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Re: [ox] (Fwd) Re: EXIT! spez. petra h. zu copy$



Hi Karl et al!

Das habe ich eben erst entdeckt. Das ist ja noch viel krasser als
Petras Text.

3 weeks (26 days) ago Karl Dietz wrote:
EXIT!  Heft 1 erscheint im August 2004

Editorial


Unter dem Titel "Copyleft" wird derzeit im Kontext des
Ökonux-Ansatzes
   ^

So etwas finde ich schon immer besonders bezeichnend. Selbst bei
flüchtigem Hinsehen könnte auf der Web-Site klar sein, dass da kein
"Ö" hingehö(sic!)rt, sondern ein "Oe". Sich mit dem Gegenstand ihrer
Kritik auseinanderzusetzen ist bei Exit! wohl nicht mal mehr in den
formalen Dingen gefragt. Offenbar ist der eigene Bauchnabel
mittlerweile zum allein gültigen Bezugspunkt geworden. Ein
Trauerspiel...

das "Prinzip" einer freien, unentgeltlichen
Nutzung und Verbreitung von Texten propagiert, das "ein Türchen zu
einer neuen Welt" aufstoßen soll, in der "die Regeln der
Warengesellschaft nicht mehr gelten". Der Artikel Copyright und
Copyleft von Petra Haarmann stellt diese Behauptung auf den
Prüfstand und kommt zu dem Ergebnis, daß es sich um einen
Etikettenschwindel handelt. Erstens ist mit der abstrakten
Prinzipienhaftigkeit von "Copyleft" die Möglichkeit gegeben, daß
publizistische Produzenten, die sich einmal darauf eingelassen
haben, von beliebigen Instanzen unentgeltlich "abgeschöpft" werden

es wird so weit ich das ganze übersehe: niemand gezwungen -
unter copyleft oder anderen lizenzen zu publizieren. das kann jeder
selber entscheiden.

Karl bringt es auf den Punkt.

Dazu wäre noch anzumerken, dass es ein Geschäftsmodell
Freier-Software-AutorInnen ist, Auftragsarbeiten anzunehmen, die dann
als Freie Software verbreitet werden (Einfach Freie Software). Auch
TextproduzentInnen könnten mit diesem Modell arbeiten. Aber so weit
reicht die Recherche halt nicht wenn der eigene Bauchnabel einer die
Sicht versperrt...

- unter den ansonsten völlig unveränderten Bedingungen der
Warengesellschaft heißt das, dass praktisch niemand mehr seinen
Lebensunterhalt durch Textproduktion bestreiten kann und eine
intellektuelle oder künstlerische Existenz nur noch auf
Freizeitniveau möglich wäre. Zweitens ist diese angebliche

s.o.

Nun, die wenigsten BriefmarkensammlerInnen und MusikerInnen können
durch ordentliche Briefmarkenalben oder eigene Stücke ihren
Lebensunterhalt bestreiten. Wie gesagt: Der eigene Bauchnabel ist halt
das Maß aller Dinge. Abgesehen von s.o.

Subversion des Urheberrechts selber rechtsförmig und zeigt damit
unfreiwillig, daß es sich um keine Transzendierung der Wertform
handelt.

Die Lizenz nicht, aber die ist nicht der Punkt.

Dieser Text von Petra Haarmann soll den Auftakt bilden
für eine Auseinandersetzung mit Tendenzen eines
neo-kleinbürgerlichen Utopismus, wie er sich neben den
traditionsmarxistischen Restbeständen als weiteres regressives
Produkt einer Verfallsgeschichte der Linken herauszuschälen
beginnt.

*Wenn* in der allerjüngsten Geschichte etwas als Verfallsgeschichte
der Linken betrachtet werden kann, dann die Exit!-Story, bei der vor
allem hervor sticht, wie wenig die (nicht-libertäre) Linke ihre
eigenen Umgangsformen in den Blick gekriegt hat.

Der Begriff der "Aneignung" droht dabei den Denkmustern
falscher Unmittelbarkeit zu verfallen und mit Elementen
lebensphilosophisch-vitalistischer Ideologie angereichert zu
werden.

Der Begriff der An*eign*ung ist selbst nur ein bürgerlicher Begriff,
mit dem diese bürgerliche Sphäre gar nicht verlassen werden kann.
Näheres dazu in der Kritik an Petras Text. Anstatt auf die durch und
durch bürgerliche Eigentumsfrage zu verfallen muss diese aufgehoben
werden. Oekonux-Theorieelemente leisten dazu m.E. einen Beitrag.

Besonders ärgerlich ist es, wenn solche Tendenzen sich
ausgerechnet auf die Wert-Abspaltungskritik berufen.

Also das mit der Abspaltung nehme ich ihnen jetzt persönlich übel. Ich
kann mich nicht erinnern, dass *irgendwer* sich auf dieser Liste
überaus positiv auf das abgespaltene Lieblingsbaby und neue
Exit!-Fetischobjekt bezogen hat.

Was den Bezug zur Wertkritik angeht, so scheint Robert Kurz seine
absolute Glanzleistung "Antiökonomie und Antipolitik" heute wohl
lieber rückgängig machen zu wollen...

EXIT wird
einer solchen romantisch-populistischen Instrumentalisierung und
Vulgarisierung wertkritischer Ideen entschieden entgegentreten.

Na, wenn hier weiter nur Ersatzteile kommen, dann wird das eine
traurige Vorstellung. Vielleicht wäre es hilfreich, sich erstmal mit
dem kritisierten Gegenstand auseinander zu setzen...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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