wie wir zu Beginn des Vortrags gesehen haben, nichts
desto trotz zeugt es bestenfalls von mangelnder Durchdringung der
Materie.

Wer allen Ernstes glauben machen möchte, man könne in einer
Argumentation knappe materielle Güter - wie beispielsweise Pullover -
einfach durch nicht knappe/generative Entitäten wie Wissen und
Informationen ersetzen, ohne dass dies am Ergebnis des Arguments etwas
ändern würde, der redet Entwicklungstendenzen das Wort, die uns auf
dem Weg ins digitale Zeitalter Stück für Stück einer Plutokratie näher
bringen - keinesfalls aber einer im besten Sinne des Wortes liberalen
Gesellschaft. Was dem entgegengehalten werden kann, ja
entgegengehalten werden muss ist das, was man wohl als Nukleus unserer
modernen Zivilisation und als Grundanliegen sowohl liberaler wie auch
linker Denker bezeichnen kann: Aufklärung.

Aufgrund meiner liberalen Grundüberzeugungen halte ich "Wettbewerb"
für einen wichtigen Motor des Fortschritts. Und gerade Aufklärung
gedieh schon immer dort am besten, wo sie sich im Geiste eines freien
"Wettstreits" der Argumente entwickeln konnte. Dieser Geist hat im
Oekonux-Netzwerk eine sichere Heimstatt, weshalb ich mich besonders
freue, auch dieses Jahr hier dabei sein zu dürfen. Und auch wenn ich
hier nur einen kleinen Ausschnitt einer liberalen Kritik an der
Institution zum Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" vortragen
konnte, so würde es mich doch freuen, wenn es mir in gleichem Maße
gelungen sein sollte, anderen Teilnehmern Anregungen und neue
Perspektiven zu eröffnen, wie sie mir selbst durch Vorträge und
Diskussionen hier zuteil wurden.

Literatur
=========

Brodbeck, Karl-Heinz (2000): Zur Theorie der Internet-Ökonomie. In:
praxis-perspektiven Band 4 (2000), S. 47-59

Eissler, Stephan (2004): Die Institution des so genannten "geistigen
Eigentums" im digitalen Zeitlalter. Eine Kritik aus der Perspektive
liberaler Theorien. Tübingen im Februar 2004

Eissler, Stephan (2004b): Max Webers 'Protestantische Ethik' und die
so genannte 'Hacker-Ethik' - ein Vergleich. Tübingen im August 2004

Feess, Eberhard (1997): Mikroökonomie. Metropolis Verlag, Marburg

Frein, Michael (2002): Die Globalisierung von Rechten an geistigem
Eigentum und der Nord-Süd-Konflikt. In: PROKLA Heft 126 - 31. Jg 2002,
S. 103-125

Gröndahl, Boris (2002): Die Tragedy of the anticommons.
Kapitalistische Eigentumskritik im Patentwesen. In: PROKLA 126 -
Wissen und Eigentum im digitalen Zeitalter, S. 89-102

Hamann, Götz (2004): Habe alles, bekomme mehr. In: Die ZEIT Nr. 22.,
19. Mai 2004, S.19-20

Heeg, Thiemo (2003) Starke Marken müssen auf den Bauch zielen. In:
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung; 02.11.2003, S. 40

Mankiw, N. Gregory (2001): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2.
Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart

North, Douglass C. (1992): Institutionen, institutioneller Wandel und
Wirtschaftsleistung. Mohr/Siebeck, Tübingen

Nuss, Sabine (2002): Download ist Diebstahl? Eigentum in einer
digitalen Welt. In: PROKLA 126 - Wissen und Eigentum im digitalen
Zeitalter, S. 11-35

Rifkin, Jeremy (2000): Access - Das Verschwinden des Eigentums.
Campus, Frankfurt a.M.

Siebel, Walter/Ibert, Oliver/Mayer, Hans-Norbert 2001: Staatliche
Organisation von Innovation: Die Planung des Unplanbaren unter
widrigen Umständen durch einen unbegabten Akteur. In: Leviatan 29.
Jg., Heft 4 (Dzember), S. 526 - 543

Shapiro, Carl (2001): Navigating the Patent Thicket: Cross Licenses,
Patent Pools, and Standard-Setting. Im Internet unter:
http://haas.berkeley.edu/~shapiro/thicket.pdf

Sietmann, Richard (2001): Wettbewerb im Gerichtssaal. Der Kampf ums
geistige Eigentum treibt das Patentwesen in die Zerreißprobe. Im
Internet unter: http://www.heise.de/ct/01/17/170/default.shtml

Thompson, William R./ Rasler, Karen (1999): War, the Military
Revolution(s) Controversy, and Army Expansion. A test of two
explanations of historical influences on european state making. In:
Comparative Political Studies, Vol. 32, No.1, February 1999, S. 3-31

Weber, Max (1909): Agrarverhältnisse im Altertum. In: (Conrad J. v.
u.a.) Handwörterbuch der Staatswissenschaften. Bd.1, S. 52-188

Weede, Erich (1990): Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Mohr/Siebeck,
Tübingen

______________________________________________________________________

[1] Nachtrag: Auf spiegel-online zog Gerd Gebhardt (Vorsitzender der
deutschen Phonoverbände) jüngst das Fahrrad für diesen
"Taschenspielertrick" zur Verteidigung des derzeit geltenden
Urheberrechts heran: "So wie niemand gegen seinen Willen gezwungen
werden kann, sein Fahrrad zu verkaufen, entscheiden auch Musiker und
Musikfirmen darüber, ob, von wem und zu welchen Bedingungen ihre Musik
genutzt wird"
(http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,316837,00.html).

[2] Denn so selbstverständlich es uns heute auch erscheinen mag, so
sollte dennoch nicht vergessen werden, dass es einer großen
aufklärerischen Anstrengung bedurfte, bis sich die Einsicht, dass
Menschen keine eigentumsfähige Entitäten sind, gegen die
wirtschaftlichen Interessen, die sich mit dem Sklavenhandel und der
Sklavenhaltung verbanden, allgemein durchgesetzt hatte. Die Geschichte
lehrt uns also misstrauisch zu sein, wenn uns jemand erzählt, es sei
sinnvoll und gut, bestimmte Dinge als Eigentum zu schützen - auch dann
misstrauisch zu sein, wenn wir Eigentum für eine grundsätzlich
sinnvolle Institution halten!

[3] Feudalismus umfasst nach Max Weber (1909:53) ganz allgemein "alle
jene sozialen Institutionen, welchen die Herausdifferenzierung einer
für den Krieg oder den Königsdienst lebenden Herrenschicht und ihre
Sustentation durch privilegierten Landbesitz, Renten oder Fonden der
abhängigen waffenlosen Bevölkerung zugrunde liegt." Das grundlegende
Kriterium, nach dem sich feudale Gesellschaften strukturieren, ist
also 'Grund & Boden': Ob und inwiefern jemand Land besitzt entscheidet
darüber, ob und inwiefern jemand über andere herrscht oder von anderen
beherrscht wird; dies entscheidet darüber, welche Rechte, Privilegien
und Pflichten jemand in der feudalen Gesellschaft hat. Der Zweck, der
laut Weber diesem grundlegenden Strukturprinzip zugrunde lag, ist
demnach die Herausdifferenzierung und Reproduktion einer
Gesellschaftsschicht, die die Verteidigung (und wo möglich: die
Ausdehnung) des Territoriums der feudalen Gesellschaft sicherstellt.

[4] Diese systemimmanente Entwicklungsdynamik des Feudalismus deuten
Thompson/Rasler (1999:6ff) wie folgt an: "The costs of artillery and
fielding infantry in battles favored states with the resources to pay
for them. By the large, this meant that large and centralized states
were most favoured to win. Yet, becoming more competitive
internationally also implied [...] that the extent of national
territory could be expanded even further. More tax revenues meant more
and better artillery and armies in a self-reinforcing cycle."

[5] Die (oft nur temporäre) Alleinstellung eines Produktes / einer
Geschäftsidee auf dem Markt aufgrund erfolgreicher Innovation
ermöglicht es dem Unternehmen ein Monopolgewinn zu erzielen, der über
dem erzielbaren Gewinn unter Konkurrenzbedingungen liegt. Vgl. dazu
Mankiw (2001:346ff).

[6] Die zunehmende Bedeutung von (neuem) Wissen als Produktionsfaktor
bedeutet aber auch eine zunehmende Bedeutung der Zugangsmöglichkeit zu
Informationen (als dem "Rohstoff" für die Generierung/Diffusion von
neuem Wissen).

[7] "'Eigentum' und 'akkumulieren' waren über lange Zeit hinweg
sorgsam gehegte und gepflegte Lebenskonzepte. Nun jedoch überholen die
rasante technische Innovation und die aktuelle ökonomische Aktivität
mit ihrem schwindelerregenden Tempo alle Vorstellungen, die wir an
Eigentum geknüpft haben. [...] In einer Ökonomie, deren einzige
Konstante der Wandel ist, macht es wenig Sinn, bleibende Werte
anzuhäufen" (Rifkin 2000:13).

[8] Diejenigen Innovationen, durch die die Effizienz und Effektivität
der Nutzung von Kapital erhöht werden kann, werden im Weiteren
abgekürzt als I=>K{(Rend>0)}. Dasjenige neue Wissen, das Voraussetzung
ist für eine bestimmte Innovation, mit der die Effizienz und
Effektivität bei der Nutzung der Ressource Kapital gesteigert werden
kann, bezeichne ich im weiteren abgekürzt als nW=>(I=>K{(Rend>0)})

[9] Nur dann, wenn die entscheidenden Informationen (im weiteren
abgekürzt als Inf) zu den Personen mit dem notwendigen Ausgangswissen
AW gelangen (wenn also gilt: (AW /\ Inf)), kann dasjenige neue Wissen
entstehen, das Voraussetzung für die Generierung einer Innovation ist,
durch die die Effizienz und Effektivität der Nutzung von Kapital
erhöht werden kann. Dieser Zusammenhang wird im Weiteren abgekürzt
dargestellt als (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend>0)})).

[10] Eine Allokation ist dann am effektivsten, wenn sie zu einem
Pareto-Optimum führt (das Pareto-Optimum entspricht einem Zustand
maximaler Wohlfahrt, in dem durch eine Umverteilung - also einer
Änderung der Allokation - kein Wirtschaftssubjekt besser gestellt
werden könnte, ohne dass ein anderes dadurch schlechter gestellt
wird). Der Grad der Effektivität einer Allokation misst sich also
daran wie nahe die Allokation dem Pareto-Optimum kommt; erst bei der
Effizienz einer Allokation geht es dann um die Frage, welcher
Ressourceneinsatz für die Ermöglichung und Durchführung dieser
Allokation notwendig ist. Da die Höhe des Ressourcenaufwands, der für
die Ermöglichung/Durchführung einer Allokation aufgewandt werden muss,
unmittelbare Auswirkung auf das durch die Allokation erreichbare
Wohlfahrtsniveau hat, besteht ein innerer Zusammenhang zwischen
allokativer Effektivität und Effizienz. Während die Mikroökonomik für
natürlicherweise knappe Güter und Ressourcen unter gegebenen
Rahmenbedingungen zumindest theoretisch das Tausch- sowie
Produktionsoptimum und damit das Pareto-Optimum ermitteln kann, ist
dies bei der Allokation von (Inf) nicht möglich. Denn Effektivität und
Effizienz ergeben hier aus den Ergebnissen der Allokation: der
Innovation (I). Ex ante besteht hier das Problem, dass es sich bei
Innovationen um etwas qualitativ Neues handelt, von dem vorher noch
nicht gewusst werden kann, was es ist und welchen Nutzen es hat. Ex
post besteht das Problem darin, dass es sich nicht ermitteln lässt, ob
die Kombination von (Inf) mit einem anderen Ausgangs-wissen (AW) nicht
effektiver gewesen wäre (in dem Sinne, dass die daraus resultierende
Innovation eine höhere Kapitalrendite ermöglichen würde). Dem wird
hier im folgenden Rechnung getragen, indem (1) zwar nur eine sehr vage
Bestimmung der allokativen Effektivität vorgeschlagen wird, diese
Effektivität jedoch (2) in einem inneren Zusammenhang mit der
Effizienz und Nachhaltigkeit der Allokation von (Inf) verstanden
werden muss. Im Folgenden wird dieses Konzept einer nachhaltigen
Allokation von (Inf) kurz vorgestellt; im Rahmen dieses Vortrags kann
dann jedoch nicht weiter darauf eingegangen werden.

[11] Die Effizienz des Ereignisses (Inf /\ {A}W)=>(nW=>(I) ergibt sich
also aus (K+K{(Rend)})/K <=> K(1+Rend)/K <=> (1+Rend)

[12] Dieser Zusammenhang soll im Weiteren wie folgt dargestellt werden
(AW{(t=0)} /\ Inf)=>{n}W{(t=1)}=AW{(t=2)} wobei gleichzeitig gilt,
dass nW{(t=x)}=>(I{(t=x[PHONE NUMBER REMOVED])}=>K{(Rend>0)}) | x>=1.

[13] Anzumerken wäre hierzu noch, dass zentrale Planung als Mittel zur
Allokation der Ressource 'Wissen & Information' noch weit ungeeigneter
sein muss, als dies liberalen Theorien zufolge schon für die
Allokation natürlicherweise knapper Güter der Fall ist. Denn bei der
Allokation von 'Wissen & Information' mit dem Ziel, Innovationen zu
generieren, ist das Informationsdefizit zentraler Planungsinstanzen
noch weit ausgeprägter, als dies bei der Allokation von
natürlicherweise knappen Gütern der Fall ist. Dies liegt im Wesen von
Innovationen, begründet, wie ich anhand des folgenden Zitats von
Siebel u.a. verdeutlichen möchte: "Was das Problem war, das in einem
kreativen Akt gelöst wurde, weiß man erst im Nachhinein. Also weiß man
erst im Nachhinein, was man zu Anfang hätte wissen müssen. [...]
Planung im Sinne zielverwirklichenden Handelns widerspricht der Logik
der Innovation. Wären Innovationen als Ziele formulierbar, d.h.
könnten ihre Eigenschaften spezifiziert und ihre Folgeprobleme schon
prognostiziert werden, so wären es keine Innovationen im Sinne des
qualitativ Neuen. Das eigentliche Ziel innovationsorientierter Planung
stellt sich erst am Ende des Prozesses heraus" (Siebel u.a.;
2001:530ff). Bedenkt man nun, dass Planung das wichtigste Mittel ist,
das Organisationen zur Verfügung steht, um die Allokation von
Informationen mit dem Ziel (Inf /\ AW)=>(nW=>(I=>K{(Rend>0)})) zu
realisieren, dann wird deutlich, dass die Entwicklung die in Kap. 3.2
[I]-[III] skizziert wurde, für Unternehmen recht prekär ist. Dies
spiegelt sich auch durchaus in der neueren Literatur der
Organisationssoziologie und Innovationsforschung wieder.

[14] Dies lässt sich nach dem liberalen Ökonomen Walras verkürzt so
beschreiben: "Die Preisbildung kann man als einen Prozess der
Informationssuche und Informationsverarbeitung beschreiben. [...]
Preise sind gewissermaßen der soziale Ausdruck der Knappheit von
Gütern in Beziehung zu allen anderen Gütern und den Kaufwünschen (bzw.
"Nutzen"). Preisänderungen funktionieren daher als Knappheitssignale"
(Brodbeck 2000).

[15] Bei der "vollständigen Konkurrenz" handelt es sich zwar um eine
in der Realität nie anzutreffende Idealvorstellung, ihr kommt jedoch
als vereinfachte theoretische Beschreibung der Anpassungsmechanismen
und Effizienzeigenschaften einer marktwirtschaftlichen Ordnung eine
herausragende Bedeutung in der Argumentation liberaler ökonomischer
Theorien zu. Als "vollständige Konkurrenz" bezeichnet man eine
Kombination aus (a) Polypol (quantitatives Merkmal) und (b)
vollkommenem Markt (qualitatives Merkmal): a) Polypol bezeichnet einen
Markt, auf dem viele Nachfrager auf viele Anbieter treffen; b) Ein
"vollkommener Markt" als idealtypisches Konstrukt zeichnet sich vor
allem durch folgende fünf Eigenschaften aus: (1) Homogenität der
Güter; d.h. die Güter sind vollkommen gleichartig; (2)
Präferenzlosigkeit der Marktteilnehmer, d.h. es existieren keine
persönlichen Vorlieben oder Abneigungen zwischen den Marktteilnehmern;
(3) Markttranzparenz, d.h. alle Marktteilnehmer sind jederzeit und
vollständig über alle relevanten Daten informiert; (4)
Rationalitätsannahmen d.h. alle Marktteilnehmer verhalten sich
rational; (5) Punktförmigkeit des Marktes, d.h. der Markt ist räumlich
und zeitlich konzentriert; Anpassungsprozesse vollziehen sich sofort
und verursachen keine Kosten.

[16] So heißt es beim Markenverband in Wiesbaden: "Der Markenartikel
ist ein Produkt, das eine stets gleich bleibende oder verbesserte
Qualität und Ausstattung bietet" (Heeg 2003).

[17] Dies bringt Heeg (2003) wie folgt auf den Punkt: "Starke Marken
müssen auf den Bauch zielen - Vergesst den Verstand. Ohne Gefühle kein
Markenerfolg." Demnach sind Marken "immaterielle Angebote, mit denen
sich in erster Linie Wünsche und Träume verbinden" (ebd.). Inwiefern
der Einsatz von "Marken" in der Werbung gerade auf das Verhindern
rationaler Kaufentscheidungen beim Konsumenten abzielt, wurde in der
Frühzeit der Werbung ebenso unverholen wie optimistisch so
umschrieben: "Wenn sie auf Dauer im Geschäft bleiben wollen, dann
bedenken Sie, was es für Ihre Firma für Gewinn bedeuten kann, wenn Sie
millionenfach Kinder abrichten können, aus denen Erwachsene werden,
gedrillt, ihre Produkte zu kaufen, wie Soldaten gedrillt sind, sich in
Bewegung zu setzen, wenn sie die Kommandoworte, Vorwärts, marsch!
hören" (Clyde R. Miller, zitiert in Hamann 2004). Darüber hinaus weist
beispielsweise Gröndahl (2002:89) darauf hin, dass
"Warenzeicheninhaber sie [die Marken:S.E.] nicht mehr nur als Waffe
gegen Konkurrenten, sondern auch als Instrument der corporate
censorship [benutzen]: gegen unverwünschte Kritik an Geschäfts- oder
Produktionspraktiken."

[18] Dies bezeichnet Shapiro (2001:6) als 'tragedy of the
anti-commons': "The tragedy of the anti-commons arises when there are
multiple gatekeepers, each of whom must grant permission before a
resource can be used. With such excessive property rights, the
resource is likely to be under-used. In the case of patents,
innovation is stifled."

[19] Je geringer die Anzahl der potentiellen Anwender ist, die die
Innovation I{(1)} nutzen können, desto geringer ist die
Wahrscheinlichkeit, dass I{(1)} auf dasjenige Ausgangswissen (AW)
trifft, das dazu in der Lage ist, mit Hilfe von I{(1)} die
wohlstandsmaximierende Innovation I{(2)} zu entwickeln. Anders gesagt:
Durch die Patentierung von I{(1)} verringert sich die
Wahrscheinlichkeit, dass bei dem Ereignis (I{(1)} /\
AW)=>(I{(2)}=>K{(Rend>0)}) diejenige Innovation (I{(2)}) entwickelt
wird, die im Vergleich zu anderen möglichen I{(2)} eine maximale
Wohlfahrtssteigerung ermöglicht.

[20] Zu den Punkten 3. und 4. vgl. Sietmann (2001)

[21] Vgl. dazu beispielsweise Sietmann (2001)

[22] Sabine Nuss (2002:15) fasst Norths These wie folgt zusammen: "Die
Beschleunigung des wirtschaftlichen Wachstums seit der steinzeitlichen
Revolution, seit dem Übergang zur Agrarwirtschaft und seit der
modernen industriellen Revolution erklärte er mit einer Theorie der
Verfügungs- und Eigentumsrechte, wobei die Kernthese seiner
historischen Untersuchung lautet, dass Länder, deren Staaten
gesicherte Eigentumsrechte durchsetzen konnten und können, eine
effizientere Wirtschaftsleistung generieren als Länder, die über wenig
oder keine gesicherten Eigentumsrechte verfügen." Vgl. dazu auch
zusammenfassend Weede (1990:40ff)

[23] Dies würde bedeuten, dass sich in der
wirtschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kapital und
anderen natürlicherweise knappen Ressourcen (wie in der klassischen
und neoklassischen ökonomischen Theorie üblich) lediglich notwendige
Bedingungen für wachstumorientiertes effizientes und effektives
Wirtschaften formulieren lassen, während erst die Auseinandersetzung
mit der Ressource 'Wissen & Information' hinreichende Bedingungen
hierfür liefern kann. Eine solche Auseinandersetzung mit der Ressource
'Wissen & Information' beinhaltet bspw. Fragen wie sie unter Punkt
[IV] kurz angeschnitten wurden - also Fragen nach einem effektiven,
effizienten und nachhaltigen Umgang mit dieser Ressource.

[24] In Eissler(2004) versuche ich zu zeigen, dass die Institution zum
Schutz von so genanntem "geistigen Eigentum" der quantitativen und
qualitativen Maximierung von (AW) entgegenwirkt.

[25] Vgl. dazu Eissler (2004b)

[26] TRIPs steht als Akronym für "Trade Related Aspects of
Intellectual Property Rights"

[27] Die Bedeutung als Kontrollinstrument wird deutlich, wenn man
bedenkt, dass die "Eigentümer" von Wissen (durch das Patentrecht) bzw.
von Informationen (durch das Urheber- und Markenrecht) dazu befugt
werden zu bestimmen, (a) wer unter welchen Bedingungen Zugang zu der
Ressource erhält, bzw. (b) wer diese Ressource auf welche Weise nutzen
darf.

[28] Neben kapitalstarken Großunternehmen sind vor allem die schnell
wachsende Berufsgruppe der Patentanwälte die wichtigsten Profiteure
dieser Institution.

[29] Dieser Trend zeichnet sich derzeit schon im Bereich des
Patentrechts ab: 1. wird die Erfindungshöhe sukzessive herabgesetzt,
indem beispielsweise zunehmend sogar Geschäftsideen patentierbar
werden; 2. findet eine schleichende Erweiterung der
Patentierungsmöglichkeit über Erfindungen hinaus auf Entdeckungen
statt - die Patentierung einzelner Gensequenzen wäre hier eines der
jüngsten Beispiele (diese wurden nicht "erfunden", sondern nur
entdeckt) - mit der Patentierung von Gensequenzen werden meist auch
Eigentumsansprüche auf zukünftig aus der Gensequenz abgeleiteten
Erkenntnissen (bspw. medizinische Therapiemöglichkeiten) angemeldet.

[30] Zur Verschärfung der Kluft zwischen Industriestaaten und
Entwicklungsländern durch das globale Patentregime vgl. u.a. Frein
(2002)

[31] Auch dieser Trend zeichnet sich derzeit schon in
besorgniserregender Weise unter anderem in der Agrarwirtschaft ab. In
Bezug auf die Kontrolle zukünftiger Nahrungsressourcen weist bspw.
Frein (2002:116) darauf hin, "dass Patente oder andere Rechte an
geistigem Eigentum für alle oder doch für erhebliche Teile der für
menschliche Ernährung wichtigen Pflanzen existieren; vereinfacht
ausgedrückt heißt dies, dass sie de facto das Eigentum privater
Agro-Konzerne sind."




________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT08568 Message: 7/19 L1 [In index]
Message 08882 [Homepage] [Navigation]